TA: Weidlich schießt FC Rot-Weiß Erfurt zum Sieg im Derby
Weil ein Derbysieg besonders ausgekostet wird, dauerte die Feier länger als sonst. Als die unter Wert geschlagenen Jenaer schon verschwunden waren, "rockten" die Erfurter ihre Umkleidekabine.
Erfurt. Als "Stimmungskanone" erwies sich mit Denis-Danso Weidlich der "Mann des Spiels". Nach gut einer Stunde eingewechselt, war er sofort auf Betriebstemperatur und wirbelte die Zeiss-Defensive gehörig durcheinander. Und so war es kein Zufall, dass er einen haarsträubenden Fehlpass von Marco Riemer vor dem Jenaer Strafraum mit dem Siegtreffer zum 2:1 bestrafte (78.).
"Das war Doppelpass mit dem Gegner", grinste Weidlich hinterher verschmitzt. "Dank Gottes Hilfe habe ich den Ball reingemacht." Laut Athletik-Trainer Alexander Fromm stellte das Tor jedoch auch den Lohn für Weidlichs Trainingseifer dar. "Ja, ich mache viele zusätzliche Einheiten", sagte der 24-Jährige. "Ich will ja weiterkommen."
Mit dem Wechsel zum FC Rot-Weiß hat er bereits den nächsten Schritt in seiner Karriere getan. Nachdem Weidlich in den vorangegangenen zwei Jahren in Babelsberg nicht einmal getroffen hatte, stehen nun schon drei Tore für Erfurt zu Buche. Und die Begründung ist einfach: "Ich spiele hier offensiver und vor allem fühle ich mich wohl."
Die Bedeutung des Thüringenderbys sei ihm in den Tagen zuvor deutlich bewusst geworden. "Da haben mich Leute auf der Straße angesprochen." Und dass er sein Sieg-Versprechen halten konnte, machte ihn "superglücklich". Tieftraurig schlich dagegen Unglücksrabe Riemer vom Feld, dessen Fauxpas den Jenaern einen verdienten Punkt gekostet hatte. "Dann hätte er den Ball auch selbst reinschießen können", ereiferte sich Zeiss-Sportdirektor Lothar Kurbjuweit.
Trainer Jürgen Raab beklagte die individuellen Fehler, die an "Selbstmord" grenzen. Vor dem 0:1 hatte schon Ralf Schmidt einen Blackout, als er Tino Semmer völlig unnötig im Strafraum umsäbelte. Nils Pfingsten-Reddig war es egal. Wie schon gegen Offenbach verwandelte er souverän vom Elfmeterpunkt (17.) - und geht damit als Schütze des 100. Drittliga-Tores in die Annalen der Erfurter Klubgeschichte ein.
Weil die Gäste ihre Antwort nicht lange schuldig blieben und nach Josip Landekas schönem Ausgleichstreffer (22.) sogar das bessere Team waren, tat ihnen die Niederlage umso mehr weh. "Endlich sah es mal wieder nach Fußball aus. Leider wurden wir nicht belohnt", sagte Raab und stellte sich der Diskussion um seine verhängnisvollen Wechsel. "Ich hätte nicht getauscht. Aber Kurbjuweit stand kurz vor Gelb-Rot. Und bei Holzner ging es nicht mehr", begründete er.
Natürlich, so der Zeiss-Trainer, kenne er das Geschäft und wüsste, "dass jetzt einige ängstlich auf die Tabelle schauen." Aber: "Zu diesem Zeitpunkt ist noch niemand abgestiegen." Am verkehrtesten sei es jetzt, "wenn wir die Nerven verlieren würden".
Während bei ihm die Enttäuschung über den Ausgang groß war, blickte Trainerkollege Stefan Emmerling zufrieden drein: "Das war ein Derby - da zählt nur der Sieg", sagte er und sah über die spielerisch mäßige Darbietung seiner Mannschaft hinweg. Auch für Kapitän Rudi Zedi stand das Ergebnis über allem: "Wir haben schon besser gespielt und verloren", sagte er und verwies darauf, "dass für beide eine Menge auf dem Spiel stand".
Neben den Punkten ging es natürlich auch ums Prestige. Die elf Gelben Karten (vier für Erfurt, sieben für Jena) belegen, wie verbissen das Duell geführt wurde. Matchwinner Weidlich fand die Atmosphäre herrlich: "In der Jugend habe ich mit dem HSV einige Derbys gegen St. Pauli gespielt. Doch das kann man nicht miteinander vergleichen." Und spätestens seit Samstag ist der Hamburger Junge zu Erfurts Publikumsliebling avanciert.
Marco Alles / 26.09.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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OTZ: FC Carl Zeiss bringt sich im Derby selbst um Punkt
Der eine trat in den Katakomben des Erfurter Steigerwaldstadions mit dem Fuß sinnlos gegen ein Wandplakat, der andere krachte die Glastür mit schreienden Worten der Enttäuschung hinter sich zu, andere Jenaer Spieler schlichen nach dem 1:2 in Erfurt wortlos in die Kabine.
Erfurt. Zu den wenigen, die sich neben Routinier Sebastian Hähnge den Fragen stellten, gehörte der junge Sören Eismann, der eine solide Partie bot, aber auch seine Enttäuschung nach dem Derby nicht verbarg. "Natürlich ist es ärgerlich, dass wir ohne Punkt dastehen, aber so ein Fehler kann immer mal passieren. Insgesamt haben wir ein gutes Spiel gezeigt, schade", meinte der 22-Jährige.
Knackpunkt der Partie war etwa eine viertel Stunde vor Abpfiff, als die Jenaer Abwehr den Ball schon unter Kontrolle hatte, kein Grund zur Hektik bestand, doch Riemer einen Querpass an der Strafraumgrenze schlug. Den angelte sich der eingewechselte Weidlich, schlug noch ein, zwei Haken und schoss zum 2:1 ein.
Natürlich war Zeiss-Trainer Jürgen Raab noch lange nach Spielende mächtig sauer: "Wir müssen die brutalen Fehler abstellen, die Gegner zum Toreschießen ohne großen Aufwand einzuladen. Das grenzt schon an Selbstmord", fand Raab ziemlich drastische Worte nach dem mittlerweile siebenten Spiel der Zeiss-Elf in Folge ohne Sieg.
Seine sichtliche Verärgerung war nachvollziehbar, denn seit dem Erfolg in Sandhausen war es wohl das Beste, was mit diesem Team derzeit möglich ist. Ärgerlich auch deshalb, weil beide Gegentore auf das Konto der Gäste gingen.
Abgesehen von einigen Unsicherheiten zu Beginn des nicht ausverkauften Thüringen-Derbys, kamen die Gäste immer besser ins Spiel. Doch den ersten Schock aus Jenaer Sicht gab es in der 17. Minute, als Schmidt an der Strafraumgrenze Semmer von den Beinen holte. Auch hier bestand kein Grund, so heftig einzusteigen.
Schiedsrichter Zwayer pfiff sofort. Wie schon gegen Offenbach beim Erfurter 3:1-Erfolg verwandelte Pfingsten-Reddig souverän. Freilich, dem Berliner Referee muss man schon anrechnen, dass er in der Folge mit zweierlei Maß in derartigen Situationen zu Ungunsten des FCC pfiff.
Doch der frühe Rückstand brachte den FC Carl Zeiss diesmal nicht aus dem Konzept. Die Raab-Elf bestimmte das Geschehen zunehmend und kam durch einen satten Schuss von der Strafraumgrenze durch Landeka zum schnellen Ausgleich. Der Torschütze gehörte auch in der Folge zu den auffälligsten Zeiss-Spielern, die mit Pässen über die Außen die Torgefahr suchten. So war Smeekes immer wieder Anspielpunkt, doch der Niederländer war an dem verregneten Derby-Tag ziemlich glücklos.
Gute Szenen hatte dagegen in Halbzeit zwei Holzner auf der Außenbahn. Allerdings blieben die Jenaer Chancen gegen einen nicht unbedingt sicher wirkenden RWE-Keeper Orlishausen rar.
Auf Erfurter Seite sah man den Ausgang der Partie logischerweise mit anderen Augen. "Heute war nur wichtig, die drei Punkte zu holen. Die spielerische Komponente kam vielleicht zu kurz. Ich würde aber nicht von einem glücklichen Sieg für uns sprechen, weil ich der Meinung bin, dass wir die klareren Torchancen hatten", meinte Tino Semmer. "Nach dem Ausgleich sind wir etwas von der Rolle gekommen, aber nach der Führung haben wir das Spiel wieder kontrolliert."
"Natürlich bin ich enttäuscht, weil die Mannschaft heute gut gespielt hat. Ein Remis wäre in jedem Fall gerechtfertigt gewesen", befand dagegen Zeiss-Präsident Hartmut Beyer. Er machte zugleich klar, dass der FC Carl Zeiss kein Trainer-Problem hat.
Heiko Faber / 26.09.10 / OTZ
Quelle: http://www.otz.de
Weil ein Derbysieg besonders ausgekostet wird, dauerte die Feier länger als sonst. Als die unter Wert geschlagenen Jenaer schon verschwunden waren, "rockten" die Erfurter ihre Umkleidekabine.
Erfurt. Als "Stimmungskanone" erwies sich mit Denis-Danso Weidlich der "Mann des Spiels". Nach gut einer Stunde eingewechselt, war er sofort auf Betriebstemperatur und wirbelte die Zeiss-Defensive gehörig durcheinander. Und so war es kein Zufall, dass er einen haarsträubenden Fehlpass von Marco Riemer vor dem Jenaer Strafraum mit dem Siegtreffer zum 2:1 bestrafte (78.).
"Das war Doppelpass mit dem Gegner", grinste Weidlich hinterher verschmitzt. "Dank Gottes Hilfe habe ich den Ball reingemacht." Laut Athletik-Trainer Alexander Fromm stellte das Tor jedoch auch den Lohn für Weidlichs Trainingseifer dar. "Ja, ich mache viele zusätzliche Einheiten", sagte der 24-Jährige. "Ich will ja weiterkommen."
Mit dem Wechsel zum FC Rot-Weiß hat er bereits den nächsten Schritt in seiner Karriere getan. Nachdem Weidlich in den vorangegangenen zwei Jahren in Babelsberg nicht einmal getroffen hatte, stehen nun schon drei Tore für Erfurt zu Buche. Und die Begründung ist einfach: "Ich spiele hier offensiver und vor allem fühle ich mich wohl."
Die Bedeutung des Thüringenderbys sei ihm in den Tagen zuvor deutlich bewusst geworden. "Da haben mich Leute auf der Straße angesprochen." Und dass er sein Sieg-Versprechen halten konnte, machte ihn "superglücklich". Tieftraurig schlich dagegen Unglücksrabe Riemer vom Feld, dessen Fauxpas den Jenaern einen verdienten Punkt gekostet hatte. "Dann hätte er den Ball auch selbst reinschießen können", ereiferte sich Zeiss-Sportdirektor Lothar Kurbjuweit.
Trainer Jürgen Raab beklagte die individuellen Fehler, die an "Selbstmord" grenzen. Vor dem 0:1 hatte schon Ralf Schmidt einen Blackout, als er Tino Semmer völlig unnötig im Strafraum umsäbelte. Nils Pfingsten-Reddig war es egal. Wie schon gegen Offenbach verwandelte er souverän vom Elfmeterpunkt (17.) - und geht damit als Schütze des 100. Drittliga-Tores in die Annalen der Erfurter Klubgeschichte ein.
Weil die Gäste ihre Antwort nicht lange schuldig blieben und nach Josip Landekas schönem Ausgleichstreffer (22.) sogar das bessere Team waren, tat ihnen die Niederlage umso mehr weh. "Endlich sah es mal wieder nach Fußball aus. Leider wurden wir nicht belohnt", sagte Raab und stellte sich der Diskussion um seine verhängnisvollen Wechsel. "Ich hätte nicht getauscht. Aber Kurbjuweit stand kurz vor Gelb-Rot. Und bei Holzner ging es nicht mehr", begründete er.
Natürlich, so der Zeiss-Trainer, kenne er das Geschäft und wüsste, "dass jetzt einige ängstlich auf die Tabelle schauen." Aber: "Zu diesem Zeitpunkt ist noch niemand abgestiegen." Am verkehrtesten sei es jetzt, "wenn wir die Nerven verlieren würden".
Während bei ihm die Enttäuschung über den Ausgang groß war, blickte Trainerkollege Stefan Emmerling zufrieden drein: "Das war ein Derby - da zählt nur der Sieg", sagte er und sah über die spielerisch mäßige Darbietung seiner Mannschaft hinweg. Auch für Kapitän Rudi Zedi stand das Ergebnis über allem: "Wir haben schon besser gespielt und verloren", sagte er und verwies darauf, "dass für beide eine Menge auf dem Spiel stand".
Neben den Punkten ging es natürlich auch ums Prestige. Die elf Gelben Karten (vier für Erfurt, sieben für Jena) belegen, wie verbissen das Duell geführt wurde. Matchwinner Weidlich fand die Atmosphäre herrlich: "In der Jugend habe ich mit dem HSV einige Derbys gegen St. Pauli gespielt. Doch das kann man nicht miteinander vergleichen." Und spätestens seit Samstag ist der Hamburger Junge zu Erfurts Publikumsliebling avanciert.
Marco Alles / 26.09.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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OTZ: FC Carl Zeiss bringt sich im Derby selbst um Punkt
Der eine trat in den Katakomben des Erfurter Steigerwaldstadions mit dem Fuß sinnlos gegen ein Wandplakat, der andere krachte die Glastür mit schreienden Worten der Enttäuschung hinter sich zu, andere Jenaer Spieler schlichen nach dem 1:2 in Erfurt wortlos in die Kabine.
Erfurt. Zu den wenigen, die sich neben Routinier Sebastian Hähnge den Fragen stellten, gehörte der junge Sören Eismann, der eine solide Partie bot, aber auch seine Enttäuschung nach dem Derby nicht verbarg. "Natürlich ist es ärgerlich, dass wir ohne Punkt dastehen, aber so ein Fehler kann immer mal passieren. Insgesamt haben wir ein gutes Spiel gezeigt, schade", meinte der 22-Jährige.
Knackpunkt der Partie war etwa eine viertel Stunde vor Abpfiff, als die Jenaer Abwehr den Ball schon unter Kontrolle hatte, kein Grund zur Hektik bestand, doch Riemer einen Querpass an der Strafraumgrenze schlug. Den angelte sich der eingewechselte Weidlich, schlug noch ein, zwei Haken und schoss zum 2:1 ein.
Natürlich war Zeiss-Trainer Jürgen Raab noch lange nach Spielende mächtig sauer: "Wir müssen die brutalen Fehler abstellen, die Gegner zum Toreschießen ohne großen Aufwand einzuladen. Das grenzt schon an Selbstmord", fand Raab ziemlich drastische Worte nach dem mittlerweile siebenten Spiel der Zeiss-Elf in Folge ohne Sieg.
Seine sichtliche Verärgerung war nachvollziehbar, denn seit dem Erfolg in Sandhausen war es wohl das Beste, was mit diesem Team derzeit möglich ist. Ärgerlich auch deshalb, weil beide Gegentore auf das Konto der Gäste gingen.
Abgesehen von einigen Unsicherheiten zu Beginn des nicht ausverkauften Thüringen-Derbys, kamen die Gäste immer besser ins Spiel. Doch den ersten Schock aus Jenaer Sicht gab es in der 17. Minute, als Schmidt an der Strafraumgrenze Semmer von den Beinen holte. Auch hier bestand kein Grund, so heftig einzusteigen.
Schiedsrichter Zwayer pfiff sofort. Wie schon gegen Offenbach beim Erfurter 3:1-Erfolg verwandelte Pfingsten-Reddig souverän. Freilich, dem Berliner Referee muss man schon anrechnen, dass er in der Folge mit zweierlei Maß in derartigen Situationen zu Ungunsten des FCC pfiff.
Doch der frühe Rückstand brachte den FC Carl Zeiss diesmal nicht aus dem Konzept. Die Raab-Elf bestimmte das Geschehen zunehmend und kam durch einen satten Schuss von der Strafraumgrenze durch Landeka zum schnellen Ausgleich. Der Torschütze gehörte auch in der Folge zu den auffälligsten Zeiss-Spielern, die mit Pässen über die Außen die Torgefahr suchten. So war Smeekes immer wieder Anspielpunkt, doch der Niederländer war an dem verregneten Derby-Tag ziemlich glücklos.
Gute Szenen hatte dagegen in Halbzeit zwei Holzner auf der Außenbahn. Allerdings blieben die Jenaer Chancen gegen einen nicht unbedingt sicher wirkenden RWE-Keeper Orlishausen rar.
Auf Erfurter Seite sah man den Ausgang der Partie logischerweise mit anderen Augen. "Heute war nur wichtig, die drei Punkte zu holen. Die spielerische Komponente kam vielleicht zu kurz. Ich würde aber nicht von einem glücklichen Sieg für uns sprechen, weil ich der Meinung bin, dass wir die klareren Torchancen hatten", meinte Tino Semmer. "Nach dem Ausgleich sind wir etwas von der Rolle gekommen, aber nach der Führung haben wir das Spiel wieder kontrolliert."
"Natürlich bin ich enttäuscht, weil die Mannschaft heute gut gespielt hat. Ein Remis wäre in jedem Fall gerechtfertigt gewesen", befand dagegen Zeiss-Präsident Hartmut Beyer. Er machte zugleich klar, dass der FC Carl Zeiss kein Trainer-Problem hat.
Heiko Faber / 26.09.10 / OTZ
Quelle: http://www.otz.de