Pleite, Aufruhr & Abstieg: Die einstigen Ost-Hochburgen bieten ein jämmerliches Bild
DRESDEN- Leipzig vor der Pleite, Dresden in Aufruhr und Jena vor dem Abstieg: Die einstigen ostdeutschen Fußball-Hochburgen bieten ein jämmerliches Bild, vom selbst vollmundig angekündigten Aufschwung ist nichts zu spüren. In Leipzig planen die Anhänger des in akuten Finanznöten steckenden Viertligisten FC Sachsen eine Demo vor das Rathaus, um die Stadtoberen zu mehr Unterstützung zu bewegen.
Rund 100 Kilometer weiter in der Landeshauptstadt wollten Chaoten im Harbig-Stadion gleich mal die VIP-Tribüne stürmen und Hauptgeschäftsführer Bernd Maas verprügeln. Zweitligist FC Carl Zeiss Jena, der vor wenigen Wochen noch von Millionen aus Russland und von der Bundesliga träumte, hat mit acht Punkten Rückstand zum rettenden Ufer derweil die Rote Laterne übernommen. Der Schmusekurs ist vorbei", verkündete Präsident Rainer Zipfel: Es gibt eine Gnadenfrist bis zum Winter." Wenn die interne Punktvorgabe verfehlt wird, könnte die Trennung von einigen Profis vollzogen werden. In Sachen Großinvestor herrscht Funkstille. Zipfel trug freilich im Gespann mit Sportdirektor Lutz Lindemann selbst zur Krise bei. Im Sommer wurden unter dem damaligen Trainer Frank Neubarth 16 neue Leute geholt, 19 Akteure verließen den Verein. Der nach dem Fehlstart als Retter verpflichtete Ex-Bundesligaprofi Valdas Ivanauskas hat keine Erfahrung im Abstiegskampf, holte mit der zusammengewürfelten Truppe prompt nur fünf Punkte in acht Spielen. In Leipzig hat der ewige Schlingerkurs von Stadionbesitzer und Hauptsponsor Michael Kölmel jeglichen Aufbau einer vernünftigen Vereinsstruktur und Mannschaft verhindert. Der Kinowelt-Boss dreht den Geldhahn nach Belieben auf und zu, heuert und feuert Spieler fast nach Belieben. Der Präsidentenstuhl im Verein ist nicht besetzt, neuer Aufsichtsratsboss ist Kölmels linke Hand Winfried Lonzen. Der Chef der Stadionbetreiber-GmbH müht sich nun um frisches Geld. Sportlich droht durch die künftige dritte Profiliga und die Neueinteilung der Sturz in Klasse fünf. Die Kommune, einst deutscher Olympiabewerber und WM-Spielort, will offenbar keine Sportstadt mehr sein und hält sich zurück. Im Fußball ist die Situation ohnehin besonders schwierig: Der nach der Insolvenz des ersten deutschen Fußball-Meisters VfB Leipzig wieder gegründete Lokalrivale 1. FC Lok genießt dank seiner glorreichen Europacup-Zeiten vor der Wende trotz ständiger Randale und rechter Tendenzen immer noch gewisse Sympathien. Politiker und regionale Sponsoren halten sich aber so lieber fern.
In Dresden trat Bernd Maas auch mit dem Ziel an, das nach unzähligen Ausschreitungen und DFB-Bestrafungen ramponierte Image des Ex-Bundesligisten aufzupolieren. Am vergangenen Samstag musste er mit Polizeischutz nach Hause gebracht werden. Die Dynamo-Ultras hatten sich bei der Partei gegen Wuppertal nicht an strikte Anordnungen bezüglich des Aufhängens von Plakaten gehalten. Die Ordner griffen ein, einige Anhänger drehten durch. Über 200 Leute mussten vor der VIP-Tribüne vom Sicherheitsdienst abgewehrt werden. Sponsoren drohten schon vor der Partie mit Rückzug. Sport-Geschäftsführer und Dynamo-Idol Ralf Minge sagte: Wenn wir das Problem der gewaltbereiten Fans nicht lösen, dann hat unser Verein keine Zukunft."
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