Stellungnahme zur aktuellen Lage
Zitat:Mit folgenden Worten möchten wir Stellung beziehen zu den Vorkommnissen beim letzten Heimspiel gegen den BFC Dynamo Berlin. Wir tun dies mit der Absicht die anderen Stadionbesucher aufzuklären und tragen damit Sorge, dass ein harmonisches Wechselspiel zwischen allen Bereichen des Steigerwaldstadions, allen Altersschichten und sämtlichen verschiedenen Ausprägungen des Fan-Daseins, weiterhin möglich ist. Gleichzeitig sehen wir es als unsere Pflicht an, als größte und aktivste Gruppe der Steigerwaldkurve, Missstände klar zu benennen und stellvertretend für die Rechte der aktiven Fans einzustehen.
Vorgeschichte:
Bereits seit Mitte der Saison 2018/2019 schwillt hinter den Kulissen der Konflikt zwischen dem FC RWE und uns als Gruppe. Hintergrund dessen sind mehrere Aussagen der Verantwortlichen vom Verein und der Arena GmbH, welche in einer aktiven ausgelebten Fankultur mitsamt ihrer Stärken und vermeintlichen Schwächen, zunehmend eine Bedrohung sahen. War es bis vor einigen Jahren noch usus, dass Verein und Fanszene sich bei Problemen, trotz oftmals kontroverserer Standpunkte, austauschten, so kühlte sich dieses Verhältnis mit der Zeit ab und mündete in gegenseitigen Anschuldigungen. Dabei ist nicht außer Betracht zu lassen, dass durch die faktische Alleinherrschaft des Insolvenzverwalters Herrn Reinhardt zunehmend eine Entfremdung vom Verein und seinen Strukturen stattfand. Oftmals lässt uns einzig das Bild vom Verein, welches idealistisch in unseren Köpfen verankert ist, festhalten an Aktionen oder der täglichen Arbeit im Gesamtgefüge FC Rot-Weiß Erfurt, welches neben der organisatorischen Komponente, vor allem aus vielen Mitgliedern und tausenden Fans besteht. Bereits nach dem Heimspiel gegen Lok Leipzig im März diesen Jahres verkündeten Verein und Arena GmbH ein Verbot aller Choreographien, die Nutzung des Capopodest und der Lautsprecheranlage in der Steigerwaldkurve für die folgenden 5 Heimspiele. Gleichzeitig verwies man darauf, dass Choreos zukünftig im Voraus anzumelden seien und große Blockfahnen nicht mehr genutzt werden dürfen. Hinzu kamen Drohungen von Materialverboten und die Untersagung der weiteren Bemalung von Wänden im Stadionumlauf, sollte es zu weiteren Verstößen gegen die auferlegten Regeln kommen. Als Argument ließ man verlauten, dass in der Vergangenheit bereits beim Heimspiel gegen Chemnitz im Jahr 2016 und beim Heimderby im Jahr 2018 Blockfahnen als Choreobestandteil zu sehen waren und gleichzeitig Pyro genutzt wurde, welche entgegen andersartiger Behauptungen jedoch nie zu Verletzungen führte, sondern stets verantwortungsbewusst eingesetzt wurde. Fortan wollten Verein und Arena GmbH gemeinschaftlich entscheiden, ob eine Choreo durchgeführt werden kann und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Wir möchten hierbei klar betonen, dass im 23-jährigen Bestehen der Erfordia Ultras eine Vielzahl an verschiedenen Choreoelementen genutzt wurde und wir eine Beschneidung der Nutzung bei Heimspielen als nicht tragbaren Zustand empfinden. Heuchlerisch gerade von Vereinsseite, welche Bilder von Choreos zu Werbezwecken nutzte und sich auch über die hauseigene Zeitschrift „RWE Express“ mehrmals eindeutig für die lautstarke und farbenfrohe Unterstützung bedankte. Bilder, die wir gerne liefern, da sie in der Außendarstellung des Clubs wohlwollend aufgenommen werden und helfen am ramponierten Image des FC RWE etwas zu ändern. Ramponiert vor allem aufgrund von Machtkämpfen, Geltungsbedürfnissen einiger Einzelpersonen und Versagen auf höchster Ebene – nicht aufgrund etwaigen Fehlverhaltens der Fans, die hierbei jedoch immer wieder als Sündenböcke herhalten müssen.
Heimspiel BFC Dynamo:
Bereits früh wurde allen Rot-Weiß Fans klar, dass das letzte Heimspiel ein besonderes werden würde. Niemand geringeres als Urgestein Sakko Schröder sollte ein letztes Mal seinem Job am Rand des Spielfelds nachgehen und nach 58 Jahren den Schlusspunkt unter ein arbeitsreiches Leben zu Diensten des FC RWE setzen. Auch wir erstellten zu Ehren Sakkos in wochenlanger Handarbeit eine Choreografie, fertigten Fahnen an, bemalten Stoff und gaben Unmengen an Geld aus. Dabei verzichteten wir bewusst auf eine Anmeldung selbiger Aktion, da wir es nicht als zielführend ansehen, Freiheiten im Kurvenrahmen kampflos aufzugeben. Des Weiteren lag unser Fokus ganz klar auf einer ordentlichen Verabschiedung Sakko Schröders. Bereits bei Ankunft am Stadion wurde ersichtlich, dass der Verein kein Interesse an einer lebendigen Fanszene hat, da mehrmals recht klar ein Choreoverbot über Dritte kommuniziert wurde. Erst nach langen Interventionen stellte sich der Verein in Form von Herrn Reinhardt und Frau Busse sowie dem Geschäftsführer der Arena GmbH Herrn Fothe einem halbstündigen Gespräch, welches 15 Minuten vor Anpfiff abrupt sein Ende fand. Im Ergebnis hielt man daran fest, dass optische Aktionen zukünftig angemeldet werden müssen, verwies auf die Stadionordnung des Steigerwaldstadions, die große Fahnen verbiete und vermittelte deutlich den Eindruck, dass die Kurve als Bedrohung wahrgenommen wird. Insoweit war es verwunderlich, dass die handelnden Entscheidungsträger mehrmals einen Zutritt, mitsamt Blockfahne, zusicherten, wenn es Haftungsversprechen unsererseits gäbe für eventuelles Fehlverhalten der ganzen Kurve. Zugeständnisse, die wir weder machen können, noch wollen. Verwunderlich auch deshalb, da die Stadionordnung auch bei diesem Spiel streng genommen bestand hatte und man ein Verbot von Blockfahnen immer wieder auf selbige schob. Es erhärtet sich der Eindruck, dass Ausnahmen der Regel prinzipiell möglich sind, allerdings nur, wenn Selbige den eigenen Befindlichkeiten zu Nutzen kommen. Andernfalls wird sich gerne darauf berufen. Prinzipiell vertreten wir die Ansicht, dass jeder für seine Taten selber haftet und nicht stellvertretend eine ganze Gruppe. Hierbei zeigte sich mal wieder, dass wir Fans als zahlender Kunde und Stimmungsdienstleister jederzeit erwünscht sind. Sobald jedoch Kritik geäußert wird, versucht man durch Diffamierungen und Verbote der Sache Herr zu werden. Ansätze, die Herr Reinhardt nicht nur diesbezüglich öfters vermittelte und von denen wir uns klar distanzieren.
Forderungen:
Wir erwarten vom FC RWE, dass er seine Fanbasis endlich als das wahrnimmt, was sie ist: der wichtigste Rückhalt und das Grundgerüst unseres Vereins. Dazu gehört aus unserer Sicht auch, die verschiedenen Ausprägungen des Fandaseins zu verstehen und gleichzeitig zu akzeptieren. Wir sind Ultras! Wir sind weder gut, noch schlecht. Einseitige Betrachtungsweisen helfen nicht zu verstehen. Wir haben immer wieder betont, dass es uns als Gruppe nur im Gesamtpaket gibt und die Kurve unbequem bleibt in ihrer Auslebung. Dabei verstehen wir uns als Opposition und Gegenpol zum Bundesligaeventpublikum, welches zahlt, konsumiert und abschaltet.
Wir erwarten vom FC RWE den Status Quo wiederherzustellen und offensiv für Materialfreiheit und Meinungsfreiheit im Stadion einzustehen und diese Werte zu vertreten. Fan-Materialien sind seit Jahrzehnten Teil der Stadionkultur in Deutschland und sollten nie Verhandlungssache oder Druckmittel sein. Eine Anmeldung von Choreos und Fahnen lehnen wir ab. Gleichzeitig erwarten wir auch, dass der Verein sich gegenüber Gästefans offen positioniert und Fans nicht als Bedrohung wahrnimmt.
Wir erwarten vom FC RWE deeskalierendes Verhalten und, wenn angebracht, deutliche Kritik am Polizeieinsatz der Erfurter Einheiten. Wir können und wollen es nicht länger akzeptieren, dass Fans im Vorhinein kriminalisiert werden, jedes Spiel in Liga 4 mit Gästen zum Hochsicherheitsspiel stilisiert wird und Polizeieinheiten wie wild gewordene Tiere um sich schlagen können. Fußballfans sind keine Menschen zweiter Klasse! Gleichzeitig erwarten wir, dass der Verein sein Hausrecht konsequent wahrnimmt und die für die Sicherheit engagierte Firma die Spiele des Vereins im Stadion absichert. Es ist nicht tragbar, dass sich einzelne Fans dauerhaft am Stadionparkplatz kontrollieren lassen müssen und die aktive Szene eine Sonderbehandlung am Eingang durch eingesetzte Beamte bekommt, während Verantwortliche des Vereins dies achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Die Absicherung des Spieltages ist Aufgabe des Vereins und seiner Dienstleister.
Um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen wird es am Mittwoch gegen Lok in den ersten 10 Minuten einen Protest der Kurve geben. Bitte achtet auf die Ansagen der Capos.
Mit unseren letzten Worten möchten wir uns bei allen Menschen bedanken, die wie wir die gleichen Werte teilen und sich am letzten Spieltag solidarisch gezeigt haben. Gemeinsam haben wir gezeigt, wie wichtig ein geschlossenes Auftreten als Gemeinschaft Steigerwaldkurve ist und welchen Stellenwert dies in unser aller Leben einnimmt. Gemeinsam konnten wir Sakko vor den Toren verabschieden, ihm Präsente überreichen und somit einem der letzten RWE Urgesteine die Ehre erweisen. Laut und unbequem!
„…niemals wird es anders sein, unser Leben für den Verein!“
Erfordia Ultras 1996 im Juli 2019