Meilenstein der deutschen Fußballgeschichte
DFB verhindert durch geschicktes Urteil zukünftige Ausschreitungen
Fußballdeutschland kann endlich aufatmen!
Am vergangenen Donnerstag urteilte das Sportgericht des DFB zugunsten friedliebender Fans und einer überwältigenden Mehrheit der zahlreichen „Leser“ des größten Meinungsforschungsinstituts und schloss für das kommende Jahr die SG Dynamo Dresden vom DFB-Pokal aus. Das von Fans, Vereins- und Verbandsvertretern sehnlich erwartete Urteil ist ein Meilenstein gewaltpräventiver Ansätze und schiebt zukünftigen Ausschreitungen von Fußballfans einen massiven Riegel vor. Besonders zum Tragen kam bei der Urteilsfindung vor allem, dass der Verein Dynamo Dresden bereits im Vorfeld massiv die Sicherheitsvorkehrungen des Gastgebervereins Borussia Dortmund verhinderte.
Selbstherrlich wie einst August der Starke wurde in einem perfiden Pamphlet gezielt versucht, die Erfahrung des BVB im Umgang mit Gästefans zu diskreditieren. Gestählt durch die Begegnungen mit internationalen Spitzenteams war es dem BVB ein leichtes, die zweitklassigen Dresdner Anhänger unter Kontrolle zu halten. Das Konzept der Borussia ging damit vollständig auf, während die SG Dynamo Dresden es versäumte, den eigenen Anhang zu disziplinieren. Im Vorfeld als Risiko, im Nachhinein als genialer Schachzug seitens der Champions League erfahrenen Westfalen gelobt, wurde die nicht vorhandene Fantrennung im Umfeld des Spiels. Die Tatsache der gleichen Vereinsfarben beider Vereine, die eine Unterscheidung der Fangruppen und daraus resultierende Konflikte von vornherein unmöglich machte, wird vor allem von den Vereinsvorsitzenden aus Palermo derzeit intensiv geprüft. Besonders hervorgehoben wurde im Urteil auch, dass die Kommunikation des Vereins mit den Anhängern als absolut kontraproduktiv bewertet werden muss. So trifft sich die SG Dynamo “auf Augenhöhe” mit sogenannten gewalttätigen Ultràs und lässt damit die nötige Distanz vermissen.
Zudem sollte der Verein die Kommunikation mit dem Anhang intensivieren, da durch die momentan mangelnde Kommunikation kein Einwirken des Vereins auf die Fans möglich erscheint. Gericht und Öffentlichkeit kritisieren, dass der Verein viel mit den Fans kommuniziert. Zudem kommuniziert die SG Dynamo zu wenig mit den Fans. Beispielhaft ist in diesem Zusammenhang die Wahrnehmung von kreativen, engagierten und progressiven Fangruppen und -initiativen durch die Verbände und Medien. Besonders häufig berichteten diverse Tageszeitung mit überregionalem Charakter über soziale Aktivitäten von Ultràs.
Auch antirassistische Initiativen, die sich für ein Miteinander von Fußballfans jeglicher Ethnizität einsetzen, sind vielfach durch den DFB medial hervorgehoben worden. Besondere Erwähnung fanden hier unter anderem die spontane Gesprächsrunde zwischen Ultràs und der Dresdner Mannschaft auf dem Weg zum Training im Jahre 2007 und die Umgestaltung des Trainingsgeländes mit elf hölzernen Gaderobenständern, an denen die Spieler in einer Trainingspause ihre verschwitzten Leibchen trocknen konnten. Auch aus Liverpool war Zustimmung zu vernehmen, wurde man doch im Zuge der Urteilsbegründung als leuchtendes Beispiel der Wandlung vom rüpelhaften Saulus zum konformen Paulus herangezogen. Bisher hatte man da immer angenommen, dass die Hillsboroughtragödie mit ihren resultierenden baulichen Veränderungen der englischen Stadien einen nicht unerheblichen Beitrag zum schmerzhaften Umdenken im englischen Fußball geführt hatten. Der DFB sorgte nun endlich für eine Richtigstellung. Da Dynamo mit mangelhaften sportlichen Leistungen einem ähnlichen europäischen Läuterungsversuch seit zirka 20 Jahren ein Schnippchen zu schlagen versucht, hat der DFB die Zeichen der Zeit erkannt und die europäische Sperre durch eine nationale einfach ausgehebelt.
Der Ausschluss der SG Dynamo Dresden aus der Pokalsaison 2012/13 ist somit folgerichtig. Nur durch das kooperative Agieren von Polizei, DFB und Medien war es möglich, dieses Etappenziel zur Beruhigung der aktuellen Gefährdungslage durch ostdeutsche Fußballfans zu erreichen. Wir begrüßen diese Entwicklung und fordern von den DFB-Weisen weiterhin eine harte Gangart. Besonders gegen sich selbst. Inoffiziell soll in Frankfurt am Main bereits über einen freiwilligen Verzicht auf eine Teilnahme an der EM 2012 in der Ukraine und Polen nachgedacht werden. Somit sollen Szenen wie der schreckliche Übergriff auf Daniel Nivel oder Ausschreitung wie bei einem Länderspiel in der Slowakei in Zukunft verhindert werden. Wenn DFB und Medien weiterhin in dieser Konsequenz ihre Null-Toleranz-Strategie verfolgen, werden wir in besonderem Maße zu Gesprächen mit der Öffentlichkeit bereit sein, offen auf Vertreter von Polizei und Ordnungskräften zugehen und auf unflätiges Verhalten im Stadionrund verzichten.
Am liebsten auf Sitzplätzen, denn um beim leuchtenden Vorbild von der britischen Insel zu bleiben: „It is obvious that sitting for the duration of the match is more comfortable than standing. It is also safer. When a spectator is seated he has his own small piece of territory in which he can feel reasonably secure. He will not be in close physical contact with those around him. [...]It is true that at moments of excitement seated spectators do, and may be expected to, rise from their seats. But the moment passes and they sit down again.“ (Taylor Report, S. 12)
Bleiben zum Schluss nur einige Fragen: Worüber soll in Zukunft denn berichtet werden? Doch nicht etwa über das sportliche Geschehen auf den Plätzen? Dem DFB sei Dank kann man sich wieder auf’s Wesentliche konzentrieren. Und die eigentlichen Schuldigen hat Steffen Simon in der Sportschau beim Spiel BVB-S04 bereits ausgemacht: „Liebe Kinder! Das sind die Männer, die dafür sorgen, dass es irgendwann mal keine Stehplätze mehr geben wird!“ Auf Schalke wurden bereits Anträge für eine Teilnahme an der Eredivisie und der Jupiler Pro League gestellt. Denn in der Bundesliga werden wir sie in der nächsten Saison wohl nicht mehr sehen. Weiter so DFB. Ich freue mich schon demnächst von meinen Gebühren das Spiel eurer Kantinenmannschaft gegen die Putzkolonne der Otto-Fleck-Schneise live und in voller Länge verfolgen zu dürfen. Und wenn da einer einen Kochlöffel oder einen Wischmopp wirft, haben wir ja vielleicht bald wieder die Wahl zum Galopper des Jahres in der ARD, denn Tore gibt es dann definitv nur noch als verblassende Erinnerung in den Geschichten der Großväter.
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