TA: Starker FC Rot-Weiß stürzt den Spitzenreiter
Nach der überzeugenden Vorstellung gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Offenbach scheint der FC Rot-Weiß auch beim morgigen Gastspiel in Braunschweig nicht chancenlos.
Erfurt. Nils Pfingsten-Reddig ist ein ruhiger Vertreter. Einer, der mit Worten oder Gesten nur selten auffällt. Doch nach seinem zweiten verwandelten Elfmeter brach es aus ihm heraus. Jubelnd drehte er ab und stürmte mit seiner Hand am Ohr in Richtung Offenbacher Fanblock. So viel wie "Ich kann euch gar nicht hören" sollte das wohl bedeuten.
Das brachte nicht nur die Anhänger der Gäste auf die Palme, sondern auch Kickers-Verteidiger Husterer, der wutentbrannt auf Pfingsten-Reddig zulief und ihm die Meinung geigte. Und der lieferte nach dem Spiel die Begründung für seine unnötige Provokation: "Ich habe mich in Offenbach nicht so gut aufgenommen gefühlt. In Erfurt ist es familiärer, viel schöner", sagte er.
Was sicherlich auch mit seiner sportlichen Situation zu tun hat. Bei Rot-Weiß ist der 28-Jährige eine feste Größe im Mittelfeld. In Offenbach war er im Sommer trotz 33 Einsätzen (zwei Treffer) nach nur einem Jahr aussortiert worden. Den Ärger darüber hatte Pfingsten-Reddig anscheinend noch nicht verdaut. Wie aufgedreht wirkte er gegen die früheren Kollegen, denen er im Mittelfeld reihenweise den Ball und damit den Schneid abkaufte.
"Man hat gesehen, dass er extrem motiviert war", sagte Offenbachs Trainer Wolfgang Wolf. "Aber bei uns hat es nicht mehr gepasst. Und hier scheint er seinen Platz gefunden zu haben." Als ob er genau dies demonstrieren wollte, übernahm Pfingsten-Reddig Verantwortung, als es darauf ankam. Mit dem Elfmeter-Tor zum 1:0 (40.) belohnte er einen überlegen gestalteten ersten Durchgang der Erfurter. Das 2:0, ebenfalls vom Strafstoß-Punkt und erneut nach einem Foul am quirligen Martin Hauswald (76.), bedeutete die Vorentscheidung in der gutklassigen Partie.
"Nils war eingeteilt für die Elfer", meinte Trainer Stefan Emmerling hinterher. Nicht, weil er Kickers-Torhüter Wulnikowski am besten kennt. Sondern, weil Pfingsten-Reddig im Training den sichersten Eindruck hinterlassen hatte. Nach zwei vergebenen Strafstößen in dieser Saison (Reichwein, Semmer) stand in der vergangenen Woche nach jeder Einheit Elfmeterschießen auf dem Programm. Und dabei sei schnell klar gewesen, dass die Nummer 22 "die nötige Ruhe und Präzision besitzt" (Emmerling). Dass er dies ausgerechnet gegen den Ex-Verein unter Beweis stellen konnte, dürfte sich wie Weihnachten angefühlt haben. Die schönsten Geschenke macht man sich selbst.
Pfingsten-Reddig ragte als Doppel-Torschütze aus einer homogenen Mannschaft heraus, die es verstand, den bisherigen Liga-Dominator nicht ins Spiel kommen zu lassen. Weder das hochgelobte Offenbacher Mittelfeld, noch Top-Torjäger Occean kamen zur Entfaltung. "Jeder war für den anderen da. Das muss die Basis für den Erfolg sein", sagte Abwehrchef Martin Pohl. Und Occean? "Stuttgarts Schipplock war besser. Aber vielleicht hatte er auch nicht seinen besten Tag."
Die Rot-Weißen dagegen überzeugten durchweg und hätten schon zur Pause deutlicher führen müssen. Zedi (13.), Semmer (33.) und Hauswald (44./Pfosten) ließen Großchancen aus. "Das war gar nichts. Kein Zweikampfverhalten, viele Fehler im Spielaufbau und nur lange Bälle auf die 2-Meter-Leute. Damit ist hier nichts zu holen gewesen", schimpfte Kickers-Trainer Wolf. Dabei hätten seine beiden Wechsel zur Halbzeit beinahe für eine Wende im Spiel gesorgt. Der reaktionsschnelle Orlishausen im Verbund mit Pfosten und Latte (Laux/46., Haas/57.) verhinderte jedoch den Ausgleich.
Als alles auf das erste Zu-null-Spiel in dieser Saison hindeutete, fälschte Möckel einen Feldhahn-Schuss unglücklich zum 1:2 ab (84.). Doch richtig brenzlig wurde es für Rot-Weiß nicht mehr. Im Gegenteil: Die Schlussoffensive der Hessen eröffnete den Gastgebern riesige Räume. Einen Konter über Weidlich veredelte Caillas mit Übersicht zum 3:1 in der Nachspielzeit.
"Diesen Schwung müssen wir jetzt mit nach Braunschweig nehmen", sagte Trainer Emmerling. Morgen 18.30 Uhr steht dort vor mehr als 10 000 Zuschauern das nächste Kräftemessen mit einem Spitzenteam an. Und das Ziel ist klar: "Wir wollen auch auswärts endlich mal etwas holen", meinte der Trainer. Ein weiterer Sieg wäre sicherlich die richtige Einstimmung auf das Thüringenderby am Samstag gegen Jena.
Marco Alles / 20.09.10 / TA
Quelle:
http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA (Erfurt): RWE II mit torlosen Remis bei Sachsen Leipzig
"Torfabrik" Julian Lüttmann wurde belohnt, durfte zu Recht in der Ersten ran. Für karge fünf Minuten. Und war, weil schon 27 Jahre alt, für die Rot-Weiß-Zweite tags darauf beim FC Sachsen Leipzig gesperrt. Ein zweiter Torfabrikant fand sich beim 0:0 nicht.
Leipzig. Auch nicht der andere "von oben", El Haj Ali, der kurz vor Schluss die Rot-Weißen trotz numerischer Unterzahl zum Sieg schießen musste. Einen feinen Konterzug beendete der Angreifer in freier Position mit einem schwachen Torschuss genau in die Arme von Sachsen-Keeper Weiß. Zuvor hatte er allerdings Pech mit einem attraktiven Fallrückzieher knapp am Tor vorbei (70.). Ansonsten war die Partie von spielerischer Armut mit vielen Fehlpässen auf beiden Seiten geprägt.
Dafür aber mit umso intensiverer Robustheit in den Zweikämpfen. Dass die beiden Gäste-Chancen die einzig nennenswerten der gesamten Partie waren, beurteilt deren Niveau. Positiv indes, dass die Erfurter einer nachdrücklichen Forderung von Trainer Schönberg nachkamen und defensiv kaum etwas zuließen. Auch nicht, als ihr Torhüter Heidrich rund eine halbe Stunde vor Schluss in einer unübersichtlichen Situation im Strafraum vom Schiri Rot gezeigt bekam. Logisch, dass die Einheimischen, die das Mittwoch-0:3 in Jena vergessen machen wollten, von da an vehement, aber ideenlos anstürmten. So war das Torlos-Remis am Ende folgerichtig. Ein Ergebnis, mit dem die Gäste trotz der Eliminierung Juraschecks für die vom Schiri gesehene Schwalbe (88.) weit besser leben konnten.
Manfred Höhner / 20.09.10 / TA
Quelle:
http://www.thueringer-allgemeine.de
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Freies Wort: Erfurt feiert Pfingsten
FR: Kickers Tabellenzweiter: Der erste Kratzer im Lack
FNP: Rache ist süß