TA: Erfurt kämpft um die Existenz
Betriebsamkeit im Steigerwaldstadion. Die Pressekonferenz vor einem Auswärtsspiel lockt gewöhnlich eine handvoll Journalisten. Diesmal ist der Presseraum voll. TV-Teams, Radiostationen, Fotografen und die schreibende Zunft - alle lauern darauf, dass nach dem Pokal-Aus in Pößneck harte Worte fallen.
Erfurt. Er habe in der Nacht nicht gut geschlafen, sagt RWE-Präsident Rolf Rombach außerhalb des Protokolls. Auch Trainer Stefan Emmerling gibt sich eher diplomatisch, auch wenn ihm die Enttäuschung noch deutlich im Gesicht geschrieben steht. Warum er nicht die Stammelf in Pößneck habe beginnen lassen, wird der 44-Jährige gefragt. Emmerling gibt zu, dass einige Spieler (Möckel, Stenzel) leichte grippale Infekte gehabt hätten, andere (der für den Verein "unverkäufliche" Kammlott) für den Abstiegskampf in der Liga geschont werden sollten. "Egal wer aufläuft", stellt der Cheftrainer klar, "jeder muss in der Lage sein, den Platz in diesem Spiel als Sieger zu verlassen."
Es scheint, als fehlen am Tag danach beim FC Rot-Weiß irgendwie die passenden Worte. "Wir wissen alle nicht", sagt Thiago Rockenbach, "was mit uns los war." 150 000 Euro garantierter DFB-Pokaleinnahmen fehlen dem Verein in der kommenden Saison, wenn man den Landespokal denn letztlich gewonnen hätte. Rockenbach muss sich darüber nicht solche heftigen Gedanken machen, wie andere bei Rot-Weiß. Der 25-Jährige spielt ab Sommer in Düsseldorf. "Die Unterschrift dort", sagt er, "ist nur eine Frage der Zeit." Der Brasilianer freut sich auf seinen neuen Arbeitgeber. Womöglich, falls die Fortuna aufsteigt, spielt er dann sogar in der Belle-Etage. Rosige Aussichten für ihn.
Noch, sagt Rockenbach, verdränge er die Gedanken an das, was sein wird. Noch steckt er mit seinen Rot-Weißen, für die er drei Jahren ehrliche Arbeit abgeliefert hat, mitten im Abstiegskampf. "Ich werde bis zum Schluss alles geben", verkündet er. Fürs erste ist Pößneck abgehakt, denn schon morgen geht es beim Tabellenletzten in Kiel um die Existenz des FC Rot-Weiß. "45 Punkte werden nicht ausreichen, um die Klasse zu halten", glaubt Emmerling, dem angesichts des bevorstehenden Punktspiels in Kiel gar nichts anderes übrig bleibt, als die Versager von Pößneck vorerst noch mit Bewährung zu strafen. "So groß ist unser Kader auch nicht, dass ich hier für dieses wichtige Spiel personelle Konsequenzen ziehen könnte. Ich verlange in Kiel eine Trotzreaktion", sagt er und fügt hinzu: "In den Wochen, in denen ich hier bin, schaue ich genau hin, mit welchen Spielern wir hier in Zukunft weiter arbeiten werden."
Der Klassenerhalt galt beim FC Rot-Weiß vor der Saison als Selbstverständlichkeit. Der Landespokalsieg als Pflicht. Nun ist am Tag danach die Pflicht eine andere. "Die Spieler sollen schon in Kiel zeigen", fordert Emmerling, "dass sie in Pößneck nur einen rabenschwarzen Tag hatten, dann wird so was, wie es am Mittwoch passiert ist, auch mal verziehen."
Im Steigerwaldstadion herrscht auch nach der Pressekonferenz weiter heftige Betriebsamkeit. Ex-RWE-ler Norman Loose parkt seinen PKW vor der Geschäftsstelle. Er soll ab der neuen Saison als Trainer der A-Junioren Heiko Nowak beerben, die aus der Bundesliga absteigen werden. Ob das die einzige neue Personalie nach einer für den FC Rot-Weiß verkorksten Saison bleiben wird?
Thomas Czekalla / 22.04.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
Betriebsamkeit im Steigerwaldstadion. Die Pressekonferenz vor einem Auswärtsspiel lockt gewöhnlich eine handvoll Journalisten. Diesmal ist der Presseraum voll. TV-Teams, Radiostationen, Fotografen und die schreibende Zunft - alle lauern darauf, dass nach dem Pokal-Aus in Pößneck harte Worte fallen.
Erfurt. Er habe in der Nacht nicht gut geschlafen, sagt RWE-Präsident Rolf Rombach außerhalb des Protokolls. Auch Trainer Stefan Emmerling gibt sich eher diplomatisch, auch wenn ihm die Enttäuschung noch deutlich im Gesicht geschrieben steht. Warum er nicht die Stammelf in Pößneck habe beginnen lassen, wird der 44-Jährige gefragt. Emmerling gibt zu, dass einige Spieler (Möckel, Stenzel) leichte grippale Infekte gehabt hätten, andere (der für den Verein "unverkäufliche" Kammlott) für den Abstiegskampf in der Liga geschont werden sollten. "Egal wer aufläuft", stellt der Cheftrainer klar, "jeder muss in der Lage sein, den Platz in diesem Spiel als Sieger zu verlassen."
Es scheint, als fehlen am Tag danach beim FC Rot-Weiß irgendwie die passenden Worte. "Wir wissen alle nicht", sagt Thiago Rockenbach, "was mit uns los war." 150 000 Euro garantierter DFB-Pokaleinnahmen fehlen dem Verein in der kommenden Saison, wenn man den Landespokal denn letztlich gewonnen hätte. Rockenbach muss sich darüber nicht solche heftigen Gedanken machen, wie andere bei Rot-Weiß. Der 25-Jährige spielt ab Sommer in Düsseldorf. "Die Unterschrift dort", sagt er, "ist nur eine Frage der Zeit." Der Brasilianer freut sich auf seinen neuen Arbeitgeber. Womöglich, falls die Fortuna aufsteigt, spielt er dann sogar in der Belle-Etage. Rosige Aussichten für ihn.
Noch, sagt Rockenbach, verdränge er die Gedanken an das, was sein wird. Noch steckt er mit seinen Rot-Weißen, für die er drei Jahren ehrliche Arbeit abgeliefert hat, mitten im Abstiegskampf. "Ich werde bis zum Schluss alles geben", verkündet er. Fürs erste ist Pößneck abgehakt, denn schon morgen geht es beim Tabellenletzten in Kiel um die Existenz des FC Rot-Weiß. "45 Punkte werden nicht ausreichen, um die Klasse zu halten", glaubt Emmerling, dem angesichts des bevorstehenden Punktspiels in Kiel gar nichts anderes übrig bleibt, als die Versager von Pößneck vorerst noch mit Bewährung zu strafen. "So groß ist unser Kader auch nicht, dass ich hier für dieses wichtige Spiel personelle Konsequenzen ziehen könnte. Ich verlange in Kiel eine Trotzreaktion", sagt er und fügt hinzu: "In den Wochen, in denen ich hier bin, schaue ich genau hin, mit welchen Spielern wir hier in Zukunft weiter arbeiten werden."
Der Klassenerhalt galt beim FC Rot-Weiß vor der Saison als Selbstverständlichkeit. Der Landespokalsieg als Pflicht. Nun ist am Tag danach die Pflicht eine andere. "Die Spieler sollen schon in Kiel zeigen", fordert Emmerling, "dass sie in Pößneck nur einen rabenschwarzen Tag hatten, dann wird so was, wie es am Mittwoch passiert ist, auch mal verziehen."
Im Steigerwaldstadion herrscht auch nach der Pressekonferenz weiter heftige Betriebsamkeit. Ex-RWE-ler Norman Loose parkt seinen PKW vor der Geschäftsstelle. Er soll ab der neuen Saison als Trainer der A-Junioren Heiko Nowak beerben, die aus der Bundesliga absteigen werden. Ob das die einzige neue Personalie nach einer für den FC Rot-Weiß verkorksten Saison bleiben wird?
Thomas Czekalla / 22.04.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de