(09.09.2016, 09:20)Saalfelder schrieb: Ich meine das Leute wie Papa schuld sind daran das die AfD solche Werte erreicht !!!! Das ständige wiederkäuen von 33, Adolf Hitler und Weltuntergang im Zusammenhang mit diesen Fremdgeleiteten bringt ja die Leute erst dazu sich mit der AfD zu beschäftigen, es verhindert jede Sachliche Auseinandersetzung mit dieser Partei.
Und mit Mainstream meine ich diese Gegenwertige Darstellung alle Wähler dieser Partei als Schwachmaten, dumme Kälber, Idioten, Nazis und was weiss ich nicht alles zu bezeichnen, das ist nicht Hilfreich.
Da ich persönlich auch mehr für Pragmatismus stehe, fällt es mir persönlich auch äußerst schwer - ähnlich @napoleon - jemanden zu finden, von dem ich der Annahme bin - diese Partei/deren Vertreter würde ich wählen. Da geht derzeit eigentlich nichts bei mir. Und das umfasst das gesamte Parteienspektrum.
Erschwerend kommt für mich hinzu - und das ist die eigentliche Vergewaltigung demokratischer Ideen und Handelns und Gestaltens - das neben einem Direktmandat bei einer Wahl das System der Listenwahl glatt gelutschte Leute in Parlamente spült, die statt der Seierei vom "Fraktionsgehorsam" und "geschlossenen Auftreten " mal wieder ins deutsche Grundgesetz schauen sollten, wem ein Abgeordneter EIGENTLICH verpflichtet ist.......
Ich habe über berufliche Dinge vor ca 5 Jahren einen CDU-Bundestagsabgeordneten kennengelernt, mit dem man sich beim Aufenthalt/Übernachtung in dessen Lokalität mal über das eine oder andere unterhält.
Derjenige hat bei einer Abstimmung tatsächlich mal aus seinem Gewissen heraus und den Stimmen der Bevölkerung in seinem Wahlkreis abgestimmt - dafür durfte er sich dann mit 31 anderen CDU-Abgeordneten und glaube 2 Abgeordneten der Linkspartei auf Seite 2 des Boulevard öffentlich durch den Kakao ziehen lassen.....als man bei der Griechenland-Abstimmung dagegen stimmte, weiter dort Milliarden zu versenken.....
Ganz abgesehen vom internen Druck in der CDU-Bundestagsfraktion....derjenige wird 2017 ausscheiden und sich nicht mehr wählen lassen..einmal alterstechnisch/gesundheitlich und fast Rentner, andererseits desillusioniert nach fast 16 Jahren Bundestag.
Thema AfD - nein, die Art und Weise der Auseinandersetzung mit dieser Partei macht man sich oft zu einfach, zu rigide, zu oberflächlich etc.....
Fangen wir einmal anders herum an. Nicht alle AfD-Mitglieder/Anhänger/Sympathisanten sind Nazis.....das ist zu einfach.
Zwischen nationalkonservativ am rechten Rand der Gesellschaft bis zu rechtsradikal/rechtsextrem gibt es schon noch einen Graben.
Merkel hat in ihrer Führung und Ausprägung der CDU in den letzten fast 15 Jahren das konservative Profil dieser Partei komplett weggewischt mMn - nationalkonservative Kreise finden sich nicht mehr in der CDU wieder. Rechts von der CDU - sowas gab es früher überhaupt nicht bzw. hieß das im ersten Freistaat CSU. Heute heisst das AfD.....
Die Zeiten beständiger großer Koalitionen unter Verwaltung des Status Quo und ohne großartige politische Gestaltungsideen haben mMn eine enorme Verwischung der Parteiprofile erzeugt - wer steht eigentlich für was?
Die Unterschiede der Positionen sind in manchen Fragen eindeutig, in häufig immer mehr Fragen eher marginal bis nicht mehr vorhanden. Das geht mMn quer durch alle in der Öffentlichkeit stehenden Parteien - CDU, CSU, SPD, Grüne, FDP, Linke....
Es gibt in der Politik auch das Phänomen, das Regierungen bestimmter Zusammensetzung häufig Entscheidungen treffen, die eigentlich gegen ihre Ziele/Programmatik/angenommer Ideologie verstoßen und denen eigentlich konträr sind.
So kann man zB erklären, das aus der Notwendigkeit, Handeln zu müssen zb eine Rot-Grüne Bundesregierung unter Schröder HartzIV-Gesetze schuf ( die durchaus sinnvolle soziale Hintergründe hatten, aber das ist ein anderes Thema) - weil allein die Deutsche Einheit und deren Wirtschaftsboom "Birne " davor bewahrte bis zu seiner Abwahl, seiner Bevölkerung unbequeme, unpopuläre Entscheidungen aufzudrücken, die unumgänglich waren. Schröder musste es dann machen....
Oder deutsche Soldaten erstmalig wieder in den Krieg geschickt wurden unter Rot-Grün - das Wort "Krieg" wurde ja panisch vermieden, obwohl es die Realität war - Dinge, die man wohl eher CDU/FDP zugetraut hätte. Und andersherum gibt es auch solche Entscheidungen....
Diese Verwischungen und Profillosigkeit sind es, die die Menschen mehr und mehr abgeschreckt und ins Nichtwählerlager getrieben haben.
Die AfD - das viele nur deren Hauptthema bedienen und aufgreifen - ohne dieses Thema wäre die AfD wahrscheinlich ein niemand in deutschen Parteilandschaften, eine unter vielen Kleinen - hatten wir schon diskutiert. Ich behaupte - die übergroße Mehrheit deren Wähler kennt nicht das Parteiprogramm bzw Grundsatzprogramm der AfD oder hat es im Wesentlichen verstanden. Und ich meine - die meinen ihre Positionen absolut ernst in diesen Thesen.
Die Frage der Ausgestaltung - falls die AfD gezwungenerweise aus der Opposition muss und sich nicht mehr in der Opposition verstecken kann - dürfte wahrscheinlich bei vielen derer Wähler zum Erschrecken führen über deren dann stattfindende Realpolitik.
Programme klingen erst einmal schön.
Interessanter werden dann Statements der führenden Köpfe - die sagen viel mehr aus über das Gedankengut als ein Programm. Und dort scheint derzeit in der AfD sich ein Richtungskampf zu entwickeln zwischen verschiedenen Flügeln/Gruppen - von bürgerlich gemäßigten, eher liberalen bis zu streng konservativen und nationalkonservativen bis hin zu Leuten, die mehr oder minder offen tatsächlich mit Gedankengut spielen, das in die rechtsradikale/rechtsextreme Welt gehört - Gedankengut von Neonazis und ihrer geistigen Vorväter...insofern hat das in gewissen Bezügen schon etwas mit dem österreichischen Schnürschuhgefreiten aus Braunau zu tun @schico
Es ist dieses Gemisch aus allem.
Und nein - wir haben damals nicht gelebt und müssen deswegen nicht als ewig Schuldige auf dieser Welt wandeln - aber wir jetzt Lebenden und unsere Kinder und deren Kinder haben definitiv die Verantwortung, unsere Geschichte mitzunehmen - die unserer Großeltern udn Urgroßeltern und Ururgroßeltern und deren Verhalten damals in der braunen Zeit - und dafür Sorge zu tragen, das es das nie wieder auf deutschem Boden gibt....
In der öffentlichen Auseinandersetzung macht man mMn den Fehler und reduziert es nur darauf - pauschal, verallgemeinert, usw...
Man wird auch diese Wähler - und dieser Ansicht sind auch Politikwissenschaftler - auf lange Zeit nur schwer und in kleinen Mengen, in der Masse jedoch kaum wieder aus dieser AfD-Ecke abholen können.
Diese Leute sind vorerst weg - und auch,egal wie man die Auseinandersetzung führt - sachlich-differenziert oder pauschal-verallgemeinernd - Argumenten nicht mehr zugänglich.
Die Erfahrung dürfte jeder machen, der in seinem Umfeld mal mit AfD-Wählern eine Diskussion versucht.
Allerdings muss sich die AfD - ob sie will oder nicht, wenn sie nicht permanent in die rechte Ecke gedrückt werden möchte - mit der Frage auseinandersetzen - Wie gehe ich mit Rechtsradikalen um? Mit gehe ich mit Rechtsextremen um?
Denn sie ist in der Masse am rechten Rand der Gesellschaft verortet - will sie noch weiter in diese Richtung oder setzt sie eine klare Stopplinie - wir sind nationalkonservativ - weiter geht es bei uns nicht. Oder lässt sie weiter rechts noch mehr zu??
Den pauschalen Nazivorwurf handelt sich die AfD und deren Wähler sowie Sympathisanten deswegen ein, weil es in der Frage von den führenden Köpfen der AfD keine einzige klare, eine Grenze ziehende Aussage gibt und sich genau diese führenden Köpfe davor drücken, herumdrucksen, keine klare Stellung beziehen bzw. im doppelbödigem Auftreten sich Leute wie insbesondere Höcke und von Storch produzieren.
Nun sind diese nicht die AfD allein - aber von den anderen führenden Kopfen (Petry, Gauland,Meuthen usw) kommt da auch nichts - wenn sich Frau von Storch zB. "mit der Maus verrutscht hat " etc oder Herr Gauland über "Nachbarschaftsprobleme " sinniert oder bekannt wird, das der NPD-Kreisvorsitzende des Eichsfeldes Torsten Heise ein enger Freund Höckes sein soll....
Es sind diese Leute, die am Rande der AfD es zugelassen haben/zulassen, das noch weiter rechts gangbar wäre in Deutschland und wieder laut gedacht werden kann...bis hinein zu Wählern, Sympathisanten, in die bürgerliche Mitte...
Und dann muss man sich nicht wundern, wenn man für seine Äußerungen keine Verantwortung übernehmen will, das man in der politischen Auseinandersetzung die geballte "Nazikeule " in jeglichr Form vor den Kopf bekommt....
Das Problem hat sich die AfD in vielen Dingen selbst geschaffen und nichts dagegen getan.
Wenn am Domplatz angestachelt von Höckes narzistischen Reden rechte Randgruppen in kleinen Mengen (also in Gruppen von etwa 10-15 Leuten) "Sieg Heil " grölen und Umstehende das lachend unwidersprochen quittieren, ist das genauso eine öffentliche Wahrnehmung "das das alles Nazis sind " wie wenn Gabriel den Stinkefinger zeigt und damit kein gutes Bild etablierter Politik abgibt und als "abgehobener Politiker" gebrandmarkt wird....
Das die Leute zur AfD gehen - das Problem haben sich die "etablierten " Parteien selbst geschaffen mit ihrer Politik und ihrer Entfremdung vom Bürger in vielen Teilen sowie mit genau dieser allgemeinen Verteufelung.....
Ja..und zwischen all dem stehe nun ich als kleiner Bürger und überlege - was tut meinem Vaterland gut, in dem mein Kind noch nach mir sein wird für viele Jahre...für was oder wen entscheidest Du Dich?????