TLZ: Noch eine offene Rechnung
Erfurt. (tlz) Wenn Stephan Beutel in diesen Tagen sagt, dass der Verein keinen Druck aufbauen will, dann meint er nicht die sportliche Situation vor dem morgigen Spitzenspiel der Regionalliga Nord gegen Fortuna Düsseldorf. Denn die ist nach nur einem Punkt aus zwei Spielen schon leicht angespannt. Nein, Erfurts Manager meint mit diesen Worten die derzeitigen Vertragsgespräche mit Björn Brunnemann, Alexander Schnetzler, Tom Bertram und Trainer Pavel Dotchev.
Bis Ende März, so schätzt er, werde man Klarheit darüber haben, ob der Personenkreis, deren Verträge am Saisonende auslaufen, auch im kommenden Jahr am Steigerwald bleiben wird. Tom Bertram bleibt für sich da ganz gelassen: "Ich habe das Angebot vorliegen und mich am Mittwoch mit meinem Berater Karl Herzog darüber kurz am Telefon verständigt und Rot-Weiß um etwas Zeit gebeten."
Wie immer in solchen Dingen warten die Betroffenen auch bei Rot-Weiß vor einer neuen Vertragsunterschrift auf die entsprechende sportliche Perspektive des Vereines. Das gab auch Erfurts Chefcoach am Mittwoch im TLZ-Interview zu verstehen. Dotchevs Kollege vom morgigen Gegner Düsseldorf ist da für sich schon weiter. Der frühere Erfurter Uwe Weidemann verlängerte gestern bei der Fortuna vorzeitig bis 30. Juni 2009. Ganz klar, die Rheinländer wollen mit aller Macht in die 2. Liga und möglichst schnell personelle Klarheiten haben.
"So lange ich bei Rot-Weiß spiele, werde ich hier einhundert Prozent und mehr geben", verspricht Tom Bertram und fügt hinzu: "Ich habe immer noch den Traum, mit Rot-Weiß aufzusteigen und werde mich dafür ins Zeug legen." Der 19-jährige mehrfache DFB-Auswahlspieler weiß, dass seine Mannschaft mit dem 1:1 gegen Ahlen und vor allem dem 0:4 zuletzt in Osnabrück schlecht aus der Winterpause gestartet sind.
"Die Winterpause kam uns nicht gelegen, denn davor waren wir richtig gut in Schwung", gibt Bertram zu und weiß auch, wo die Rot-Weißen jetzt schnell den Hebel anzusetzen haben: "Vor allem im Abwehrverbund läuft es momentan nicht so gut wie noch Ende des vergangenen Jahres. Gerade diese Probleme aber wollen wir jetzt abstellen. Wir trainieren das jetzt täglich mehr als jemals zuvor."
Eine Forderung, die auch Pavel Dotchev nur dick unterstreichen kann: "Wir müssen viel stabiler werden und dürfen nur wenige Chancen zulassen. Ahlen und Osnabrück hatten davon einfach zu viele gegen uns", sagt der Bulgare, der vom kommenden Gegner in den höchsten Tönen des Lobes spricht: "Düsseldorf hat eine Mini-2. Liga-Mannschaft. Sie ist gut, doch wir können gegen die bestehen. Unsere Fans werden jedenfalls am Sonnabend einen ganz anderen FC Rot-Weiß erleben als in den beiden letzten Spielen. Gegen die Fortunas müssen und werden wir alles abrufen und die Sache mit höchster Konzentration angehen."
Für Tom Bertram spielt noch ein anderer Aspekt gegen die Weidemann-Elf eine Rolle, die ihn und seine Mitspieler noch zusätzlich motivieren wird: "Wir wurden in den letzten beiden Auswärtsspielen dort regelrecht verhumst und um Punkte gebracht. Da haben wir noch eine Rechnung offen."
Personell ist beim FC Rot-Weiß lediglich unklar, ob der leicht verletzte Björn Brunnemann auflaufen kann. Pavel Dotchev beziffert seine Chance auf 50:50. Brennen werden sie morgen auf jeden Fall alle - und vielleicht kommt Stephan Beutel ja danach noch schneller zu seinen Vertragsunterschriften als gedacht.
! RW Erfurt - Düsseldorf: Sonnabend, 14.00 Uhr, Steigerwaldstadion
22.02.2007 Von Thomas Czekalla
Quelle:
http://www.tlz.de
TLZ: Explosion der Emotionen
Die Ausschreitungen im italienischen Catania und die Krawalle in Leipzig haben für Entsetzen gesorgt. Ein halbes Jahr nach der friedlichen WM ist der Fußball in Verruf geraten. Die Fanbetreuer der größten Thüringer Klubs, Matthias Stein von Carl Zeiss Jena und Danilo Knieling von Rot-Weiß Erfurt, im Gespräch.
Können Ausschreitungen von Fußball-Fans, wie wir sie zuletzt in Leipzig erlebt haben, auch in Thüringen passieren?
Knieling: Ausschließen kann man das nicht. Erst recht nicht dort, wo wenig für Gewaltprävention getan wird.
Ist das in Thüringen so?
Stein: Leider ja. Seit 2005 hat die Landesregierung die Regelförderung für unser Fanprojekt eingestellt. In Sachsen wurde die Umsetzung des "Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit" von der Politik seit Jahren völlig ignoriert. Sicher ist die Fanprojekt-Arbeit kein Allheilmittel, aber wenn - wie in Leipzig - zwei verfeindete Gruppen von mehreren tausend Fans nur durch einen einzigen Sozialarbeiter betreut werden können, sind die Probleme doch programmiert.
Waren unter den 800 Hooligans in Leipzig auch Thüringer dabei?
Knieling: Ich weiß, dass zehn bis fünfzehn Leute vor Ort waren. Das resultiert vor allem aus den Kontakten zwischen Lok Leipzig, Halle und Erfurt.
Stein: Die Zahl 800 ist abenteuerlich. So viele sind es vielleicht im ganzen Osten. Es waren höchstens 80, die aktiv Gewalt ausgeübt haben, der Rest waren Schaulustige. Was natürlich auch zu viel ist.
Sind zunehmende Krawalle ein ostdeutsches Problem?
Stein: Ich denke nicht. Solche Probleme treten immer wieder auf, wenn traditionsreiche Vereine mit großem Anhang in unterklassigen Amateurligen landen. Da geht es über die "Dörfer" und in "Stadion-Ruinen". Das sorgt für Frustration, die sich irgendwann in Gewalt entladen kann. Durch den Niedergang vieler DDR-Spitzenklubs und die fehlende Aufklärungarbeit kann es im Osten häufiger zu solchen Vorfällen kommen. Wir haben das aber auch bei Offenbach, Mannheim oder Düsseldorf beobachten können. Und Lok als Sechstligist mit 5000 Zuschauern ist sowieso eine spezielle Angelegenheit.
Gibt es Kontakte Ihrerseits zur gewaltbereiten Szene?
Knieling: Zu jedem Einzelnen ist es schwierig. Manche sieht man das ganze Jahr nicht. Die tauchen dann zu Spitzenspielen auf, machen Theater und sind wieder verschwunden. Mehr als Gesprächsbereitschaft anbieten ist kaum möglich. Wir können ja nicht die Fehler von Eltern oder der Gesellschaft ausbaden.
Was werfen Sie der Politik vor?
Stein: Neben der ausbleibenden Finanzierung von Fanprojekten gilt es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Prävention und Repression zu schaffen. Wenn der Sicherheitswahn immer größer und der Freiraum zum Ausleben der Fankultur umso kleiner wird, ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Emotionen explodieren. Werden Fans von vornherein wie Schwerverbrecher behandelt, werden sie sich irgendwann auch so verhalten.
Sollten Einlasskontrollen im Stadion Dimensionen wie an Flughäfen annehmen?
Knieling: Wann sollen die Stadien dann öffnen? Die Erfahrungen haben bewiesen, dass ein so riesiger Apparat nichts bringt.
Stein: In einigen Stadien bin ich gründlicher kontrolliert worden als an Flughäfen. Das sind Hochsicherheitstrakte. Ich denke aber, dass eine offene Atmosphäre viel mehr bringt. Damit entzieht man potenziellen Störenfrieden den Nährboden. Die WM war das beste Beispiel.
Bundesinnenminister Schäuble fordert von den Fans, die Gewalttäter künftig zu ächten. Knieling: Die Selbstreinigung wird schon seit längerem praktiziert. Wir haben es beispielsweise geschafft, die "Uh, uh, uh-Laute" gegenüber dunkelhäutigen Spielern mit Fangesängen zu übertönen. Die Krakeeler sind entweder verschwunden oder halten die Klappe.
Stein: Wichtig ist auch zu unterscheiden, wo Fankultur aufhört und Krawall anfängt. Oft wird das Abbrennen einer bengalischen Fackel oder der ausgelassene Jubel auf dem Stadionzaun schon als Randale betrachtet. Dabei ist mir es doch lieber, ein Fan reagiert sich am Zaun ab statt am Mitbürger.
Ist mehr Eigenverantwortung der richtige Weg?
Stein: Fußball gänzlich ohne Gewalt wird es nicht geben, Fans sind Teil der Gesellschaft. Wir können die Gewalt jedoch eindämmen, indem wir Freiräume anbieten. In Jena gab es genehmigte Choreografien und Bengalo-Shows. Dieser Vertrauensvorschuss wurde nicht missbraucht. Dagegen lehrt uns die Erfahrung, dass sich friedliche Fans mit den Krawallmachern solidarisch zeigen, je stärker die Repressalien sind.
Knieling: Man kann nicht zu allem Nein sagen. In Erfurt ist das Stadion noch eines der wenigen Betätigungsfelder für Jugendliche. Wie viele Jugendklubs gibt es denn noch?
Gespräch: Marco ALLES
Quelle:
http://www.thueringer-allgemeine.de
TA: Pekrul vor Premiere
Er redet nicht gern um den heißen Brei herum. "Fünf Gegentore in zwei Spielen. Das kann nicht sein", sagt Tom Bertram. Die beste Abwehr der Regionalliga-Hinrunde offenbart nach der Winterpause große Schwächen. Ein Manko, das morgen, 14 Uhr, gegen Fortuna Düsseldorf behoben werden muss, soll der Kontakt zu den Aufstiegsplätzen nicht frühzeitig verloren gehen.
ERFURT. Es gab viel zu besprechen. Mit dem Trainer. Aber auch innerhalb der Mannschaft. "Denn es waren ja auch viele Fehler", sagt Bertram, rückblickend auf das 0:4 in Osnabrück. Eine Niederlage, die nicht nur auf Grund der Höhe schmerzte, sondern "weil sie auch noch höher hätte ausfallen können", gibt der Innenverteidiger zu. Es passt momentan nicht im Defensivverhalten des FC Rot-Weiß. Jene Stabilität, die das Team im ersten Halbjahr ausgezeichnet und bis auf Tabellenplatz drei geführt hat, scheint verloren gegangen. "Wir lassen einfach zu viel zu", kritisiert Pavel Dotchev. Die Chancen, die Auftaktgegner Ahlen beim 1:1 vor zwei Wochen noch ausgelassen hatte, nutzte Osnabrück rigoros aus. Und mit Düsseldorf empfangen die Erfurter morgen einen Kontrahenten, der keinen Deut schlechter ist. Im Gegenteil: Vor 14 Tagen besiegte Fortuna den Spitzenreiter mit 2:0.
Eine Warnung, die man beim FC Rot-Weiß wohl vernommen hat. Für Dotchev sind die Düsseldorfer eine "Mini-Zweitliga-Mannschaft", für Bertram "ein dicker Brocken". Um sich aber "unseren kleinen Traum vom Aufstieg" zu erhalten, müsse der erste Sieg des Jahres her. Vor allem gelte es, von Beginn an hellwach zu sein. Verschlafen die Erfurter, wie in Osnabrück, die Startphase, droht ihnen durch die ausgebufften Feinbier, Podzus, Albertz und Co. erneut ein vorzeitiger K.o.
Der Trainer appelliert deshalb an die Grundtugenden wie "hohe Konzentration" und "Diszi-plin". Nur damit könne man gegen individuell besser besetzte Teams wie Düsseldorf bestehen. Zudem wird er vermutlich sein Team auf zwei Positionen verändern. Vieles deutet daraufhin, dass Viktor Pekrul sein Debüt auf der rechten Abwehrseite an Stelle von Jörn Nowak gibt. Und auch die Besetzung im Mittelfeld ist noch unklar. Sie hängt vom Gesundheitszustand Björn Brunnemanns ab. Der Flügelflitzer hatte im Training unter der Woche einen Tritt in die Kniekehle bekommen und musste zwangspausieren. Seine Einsatzchancen bezifferte Dotchev gestern "auf 50 zu 50".
Für seinen Kollegen Uwe Weidemann wird es indes eine Reise in die Vergangenheit. Der aus Weißensee stammende Ex-Nationalspieler (zehn Länderspiele) durchlief die Rot-Weiß-Nachwuchs-Schule und trug in der DDR-Oberliga 94 Mal das Erfurter Trikot (21 Tore). Gastgeschenke sind trotz aller Sympathien morgen allerdings ausgeschlossen. Weidemann, der seinen Vertrag erst gestern bis 2009 verlängert hat, bastelt akribisch am Aufstieg der Fortunen.
Als er im Juli 1990 seine Heimat verlassen hatte, war Tom Bertram gerade drei Jahre alt. Ob der U 20-Nationalspieler seinerseits über den kommenden Sommer hinaus in Erfurt spielt, ist noch offen. "Ich habe ein Angebot vom Verein bekommen und mir noch etwas Bedenkzeit erbeten", sagt Bertram. Das von einigen Zweitligisten umworbene Eigengewächs dürfte die Entwicklung der Mannschaft in den nächsten Wochen bei seiner Entscheidungsfindung einbeziehen. Und der 19-Jährige macht auch keinen Hehl daraus, "natürlich am liebsten mit Rot-Weiß in der zweiten Liga zu spielen".
Manager Stephan Beutel geht davon aus, dass bis Ende März die ersten Entscheidungen gefallen sind - "ob positiver oder negativer Art". Er betont jedoch, dass der Verein sowohl bei Bertram als auch bei Brunnemann und Alexander Schnetzler "an die wirtschaftliche Schmerzgrenze" gehen wird, um die drei Akteure in Erfurt zu halten.
Das beste Argument für einen Verbleib wäre der Aufstieg. Ein morgiger Sieg wäre ein großer Schritt in diese Richtung.
Voraussichtliche Aufstellung: Orlishausen - Pekrul, Bertram, Holst, Heller - Schnetzler, Peßolat, Stoppelkamp, Brückner - Bunjaku, Kumbela.
Anmerkung: Der Eingang am Marathontor bleibt geschlossen. Die Zuschauer werden gebeten, den Südeingang zu nutzen.
22.02.2007 Von Marco ALLES
Quelle:
http://www.thueringer-allgemeine.de
TA Erfurt: ANGEMERKT: Mut
Sieben Zähler Rückstand zum rettenden Ufer.
Der FC Rot-Weiß II braucht in seiner zweiten Oberliga-Saison schon eine schnelle Erfolgsserie, um die Fünft-Klassigkeit zu verhindern.
Vor dem Rückrundenstart am Sonntag an der Grubenstraße gegen Sachsen Leipzig stehen die Chancen allerdings alles andere als günstig. Trainer Albert Krebs muss aus Verletzungs- bzw. Kartengründen gleich auf fünf Stammspieler verzichten. Von den beiden Neuen Sosnowski (Bremen II) und Afriyie (St. Pauli), perspektivisch für die Erste vorgesehen, ist - das zeigten die Testspiele - zunächst auch nicht allzu viel zu erwarten.
Dennoch gilt für Krebs und seine Männer: Nehmt Euch Bundesligist Mainz 05 zum Vorbild! Der "Karnevalsklub" schert sich keinen Deut um die vermeintlichen Stärken des Gegners. Er entsinnt sich der eigenen Fähigkeiten.
Sachsen Leipzig ist nicht überirdisch. Ein Sieg gegen den finanziellen Liga-Krösus - und schon sind die rot-weißen Karten wieder im Spiel.
22.02.2007 Von Manfred HÖNER
Quelle:
http://www.thueringer-allgemeine.de
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STZ: Rot-Weiß Erfurt will Wiedergutmachung
STZ: Wiedergutmachung angesagt