TA: Rainer Hörgl: "Emmerling hat das letzte Wort"
Rainer Hörgl ist seit Kurzem neuer Geschäftsführer des FC Rot-Weiß und hat zugleich noch drei andere Aufgabenfelder im Verein übernommen. Unsere Zeitung sprach mit dem 53-jährigen Bayern, der im März als verantwortlicher Trainer beurlaubt wurde.
Warum werden Sie in Ihrer neuen Funktion erfolgreicher sein als Sie es bei Rot-Weiß als Trainer waren?
Ich sehe meine Bilanz als Trainer nicht so schlecht. In 21 Spielen holte die Mannschaft mit mir 31 Punkte. Wir hatten ein junges Team, das lange Zeit in Nähe der Aufstiegsränge war. Nach drei Niederlagen in Folge, das Derby eingeschlossen, war der Trend dann natürlich negativ. Doch insgesamt sehe ich mich nicht als gescheitert. Und die Leitung traut mir zu, den Verein strukturell und organisatorisch auf ein höheres Niveau zu führen.
Haben Sie Fehler gemacht?
Natürlich, die macht jeder. Das geht ja schon bei einer falschen Ein - oder Auswechslung los. Wichtig ist, dass man alles dafür tut, größere Fehler nicht zu wiederholen.
Lassen Sie uns Ihre einzelnen Funktionen mal etwas näher erläutern. Geschäftsführer.
Es gilt, den Club besser aufzustellen, Strukturen zu veränderen, Aufgaben umzuverteilen und dabei, die wenigen hauptamtlichen Personen optimal einzusetzen.
Leiter Scouting-Abteilung.
Entscheidend ist zunächst die Ausrichtung des Scoutings und die Zusammenarbeit mit den Scouts. Das gilt es, professionell zu organisieren. Schließlich muss es das Ziel sein, dass ein Spieler nicht achtmal beobachtet wird, bevor über eine Verpflichtung oder Ablehnung entschieden wird. Sondern am besten nur zweimal.
Aber gerade, was Spielereinkäufe betrifft, haben Sie ja keine glückliche Hand bewiesen. Becker oder Lüttmann beispielsweise wurden allein auf Ihr Drängen verpflichtet.
Becker hat gezeigt, dass er ein überdurchschnittlicher Spieler ist. Zumindest, wenn er fit ist. Leider war er das zu selten.
Und Lüttmann ein Fehlgriff?
Nein. In der Winterpause hatte es keinen Sinn gemacht, Cannizzaro zu halten. Wir brauchten Ersatz, doch unsere finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt. Er hat nicht die erwarteten Leistungen gebracht, doch ein Fehleinkauf war er nicht.
Leiter Nachwuchszentrum.
Auch in diesem Bereich soll es eine neue Struktur geben. Nachdem Heiko Nowak nicht mehr da ist, werden die Aufgaben verteilt auf Piet Schönberg, Norman Loose und Christian Preusser. Es soll ein Nachwuchskonzept entwickelt werden, dass auf den FC Rot-Weiß zugeschnitten ist. Ich habe in dieser Hinsicht als Jugendtrainer beim FC Bayern oder in Augsburg schon Erfahrungen gesammelt, die ich einbringen will.
Sind aber nicht hierbei spezielle Thüringer Kenntnisse vonnöten? Auch um eine gute Beziehung zum Sportgymnasium, zu den Jugendtrainern oder zu den Eltern zu haben?
Durchaus. Und ich muss mich da auch noch hinein arbeiten und die Verbindungen verbessern. Doch enge Kontakte herzustellen und zu halten, ist vor allem Aufgabe der von mir genannten drei Personen.
Im Management-Bereich, den Sie auch betreuen, stehen Vertragsverhandlungen an erster Stelle?
Ja, genauso ist es.
Ihr Vertrag dauert nur ein Jahr. Die Felder, die Sie bearbeiten, verlangen zumeist eine langfristige Arbeit. Werden Sie auf eine schnelle Verlängerung drängen?
Das habe ich noch nie gemacht, auch nicht als Trainer. Die nächsten Monate werden zeigen, ob es passt. Bei Erfolg würde eine weitere Zusammenarbeit automatisch logisch sein.
Wie ist das Verhältnis zu Stefan Emmerling: Ist er Ihnen untergeordnet?
Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Sportlich wird er immer das letzte Wort haben. Er muss ja auch das verantworten, was auf dem Platz passiert. Ich werde zu bestimmten Dingen meine Meinung sagen, mich aber in Entscheidungen nicht einmischen. Dafür bin ich auch zu weit weg, in den letzten Wochen habe ich wegen der anderen Verpflichtungen kaum ein Spiel oder eine Trainingseinheit gesehen. Ich bin ein Teamplayer, dabei bleibt es.
Aber, dass Sie das nicht sind, wird Ihnen teilweise vorgeworfen.
Das ist Unsinn. Ich sehe es als Stärke von mir an, Menschen mitzunehmen. Ich bin eher zu nachgiebig, war vielleicht als Trainer sogar zu lieb. Als die "Hörgl-Raus"-Rufe im Stadion zunahmen, habe ich mich auch zu sehr zurückgezogen. Doch im Normalfall gehe ich auf Leute zu.
Haben Sie persönlich Anteil daran, dass Thomas Köhler den Verein verlassen musste? Ihr Verhältnis soll nicht gut gewesen sein.
Dass ich dahingehend direkt Einfluss genommen habe, ist Quatsch. Es war bereits im Herbst einmal Thema, dass wir es uns nicht leisten können, einen hauptamtlichen Torwarttrainer mit festem Gehalt zu haben. Nach dem Pokal-Aus mit dem finanziellen Verlust kam diese Diskussion zwangsläufig wieder auf.
Cinaz und Rockenbach sind auch weg. Wer folgt aus dem aktuellen Kader noch?
Das steht nicht fest. Doch es ist ja kein Geheimnis, dass wir Spielern schon gesagt haben, dass sie sich trotz Vertrags durchaus einen neuen Verein suchen können.
Becker und Pagenburg zum Beispiel?
Becker nicht, er ist ja auch noch verletzt. Aber mit Pagenburg und Smisek wurde gesprochen. Auch Humbert, dessen Frau einen Job in Düsseldorf hat, würden wir keine Steine in den Weg legen.
Wie viele Neue kommen nach Drexler noch?
Das ist ungewiss und hängt von den Abgängen ab.
Steht die Verpflichtung vom Magdeburger Stürmer Vujanovic fest?
Überhaupt nicht. Es hat bisher kein offizielles Gespräch gegeben. Er hat noch zwei Jahre Vertrag und dieser ist anscheinend auch sehr gut dotiert.
Wie wird die Zielstellung aussehen?
Wir brauchen die kommende Saison, um uns zu konsolidieren. Wir können keine riesigen Transfers machen, die uns sprunghaft nach vorn bringen. Wir wollen aber eine Mannschaft haben, die sicher in der 3. Liga bleibt. Und ein Jahr später dann möchten wir angreifen.
Und ist Rainer Hörgl dann noch da?
Ich werde alles dafür tun, zumal mir die Arbeit bei Rot-Weiß sehr viel Spaß macht. Das Bild, das von mir teilweise vorherrscht, wird mir nicht gerecht.
Gerald Müller / 20.05.10 / TA
Quelle:
http://www.thueringer-allgemeine.de