Kein Entrinnen
Bye-bye, Parkstadion ein persönlicher Nachruf Von Daniel Behruzi
Das Gelsenkirchener Parkstadion wird abgerissen. Das dürfte die fußballinteressierte Öffentlichkeit mitbekommen haben. Und auch in dieser Zeitung wurden aus diesem Anlaß brav die »Highlights« in der Geschichte der einstigen Schalker Spielstätte am Berger Feld aufgezählt: Vom sechs zu sechs im Pokalspiel des damaligen Zweitligisten gegen den FC Bayern mit drei Buden des jungen Olaf Thon , über die berüchtigte Sechs-Minuten-und-38-Sekunden-Meisterschaft 2001 bis hin zur Hamburger Meisterfeier 1983 auf Schalke. Doch für mich wird das Parkstadion immer mit anderen Erinnerungen verbunden bleiben.
Nie werde ich die Vorfreude vergessen, die mich sobald die bunte Brücke auf der A2, kurz vor der Ausfahrt Gelsenkirchen-Buer auftauchte stets befiel und die sich auf dem langen Weg hoch in die Nordkurve, vorbei an Wurstbuden und Bierständen noch steigerte. Und die Euphorie beim ersten Blick ins weite Rund. Solch abgedroschene Redewendungen sind ja normalerweise strengstens verboten (»Arschlos«, würden die jW-Sportredakteure dazu sagen). Aber für das weitläufige Parkstadion mit seinen rund 70000 Plätzen, den flach ansteigenden Tribünen und seiner Umlaufbahn trifft sie einfach zu.
Okay, das Parkstadion steht für teils bittere Zeiten. Drei Abstiege in die Zweite Liga, haufenweise Schulden und ebenso viele Skandale und Skandälchen. Das Rumgegurke gegen Gegner wie Meppen und Saarbrücken war oft nicht mit anzusehen. Und bei Regen gab es kein Entrinnen, kein Schiebedach wie in der nebenan gebauten High-Tech-Arena. Doch selbst das hatte irgendwie sein Gutes: Setzte bei ganz lahmen Spielen der Regen ein, wachten die Kurve und dann auch die Jungs auf dem Platz meist auf und legten richtig los. Fußball war eben doch noch etwas anderes als ein Theaterbesuch, seinerzeit. Selbst den Yuppies auf der überdachten Gegengeraden half ihr Dach bei ordentlichem Wind wenig keine VIP-Logen, wie in der Arena. Die Gesänge entstanden noch anarchisch aus der Kurve, ohne die Vorgaben von 20jährige Ultras am Megaphon. Und statt Beschallung mit Dolby-Surround von was weiß ich woher wurden die Auswechselungen und die platten Werbesprüche lokaler Wurstfabrikanten an deren Niveau hat sich seither nichts geändert über knarzende Lautsprecher verlautbart. Zum Ritual der Nordkurve gehörte seinerzeit, daß bei jedem Spiel einer den Lautsprechermast hochkletterte, dort einen BVB-Schal festband und ihn unter lautem Gejohle anzündete. Heute würde in einem solchen Fall wahrscheinlich eine Horde Robocops den Block stürmen.
Überhaupt, was waren das für Zeiten?: Ein Stehplatz in der Nordkurve kostete ermäßigt sieben Mark und die obligatorische Stadionwurst konnte man gegen einfaches Münzgeld erwerben. Heute geht das nur mit wiederaufladbarer »Knappenkarte«, auf der stets ein Restbetrag bleibt. Dafür sind die Toiletten in der Arena für ein Fußballstadion fast schon unanständig sauber. Das konnte man von den Klos in der Nordkurve nicht behaupten, weshalb sich die meisten am Zaun dahinter aufstellten. Das »Tausend Freunde, die zusammen stehn« aus dem Schalker Vereinslied bekam da eine ganz andere Bedeutung.
quelle
Bye-bye, Parkstadion ein persönlicher Nachruf Von Daniel Behruzi
Das Gelsenkirchener Parkstadion wird abgerissen. Das dürfte die fußballinteressierte Öffentlichkeit mitbekommen haben. Und auch in dieser Zeitung wurden aus diesem Anlaß brav die »Highlights« in der Geschichte der einstigen Schalker Spielstätte am Berger Feld aufgezählt: Vom sechs zu sechs im Pokalspiel des damaligen Zweitligisten gegen den FC Bayern mit drei Buden des jungen Olaf Thon , über die berüchtigte Sechs-Minuten-und-38-Sekunden-Meisterschaft 2001 bis hin zur Hamburger Meisterfeier 1983 auf Schalke. Doch für mich wird das Parkstadion immer mit anderen Erinnerungen verbunden bleiben.
Nie werde ich die Vorfreude vergessen, die mich sobald die bunte Brücke auf der A2, kurz vor der Ausfahrt Gelsenkirchen-Buer auftauchte stets befiel und die sich auf dem langen Weg hoch in die Nordkurve, vorbei an Wurstbuden und Bierständen noch steigerte. Und die Euphorie beim ersten Blick ins weite Rund. Solch abgedroschene Redewendungen sind ja normalerweise strengstens verboten (»Arschlos«, würden die jW-Sportredakteure dazu sagen). Aber für das weitläufige Parkstadion mit seinen rund 70000 Plätzen, den flach ansteigenden Tribünen und seiner Umlaufbahn trifft sie einfach zu.
Okay, das Parkstadion steht für teils bittere Zeiten. Drei Abstiege in die Zweite Liga, haufenweise Schulden und ebenso viele Skandale und Skandälchen. Das Rumgegurke gegen Gegner wie Meppen und Saarbrücken war oft nicht mit anzusehen. Und bei Regen gab es kein Entrinnen, kein Schiebedach wie in der nebenan gebauten High-Tech-Arena. Doch selbst das hatte irgendwie sein Gutes: Setzte bei ganz lahmen Spielen der Regen ein, wachten die Kurve und dann auch die Jungs auf dem Platz meist auf und legten richtig los. Fußball war eben doch noch etwas anderes als ein Theaterbesuch, seinerzeit. Selbst den Yuppies auf der überdachten Gegengeraden half ihr Dach bei ordentlichem Wind wenig keine VIP-Logen, wie in der Arena. Die Gesänge entstanden noch anarchisch aus der Kurve, ohne die Vorgaben von 20jährige Ultras am Megaphon. Und statt Beschallung mit Dolby-Surround von was weiß ich woher wurden die Auswechselungen und die platten Werbesprüche lokaler Wurstfabrikanten an deren Niveau hat sich seither nichts geändert über knarzende Lautsprecher verlautbart. Zum Ritual der Nordkurve gehörte seinerzeit, daß bei jedem Spiel einer den Lautsprechermast hochkletterte, dort einen BVB-Schal festband und ihn unter lautem Gejohle anzündete. Heute würde in einem solchen Fall wahrscheinlich eine Horde Robocops den Block stürmen.
Überhaupt, was waren das für Zeiten?: Ein Stehplatz in der Nordkurve kostete ermäßigt sieben Mark und die obligatorische Stadionwurst konnte man gegen einfaches Münzgeld erwerben. Heute geht das nur mit wiederaufladbarer »Knappenkarte«, auf der stets ein Restbetrag bleibt. Dafür sind die Toiletten in der Arena für ein Fußballstadion fast schon unanständig sauber. Das konnte man von den Klos in der Nordkurve nicht behaupten, weshalb sich die meisten am Zaun dahinter aufstellten. Das »Tausend Freunde, die zusammen stehn« aus dem Schalker Vereinslied bekam da eine ganz andere Bedeutung.
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