Red Bull will Grimaldis – und Kratz viel Geld für Sachsen-Nachwuchs
Leipzig. Wer nächste Saison für Oberligist RB Leipzig aufläuft, darüber schweigt Red Bull eisern. Und so wabern Spielernamen durch die Gerüchteküche: Sebastian Hähnge (Jena, 31), Christian Reimann (Magdeburg, 29), Steven Sonnenberg (Chemnitz, 25), Thomas Kläsener (Augsburg, 32). Bisher offiziell bestätigt: keiner.
Seit gestern ist zumindest klar, dass die Österreicher ein Auge auf die Grimaldi-Brüder vom FC Sachsen geworfen haben. „Mir gegenüber hat Red Bull Interesse signalisiert“, sagte Insolvenzverwalter Heiko Kratz, „besonders an Adriano, er ist der Stürmer mit dem größten Potenzial im Leipziger Fußball.“ Adriano Grimaldi, 18, kam mit Bruder Nicola, 20, in der Winterpause aus Göttingen nach Leutzsch, schoss in zwölf Regionalliga-Einsätzen zwei Tore. „Technisch stark, schnell, robust“, schwärmte Trainer Dirk Heyne über den 1,88-Meter-Angreifer. Auch Nicola deutete sein Talent an. Beide besitzen Verträge bis 2010. Kratz hat sie nicht gekündigt, bezahlte die Stürmer als einzige Sachsen-Kicker weiter.
Auch Mainz 05 wurde aufmerksam, doch Kratz liegt weder vom Bundesligisten noch von Red Bull bisher eine konkrete Anfrage vor. Und er will nur verkaufen, wenn die Ablösesumme stimmt. Ein sechsstelliger Betrag sei unrealistisch, aber für ein Almosen seien die Grimaldis nicht zu haben. „Dann lasse ich sie lieber bei uns spielen.“
Beim Nachwuchszentrum wartet Kratz ebenfalls auf ein Angebot. Klar ist: RB will die ersten Mannschaften von der A- bis zur D-Jugend. Unklar ist noch der Preis. „Ich möchte die Verhandlungen nicht im Vorfeld durch eine Zahl belasten“, sagte der Verwalter. Man müsse aber sehen, welche Investitionen nötig waren, um die Leutzscher Talente in die höchste (C und D) oder zweithöchste (A und B) Spielklasse zu bringen, über Ausbildungsentschädigungen und Trainer-Kosten reden. Kratz: „Die Stadt Leipzig hat vor Jahren in einer Studie einen Finanzbedarf für das Leistungszentrum von 400 000 Euro ermittelt – pro Saison.“
Das könne weder die Kommune noch ein Leipziger Verein derzeit aufbringen. „Red Bull wäre ja auch der Retter des Nachwuchses, deshalb sollten wir einen vernünftigen Kompromiss finden.“ Zu verschenken habe der FC Sachsen aber nichts. 100 000 Euro für den Nachwuchs seien eine Ausgangsüberlegung gewesen, die inzwischen überholt ist. „Damit könnten wir unsere Mitglieder, die zustimmen müssten, auch nicht überzeugen“, erklärte Kratz, „wenn schon 100 000 Euro, dann als Jahresmarge über mehrere Spielzeiten hintereinander.“ Zugleich versicherte der Verwalter: „Wir planen die Oberliga vorerst ohne Leistungen von Red Bull.“ Das Insolvenzverfahren will Kratz erst kurz vor der Deadline am 30. Juni eröffnen. „Sonst entstehen Masse-Schulden.“