so ist es. allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass man einen potenten geldgeber abweisen würde. im folgenden interview lese ich zumindest heraus, dass der präsi von LOK schon bissl angfressen ist. in meinen augen zum teil auch verständlich. trotzdem bin ich dafür, dass LOK für ewig in dieser liga blreibt, wo sie grade sind. gerne aber auch eine weiter unten (wenigstens).
Wien - Steffen Kubald darf sich seit Dezember 2003 Präsident des 1. FC Lok Leipzig nennen. Der Verein hat schon bessere Zeiten erlebt, so zum Beispiel 1987 als man erst im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam - damals mit van Basten, Bergkamp und Rijkaard topbesetzt - denkbar knapp 0:1 verlor. Eine Insolvenz später fand sich der Verein in der 11. Liga wieder, heute wird in der Oberliga Nordost, der fünften deutschen Spielklasse, vor durchschnittlich 3.300 Lok-Fans im Bruno-Plache-Stadion gespielt. Ab nächster Saison bekommt man es mit einem zumindest finanziell übermächtigem Gegner und Lokalrivalen zu tun: Rasenballsport Leipzig. Ein Konstrukt, hinter dem sich der österreichische Getränkehersteller Red Bull verbirgt. Mit Steffen Kubald sprach Philip Bauer.
derStandard.at: Wie sehen Sie den Einstieg von Red Bull in den sächsischen Fußball?
Steffen Kubald: Wenn jemand viel Geld bringt, ist das doch immer eine feine Sache. Wenn jetzt aber bereits vom Aufstieg in der kommenden Saison gesprochen wird, sage ich: Gott sei Dank müssen wir immer noch Fußball spielen, das gehört zum Glück auch noch dazu. Warten wir ab, im Moment passiert noch relativ wenig. Es wird nur viel geschrieben und gesprochen.
derStandard.at: Steht die Bevölkerung in der Region dem Projekt positiv gegenüber?
Steffen Kubald: Die Meinungen sind geteilt. Jene die jetzt zu Lok Leipzig gehen, werden das auch in Zukunft so halten. Wenn man darüber hinaus die neutralen Zuseher, also die Event-Zuseher, für das neue Projekt langfristig motiviert, kann das aber eine gute Sache sein.
derStandard.at: Also keine Angst, dass die Lok-Fans zum Rasenballsport abwandern?
Steffen Kubald: Nein, das befürchte ich nicht.
derStandard.at: ...vielleicht aber andere Konsequenzen für Ihren Verein?
Steffen Kubald: Es wird keine großen Sponsoren geben, die wir jetzt noch gewinnen können. Viele werden die Entwicklung bei Rasenballsport abwarten. Bei den kleineren wird sich nicht viel ändern.
derStandard.at: Kann man das konkreter begründen?
Steffen Kubald: Die wirtschaftliche Lage ist nicht gut. Und die großen Firmen werden sich denken: wenn Red Bull in ein paar Jahren tatsächlich in der dritten oder gar zweiten Liga spielt, kann ich dort auch mein Geld unterbringen, mir eine Loge kaufen, Schampus trinken und Lachshäppchen essen.
derStandard.at: Hat Red Bull eines schönen Tages auch bei Lok angeklopft?
Steffen Kubald: Nein, mit uns wurde nicht gesprochen. Wir haben für alle ein offenes Ohr, aber wir verkaufen weder unseren Namen, noch unsere Tradition.
derStandard.at: Damit sind Sie für Red Bull ohnehin uninteressant...
Steffen Kubald: Das wissen wir. Wenn Sie sich die Liste der Gründungmitglieder von Rasenballsport ansehen: alles Mitarbeiter von Red Bull. Da frag ich mich, welche Rolle Herr Holger Nussbaum, der ehemalige Manager der Fußball-Sektion des SSV Markranstädt, dort übernehmen will. Die Tradition des Vereins hat er aber erstmal zerstört.
derStandard.at: Aber damit tut man doch niemanden weh, oder?
Steffen Kubald: Einigen Leuten tut man damit ganz bestimmt weh.
derStandard.at: Andere Menschen wird man wiederum erfreuen. Es wird erzählt, die Region dürstet geradezu nach Spitzenfußball...
Steffen Kubald: Jeder hier würde gerne Bundesliga-Fußball sehen. Dann gibt es mal ein Länderspiel gegen Liechtenstein und das Stadion in Leipzig ist ausverkauft, obwohl es das anderswo nicht wäre. Aber das ist nur ein Spiel. Wenn Bayern München im Liga-Pokal kommt, ist das Stadion auch voll. Die Bayern füllen jedes Stadion, ob Red Bull das auch kann? Mag sogar sein, dass Red Bull das Bayern München der Oberliga ist, aber die Bayern sind letztes Jahr auch nur Vizemeister geworden.
derStandard.at: Sie zweifeln an den rasenballsportlichen Zukunftserfolgen?
Steffen Kubald: Man kann die österreichische Liga nicht mit den ersten zwei Ligen in Deutschland vergleichen. Dieses Konzept mag vielleicht in der Oberliga noch funktionieren, aber spätestens in der Regionalliga gibt es auch Mannschaften, die Fußball spielen können.
derStandard.at: Ihr Pressesprecher meinte kürzlich: "Wir müssen uns auch die Frage stellen: Ist das der Fußball, den wir wollen?" Aber welchen Fußball will Lok Leipzig denn eigentlich?
Steffen Kubald: Fußball ist Proletariat. Fußball ist nicht Tennis. Jeder sollte in der Lage sein, sich Fußball leisten zu können. Ob das dann noch gegeben ist? Ob der Fußball dann noch für die einfachen Leute da ist, so wie es früher war?
derStandard.at: Aber ein paar Fans wird Red Bull wohl trotzdem versammeln können?
Steffen Kubald: Einen Fanstamm muss sich ein Verein auch erst einmal erarbeiten. Wenn ich mir die Zuseherzahlen in Makranstädt ansehe, muss ich doch lachen. Nur weil Red Bull dort Sponsor ist, werden auch nicht mehr Leute ins Stadion kommen. Vielleicht am Anfang, aber die Euphorie kann sich schnell wieder legen.
derStandard.at: Könnte es nicht wenigstens neue interessante Derbys für ihren Verein geben?
Steffen Kubald: Ich weiß nicht, was daran interessant sein soll. Wenn wir nach Makranstädt fahren, bringen wir 2.000 Leute mit und es sind 2.500 im Stadion. So wird es wohl auch bleiben.
derStandard.at: Ist mit Aktionen seitens der traditionellen Fans gegen Red Bull zu rechnen?
Steffen Kubald: Widerstand wird es bestimmt geben, wie groß der dann allerdings sein wird, kann ich Ihnen noch nicht sagen. Wenn es dann weiter oben gegen Vereine wie Magdeburg, Dresden oder Aue geht, wird Red Bull aber sicher nicht als Sympathieträger durchgehen.
derStandard.at: Teile ihrer Fans sind nicht unumstritten, Lok wurde in der Vergangenheit immer wieder an den rechten Rand gerückt, es gab wilde Ausschreitungen. Sind diese Probleme bereinigt?
Steffen Kubald: Für uns ist das bereinigt, nur wird es in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen, wir werden noch immer in die Ecke geschoben. Es wird nicht richtig dargestellt, was wir in den letzten fünf Jahren im sozialen Bereich geleistet haben. Es ist eben einfacher über Randale zu berichten als über Fußball spielende Kinder.
derStandard.at: Sie waren früher selber als Hooligan aktiv. Heute haben Sie kein Verständnis mehr für gewalttätige Fans?
Steffen Kubald: Wenn sich Leute auf der grünen Wiese hauen wollen, sollen die das von mir aus tun. Aber im Stadion hat das nichts verloren, es gibt Regeln, an die man sich halten muss.
derStandard.at: Mit dieser Einstellung gelten Sie in der Szene ja mittlerweile als Feindbild...
Steffen Kubald: Das lässt mich kalt, ich habe ein dickes Fell.
derStandard.at; 22. Juni 2009