TA: Derby: Erfurt versagt völlig gegen Jena - 0:3
Dem FC Carl Zeiss gelang gestern eine eindrucksvolle Revanche für die 0:3-Pleite im Hinspiel. Die Jenaer gewannen erstmals seit April 2006 ein Derby gegen Erfurt - selbst das 3:0 war vollauf verdient. Die Partie wurde von Randalen überschattet.
Erfurt. "Wir haben die Schanuze voll", riefen die Erfurter. "Die Nummer 1 sind wir", skandierten die Jenaer: Unterschiedlicher hätte die Stimmungslage nach dem 114. Thüringenderby nicht sein können. Carl Zeiss jubelte, Rot-Weiß trauerte.
Weil zur eigentlichen Anstoßzeit um 19 Uhr noch zahlreiche Besucher vor den Stadiontoren standen, begann die Partie mit zehnminütiger Verspätung. Ehe der Ball jedoch rollte, brannten die Fans in beiden Kurven bengalische Feuer ab und zündeten Feuerwerkskörper. Und es dauerte auch nur drei Minuten bis zum ersten Paukenschlag auf dem Spielfeld. Da war Smeekes der Rot-Weiß-Abwehr um den ausrutschenden Möckel entwischt und hatte Orlishausen per Heber überwunden.
Jena immer einen Tick schneller
Der frühe Treffer stärkte das Selbstbewusstsein der Jenaer nochmals. Mit 13 Punkten aus den fünf vorangegangenen Spielen auf dem Konto waren sie ohnehin als Favorit ins 114. Thüringenderby seit 1906 gegangen. Und so trat Carl Zeiss in der Folge auch auf. Fast immer einen Tick schneller kamen die Gäste immer wieder gefährlich über die Außen. Benyamina verpasste nach einer Viertelstunde noch die Großchance zum 2:0, als er am leeren Tor vorbeischob. Besser machte es Hähnge nach einer Nagy-Ecke: Nachdem Orlishausen den Ball verfehlt hatte, stand der Routinier am langen Pfosten völlig ungedeckt und schoss ein (28.).
Gespannte Stimmung zum Thüringenderby Die Erfurter, die nach zwei Niederlagen ohne eigenen Treffer zum 4-4-2-System zurückgekehrt waren, mühten sich zwar redlich. Doch entscheidend durchsetzen konnten sie sich nicht. Die Hinspiel-Torschützen Kammlott und Semmer waren ebenso abgemeldet wie Rockenbach, dessen Einsatz bis kurz vor dem Spiel wegen einer Sprunggelenk-Verletzung fraglich gewesen war. Der für den gesperrten Malura ins Team gerückte Handke schied wegen einer Zerrung nach nicht einmal einer halben Stunde aus. Jenas Trainer van Eck hatte keinen Grund, seine Erfolgsformation der vergangenen Wochen zu verändern. Lediglich Schmidt (fünfte Gelbe Karte) wurde durch Truckenbrod ersetzt.
Fans verließen früh das Stadion
Ob der Überlegenheit des Erzrivalen, die auch das 5:0-Eckenverhältnis belegte, verließen schon zahlreiche Erfurter Fans zur Halbzeit das Stadion. Sie dürften froh gewesen sein, da sie sich das 0:3 durch Benyamina nicht mehr anschauen mussten. Verärgert, weil Schiedsrichter Cortus eine Verletzung Pohls nicht beachtet hatte, und aus Frust über die Leistung ihrer Mannschaft flogen aus der rot-weißen Fankurve erneut Böller. Der Referee unterbrach das Duell, setzte es nach Intervention beider Teams jedoch fort.
Weil auf dem Platz trotz Stenzels Lattenschuss (75.) alles entschieden war, richtete sich der Unmut der Erfurter gegen den Sportchef: Mit Hörgl raus-Rufen und Ohne Hörgl habt ihr keine Chance forderten sie dessen Rauswurf. Die Jenaer Anhänger ließen dagegen ihre Akteure hochleben. Nach dem gestrigen Spiel und dem Blick auf die Tabelle völlig zu Recht. Während Carl Zeiss nun ernsthaft vom Aufstieg träumen darf, hat für die Landeshauptstädter der Kampf um den Klassenerhalt endgültig begonnen. Ab jetzt geht es um die Existenz ob mit oder ohne Hörgl.
Massive Sicherheitvorkehrungen
Ein massives Polizeiaufgebot mit mehreren hundert Polizeikräften hat am Mittwochabend in Erfurt das Thüringer Lokalderby gesichert. Zudem Spiel zwischen Rot Weiß Erfurt und dem FC Carl-Zeiss-Jena waren laut Polizei aus Jena und Erfurt jeweils 80 gewaltbereite Hooligans der extremsten Kategorie "C" angereist. Zudem registrierten die Sicherheitskräfte auf Erfurter Seite 300 und auf Jenaer Seite 170 Fans der Kategorie "B". Diese gelten vor allem in der Gruppe und mit Alkohol als aggressiv.
Laut Polizei hatte es bis zum Spielende keine dramatischen Vorfälle gegeben. Wegen der Anreise der Jenaer Fans mit mehreren Zügen waren allerdings der Erfurter Hauptbahnhof und einige Zufahrtsstraßen im Berufsverkehr gesperrt gewesen. Das hatte zu massiven Verkehrsbehinderungen geführt, da auch das Gros der Erfurter Straßenbahnen nicht fahren konnte. Rund um den Bahnhof war es reinzelt zu Rangeleien zwischen Fangruppen und der Polizei gekommen. Den Beamten gelang es aber immer, beide Lager zu trennen.
Massive Probleme während des Spiels aber auch schon am Bahnhof bereitete der Einsatz von Feuerwerkskörpern auf beiden Seiten Sorgen. In der zweiten Halbzeit musste das Spiel wegen des Abbrennens von Bengalfeuern in der Fankurve zudem unterbrochen werden. Die Kontrolle der Zuschauer sei extrem schwierig, sagte Polizeisprecher Manfred Etzel. Teilweise würden die Feuerwerkskörper im Intimbereich ins Stadion geschmuggelt. Für die Einlasskontrolle sei der Sicherheitsdienst des einladenden Klubs zuständig, fügte er an. Dieser werde aber von der Polizei unterstützt.
Für die Heimreise der Jenaer Fans hatte die Bahn nach Spielende einen Sonderzug mit insgesamt 1200 Plätzen bereitgestellt. Die Absicherung der Zugfahrt ist Aufgabe der Bundespolizei. Diese übernimmt die gewaltbereiten Fangruppen am Bahnhof von den übrigen Einsatzkräften. Um das Spiel abzusichern waren neben den Thüringer Beamten auch Einsatzzüge aus Bayern, Hessen sowie Brandenburg in Erfurt.
Erfurt: Orlishausen Handke (26. Stenzel), Pohl (58. Humbert), Möckel, Ströhl (53. Pagenburg) Becker, Bölstler, Rockenbach, Hillebrand Semmer, Kammlott.
Jena: Nulle Sträßer (62. Wuttke), Lukimya, Lanzaat, Nagy Gardawski, Truckenbrod, Kühne, Benyamina Smeekes (89. Osadchenko), Hähnge (76. Holwijn).
Sch.: Cortus (Nürnberg), Z.: 12435, T.: 0:1 Smeekes (3.), 0:2 Hähnge (28.), 0:3 Benyamina (56.).
Marco Alles / 25.03.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TLZ: Jena beherrscht die Szenerie
Rainer Hörgl wartet und schaut. Er beobachtet, wie seine Mannen sich heiß machen. "Kommt schon!" Die Jenaer sind ruhiger. Fünf Minuten müssen sich beide Truppen gedulden, ehe es endlich raus geht. Auch Rainer Hörgl wartet. Dann kommt auch René van Eck, ein Handschlag, ein Lächeln. Es geht los.
Erfurt. Keine drei Minuten sind rum, da kauert Rainer Hörgl schon fassungslos in seiner Trainerbank, während sein Jenaer Pendant das jubelnde Rumpelstilzchen gibt. Jena führt. Christopher Handke bietet Soufian Benyamina Geleitschutz auf dem Weg zu seiner Flanke von rechts. Das Leder kommt zu Michael Gardawski, der es weiter gibt zu Orlando Smeekes - Jens Möckel staunt Bauklötze statt zu stören - und Smeekes hebt die Kugel über Dirk Orlishausen hinweg zum 1:0 in die Maschen (3.). Auf der anderen Seite köpfelt Thiago Rockenbach da Silva das Leder auf Jenas Tor, doch für Nulle ist das eine sichere Beute (10.). Die Erfurter Herrlichkeit ist damit vorbei.
Michael Gardawski vernascht gleich zwei Erfurter, wartet dann zu lang mit der Abgabe auf Soufian Benyamina, der dann die Kugel rechts neben das Tor setzt (15.). Hähnges Kopfball hat Orlishausen dann mit einem Hopser ganz sicher (19.). Erfurt betritt Jenas Hälfte dann nach 22 Minuten, an Beckers Freistoß segelt Nulle vorbei, Pohl und Hillebrand aber auch. Inmitten der Konfusion ist Nulle am schnellsten, schmeißt sich auf den Ball (22.). Timo Nagy tritt sogleich zum Eckstoß an, den ersten Versuch eines Torschusses können die Erfurter auf der Linie klären, doch dann ist Hähnge da, 2:0 (28.). Dann hat Erfurt mal Glück. Orlando Smeekes ist auf dem Weg zum Tor, wird von Stenzel gestellt, der Schiedsrichter verlegt das Foul aus dem Sechzehner heraus, statt Elfer gibt es Freistoß, den Gardawski über Mauer und Tor schnippelt (35.). Dann ist Pause.
Nach dem Seitenwechsel beherrschen weiter die Gäste aus Jena die Szenerie. Carsten Sträßer probiert es mal mit einer Einwurfvorlage auf Gardawski, der aus halbrechter Position das Tor links verfehlt (54.). Rechts rein schießt Soufian Benyamina die Kugel zwei Minuten später, zuvor hatte er Erfurts Verteidiger umkurvt wie weiland Maria Riesch die Stangen von Whistler Mountain. Statt Gold gibt es hier das 3:0 (56.). Erfurts Fans wollen nun ihren Trainer zum Teufel jagen, die Böller versteht der Schiedsrichter aber als Aufforderung zum Spielabbruch. Auf dem Weg in die Katakomben werden sie aber von Erfurter und Jenaer Spielern aufgehalten. Fünf Minuten später sind die Männer in Gelb überredet, es geht weiter.
Direkt danach tritt Becker einen Freistoßball, doch Nulle ist auf dem Posten, Ecke. Während Jenas Fans Rainer Hörgl feiern und dafür auch Applaus der RWE-Anhänger ernten, setzt Fabian Stenzel das Leder fulminant an die Latte (74.). Geht noch was?
Nein. Die Partie plätschert dem Ende entgegen, Jena feiert, die Erfurter stimmen voll Hohn in die FCC-Laola ein. Noch ein paar Minuten verharrt Erfurts Sportchef Rainer Hörgl nach dem Spiel im Innenraum. Der Handschlag mit van Eck. Er schaut. Er wartet - vielleicht sogar auf seinen Rausschmiss.
Erfurt: Orlishausen - Handke (26. Stenzel), Pohl (58. Humbert), Möckel, Hillebrand - Becker, Bölstler, Rockenbach da Silva, Ströhl (53. Pagenburg) - Kammlott, Semmer.
Jena: Nulle - Sträßer (67. Wuttke), Lukimya, Lanzaat, Nagy - Gardawski, Kühne, Truckenbrod, Benyamina - Smeekes (89. Osadchenko), Hähnge (76. Holwijn).
Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Nürnberg). Zuschauer: 12 435. Tore: 0:1 Smeekes (3.), 0:2 Hähnge (28.), 0:3 Benyamina (56.).
Michael Ulbrich / 25.03.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Aufgeheizte Stimmung unter den Fans
Mitte der zweiten Halbzeit zog eine Gruppe von Polizisten aus dem Innenraum hoch vor die Geschäftsstelle im Stadion. Längst war die Stimmung unter Erfurts Anhang so aufgeheizt, dass man mit dem Schlimmsten rechnen musste, tatsächlich fanden sich vor dem Gebäude zwei Dutzend aufgebrachte Fans ein.
Erfurt. «Nehmt den Hörgl mit», sangen sie zuvor in der Südkurve, aus der zuvor noch abgefeuerte Böller für eine kurze Spielunterbrechung gesorgt hatten, noch Richtung Jena-Block.
«Heute nicht», wehrte selbst Dirk Orlishausen, der sich in den Spielen zuvor noch als einziger Akteur den Fragen der Journalisten gestellt hatte, jeden Kommentar ab. «Grenzwertig war das heute», sagte Sportchef Rainer Hörgl später zu den unüberhörbaren Gesängen gegen seine Person. Seine Stimme stockte dabei, ein Paar Tränen verbarg er geschickt. «Ich muss heute Abend noch ganz tief in mich gehen», gab Klubchef Rolf Rombach später zu, nachdem er zuvor noch die Spieler aus der Kabine zu den aufgebrachten Fans in die Südkurve geschickt hatte. «Wir müssen uns der Kritik stellen», redete nach dem bitteren 0:3 allein Tino Semmer Klartext. Jener Semmer, der Jena in den letzten Spielen mit seinen Toren mit besiegt hatte, fordert nun: «Eine andere Körpersprache von uns ist jetzt notwendig.» 200 Prozent seien jetzt am Samstag im nächsten Heimspiel gegen Sandhausen nötig.
Eines ist allen klar beim FC Rot-Weiß: Der Verein steckt seit gestern tief im Abstiegskampf. «Wenn sich Fans und Mannschaft jetzt nicht zusammenraufen, wann dann!», sagt Semmer, der zugibt: «Eine solche Situation kennen wir alle nicht.» Ob sie noch mit Rainer Hörgl zu lösen sein wird, werden die nächsten Tage zeigen.
Thomas Czekalla / 24.03.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Duckes Erben ohne Probleme
Peter Ducke hat Thüringenderbys immer geliebt. «Die Fans dort haben mich schon vor dem Spiel beleidigt. Das war toll», sagt Jenas einstiger Weltklassestürmer. Im Hof haben sich damals beide Mannschaften umgezogen, der einzige Weg auf das Spielfeld führte über die vollbesetzte Tribüne.
Erfurt. «Das war angenehm», bemerkt Ducke, der sich manch Schmähruf anhören musste. «Meistens war ich der Schauspieler. Das war meine Motivation, denen habe ich es dann gegeben», sagt er und feixt. Denn meist netzte er mitten ins rot-weiße Herz.
Duckes Erben haben Thüringenderbys nicht geliebt. Das letzte Mal gewann man gegen den Erzrivalen in den glückseligen Jahren der Zipfel-Ära. «Das war damals irgendwie anders», erinnert sich Stefan Kühne. «Damals war ein Gegner auf dem Platz. Diesmal konnten wir ja machen, was wir wollten. Wir haben ja nicht mal mit voller Kraft gespielt», sagt der Defensivmann. Das 3:0 über Erfurt ist Balsam auf die Seelen der Jenaer - und es war ein Sieg, der zu einhundert Prozent auch für Michael Born, wie Kühne betont. «Er gehört zur Mannschaft, genauso wie die Spieler, Betreuer und Trainer», sagt Kühne. Carsten Sträßer pflichtet ihm bei: «Born hat dazu beigetragen, dass es überhaupt weitergeht. Dafür sind wir ihm dankbar», sagt der Rechtsverteidiger. Von der Demission des Geschäftsführers sei man als Mannschaft überrascht worden, fügt Sträßer an.
Jenas Trainer René van Eck konstatierte, dass seine Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute gezeigt habe, wozu sie fähig ist. Die Frage nach der Nummer eins in Thüringen, stellt sich für den Holländer gar nicht. «Das sind ganz klar wir. Dazu reicht doch ein Blick in die Geschichte. Wir können nun hundert Jahre spielen, daran wird sich nichts ändern.» Peter Ducke würde ihm sicher recht geben.
Michael Ulbrich / 24.03.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
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OTZ: Thüringenderby: Steigerung im Steigerwald
Jena trumpft in Erfurt auf und gewinnt das Thüringenderby souverän mit 3:0 (2:0). Kaum zu glauben, dass diese Erfurter das Hinspiel in Jena mit 3:0 gewinnen konnten.
Erfurt. Am Mittwochabend zeigte sich Jena dem FC Rot-Weiß in allen Belangen überlegen, kam vor 12.435 Zuschauern im Steigerwaldstadion zu einem ungefährdeten 3:0 (2:0)-Sieg. Orlando Smeekes (3.) und Sebastian Hähnge (28.) erzielten vor der Pause die Jenaer Tore. Soufian Benyamina erhöhte in der 56. Minute gegen erschreckend schwache Erfurter auf 3:0.
Mit einem Ur-Schrei betrat Trainer René van Eck die Katakomben des Stadions, etwas versteckt in einer Ecke umarmten die Jenaer Spieler den geschassten Geschäftsführer Michael Born. Wir waren gestern wie vor dem Kopf gestoßen, sagte Carsten Sträßer, die Geste sollte zeigen, er gehört zur Mannschaft, ihm sei es mit zu verdanken, dass es in Jena weiter geht, dass der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden konnte.
Sportlich stehen die Jenaer besser denn je da, feierten gestern den vierten Sieg in Folge. Wir haben gezeigt, wozu wir fähig sind, sagte Sträßer, dennoch will der Abwehrspieler nur von Spiel zu Spiel schauen, wir nehmen uns jeden Spieltag vor, eine Mannschaft vor uns zu überholen. Trainer van Eck strahlte. Unser Konzept ist aufgegangen. Wir wollten mit dem ersten Angriff Druck machen, das schnelle Tor hat uns in die Karten gespielt.
Jena hätte nach dem Hinspiel etwas gut zu machen, das sei gelungen. Die Frage nach Thüringens Nummer eins im Fußball stelle sich für ihn aber nicht. Man braucht nur in die Jenaer Geschichte schauen, da weiß man, wer die Nummer eins ist und bleibt.
Die Erfurter schluckten die Einlassung, sind viel zu sehr mit sich beschäftigt nur drei Punkte trennen die Rot-Weißen von den Abstiegsplätzen. Der erste Jenaer Angriff führt zum Tor, monierte RWE-Coach Rainer Hörgl, das sei Gift gewesen, in unserer jetzigen Situation. Der erste Jenaer Angriff saß. Kühne spielte auf der rechten Seite steil auf Smeekes, der den Ball gefühlvoll über RWE-Keeper Orlishausen lupfte. Erfurt zeigte sich beeindruckt, mühte sich, doch das durchdachtere und vor allem präzisere Spiel zeigte der FC Carl Zeiss. In der 28. Minute legte Jena nach. Eckball von der rechten Seite. Benyamina stieg hoch, köpfte. Orlishausen flog ins Leere. Der Ball landete vor den Füßen Hähnges, der ihn flach ins Tor schoss. Erfurts Abwehr schaute nur zu.
Die Erfurter kamen mit etwas mehr Schwung aus der Kabine, doch Jena schlug eiskalt zu. Benyamina schloss einen Jenaer Konter gekonnt ab, schob den Ball ins lange Eck. Die Gäste jubelten, die Stimmung auf den Rängen kippte, in der RWE-Kurve zündeten Böller, brannte bengalisches Feuer ab. Die Hörgl-Raus-Rufe wurden lauter. Referee Benjamin Cortus aus Nürnberg unterbrach das Spiel für drei Minuten beide Mannschaften sprachen sich für eine Fortsetzung des Spiels aus.
Der FC Carl Zeiss Jena ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen. Smeekes bot sich noch zweimal die Chance zu erhöhen. Bezeichnend: Die erste Erfurter Chance gab es nach 75. Minuten. Stenzel traf mit einem Fernschuss die Lattenoberkante.
Begonnen hatte das 74. Thüringenderby seit 1906 zwischen Erfurt und Jena mit zehn Minuten Verspätung, weil längst nicht alle Zuschauer ins Steigerwaldstadion gelangt waren. Mit dem Anpfiff brannten beide Lager Pyrotechnik ab, zündeten Böller. In der Folgezeit waren es die Erfurter die zündelte, einen Spielabbruch provozierten. Das zumindest wird ein Nachspiel haben.
Andreas Rabel / 25.03.10 / OTZ
Quelle: http://www.otz.de
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Kicker: Smeekes & Co. demontieren RWE
MDR: Jena bezwingt desolate Erfurter
Dem FC Carl Zeiss gelang gestern eine eindrucksvolle Revanche für die 0:3-Pleite im Hinspiel. Die Jenaer gewannen erstmals seit April 2006 ein Derby gegen Erfurt - selbst das 3:0 war vollauf verdient. Die Partie wurde von Randalen überschattet.
Erfurt. "Wir haben die Schanuze voll", riefen die Erfurter. "Die Nummer 1 sind wir", skandierten die Jenaer: Unterschiedlicher hätte die Stimmungslage nach dem 114. Thüringenderby nicht sein können. Carl Zeiss jubelte, Rot-Weiß trauerte.
Weil zur eigentlichen Anstoßzeit um 19 Uhr noch zahlreiche Besucher vor den Stadiontoren standen, begann die Partie mit zehnminütiger Verspätung. Ehe der Ball jedoch rollte, brannten die Fans in beiden Kurven bengalische Feuer ab und zündeten Feuerwerkskörper. Und es dauerte auch nur drei Minuten bis zum ersten Paukenschlag auf dem Spielfeld. Da war Smeekes der Rot-Weiß-Abwehr um den ausrutschenden Möckel entwischt und hatte Orlishausen per Heber überwunden.
Jena immer einen Tick schneller
Der frühe Treffer stärkte das Selbstbewusstsein der Jenaer nochmals. Mit 13 Punkten aus den fünf vorangegangenen Spielen auf dem Konto waren sie ohnehin als Favorit ins 114. Thüringenderby seit 1906 gegangen. Und so trat Carl Zeiss in der Folge auch auf. Fast immer einen Tick schneller kamen die Gäste immer wieder gefährlich über die Außen. Benyamina verpasste nach einer Viertelstunde noch die Großchance zum 2:0, als er am leeren Tor vorbeischob. Besser machte es Hähnge nach einer Nagy-Ecke: Nachdem Orlishausen den Ball verfehlt hatte, stand der Routinier am langen Pfosten völlig ungedeckt und schoss ein (28.).
Gespannte Stimmung zum Thüringenderby Die Erfurter, die nach zwei Niederlagen ohne eigenen Treffer zum 4-4-2-System zurückgekehrt waren, mühten sich zwar redlich. Doch entscheidend durchsetzen konnten sie sich nicht. Die Hinspiel-Torschützen Kammlott und Semmer waren ebenso abgemeldet wie Rockenbach, dessen Einsatz bis kurz vor dem Spiel wegen einer Sprunggelenk-Verletzung fraglich gewesen war. Der für den gesperrten Malura ins Team gerückte Handke schied wegen einer Zerrung nach nicht einmal einer halben Stunde aus. Jenas Trainer van Eck hatte keinen Grund, seine Erfolgsformation der vergangenen Wochen zu verändern. Lediglich Schmidt (fünfte Gelbe Karte) wurde durch Truckenbrod ersetzt.
Fans verließen früh das Stadion
Ob der Überlegenheit des Erzrivalen, die auch das 5:0-Eckenverhältnis belegte, verließen schon zahlreiche Erfurter Fans zur Halbzeit das Stadion. Sie dürften froh gewesen sein, da sie sich das 0:3 durch Benyamina nicht mehr anschauen mussten. Verärgert, weil Schiedsrichter Cortus eine Verletzung Pohls nicht beachtet hatte, und aus Frust über die Leistung ihrer Mannschaft flogen aus der rot-weißen Fankurve erneut Böller. Der Referee unterbrach das Duell, setzte es nach Intervention beider Teams jedoch fort.
Weil auf dem Platz trotz Stenzels Lattenschuss (75.) alles entschieden war, richtete sich der Unmut der Erfurter gegen den Sportchef: Mit Hörgl raus-Rufen und Ohne Hörgl habt ihr keine Chance forderten sie dessen Rauswurf. Die Jenaer Anhänger ließen dagegen ihre Akteure hochleben. Nach dem gestrigen Spiel und dem Blick auf die Tabelle völlig zu Recht. Während Carl Zeiss nun ernsthaft vom Aufstieg träumen darf, hat für die Landeshauptstädter der Kampf um den Klassenerhalt endgültig begonnen. Ab jetzt geht es um die Existenz ob mit oder ohne Hörgl.
Massive Sicherheitvorkehrungen
Ein massives Polizeiaufgebot mit mehreren hundert Polizeikräften hat am Mittwochabend in Erfurt das Thüringer Lokalderby gesichert. Zudem Spiel zwischen Rot Weiß Erfurt und dem FC Carl-Zeiss-Jena waren laut Polizei aus Jena und Erfurt jeweils 80 gewaltbereite Hooligans der extremsten Kategorie "C" angereist. Zudem registrierten die Sicherheitskräfte auf Erfurter Seite 300 und auf Jenaer Seite 170 Fans der Kategorie "B". Diese gelten vor allem in der Gruppe und mit Alkohol als aggressiv.
Laut Polizei hatte es bis zum Spielende keine dramatischen Vorfälle gegeben. Wegen der Anreise der Jenaer Fans mit mehreren Zügen waren allerdings der Erfurter Hauptbahnhof und einige Zufahrtsstraßen im Berufsverkehr gesperrt gewesen. Das hatte zu massiven Verkehrsbehinderungen geführt, da auch das Gros der Erfurter Straßenbahnen nicht fahren konnte. Rund um den Bahnhof war es reinzelt zu Rangeleien zwischen Fangruppen und der Polizei gekommen. Den Beamten gelang es aber immer, beide Lager zu trennen.
Massive Probleme während des Spiels aber auch schon am Bahnhof bereitete der Einsatz von Feuerwerkskörpern auf beiden Seiten Sorgen. In der zweiten Halbzeit musste das Spiel wegen des Abbrennens von Bengalfeuern in der Fankurve zudem unterbrochen werden. Die Kontrolle der Zuschauer sei extrem schwierig, sagte Polizeisprecher Manfred Etzel. Teilweise würden die Feuerwerkskörper im Intimbereich ins Stadion geschmuggelt. Für die Einlasskontrolle sei der Sicherheitsdienst des einladenden Klubs zuständig, fügte er an. Dieser werde aber von der Polizei unterstützt.
Für die Heimreise der Jenaer Fans hatte die Bahn nach Spielende einen Sonderzug mit insgesamt 1200 Plätzen bereitgestellt. Die Absicherung der Zugfahrt ist Aufgabe der Bundespolizei. Diese übernimmt die gewaltbereiten Fangruppen am Bahnhof von den übrigen Einsatzkräften. Um das Spiel abzusichern waren neben den Thüringer Beamten auch Einsatzzüge aus Bayern, Hessen sowie Brandenburg in Erfurt.
Erfurt: Orlishausen Handke (26. Stenzel), Pohl (58. Humbert), Möckel, Ströhl (53. Pagenburg) Becker, Bölstler, Rockenbach, Hillebrand Semmer, Kammlott.
Jena: Nulle Sträßer (62. Wuttke), Lukimya, Lanzaat, Nagy Gardawski, Truckenbrod, Kühne, Benyamina Smeekes (89. Osadchenko), Hähnge (76. Holwijn).
Sch.: Cortus (Nürnberg), Z.: 12435, T.: 0:1 Smeekes (3.), 0:2 Hähnge (28.), 0:3 Benyamina (56.).
Marco Alles / 25.03.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TLZ: Jena beherrscht die Szenerie
Rainer Hörgl wartet und schaut. Er beobachtet, wie seine Mannen sich heiß machen. "Kommt schon!" Die Jenaer sind ruhiger. Fünf Minuten müssen sich beide Truppen gedulden, ehe es endlich raus geht. Auch Rainer Hörgl wartet. Dann kommt auch René van Eck, ein Handschlag, ein Lächeln. Es geht los.
Erfurt. Keine drei Minuten sind rum, da kauert Rainer Hörgl schon fassungslos in seiner Trainerbank, während sein Jenaer Pendant das jubelnde Rumpelstilzchen gibt. Jena führt. Christopher Handke bietet Soufian Benyamina Geleitschutz auf dem Weg zu seiner Flanke von rechts. Das Leder kommt zu Michael Gardawski, der es weiter gibt zu Orlando Smeekes - Jens Möckel staunt Bauklötze statt zu stören - und Smeekes hebt die Kugel über Dirk Orlishausen hinweg zum 1:0 in die Maschen (3.). Auf der anderen Seite köpfelt Thiago Rockenbach da Silva das Leder auf Jenas Tor, doch für Nulle ist das eine sichere Beute (10.). Die Erfurter Herrlichkeit ist damit vorbei.
Michael Gardawski vernascht gleich zwei Erfurter, wartet dann zu lang mit der Abgabe auf Soufian Benyamina, der dann die Kugel rechts neben das Tor setzt (15.). Hähnges Kopfball hat Orlishausen dann mit einem Hopser ganz sicher (19.). Erfurt betritt Jenas Hälfte dann nach 22 Minuten, an Beckers Freistoß segelt Nulle vorbei, Pohl und Hillebrand aber auch. Inmitten der Konfusion ist Nulle am schnellsten, schmeißt sich auf den Ball (22.). Timo Nagy tritt sogleich zum Eckstoß an, den ersten Versuch eines Torschusses können die Erfurter auf der Linie klären, doch dann ist Hähnge da, 2:0 (28.). Dann hat Erfurt mal Glück. Orlando Smeekes ist auf dem Weg zum Tor, wird von Stenzel gestellt, der Schiedsrichter verlegt das Foul aus dem Sechzehner heraus, statt Elfer gibt es Freistoß, den Gardawski über Mauer und Tor schnippelt (35.). Dann ist Pause.
Nach dem Seitenwechsel beherrschen weiter die Gäste aus Jena die Szenerie. Carsten Sträßer probiert es mal mit einer Einwurfvorlage auf Gardawski, der aus halbrechter Position das Tor links verfehlt (54.). Rechts rein schießt Soufian Benyamina die Kugel zwei Minuten später, zuvor hatte er Erfurts Verteidiger umkurvt wie weiland Maria Riesch die Stangen von Whistler Mountain. Statt Gold gibt es hier das 3:0 (56.). Erfurts Fans wollen nun ihren Trainer zum Teufel jagen, die Böller versteht der Schiedsrichter aber als Aufforderung zum Spielabbruch. Auf dem Weg in die Katakomben werden sie aber von Erfurter und Jenaer Spielern aufgehalten. Fünf Minuten später sind die Männer in Gelb überredet, es geht weiter.
Direkt danach tritt Becker einen Freistoßball, doch Nulle ist auf dem Posten, Ecke. Während Jenas Fans Rainer Hörgl feiern und dafür auch Applaus der RWE-Anhänger ernten, setzt Fabian Stenzel das Leder fulminant an die Latte (74.). Geht noch was?
Nein. Die Partie plätschert dem Ende entgegen, Jena feiert, die Erfurter stimmen voll Hohn in die FCC-Laola ein. Noch ein paar Minuten verharrt Erfurts Sportchef Rainer Hörgl nach dem Spiel im Innenraum. Der Handschlag mit van Eck. Er schaut. Er wartet - vielleicht sogar auf seinen Rausschmiss.
Erfurt: Orlishausen - Handke (26. Stenzel), Pohl (58. Humbert), Möckel, Hillebrand - Becker, Bölstler, Rockenbach da Silva, Ströhl (53. Pagenburg) - Kammlott, Semmer.
Jena: Nulle - Sträßer (67. Wuttke), Lukimya, Lanzaat, Nagy - Gardawski, Kühne, Truckenbrod, Benyamina - Smeekes (89. Osadchenko), Hähnge (76. Holwijn).
Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Nürnberg). Zuschauer: 12 435. Tore: 0:1 Smeekes (3.), 0:2 Hähnge (28.), 0:3 Benyamina (56.).
Michael Ulbrich / 25.03.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Aufgeheizte Stimmung unter den Fans
Mitte der zweiten Halbzeit zog eine Gruppe von Polizisten aus dem Innenraum hoch vor die Geschäftsstelle im Stadion. Längst war die Stimmung unter Erfurts Anhang so aufgeheizt, dass man mit dem Schlimmsten rechnen musste, tatsächlich fanden sich vor dem Gebäude zwei Dutzend aufgebrachte Fans ein.
Erfurt. «Nehmt den Hörgl mit», sangen sie zuvor in der Südkurve, aus der zuvor noch abgefeuerte Böller für eine kurze Spielunterbrechung gesorgt hatten, noch Richtung Jena-Block.
«Heute nicht», wehrte selbst Dirk Orlishausen, der sich in den Spielen zuvor noch als einziger Akteur den Fragen der Journalisten gestellt hatte, jeden Kommentar ab. «Grenzwertig war das heute», sagte Sportchef Rainer Hörgl später zu den unüberhörbaren Gesängen gegen seine Person. Seine Stimme stockte dabei, ein Paar Tränen verbarg er geschickt. «Ich muss heute Abend noch ganz tief in mich gehen», gab Klubchef Rolf Rombach später zu, nachdem er zuvor noch die Spieler aus der Kabine zu den aufgebrachten Fans in die Südkurve geschickt hatte. «Wir müssen uns der Kritik stellen», redete nach dem bitteren 0:3 allein Tino Semmer Klartext. Jener Semmer, der Jena in den letzten Spielen mit seinen Toren mit besiegt hatte, fordert nun: «Eine andere Körpersprache von uns ist jetzt notwendig.» 200 Prozent seien jetzt am Samstag im nächsten Heimspiel gegen Sandhausen nötig.
Eines ist allen klar beim FC Rot-Weiß: Der Verein steckt seit gestern tief im Abstiegskampf. «Wenn sich Fans und Mannschaft jetzt nicht zusammenraufen, wann dann!», sagt Semmer, der zugibt: «Eine solche Situation kennen wir alle nicht.» Ob sie noch mit Rainer Hörgl zu lösen sein wird, werden die nächsten Tage zeigen.
Thomas Czekalla / 24.03.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Duckes Erben ohne Probleme
Peter Ducke hat Thüringenderbys immer geliebt. «Die Fans dort haben mich schon vor dem Spiel beleidigt. Das war toll», sagt Jenas einstiger Weltklassestürmer. Im Hof haben sich damals beide Mannschaften umgezogen, der einzige Weg auf das Spielfeld führte über die vollbesetzte Tribüne.
Erfurt. «Das war angenehm», bemerkt Ducke, der sich manch Schmähruf anhören musste. «Meistens war ich der Schauspieler. Das war meine Motivation, denen habe ich es dann gegeben», sagt er und feixt. Denn meist netzte er mitten ins rot-weiße Herz.
Duckes Erben haben Thüringenderbys nicht geliebt. Das letzte Mal gewann man gegen den Erzrivalen in den glückseligen Jahren der Zipfel-Ära. «Das war damals irgendwie anders», erinnert sich Stefan Kühne. «Damals war ein Gegner auf dem Platz. Diesmal konnten wir ja machen, was wir wollten. Wir haben ja nicht mal mit voller Kraft gespielt», sagt der Defensivmann. Das 3:0 über Erfurt ist Balsam auf die Seelen der Jenaer - und es war ein Sieg, der zu einhundert Prozent auch für Michael Born, wie Kühne betont. «Er gehört zur Mannschaft, genauso wie die Spieler, Betreuer und Trainer», sagt Kühne. Carsten Sträßer pflichtet ihm bei: «Born hat dazu beigetragen, dass es überhaupt weitergeht. Dafür sind wir ihm dankbar», sagt der Rechtsverteidiger. Von der Demission des Geschäftsführers sei man als Mannschaft überrascht worden, fügt Sträßer an.
Jenas Trainer René van Eck konstatierte, dass seine Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute gezeigt habe, wozu sie fähig ist. Die Frage nach der Nummer eins in Thüringen, stellt sich für den Holländer gar nicht. «Das sind ganz klar wir. Dazu reicht doch ein Blick in die Geschichte. Wir können nun hundert Jahre spielen, daran wird sich nichts ändern.» Peter Ducke würde ihm sicher recht geben.
Michael Ulbrich / 24.03.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
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OTZ: Thüringenderby: Steigerung im Steigerwald
Jena trumpft in Erfurt auf und gewinnt das Thüringenderby souverän mit 3:0 (2:0). Kaum zu glauben, dass diese Erfurter das Hinspiel in Jena mit 3:0 gewinnen konnten.
Erfurt. Am Mittwochabend zeigte sich Jena dem FC Rot-Weiß in allen Belangen überlegen, kam vor 12.435 Zuschauern im Steigerwaldstadion zu einem ungefährdeten 3:0 (2:0)-Sieg. Orlando Smeekes (3.) und Sebastian Hähnge (28.) erzielten vor der Pause die Jenaer Tore. Soufian Benyamina erhöhte in der 56. Minute gegen erschreckend schwache Erfurter auf 3:0.
Mit einem Ur-Schrei betrat Trainer René van Eck die Katakomben des Stadions, etwas versteckt in einer Ecke umarmten die Jenaer Spieler den geschassten Geschäftsführer Michael Born. Wir waren gestern wie vor dem Kopf gestoßen, sagte Carsten Sträßer, die Geste sollte zeigen, er gehört zur Mannschaft, ihm sei es mit zu verdanken, dass es in Jena weiter geht, dass der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden konnte.
Sportlich stehen die Jenaer besser denn je da, feierten gestern den vierten Sieg in Folge. Wir haben gezeigt, wozu wir fähig sind, sagte Sträßer, dennoch will der Abwehrspieler nur von Spiel zu Spiel schauen, wir nehmen uns jeden Spieltag vor, eine Mannschaft vor uns zu überholen. Trainer van Eck strahlte. Unser Konzept ist aufgegangen. Wir wollten mit dem ersten Angriff Druck machen, das schnelle Tor hat uns in die Karten gespielt.
Jena hätte nach dem Hinspiel etwas gut zu machen, das sei gelungen. Die Frage nach Thüringens Nummer eins im Fußball stelle sich für ihn aber nicht. Man braucht nur in die Jenaer Geschichte schauen, da weiß man, wer die Nummer eins ist und bleibt.
Die Erfurter schluckten die Einlassung, sind viel zu sehr mit sich beschäftigt nur drei Punkte trennen die Rot-Weißen von den Abstiegsplätzen. Der erste Jenaer Angriff führt zum Tor, monierte RWE-Coach Rainer Hörgl, das sei Gift gewesen, in unserer jetzigen Situation. Der erste Jenaer Angriff saß. Kühne spielte auf der rechten Seite steil auf Smeekes, der den Ball gefühlvoll über RWE-Keeper Orlishausen lupfte. Erfurt zeigte sich beeindruckt, mühte sich, doch das durchdachtere und vor allem präzisere Spiel zeigte der FC Carl Zeiss. In der 28. Minute legte Jena nach. Eckball von der rechten Seite. Benyamina stieg hoch, köpfte. Orlishausen flog ins Leere. Der Ball landete vor den Füßen Hähnges, der ihn flach ins Tor schoss. Erfurts Abwehr schaute nur zu.
Die Erfurter kamen mit etwas mehr Schwung aus der Kabine, doch Jena schlug eiskalt zu. Benyamina schloss einen Jenaer Konter gekonnt ab, schob den Ball ins lange Eck. Die Gäste jubelten, die Stimmung auf den Rängen kippte, in der RWE-Kurve zündeten Böller, brannte bengalisches Feuer ab. Die Hörgl-Raus-Rufe wurden lauter. Referee Benjamin Cortus aus Nürnberg unterbrach das Spiel für drei Minuten beide Mannschaften sprachen sich für eine Fortsetzung des Spiels aus.
Der FC Carl Zeiss Jena ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen. Smeekes bot sich noch zweimal die Chance zu erhöhen. Bezeichnend: Die erste Erfurter Chance gab es nach 75. Minuten. Stenzel traf mit einem Fernschuss die Lattenoberkante.
Begonnen hatte das 74. Thüringenderby seit 1906 zwischen Erfurt und Jena mit zehn Minuten Verspätung, weil längst nicht alle Zuschauer ins Steigerwaldstadion gelangt waren. Mit dem Anpfiff brannten beide Lager Pyrotechnik ab, zündeten Böller. In der Folgezeit waren es die Erfurter die zündelte, einen Spielabbruch provozierten. Das zumindest wird ein Nachspiel haben.
Andreas Rabel / 25.03.10 / OTZ
Quelle: http://www.otz.de
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