(16.01.2023, 11:35)Nordthüringer schrieb: Chenie, LOK und RB haben in Leibsch mit ähnlichen Tricks gearbeitet.
Klar war der Fußball in der DDR politisch. Da gab es noch viel schlimmere Geschichten. Und ich wette, bei den richtig alten Tradtionsvereinen mit zum Beispiel Namen wie Germania oder Alemannia steckten auch politische Aspekte eine Rolle. Nur ist seitdem ist viel Zeit vergangen.
Kein Mensch fragt mehr wie Hansa Rostock entstand (Empor Lauter). Es ist halt vorbei. Die Frage ist eben, wie die Zeitzeugen seinerzeit darauf reagierten. Und ich als Zeitzeuge der Gründung von RBL und Inter Leipzig sehe beide Projkte kritisch, obwohl ich nichts gegen Geld Verdienen und Intergration habe...
Du kannst mal davon ausgehen, das bereits Ende der 40er und in den 50er und 60er Jahren Eingriffe der Politik in den Fußball erfolgten und speziell auch in der DDR.
Die vielen Vereinsgründungen, Umbenennungen, Neuordnungen und anderes sind immer politisch geprägt gewesen im DDR-Fußball.
Beispiel Empor Lauter wurde ja bereits genannt. Dort ging das dann soweit, das einige Spieler der Umsiedlung an die Ostsee widersprachen und nicht mit gingen.
Wismut Aue war lange Jahre zu Zeiten Empor Lauters in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz angesiedelt und spielte auch unter dem Städtenamen.
Äußerst politisch ging es auch zu in Fragen der SG Dresden-Friedrichstadt. War so eine Art Nachfolgeverein des Dresdner SC.
Nach einem Skandalspiel um die Oberligameisterschaft gegen Zwickau ging dort fast die ganze Mannschaft nach Westberlin zur Hertha.
Die Politk wollte die SG eigentlich auflösen und verfügte die Eingliederung in die BSG Empor Tabak Dresden ( die Zigarettenfabrik befindet sich ja unweit des Ostrageheges, wo Dresden damals spielte). Das wollten die Spieler nicht und gingen - wie schon erwähnt - nach Westberlin.
Für den Westen ein Glücksfall - nur deswegen gab es später einen Bundestrainer Herbert Schön. Der gehörte nämlich damals zu Dresden-Friedrichstadt.
1945 wurden ja in der sowjetischen Besatzungszone sämtliche bekannten bürgerlichen Vereine per Befel aufgelöst und verboten.
Dann kamen die ganzen Neugründungen als diverse Clubs mit Trägerbetrieben (Ausnahme Altglienicke), die sich dann erst nach der Wende 1990/91 mit Umbenennungen und Fusionen wieder ihren alten Wurzeln besannen und alte Vereinsnamen wieder auflebten.
Deswegen gibt es zb heute wieder Germania Halberstadt.
Und es gab verbürgt durch alte Zeitungsartikel und Berichte auch damals schon Skandale, Zuschauerausschreitungen und anderes rund um die Spiele der Oberliga ab der Saison 1949 inklusive Proteste gegen diverse Vereine bzw was da so gemacht wurde.
Legendär ist zb in Zwickau, das Nationaltorwart Croy unbedingt zu einem Spitzenclub sollte auf Drängen von Funktionären aus SED und Sport.
Das wurde dadurch verhindert, das die Belegschaft vom Sachsenring - Werk mit massiven Streiks drohte, wenn Croy die BSG Sachsenring verlassen sollte.
Die Gründung sämtlicher Fußballclubs der DDR - der 1.FC Magdeburg war im Dezember 1965 der erste gegründete Club - in 1965 und 1966 war eine rein politische Entscheidung, wo auch die Politik sich massiv in den Fußballsport eingemischt hat und Funktionäre treibende Kräfte waren bei den Vereinsgründungen.
Es gibt manchen alten Ostverein, die haben derartige derartig verworrene Historien, das man sich eigentlich schon bißchen fragt, wie weit hergeholt deren Traditionen sind. Das trifft vor allem auf beide Leipziger Vereine zu - Lok wie Chemie.
Realistisch sind die beiden Vereine klare Neugründungen, wo der Name wieder genommen wurde und die früheren und Vorgängervereine durch Insolvenzen aufgelöst sind. Und auch sonst die Geschichten im Leipziger Fußball durchaus sehr verworren sind.
Kaum einer weiß, das Chemie Leipzig mal das ursprüngliche Lok Leipzig war.
Und Lok selbst aus Rotation leipzig heraus kam.