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22.07.2011
TA: Wer ist die Nummer eins im Thüringer Fußball?

Die Präsidenten der Drittligisten vom FC Rot-Weiß und vom FC Carl Zeiss, Rolf Rombach und Rainer Zipfel, sowie die Trainer Stefan Emmerling und Heiko Weber diskutieren vor dem Derby. Erfurter Zusage für Ronny Hebestreit und Jenaer Ärger über fehlendes Sponsoring des Namengebers.

Ist Erfurt oder Jena die Nummer 1 in Thüringen?

Rainer Zipfel:
Das wird nicht von dem einen Spiel abhängen. Natürlich haben wir klare Saisonziele wie den Gewinn des Thüringenpokals, aber momentan auch andere Aufgaben.

Rolf Rombach: Wir. Die Nummer 1 ist immer die Mannschaft, die vor der anderen steht. Das waren wir letzte Saison. Nun werden die Würfel neu gerollt. Da zählt nicht der Samstag, sondern die ganze Saison. Wir wollen vor Jena stehen.

Hat Schlaflosigkeit vor dem Derby eingesetzt?

Zipfel:
Die Spannung steigt von Tag zu Tag. Ich kann damit gut leben, dass wir zuerst in Erfurt spielen. Keiner weiß, wo er steht. Beide wollen gut starten, und das Zuschauerinteresse ist enorm. Wir haben noch nie so viele Karten so schnell verkauft.

Ist das Spiel bereits im Vorfeld ausverkauft?

Rombach
: Wir haben schon 11.000 Karten abgesetzt und sind wohl gefühlt ausverkauft. Ich rechne mit 15.000 Zuschauern, einer tollen Kulisse also.

Unter uns: Wie lautet die jeweilige Anfangsformation?

Heiko Weber:
Im Tor wird Berbig stehen . . . Viel schwieriger ist aber, sieben Leuten zu sagen, dass sie nicht im Kader stehen werden. Ich habe übrigens vom Präsidenten eine Liste bekommen. Mal sehen, ob ich ihm jeden Wunsch erfüllen kann.

Stefan Emmerling: Ich habe auch meinen Zettel bekommen (lacht). Aber im Ernst: Ich halte davon nichts. Es kann bis zum Samstag viel passieren. Es wird aber bei beiden Teams nicht so viele Veränderungen geben.

Herr Weber, Sie haben den Top-Transfer gelandet. Wie es ist gelungen, Jan Simak nach Jena zu lotsen? Und genießt er eine Sonderbehandlung?

Weber:
Die will er gar nicht. Der Umgang mit ihm ist sehr leicht. Simak ist sehr ruhig. Er weiß, was in der dritten Liga auf ihn zukommen wird. Ich denke, er wird uns vieles zurückzahlen. Er zieht das Niveau im Training nach oben, ist vielen ein Vorbild. Aber ich will nicht alles an Simak festmachen. Momentan herrscht eine kleine Euphorie, die gilt es zu nutzen.

Zipfel: Simak zu holen war nicht so schwierig, wie es sich viele vorstellen. Er hat zu vielen von uns Vertrauen, braucht eine gewisse Ruhe im Umfeld. Die Berater waren sehr vernünftig, wir haben ihn zu sehr guten Konditionen bekommen. Er hätte sicher auch in der 2. Liga spielen können, hatte weitaus höher dotierte Angebote, unter anderem aus Frankfurt. Aber Jena scheint ihm am Herzen zu liegen. Die privaten Gründe waren für ihn entscheidend.

Bei den Dritliga-Vereinen ist eisernes Sparen angesagt. Mit welchem Etat wird in die neue Saison gegangen?

Rombach
: Der Gesamtetat für die erste Mannschaft inklusive Trainer- und Funktionsteam beträgt 2,15 Millionen Euro. Wir haben den Etat annähernd um 500 000 Euro gesenkt. Wir mussten das machen.

Emmerling: Für mich ist es wichtig, dass der Verein vernünftig wirtschaftet. Ich will den Spielern nicht irgendwann erklären müssen, warum sie das Geld nicht pünktlich erhalten.

Zipfel: Ich glaube, dass die Vereine in der dritten Liga schnell lernen mussten, dass man nur noch das Geld ausgeben kann, was man hat. Auch wir haben unseren Etat um 500 000 auf 2,2 Millionen Euro senken müssen. Man bekommt heute junge Spieler zu guten Konditionen. Das ist eine Chance, diese Spieler zu holen. Man wird aber nicht herumkommen, von diversen Transfererlösen abhängig zu sein. Das sind Gelder, die für uns wichtig sind.

Hat die dritte Liga auf Dauer überhaupt eine Zukunft?

Rombach:
Ja, sportlich wird die Liga immer attraktiver - mit den vielen Traditionsklubs, den Absteigern und Aufsteigern. Trotzdem hat die Liga Probleme. Die Kosten sind immens, es ist eine Profiliga. Man kann gar nicht so viel kürzen. Die Spieler müssen ja auch von etwas leben, haben Familien. Ich halte die dritte Liga finanziell dauerhaft für nicht überlebensfähig.

Zipfel: Wir haben auch keinen, der durch Jena rennt und das Geld rauswirft. Strukturen wie vor drei Jahren, darauf können wir verzichten. Zum Glück sind das Ausnahmen geblieben. Mit der Lizenzierung hatten wir wenig Zeit. Ohne die Hilfe unserer Sponsoren wäre uns das nicht geglückt. Ich halte nichts davon, das Geld über Banken mit hohen Zinsen zu holen. Es ist besser, wenn man Sponsoren hat, die einen solide unterstützen. Wir haben einen breiten Pool von etwa 150 Sponsoren .

Rombach: Wir haben einmal versucht, gemeinsam mit anderen Drittligisten die Finanzprobleme zu erörtern. Übereinstimmend wurde gesagt: die dritte Liga macht Probleme. Es gibt Ausnahmen - Vereine, die extrem ausgabewillige Sponsoren haben, wie Wehen. Es kann aber nicht sein, dass die Abstiegsfrage nur noch wirtschaftlich geklärt wird. Es liegt nicht an den Fernsehgeldern. Ich glaube, dass man noch gute Finanzierungsquellen sichern kann. Wir geben nicht auf, werden neue Denkanstöße geben.

Bei allem Verständnis für Geldprobleme: Aber muss man mit Fußballern Mitleid haben? Geht es ihnen finanziell nicht schon zu gut?

Emmerling:
Bei uns nicht. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere bei seinem Klub Zweitliga-Gehälter bekommt. Ich denke aber auch nicht, dass die Spieler bei uns einen Hungerlohn kriegen. Zudem können sie sich über gute Spiele zusätzliche Einnahmen sichern.

Herr Weber, Sie haben nur bis Juni 2012 Vertrag. Ist das bei der Planung ein Nachteil?

Weber
: Lange Verträge, das ist ja nicht nur im Fußball so, haben heute nur noch wenig Gültigkeit. Wir hatten in Jena zuletzt viele Trainer in kurzer Zeit; zehn in vier Jahren. Ich wünsche mir, dass wir den Weg von Erfurt einschlagen, mehr Kontinuität reinbringen. Wenn es gut läuft, setze ich mich mit Herrn Zipfel Weihnachten bei einer Gänsekeule hin und bespreche das. Entweder heißt es dann, verschwinde, oder wir machen das jetzt länger weiter.

Herr Zipfel, warum sind Sie nach dem Ende 2008 wieder Präsident geworden? Ist es Besessenheit, Machtstreben?

Zipfel:
Von allem etwas, auf jeden Fall fließt viel Herzblut. Bei allen Enttäuschungen: Wenn man so eine Entscheidung noch einmal herbeiführen muss, sieht man mehr die positiven Seiten. Fußball ist - vorsichtig gesagt - eine Droge. Man muss schon ein wenig bekloppt sein. Es macht Freude, es macht Spaß. Ich hoffe, dass ich mit meinem Team noch mal so tolle Tage erleben kann. Wir backen gerne kleine Brötchen, irgendwann sollen es größere sein. Mit Heiko habe ich schon einmal zusammengearbeitet, mit den beiden Aufstiegen schöne Zeiten erlebt. Aber über die weitere Zukunft wollen wir jetzt erst mal nicht herumspinnen.

Gab es wirklich ernsthafte Überlegungen der Vereine, ein gemeinsames Stadion in Nähe von Weimar zu bauen?

Rombach:
Das war ganz am Anfang meiner Präsidentenzeit eine Überlegung. Da war ich noch naiv. Deshalb habe ich sie schnell verworfen. Der Spatenstich für unser neues Stadion soll im Sommer 2012 erfolgen, mit einer Kapazität von 22.000 Zuschauern; 8000 davon auf der Haupttribüne, jeweils 5000 in den Kurven - alles überdacht.

Zipfel: Wir reden hier von einer polyvalenten Arena. Noch sind viele Hausaufgaben zu machen, doch wir wären schlecht beraten, jetzt als Verein daran zu zweifeln. Wir hoffen, dass der Zeitplan eingehalten wird. Aber es gibt so viele Faktoren, auf die wir keinen Einfluss haben. Wir hatten ein Gespräch mit dem Wirtschaftsminister. Was von den Ideen einfließt, wird sich noch entscheiden.

Rombach: Rainer, ich war ja bei mehreren Gesprächen dabei und habe nicht den geringsten Zweifel, dass unser Stadion nächstes Jahr umgebaut wird. In unserer Runde saßen auch andere Leute aus politischen Institutionen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch scheitert. Dann würde sich die Politik mächtig blamieren.

Kann ein modernes Stadion zusätzliche Punkte bringen?

Emmerling:
Ich glaube schon. Wir haben das ja an Dynamo Dresden gesehen. Die eigene Mannschaft kann sich mit der Nähe des Publikums pushen, noch mal Kräfte sammeln.

Wurden schon die Rechte für den Namen des Steigerwaldstadions vergeben?

Rombach:
Nein. Wir suchen mit der Stadt einen Namen. Das Stadion wird in der Bauphase oft genannt, das ist für Sponsoren interessant. Wir wollen einen finden, der mindestens 200.000 Euro pro Saison zahlt.

Herr Emmerling hat es Sie genervt, dass Ihre Vertragsverlängerung so lange dauerte?

Emmerling: Nein, das war ja so abgesprochen. Das ist nunmal so, dass einer die Marschroute vorgibt. Wenn sich dann alle daran halten, ist das okay.

Herr Weber, Sie waren schon mal bis 2007 Trainer. Wie haben Sie sich verändert? Und würden Sie noch einmal als Sportdirektor arbeiten?

Weber:
Sportlicher Leiter - das ist nicht meine Sache. Das ist zu langweilig, nur im Büro zu sitzen und aus dem Fenster auf den Trainingsplatz zu schauen. Ich war dann ehrlich und habe gesagt, dass ich Trainer sein will. Dort hatte ich meine größten Erfolge, das kann ich am besten. Es ist mit der schönste Job, auch wenn die Spieler immer unangenehmer werden und jeder einen Berater hat. Man kann nie voraussehen, was passiert. Aber die Erlebnisse mit der Mannschaft, wie man zusammenwächst, das ist schon toll. Wie ich mich verändert habe? Es sind ein paar Falten mehr geworden. . . Ich bin aber ruhiger geworden. Die Erfahrungen im Erzgebirge, wo meine Art gar nicht gut ankam, waren wichtig.

Jena hat kürzlich ein Benefizspielspiel gegen die Bayern veranstaltet? Wie kam es dazu und wo sind die ganzen DFB-Pokal-Millionen von 2008 hin?

Zipfel:
Das frühere Präsidium hatte alle Vereine angeschrieben und um Hilfe gebeten, zwei haben sich gemeldet: Frankfurt und Bayern. Wir hatten durch die Lizenzierung viel Druck. Wir haben Bayern gebeten, einen festen Termin zu finden, damit wir planen können. Glücklicherweise ging das alles sehr schnell. Ich kann mich da immer wieder nur bedanken. Das war ein sehr kollegiales Verhältnis, eine gute Zusammenarbeit. Es war ein toller Erfolg. Und zu den Pokaleinnahmen? In den letzten drei Jahren wurde einfach zu sehr über die Verhältnisse gelebt. Irgendwann ist auch ein dickes Plus auf dem Konto weg. Wir hatten eine siebenstellige Summe drauf, dann stand plötzlich ein minus davor. Das meiste Geld wurde für Spielergehälter ausgegeben. Geld, das man eigentlich gar nicht mehr hatte.

Herr Emmerling, Sie hatten Bremen als Gegner. Wünscht man sich Bundesligisten in der Vorbereitung?Oder lenkt das nur ab?

Emmerling:
In solchen Duellen werden Fehler gnadenlos aufgezeigt. Jeder Trainer wünscht sich Mannschaften, die einen fordern.

Die zweite Liga ist das Ziel. Kann sich Thüringen zwei Zweitligisten leisten?

Rombach:
Davon bin ich felsenfest überzeugt.

Der Jenaer Verein trägt Carl Zeiss im Namen, aber wieviel Geld fließt genau vom Unternehmen?

Zipfel:
Von Carl Zeiss gibt es keine Unterstützung. Wir werden das alte Thema sicher wieder aufleben lassen, aber es ist lange her. Wir werden nicht aufgeben, das Gespräch suchen. Vielleicht ändert sich etwas. In der Vorstandsetage gab es einige Veränderungen. Und eventuell auch ein Umdenken. Bislang wollte Carl Zeiss nur im kulturellen Bereich etwas machen und nicht im Profifußball.

Herr Rombach, haben Sie es schon mal bereut, Rot-Weiß-Präsident geworden zu sein?

Rombach:
Nein. Ich bin jetzt seit sechs Jahren dabei. Manche Fans glauben, wir vom Präsidium wären die bestbezahlten Leute im Verein. Unvorstellbar. Wir zahlen ja noch eine ganze Menge rein. Es gab aber auch Momente, wenn die Familie verbal angegriffen wurde und anonyme Briefe kamen, da fragt man sich, ob sich das noch lohnt. Aber Rainer Zipfel hat das schon richtig gesagt. Ein bisschen ist Fußball wie eine Droge, mit allen Freuden und Leiden. Ich bereue es nicht, das Amt angetreten zu haben. Ich bin sogar abergläubisch geworden. Ich gehe jetzt immer joggen vor jedem Heimspiel, weil wir mal gewonnen haben. Und ich habe immer einen Glücksbringer dabei.

Wie steht es um die Versprechungen an den ehemaligen Kapitän Ronny Hebestreit?

Rombach:
Wir werden mit ihm noch ein Gespräch führen. Wir finden es aber nicht gut, wenn solche Gespräche über die Presse geführt werden. Wir sind aber offen für ihn und würden ihn gerne zu einem Gespräch über seine Zukunft einladen.

Was wünschen Sie sich für Samstag außer einem guten Ergebnis?

Rombach:
Dass es zu keinen Ausschreitungen kommt.

Zipfel: Ich natürlich auch.

Dokumentation Thomas Rudolph / 21.07.11 / tag

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA: Beidseitiger Respekt

Gerald Müller schreibt vor dem Thüringenderby zwischen Rot-Weiß Erfurt und Carl Zeiss Jena über vier Männer und ein Anliegen.

Es ist sicherlich nicht davon auszugehen, dass sich Rainer Zipfel, Rolf Rombach, Heiko Weber und Stefan Emmerling künftig zum wöchentlichen Stammtisch oder zum Sonntagsbrunch in geselliger Runde treffen. Doch von Feindschaft war beim TA-Talk nichts zu spüren, auch wenn es wohl keine neuen Freundschaften geben wird.

Die vier Männer aus Erfurt und Jena hatten in Weimar ein Anliegen: Sich gegenseitig Respekt zu bekunden. Sie traten für Fairness im Umgang ein und mühten sich bei aller Rivalität, die Stimmung vor dem Thüringenderby keinesfalls explodieren zu lassen. Die zwei Präsidenten und die zwei Trainer schüttelten sich die Hände, diskutierten lebendig, argumentierten gegeneinander, lachten gemeinsam und tranken zusammen ein Bier.

Vielleicht hat der Dialog auf neutralem Boden ja dazu beigetragen, dass sich die Atmosphäre zwischen dem FC Rot-Weiß und dem FC Carl Zeiss mehr denn je auf einer sachlichen Ebene befindet. Die würde sogar die Möglichkeit lassen, bei bestimmten Projekten künftig zusammenzuarbeiten, schließlich sind die Probleme - wie Stadionbau, Finanzen, Nachwuchs, Fan-Betreuung - ja auch identisch.

Und wenn die Vereinsoberen einen anständigen Umgang miteinander pflegen, dann kann das auch positive Auswirkungen auf die große Anhängerschaft haben. Es geht nicht darum, die Fan-Lager zu vereinen. Nein, Emotionen und Konkurrenz gehören zum Sport, auch außerhalb der Arenen. Doch eben nicht Beleidigungen - und sogar Randale.

Während die Voraussagen für das Derby erwartungsgemäß unterschiedlich ausgefallen sind, waren sich in dieser wichtigen Frage alle einig: Und das über den ersten Drittliga-Spieltag am Samstag hinaus.

Gerald Müller / 22.07.11 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA: NOFV-Präsident tippt bei Thüringen-Derby auf Rot-Weiß-Sieg

NOFV-Präsident Rainer Milkoreit sieht mit dem Sparkurs bei Rot-Weiß und Jena die richtige Tendenz und tippt auf einen Rot-Weiß-Sieg beim Thüringen-Derby am Samstag.

Wer ist die Nummer 1 im Thüringer Fußball? Der FC Rot-Weiß oder Jena?


Nach der letzten Saison muss man sagen, dass Erfurt einen kleinen Vorteil hat. Aber das ist eine Momentaufnahme und kann sich schnell ändern.

Kann sich Thüringen zwei Drittligisten oder bei angestrebtem und gelungenem Aufstieg sogar zwei Zweitligisten im Profifußball leisten?

Ja, auch wenn die Rivalität zweifellos sehr extrem ist. Doch die Vereine sind in zwei Städten beheimatet mit einer großen Wirtschaftskraft, wobei Jena dabei sogar noch stärker erscheint. Doch ein Klub aus der Landeshauptstadt muss den Anspruch haben, im bezahlten Fußball vertreten zu sein.

Beide Klubs haben das Ziel, demnächst in die 2. Liga aufzusteigen. Welche Fehler müssen dafür vermieden werden?

Man darf sich ökonomisch nicht übernehmen - bei allen Problemen, die ein längerer Aufenthalt in der 3. Liga durchaus bringen könnte. Die Finanzen müssen stimmen, man sollte in einem gut funktionierenden Gesamtgefüge solide wirtschaften und beim Streben nach Erfolg nicht auf das Glück vertrauen. Und es ist sicher ratsam, auf junge, hungrige Spieler zu setzen. Der Nachwuchsarbeit muss deshalb viel Raum und Zeit gewidmet werden.

Sie sind auch Vizepräsident des DFB. Was kann der mächtige und reiche Verband tun, um die Drittliga-Vereine, die fast durchgängig über die Finanzlage klagen, zu helfen?

Ich denke, das ist ziemlich ausgereizt. Die Vereine bekommen ja immerhin rund 800.000 Euro an Fernsehgeldern.

Die Zweitliga-Vereine erhalten über vier Millionen.

Aber sie sind unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga reine Profi-Klubs. Die Drittliga-Vereine haben noch mehr eine Selbstverantwortung. Deshalb finde ich die Tendenz in Erfurt und Jena richtig: den Etat abspecken und sich nur das leisten, was man kann.

Wie wichtig sind denn für Erfurt und Jena die geplanten neuen Stadien beim angestrebten Weg nach oben?

Sie sind ein enormer Anreiz, erst recht, wenn man schon zehn Jahre darauf gehofft und gewartet hat. Sie können auf jeden Fall motivierend wirken und über den Sport hinaus neue Möglichkeiten bieten. Andererserseits sind Neubauten noch keine Garantie für sportlichen Erfolg. Das haben die Beispiele von Leipzig oder Magdeburg hinreichend gezeigt.

Sowohl Erfurt als auch Jena haben in der Vergangenheit immer wieder mit Fan-Ausschreitungen zu kämpfen gehabt. Können neue Arenen dem entgegenwirken?

Es ist dann bestimmt leichter, diese Problematik in den Griff zu kriegen. Doch die teilweise schlimmen Auswüchse der Szene spielen sich ja immer mehr auch außerhalb der Stadien ab. Die Verantwortlichen der Vereine müssen versuchen, noch mehr als früher, auf die Fans zuzugehen und den Dialog mit ihnen zu suchen.

Fünf Klubs aus dem Osten spielen in der aktuellen Saison in der zweiten Bundesliga. Ist das Tal der Tränen durchschritten?

Als ich vor einem Dreivierteljahr als Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes angetreten bin, wurden Untergangsszenarien beschworen. Jetzt sieht das alles ganz anders aus. Doch auch das ist nur eine Momentaufnahme. Fest steht aber: Der Ost-Fußball lebt und er ist unverzichtbar für gutklassigen Fußball in Deutschland.

Für wen schlägt persönlich Ihr Herz in Thüringen? Für Erfurt oder Jena?

Ich leide und jubele mit beiden gleichermaßen.

Wer gewinnt das ThüringenDerby am Samstag?

Ich tippe 2:1.

Und wer steht am Ende der Saison vorn?

Ich glaube schon, dass Rot-Weiß derzeit die etwas besseren Voraussetzungen hat.

22.07.11 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA: Historisches Treffen von Erfurt und Jena auf neutralem Boden

Die Thüringer Fußballgemeinde kennt nur rot-weiß oder blau-gelb-weiß. Die Rivalität der beiden Drittliga-Vereine hat einen historischen Ursprung. Vor dem Samstag, wenn beide Vereine zum 129. Mal aufeinandertreffen, lud unsere Zeitung zum Fußballgipfel.


Weimar. Sie trafen sich auf halbem Wege. Auf neutralem Boden. In Weimars Dorint-Hotel stieg im Rahmen unserer Reihe "Thüringen kontrovers" die erste Elefantenrunde des Thüringer Fußballs.

Ein Gipfeltreffen, das von TA-Sportchef Gerald Müller moderiert wurde und das es in dieser Form noch nie gab. Vor dem sportlichen Wettstreit am Samstag in Erfurt diskutierten die Präsidenten und Trainer des FC Rot-Weiß Erfurt und des FC Carl Zeiss Jena nicht nur die Frage, wer denn nun die Nummer 1 im Freistaat sei.

Heiko Weber zeigte Flagge - bzw. Emblem. Während die anderen Gesprächspartner in legerer Freizeitkleidung gekommen waren, unterstrich der Jenaer Trainer mit einem Vereins-Shirt, für wen sein Herz schlägt.

"Ich bin Wahl-Thüringer - und Jena ist mein Verein", sagt der aus Thale stammende Fußball-Lehrer. 1988 war er aus dem beschaulichen Harz-Städtchen nach Jena gekommen, hatte für den FC Carl Zeiss gespielt, war erfolgreicher Trainer und nach seiner Rückkehr kurzzeitig sogar Sportlicher Leiter.

So angesehen Weber in Jena ist, so unbeliebt ist er in Erfurt. Was kein Wunder ist. Um einen locker-frechen Spruch gegenüber dem Erzrivalen war der Mann mit dem markanten Seitenscheitel nie verlegen. Erst recht nicht nach Erfolgen auf dem Platz. Und dass Derbysiege besonders süß sind, hat auch sein Erfurter Kollege Stefan Emmerling schmecken dürfen.

"Die beiden Meisterschaftsspiele gegen Jena zu gewinnen, waren emotionale Höhepunkte im vergangenen Spieljahr", sagt der Badener, dessen Familie im Ruhrgebiet lebt. Aber auch er hat nach seinem Amtsantritt im März 2010 schnell mitbekomment, dass Thüringen in sich geteilt ist: in rot-weiß und blau-gelb-weiß. Eine Mischung der Farben wäre unvorstellbar.

Die Rivalität der beiden Fußball-Vereine ist nicht nur in der geografischen Nähe begründet. Lediglich 40 Kilometer trennen "Drackendorf Ost" von "Vieselbach West". Der Einfallsreichtum der Fans kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, die Nennung des anderen Stadtnamens vermeiden zu können. Albert Bunjaku, einst in Erfurt und heute für Nürnberg in der Bundesliga am Ball, entgegnete vormals auf die Frage, ob er sich auch einmal Jena angeschaut habe: "Ich denke, man darf nicht in die verbotene Stadt."

Und Martin Ullmann war anfangs froh, dass ihn kein Erfurter Kennzeichen verriet. Er überschritt vor 4 Jahren als letzter von über 40 Spielern die imaginäre Grenze bei Magdala und tauschte das rot-weiße mit dem blau-gelb-weißen Trikot. Das mulmige Gefühl, das ihn damals beschlich, als er bei Göschwitz von der A 4 abfuhr, ging rasch vorüber. Das "AP" am Auto half dabei durchaus.

Spieler kamen und gingen, die Rivalität zwischen den Vereinen blieb. Sie dürfte in erster Linie historisch begründet sein.

Nach der Bildung reiner Fußballclubs in den Jahren 1965 und 1966 entwickelte sich im DDR-Klubfußball rasch eine Hierarchie. Jena gehörte zu den sogenannten Schwerpunktclubs, den nicht nur der Trägerbetrieb VEB Optikwerke Zeiss finanziell unterstützte, sondern der auch vom Staat stark protegiert wurde. Die Jenaer konnten sich daher unter anderem in Erfurt die besten Spieler aussuchen.

Zu jenen, die damals aus der Bezirkshauptstadt zum kleinen Nachbarn "delegiert" wurden, zählten Erwin Seifert, Udo Preuße, Rüdiger Schnuphase und Lutz Lindemann.

In den Augen der Erfurter eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Ihre Mannschaft kam nie aus dem sportlichen Mittelmaß heraus, während sich Jena sogar auf europäischer Ebene einen Namen machte. In der ewigen DDR-Oberliga-Tabelle ist Carl Zeiss nicht mehr von der Spitze zu verdrängen.

Als diese Ungleichbehandlung mit der politischen Wende wegfiel, blieben die Fronten zwischen den Fan-Gruppierungen verhärtet. Die sportliche Rivalität schlug abseits des Spielfeldes nicht selten in Hass um. Ausschreitungen waren hässliche Begleiterscheinungen der Thüringer Fußball-Derbys.

Seit einigen Jahren gelingt es der Polizei mit strikter Trennung beider Fan-Lager und massivem Aufgebot größere Zwischenfälle zu verhindern. Auch am Samstag wird der Erfurter Süden wieder einem Kriegsgebiet ähneln. Hubschrauber werden kreisen, Wasserwerfer auffahren, Panzerwagen vorrollen. Eintausend Polizisten und 200 Sicherheitskräfte sollen für Ruhe und Ordnung sorgen.

Rainer Zipfel, Jenas nach 3 Jahren Auszeit zurückgekehrter Präsident, kennt die Nebengeräusche eines Derbys. In Weimar versuchte er die Wogen zu glätten: "Viele Fans sagen, wir dürfen ruhig fünf Spiele hintereinander verlieren nur zwei im Jahr nicht. Auch ich will natürlich am Samstag gewinnen, aber wenn nicht - geht die Welt nicht unter", sagte Zipfel.

Auch sein Erfurter Pendant, Rolf Rombach, appelliert an die Vernunft der Fans, "bei allen Emotionen, die dazu gehören, fair zu bleiben". Gewalt hätte im Fußball nichts verloren.

Den Eindruck, dass sich beide Klubchefs mögen, bestätigte der 58-Jährige: "Wir haben uns gefreut, dass Rainer wieder da ist. Er ist zwar ein harter Knochen, aber ein ehrlicher Kerl." Ohnehin sei die Rivalität zwischen den Vereinsverantwortlichen und Spielern geringer als zwischen den Anhängern. Diese feiern Niederlagen des Erzfeindes häufig ähnlich euphorisch wie Siege des eigenen Teams. Schadenfreude ist auch im Fußball die schönste Freude.

Jenas Trainer Weber bedauerte es indes, dass ein Trainingsspiel zwischen beiden Mannschaften unter der Woche nicht mehr möglich sei: "Früher ging das, heute leider nicht mehr. Da wird zu viel aufgebauscht."

Ehe Trainerkollege Emmerling diese Vorlage zur Verbrüderung aufnehmen konnte, beendete Zipfel den Kuschelkurs: "Wir haben einen kollegialen Umgang - mehr nicht. In den Urlaub werden wir sicher nicht zusammen fahren", sagte er und grinste in Richtung Rombach.

So ganz ohne Frotzelei geht es eben doch nicht. Wäre ja auch irgendwie langweilig.

Marco Alles / 22.07.11 / tag

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA: Präsidenten flachsen über Ausgang des Thüringen-Derbys

Auf den genauen Tipp vor dem Derby befragt, hielten sich die Verantwortlichen zunächst zurück. Heiko Weber sprach davon, dass man "klarer Außenseiter" sei, weil "Erfurt eine Spitzenmannschaft ist". Das hätte der gute fünfte Platz in der letzten Saison gezeigt.


Weimar. "Trotzdem", so Weber, "wollen wir gewinnen." Stefan Emmerling, der auch einen Sieg anstrebt, sagte vieldeutig: "Es gibt drei Möglichkeiten für den Ausgang." Und sinnierte, dass es "vielleicht ein Vorteil ist, dass wir zu Hause spielen". Doch man hätte wie Jena viele neue Spieler integriert: "Daher glaube ich nicht, dass die Ausgangslage so klar ist. Kleinigkeiten können entscheiden."

Heiko Weber wurde schließlich noch konkret: Er tippt für Samstag auf ein 2:2. Für Rainer Zipfel wäre ein Punkt aber anscheinend zu wenig. Er stellte sich den Spielverlauf so vor: "In der 92. Minute bekommen wir einen Elfmeter und gewinnen mit 2:1". Doch der Konter von Rolf Rombach kam prompt: Ja, das 1:2 könne sein. "Aber in der 93. machen wir das 2:2 und in der 94. gelingt uns das 3:2 durch einen unberechtigten Elfmeter."

Gerald Müller und Thomas Rudolph / 22.07.11 / tag

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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OTZ: Ein Derby als Fußballfest

Am Sonnabend startet die 3. Liga mit dem Thüringenderby Erfurt gegen Jena in die Saison. Tino Zippel hofft auf ein friedliches Derby, trotz

Die besten Mannschaften Thüringen treffen aufeinander. 15 000 Zuschauer kommen ins Steigerwaldstadion das wird ein wahres Fußballfest, sollte man meinen. Die Realität sah in den vergangenen Jahren leider oft anders aus. Tausend Polizisten mussten mit großem Aufwand die rivalisierenden Fangruppen auseinanderhalten. Und so wird es auch wieder am Sonnabend werden.

Bei der Diskussionsrunde der Präsidenten und Trainer beider Vereine übten sich beide Seiten in Zurückhaltung und wählten damit die richtige Taktik. Im Vorfeld einer solch brisanten Partie bringt es nichts, unnötig Öl ins Feuer zu gießen.

Die Gesprächsrunde zeigte vielmehr, dass sich beide Vereine doch ähnlicher sind als vermutet. Beide haben ein großes Fanlager. Beide wissen nach einem großen personellen Umbruch im Sommer nicht so recht, wo sie stehen. Sowohl in Jena als auch Erfurt ist das Geld knapp, beide spannten den Gürtel im Spieleretat enger und geben mit 2,15 Millionen Euro fast die gleiche Summe aus. Und: Beide Mannschaften gehören in die zweite Bundesliga.

Das würde vieles einfacher machen. Eine Spielklasse höher sprudelt das Fernsehgeld, so dass kaum mehr Sponsoren notwendig wären als in der dritten Liga. Und: Thüringen profitiert, wäre jedes Wochenende doppelt in den Schlagzeilen.

Aber genug der Gemeinsamkeiten, sonst kommt noch jemand auf die Idee, einen Freundschaftsschal mit beiden Vereinslogos aufzulegen. Gesunde Rivalität muss bleiben, wie Jenas Präsident Rainer Zipfel auch in der Diskussion durch seine Ansage unterstrich, dass Jena 2:1 gewinnt. Erfurts Vereinsboss Rolf Rombach hielt dagegen, tippt auf ein 3:2.

Die Fans sollten ihr Team leidenschaftlich unterstützen mit ihrer Stimme und nicht durch Böller oder Fäuste. Das wäre vernünftig und würde das Derby zum Fußballfest machen.


Tino Zippel / 22.07.11 / OTZ

Quelle: http://www.otz.de

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MDR: Thüringen-Hit zum Auftakt

MDR: 3.Liga = Pleiteliga ?

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23.07.2011:

TA: Sömmerdaer Erwin Seifert spielte einst für Erfurt und Jena

Erwin Seifert erzielte einst seine Tore für Erfurt und Jena. 1961 gelang dem Stürmer in fünf Minuten sogar ein Hattrick. Der 75 Jahre alte Sömmerdaer ist am Samstag beim Thüringenderby im Steigerwaldstadion mit dabei.


Sömmerda. Die Einladung zum 129. Derby am heutigen Samstag (14 Uhr) durch den FC Rot-Weiß hat Erwin Seifert nach kurzer Rücksprache mit seiner Frau Erika gern angenommen. Zuletzt war der 75-Jährige mit der Familie beim Freundschaftsspiel gegen Werder Bremen im Stadion.

Nun wird er - zusammen mit mehreren ehemaligen Kickern des Klubs - den Thüringer Auftakt zur 3. Liga verfolgen und sicher die eine oder andere Anekdote austauschen. Das aktuelle Geschehen bei den beiden Kontrahenten verfolgt er immer noch mit Interesse, wenn er auch mit vielen Spielernamen nichts anzufangen weiß. "Es kommen jedes Jahr so viele Neue - da fällt es schwer, richtige Identifikationsfiguren zu finden. "Das war bei uns damals anders."

Damals - das waren die 60er Jahre, als er als 22-jähriger Torschützenkönig seines Heimatvereins Motor Sömmerda (15 Tore) in der 2. Liga zum SC Turbine Erfurt delegiert wurde und sofort zum Stammspieler aufstieg. 36 Tore erzielte der Stürmer in den beiden Spielzeiten für seinen neuen Klub und machte sich ausgerechnet in den prestigeträchtigen Derbys gegen Jena einen Namen. Zwar unterlag er im ersten Aufeinandertreffen am 22. August 1961 im Pokal in Jena 3:5 - Geschichte schrieb er aber trotzdem. Nachdem Jena schon 5:0 geführt hatte, gelang Seifert kurz vor Schluss innerhalb von fünf Minuten (85. bis 89.) ein lupenreiner Hattrick.

"Ehrlich gesagt, kann ich mich daran gar nicht mehr so richtig erinnern", sagt der Sömmerdaer, dessen Tore in der Folge noch mehr Gewicht besaßen. Bei drei Siegen Erfurts gegen Jena, einem davon nach seiner Rückkehr aus Jena, steuerte er fünf Treffer bei - oftmals die spielentscheidenden. Zusammen mit Martin Busse hat er die meisten Erfurter Treffer gegen den Erzrivalen geschossen (je acht). Sein Erfolgsgeheimnis klingt recht simpel: "Wie man die Tore erzielt ist egal, aber man muss ein Näschen für die Situation haben."

In Jena fürchtete und bewunderte man den jungen Stoßstürmer gleichermaßen. Auf dem Spielfeld wurde Seifert hart attackiert ("da musste man sich halt zu wehren wissen"), daneben aber als Verstärkung gesehen. Nach der Meisterschaft 1963 veranlasste Jena dessen Wechsel. Gewollt oder erzwungen? Seifert blickt rückblickend positiv zurück. "Wenn ein Georg Buschner anfragt, kann man nur schwer widerstehen." Einfach machte er sich die Entscheidung trotzdem nicht.

Denn der damals 24-Jährige war zu dieser Zeit schon Vater eines fünfjährigen Sohnes. "Zum Glück hat mir meine Erika viel abgenommen, die vielen Umzüge klaglos mitgemacht", findet er immer wieder herzliche Worte über seine Frau, die nicht nur die viele Hausarbeit erledigte, sondern nach den Spielen auch immer wieder geduldig zuhörte, wenn diese zu Hause ausgewertet wurden.

Dicke Freundschaft mit den Ducke-Brüdern

In Jena fügte sich Seifert zunächst gut ein, absolvierte fast alle Partien und traf auch bei Jenas Kantersieg über Erfurt (6:0) zweimal. Zudem verband ihn mit den Ducke-Brüdern Roland und Peter rasch eine dicke Freundschaft, die weit über Mannschaftsabende und gelegentliche Skat-Runden hinaus ging. Doch machten Seifert schwere Verletzungen - unter anderem am Meniskus - immer wieder zu schaffen.

Die zweite Saison verlief dadurch enttäuschend, Seifert kam zumeist nur sporadisch zum Einsatz. So entschied er sich für eine Rückkehr nach Erfurt, zu "seinem" Klub, weil er "lieber der Elfte statt der 13. Spieler" sein wollte. Bis 1970 schnürte er die Schuhe für den 1966 in FC Rot-Weiß umbenannten Verein, erlebte Tiefen, wie den Abstieg aus der Oberliga, und Höhen, wie den direkten Wiederaufstieg mit ihm als erneuten Torschützenkönig (20 Treffer). In den letzten Spielzeiten wurde der treffsichere Angreifer sogar zum Vorstopper umfunktioniert. "Das fand ich gar nicht so schlecht. Ich wusste ja als Stürmer, wie meine Gegenspieler agieren", sagt Seifert.

Nur gegen einen Angreifer hatte er so seine Probleme. Seinen Freund Roland Ducke. "Der war mir einfach zu flink. Ich habe ihn ein paar Mal auch mit Foul aufhalten wollen, aber ihn nie getroffen", lacht er.

Nach dem letzten Punktspiel für Erfurt wechselte Seifert wieder zu seinem Heimatverein Motor Sömmerda, agierte dort und später in Kölleda zudem als Trainer, bis er sich 1990 endgültig vom Fußball zurückzog.

Schauspielerei auf dem Rasen ärgert Seifert

Der Kreis früherer Mitspieler ist kleiner geworden. Gute Freunde wie Georg Buschner, Roland Ducke und Rainer Knobloch, mit dem er einst in Jena und Erfurt zusammenspielte, sind verstorben. "Wir werden eben alle älter", sagt der 75-Jährige, für den die Derbys immer einen besonderen Stellenplatz haben werden. "Das war manchmal auf dem Platz schon wie Krieg, aber wir waren allesamt ehrliche Kämpfer", stellt er klar und ergänzt: "Mich ärgert, wie viel heute geschauspielert wird. Leider ist das so in Mode gekommen, tut dem Sport aber nicht gut."

Ob sich beide Teams seine Worte zu Herzen nehmen werden? Erwin Seifert wird es von der Tribüne aus beobachten.

Thomas Rudolph / 23.07.11 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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OTZ: Ralf Schmidt geht als Kapitän in das Thüringenderby

Derbyzeit. Ralf Schmidt betritt am Samstag den Rasen des Steigerwaldstadions als Kapitän der Jenaer Mannschaft.


"Ich musste keinen Kapitän suchen. Ich hatte schon einen", sagt Trainer Heiko Weber. Der 46-Jährige weiß, was er an ihm hat, kennt seinen Käptn, seitdem dieser 17 Jahre alt war. Schmidt spielte damals unter Weber im Jenaer A-Juniorenteam des FC Carl Zeiss. Für sein Alter sei er sehr weit gewesen, sagt Weber, "er kann ein Spiel lesen, denkt über den Fußball hinaus, sieht das Ganze". Und so war für den Trainer seit seiner Rückkehr nach Jena im April beschlossene Sache: Ralf Schmidt wird der Mannschaftskapitän.

In seiner Rolle als Kapitän wird der 25-Jährige heute im Thüringenderby gegen Rot-Weiß Erfurt besonders gefordert sein. Für ihn ist das Tragen der Kapitänsbinde "Ansporn und Anerkennung" zugleich. Schmidt beschreibt das Thüringenderby als "eine Art Gratwanderung". Er wolle die jungen, die neuen Spieler nicht "unnötig nervös machen", doch sei es auch wichtig, "die Neulinge auf die Brisanz des Duells hinzuweisen".

Schmidt erwartet heute, 14 Uhr ein Duell auf Augenhöhe, "Nuancen entscheiden". Kein Team werde mit "Hurra-Fußball losmarschieren, vielmehr über den Kampf das Spiel suchen". Er freue sich auf das Derby, auf die Aufmerksamkeit, die Resonanz: "Es ist für einen Fußballer immer schöner, vor 15 000 als vor zweitausend Leuten zu spielen." Nervosität will er vor dem Derby nicht aufkommen lassen, Anspannung, "das gewisse Kribbeln", schon. Von Ritualen hält der Jenenser indes gar nichts, lehnt sie für sich energisch ab. "Klar pflege ich einen bestimmten Ablauf vor dem Spiel, aber er möchte sich nicht sagen müssen: Ich hab schlecht gespielt, weil ich meinen Schnürsenkel falsch gebunden hab".

Auf das Spiel in Erfurt stimmt er sich mit einem Frühstück um acht, einem lockeren Training und einer Portion Nudeln mindestens vier Stunden vor dem Anpfiff ein. Dann will er nur noch seine Ruhe haben, in sich gehen.
Die Vorbereitung auf die vierte Drittligasaison sei unaufgeregt gewesen. "Endlich geht es um Punkte", sagt er. Den Ernstfall könne man weder im Training noch in einem Testspiel simulieren. Dass das Thüringenderby auf den Saisonauftakt fällt, ist neu, aber reizvoll. An kein bestimmtes Aufeinandertreffen mit den Rot-Weißen erinnere er sich besonders, nur das 2:3 im Thüringenpokal nach 2:0-Führung vor zwei Jahren haftet unangenehm in der Erinnerung "Das tat weh."

Den Gewinn des Thüringenpokals hat die Zeiss-Klubführung als Pflichtaufgabe herausgegeben. In der 3. Liga werden die Jenaer nichts mit dem Aufstieg zu tun haben, doch der Pokalsieg eröffne die Chance, im lukrativen DFB-Pokal zu spielen. Ralf Schmidt hat sogar schon im Europapokal gespielt, kam in der Saison 2006/07 gegen Rapid Wien und den FC Everton zum Einsatz. Der damalige Nürnberger und langjährige Jenaer Trainer Hans Meyer hatte den damals 20-Jährigen zum 1. FC Nürnberg geholt. "Ich hab versucht, im Profifußball Fuß zu fassen", sagt er über seine drei Jahre beim Club. "Es hat aus verschiedenen Gründen nicht ganz gereicht." Im Juni 2008 kehrte er zum FC Carl Zeiss zurück, schrieb sich an der Jenaer Uni ein. Ob er nun neben dem Fußball studiert, oder neben dem Studium Fußball spielt, weiß er selbst nicht so genau, sei auch nicht so wichtig. Im sechsten Semester studiert er Bioinformatik. "Ich werde neun Semester brauchen, um mein Bachelor-Studium abzuschließen."

Er sei nach wie vor zufrieden mit seiner Entscheidung, Sport und Studium zu verbinden. Doch als der FC Bayern München zum Benefizspiel ins Ernst-Abbe-Stadion kam, der frühere Jenaer Nils Petersen als Torschütze gefeiert und von den Medien ausgefragt wurde, da kam bei ihm eine Brise Wehmut auf. Doch diese Augenblicke seien "sehr selten".

Andreas Rabel / 23.07.11 / OTZ

Quelle: http://www.otz.de
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