Die Farce des Sicherheitgipfels
Der Sicherheitsgipfel in Berlin wurde leider tatsächlich die zu erwartende Farce. Als einziger Profiverein boykottierte der 1.FC Union Berlin die Veranstaltung. Auf der Homepage des Vereins heißt es dazu unter anderem:
„Die Kürze der Zeit ließ eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Vorschlag für einen gemeinsamen Kodex der Vereine sowie eine Diskussion über Maßnahmen und Vorschläge zu den Bereichen Prävention, Kontrollsysteme und Sanktionierung leider nicht zu. Wir erachten einen breiten Konsens innerhalb unseres Vereins unter Einbeziehung möglichst vieler Beteiligter, wie z. B. der Fanbeauftragten, Sicherheitsbeauftragten und Gremien sowie der Fan- und Mitgliederabteilung als zwingende Voraussetzung, um Maßnahmen, welche unseren Verein und seine Fans betreffen, auch wirksam umsetzen zu können.“
Alle anderen Vereine beugten sich dem Druck von Verband und Politik und unterzeichneten den vorgelegten Kodex, welcher in Kurzform folgende Punkte enthält:
Wir verurteilen jede Form von Gewalt
Wir dulden keine Pyrotechnik beim Fußball
Wir bestehen auf die Einhaltung der Regeln
Wir stehen für eine konsequente Sanktionierung
Ändern wird dieser Kodex aber nichts und es macht wohl auch keinerlei Unterschied, ob man diesen nun unterschreibt oder nicht. Lediglich das Kuschen vor dem Populismus wird dadurch deutlich. Pyrotechnik ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Fankultur. Sie wird auch in Zukunft eingesetzt werden und man wird weiterhin für eine Legalisierung kämpfen. Die Gutachten, die von DFB und der Legalisierungs-Kampagne in Auftrag gegeben wurden, haben eindeutig bewiesen, dass Pyrotechnik im Rahmen von Fußballspielen unter Einhaltung der deutschen Gesetze und Sicherung der Gesundheit aller Beteiligten legal abgebrannt werden kann.
Die vorgelegten Gründe von Politik und Verband für ein Fortbestehen des Verbots, sowie strengerer Sanktionierung sind somit absurd.
Absurd ist ebenfalls das Hochjubeln, dass die Fanprojekte nun angeblich 50% mehr Geld bekommen würden. Dem ist nicht so, lediglich der Anteil der Vereine wird auf 50% (statt 1/3) erhöht und somit die Politik entlastet. Eine Sache, mit der mal wieder ganz bewusst die Öffentlichkeit getäuscht wird, um zu zeigen, wie toll man doch ist und was man nicht so alles macht. Man schreckt also weiterhin nicht davor zurück, der Öffentlichkeit bewusst und ohne Hemmungen ins Gesicht zu Lügen!
Fanvertreter kämpften jahrelang, um der Stadionverbots-Thematik wenigstens ein Stück weit Herr zu werden und schafften es, die maximale Dauer von 5 auf 3 Jahren herab zu senken. Nun soll auf einem Schlag die maximale Dauer sogar auf 10 Jahre erhöht werden. Ein Schlag ins Gesicht für die Fanarbeit, die tausende Menschen tagtäglich betreiben. Man löst keine Probleme mit härteren Strafen, sondern mit Prävention. Aber es ist mühselig weiter darüber zu schreiben. Problemlösung ist doch eigentlich das allerletzte, was diese Herren wollen. Würde man die Probleme lösen, könnte man der breiten Öffentlichkeit gar nicht recht die ganzen Maßnahmen erklären, die angeblich für die Sicherheit in den Stadien sorgen sollen, in Wahrheit aber den Fußball mehr und mehr zum Kommerzevent verkommen lassen sollen.
Auch wenn das Stehplatzverbot angeblich vorerst vom Tisch sein soll und „die Fans es selber in der Hand hätten, dass dies so bleibt“, ist es doch nur wieder ein cleverer Schachzug. Nun kann man sich wieder hinstellen und sagen: “Seht her, wir setzen uns für eure Fankultur ein. Die ist ja so wichtig.“ Es ist jedem bewusst, dass es nur auf Grund eines solchen Gipfels nicht auf einem Schlag komplett ruhig sein wird und z.B. keine Pyrotechnik mehr gezündet wird. Dies im Wissen, kann man dann nach ein paar weiteren „Vorfällen“ in die Offensive gehen und das Stehplatzverbot endgültig durchsetzen. Natürlich hat das nur den einzigen Grund, damit diese „Krawallmacher“ aus den Stadien zu vertreiben.
Der Kodex verlangt weiterhin eine konsequente Sanktionierung. Nicht mal der DFB hat einen einheitlichen Strafenkatalog, urteilt nach Gutdünken und verteilt teilweise Strafen, für die er laut seiner eigenen Satzung nicht mal zuständig ist. Was also soll diese „konsequente Sanktionierung“ bedeuten? Warum sollten sie „konsequent sanktioniert“ werden? Bengalo-Zündler wurden vor deutschen Gerichten auch schon komplett frei gesprochen, weil das deutsche Gesetz einfach nicht mehr hergab, um irgendeine Verurteilung zu rechtfertigen. Wieso nimmt man sich also nun raus, über dem deutschen Gesetz zu stehen (was der DFB ja nun schon seit Jahren „erfolgreich“ praktiziert) und wohin soll diese „konsequente Sanktionierung“ führen?
Wäre man wirklich an Lösungen interessiert, hätte man sich dazu mehr Zeit gelassen, diesen Kodex einige Wochen vorher verschickt und vor allem Fanvertreter und Fanprojekte zu diesem Gipfel eingeladen. Die angebliche Gewalt ist den ganzen Verantwortlichen doch vollkommen egal. Sie dient lediglich dazu, sich öffentlich auf die Schulter klopfen zu lassen, den Fußball unter fremden Vorwand weiter zu kommerzialisieren und dieses riesen Milliardengeschäft „Fußball“ weiter expandieren zu lassen.
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