Nun kommt für Sie noch die neue Multifunktionsarena hinzu? Ist das ein Segen oder eher nicht?
Wir haben in diesem Jahr 210 Veranstaltungen, sind also durchweg gut gebucht - außer Juli und August, da ist bekanntlich Urlaubszeit in ganz Deutschland. Und abgesehen von diesen beiden Monaten wird es verdammt eng bei uns auf dem Gelände. Im vorigen Jahr mussten wir 42 Veranstaltungen absagen, weil wir keinen Platz dafür hatten. Das Problem dabei: Wenn wir einmal absagen, dann suchen sich die Interessenten einen anderen Messestandort und kommen unserer Erfahrung nach nie wieder zu uns. Dazu kommt, dass mit dem ICE-Knoten unser Messestandort noch günstiger zu erreichen ist, denn von keinem Ort in Deutschland aus braucht man dann länger als drei Stunden nach Erfurt. Die Nachfrage nach Tagungskapazitäten wird also noch steigen. Die erste Strecke Erfurt-Berlin geht im Dezember dieses Jahres ans Netz, dann braucht man nur noch eine Stunde und 20 Minuten von Erfurt aus in die Hauptstadt - und das stündlich! Ergo brauchen wir die Multifunktionsarena dringend - nicht nur für den Fußball.
Wenn Ihrer Bewerbung als Betreiber zugestimmt wird: Wie wollen Sie das bewerkstelligen? Sie brauchen doch dazu garantiert 30 Leute zusätzlich oder noch mehr?
Nein, das brauchen wir nicht. Vorgesehen ist, das wir das gemeinsam mit den Stadtwerken Erfurt übernehmen. Wir haben im Team zurzeit 44 Leute, die sich um Kongressorganisatoren, Verbände, Konzert-Veranstalter kümmern. Veranstaltungsakquisition und -organisation ist also unser originäres Geschäft. Das einzig Neue für uns ist der Sport. Dafür brauchen wir sicherlich Unterstützung, ebenso für den Bereich Technik. Für alles andere ist gesorgt, beim Geschäftsführer angefangen über Presse und Marketing. Das sind Synergien, die uns bewogen haben, uns dafür zu bewerben. Andere Bereiche wie etwa Finanzen oder Controlling können die Stadtwerke kompetent abdecken.
Apropos Bewerbung für die Multifunktionsarena: Es gab keine Konkurrenz dafür?
Ja, das hat mir persönlich auch nicht gefallen. Das liegt aber an den Bedingungen der Ausschreibung. Es geht um 49 Prozent Anteil an der Betreibergesellschaft. Damit ist dem Wettbewerberkreis von vornherein Grenzen gesetzt. Ein privater Investor würde vermutlich eine höhere Beteiligung anstreben. Wichtiger aber ist unser Konzept. Wir setzen auf eine - wie wir es nennen - Drei-Klang-Strategie. Das heißt uns geht es darum, die verschiedenen Kapazitäten - also Messe- und Kongresszentrum, Multifunktionsarena und letztlich auch die neue ICE-City - im Sinne des Standorts Erfurt angemessen und sinnvoll auszulasten.
TLZ 28.02.2015 - Messegeschäftsführer Wieland Kniffka