Heuchlerische Bilanz
Tino Meyer
Von Meyer.Tino@dd-v.de über die WM und ihre Auswirkungen auf Dresden
Dresden feiert diese Frauen-WM, vor allem aber sich und einen immensen Imagegewinn. Mehr als 80000 Zuschauer kamen zu den vier Spielen ins Harbig-Stadion. Gut ein Drittel aller Deutschen verfolgte am Fernsehen das Viertelfinale zwischen den USA und Brasilien, das zudem in mehr als 200 Länder übertragen wurde. Und schon jetzt hat der Weltverband Fifa die Stadt zum besten der neun Austragungsorte gekürt. Zufrieden sind auch Gastronomie, Einzelhandel und Hotels.
Der Umsatz hat offensichtlich gestimmt in den vergangenen zwei Wochen – und die WM sich für alle gerechnet. Die 2,5 Millionen Euro, die dieses Turnier die Stadt gekostet haben, sind demnach gut angelegt. Oder redet sich die Stadt diese Ausgaben nur schön? Die Bilanz fällt zwar überschwänglich positiv aus – ist aber genauso heuchlerisch.
Das ganze Gegenteil ist nämlich immer der Fall, wenn der Zweitligist Dynamo Dresden um Zuschüsse bittet. Zum Beispiel in den Verhandlungen um Höhe der Stadionmiete. Dann lässt die Stadt jene weichen Faktoren wie Tourismus- und Marketingeffekte eben nicht gelten. Dabei kommen zu Heimspielen des Zweitliga-Aufsteigers im Schnitt fast 20000 Zuschauer, die neben Fußballgucken mindestens auch essen und trinken wollen.
Selbst das Argument, Dynamo sei ein Profiverein und finanzielle Hilfe deshalb eine Verschwendung von Steuergeldern, gilt nicht. Im Vergleich zum Weltkonzern Fifa, der mit einem Jahresgewinn von 144 Millionen Euro die Bedingungen diktiert und gerade bei einer WM jedes finanzielle Risiko ausschließt, ist Dynamo nicht mal ein mittelständisches Unternehmen, eher eine bescheidene Ich-AG.
Die Stadt muss sich inden nächsten Wochen und Monaten also an ihrer stolzen WM-Bilanz messen lassen – sowohl was Dynamo betrifft als auch den Frauenfußball. Sonntagsreden haben beide jedenfalls gerade in den vergangenen Wochen oft genug gehört.
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