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12.05.2010
TLZ: FC Rot-Weiß: Hörgls Rolle beim Neuanfang


Erfurt. Zufall oder nicht? In die Bayerische Stube des Erfurter Victor's Residenz-Hotels hatte Drittligist Rot-Weiß Erfurt gestern Vormittag eingeladen, um bei Kaffee, Getränken und kleinen Häppchen die Öffentlichkeit über Neuigkeiten zu informieren.

Ausgerechnet ein Bayer stand dabei etwas im Mittelpunkt, der vor Wochen als Cheftrainer beurlaubte Rainer Hörgl. Der 52-Jährige soll ab sofort als Geschäftsführer Sport tätig sein. RWE-Präsident Rolf Rombach steckt das Arbeitsfeld von Hörgl so ab: "Er ist Leiter der Geschäftsstelle, Verantwortlich für das Nachwuchsleistungszentrum, Leiter der neuen Scoutingabteilung und übernimmt das Management des Vereines."

Allein verantwortlich für die erste Mannschaft ist demnach Cheftrainer Stefan Emmerling. "Er hat das letzte Wort bei den Neuverpflichtungen", so Rombach, der die vergangene Saison kritisch auswertete.

Treue Sponsoren

Fehler seien aufgearbeitet worden. So gab Rombach zu, dass das Aufstiegsgerede vor Saisonbeginn ein taktischer Fehler seines Präsidiums gewesen sei: "Wir haben uns ohne Grund selbst unter Druck gesetzt." Derartige vollmundige Versprechen wird Rot-Weiß vor der kommenden Saison nicht wieder abgeben. Lediglich die Nummer eins in Thüringen will der Verein wieder werden.

Der Aufstieg in Liga zwei ist für die kommenden drei bis fünf Jahre geplant. Auch der Stadionumbau soll jetzt erst in zwei oder drei Jahren beginnen. Finanziell klagt der Verein über massive Verluste bei den Zuschauereinnahmen. Mit 7000 Zuschauern habe man pro Heimspiel geplant. Der Schnitt betrug jedoch nur 5533. Dennoch, sagt Rombach, sei positiv zu werten, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dem FC Rot-Weiß die Lizenz für die Saison 2010/2011 im ersten Anlauf erteilt habe. In diesem Zusammenhang teilte der für das Marketing im Präsidium zuständige Vize Detlef Goss mit, habe Rot-Weiß trotz Wirtschafts- und Finanzkrise in der abgelaufenen Spielzeit 97 Prozent seiner Sponsoren halten können. Mit neuen Großsponsoren werden, so Goss, derzeit "vielversprechende Gespräche" geführt.

Beenden will man das sogenannte Rot-Weiß-Syndrom, wonach die Profis seit nunmehr fünf Jahren in "schöner" Regelmäßigkeit nach der Winterpause ihre in den Herbstrunden gute Ausgangspositionen verspielten. "Ich habe keine Erklärung, wieso das so ist", rätselt Rainer Hörgl, dessen Trainer-Aus nach der 0:3-Derbypleite gegen Jena und zwei Niederlagen zuvor kam. "Ich konnte danach das Steuer nicht mehr herumreißen", gibt der Bayer zu, der zu dieser Zeit zudem längst einen Teil der Anhänger gegen sich - und damit auch die Mannschaft - hatte.

Die schlechten Trainingsbedingungen vor allem in den Wintermonaten allein will man beim FC Rot-Weiß nicht für die sportlichen Talfahrten im Frühjahr verantwortlich machen. Dennoch sollen die Übungsplätze im Erfurter Gebreite in einen Top-Zustand gebracht werden, soll im Steigerwaldstadion ein Kunstrasenplatz entstehen. Zudem erhält die erste Mannschaft im Untergeschoss der Geschäftsstelle einen eigenen Trakt. "Die Profimannschaft", sagt Hörgl, "ist die wichtigste Abteilung im Verein."

Typen gesucht

Ihr soll künftig alles untergeordnet werden. Vor Wochen wurde bereits eine eigene Scoutingabteilung gegründet, deren Chef Wolfgang Kaiser in dieser Funktion auf zwölf Jahre Erfahrung beim 1. FC Köln zurückblickt. "Unterhalb der dritten Liga", sagt Rombach, "müssen wir jeden Spieler kennen." Greifen soll demnächst auch ein neues Nachwuchskonzept, dass Rot-Weiß in den kommenden Wochen vorstellen will. "Mit dem Sportgymnasium haben wir gegenüber manchem Erst- oder Zweitligisten einen großen Vorteil, den wir besser nutzen müssen", so Hörgl.

Gesucht werden für die neue Saison vor allem Typen. "Davon hat Rot-Weiß zu wenig", findet Hörgl, dessen Nachfolger ihm da nur beipflichten kann. Emmerling hat inzwischen einigen Spielern, die er namentlich gestern nicht nennen wollte, nahegelegt, sich mangels sportlicher Perspektive nach neuen Vereinen umzusehen: "Wir können sie aber nicht vom Hof jagen, da die Spieler noch Verträge bis mindestens 2011 haben." Rombach nennt diese Personalgespräche eine "natürliche Auslese von Mitläufern". Emmerling bestätigt, dass man zu möglichen Verstärkungen längst Kontakt aufgenommen habe.

"Wir wollen endlich Konstanz reinbekommen", hat sich Stefan Emmerling mit seinen Mitstreitern vorgenommen, sagt, die Mannschaft der kommenden Saison soll sich in einem Top-Zustand präsentieren und mit guten Spielen vor allem wieder die eigene Anhängerschaft hinter sich bringen. "Ich will vor allem Leidenschaft bei den Spielern sehen", fordert der 44-Jährige.

Die rot-weiße Anhängerschaft wird gespannt verfolgen, was aus den gestrigen Botschaften aus der Bayerischen Stube wird.

Thomas Czekalla / 11.05.10 / TLZ

Quelle: http://www.tlz.de
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TA: Rätselhaft

Fehlt nur noch das Präsidentenamt und der Trainerjob. Dann hätte Rainer Hörgl beim FC Rot-Weiß alle wichtigen Funktionen inne.

Die Fülle an Macht, mit der er ausgestattet wurde, ist allgemein schon fragwürdig. Da Hörgl jedoch als Trainer und bei der Zusammenstellung der Mannschaft versagt hat, ist die Entscheidung des Präsidiums erst recht nicht zu verstehen. Es bleibt rätselhaft, woher Rombach & Co. die Gewissheit nehmen, dass der Bayer in Erfurt künftig Erfolg hat - und das gleich auf mehreren, für den Verein in den kommenden Jahren existenziellen Feldern. Um die anstehenden Herkulesaufgaben zu erfüllen, sind Kenntnis der speziellen Strukturen in Thüringen, Gespür für Menschen und Situationen, aber auch die Einsicht von Fehlern notwendig. Bei Rainer Hörgl schien all das in der Vergangenheit nicht übermäßig ausgeprägt.

Trotzdem: Das Präsidium hat sich festgelegt und sich damit selbst noch einmal gehörig unter Druck gesetzt, nachdem bereits einige Personalentscheidungen in den letzten Monaten unverständlich waren. Fans, aber auch Funktionäre und Spieler sehen die Entwicklung deshalb kritisch. Das sollte ihnen der FC Rot-Weiß nicht verbieten. Den Medien schon gar nicht.

Gerald Müller / 12.05.10 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA: Rainer Hörgl soll bei Rot-Weiß Erfurt neue Strukturen schaffen

Rainer Hörgl bleibt der starke Mann beim FC Rot-Weiß. Der als Trainer gescheiterte 53-Jährige zeichnet künftig als Geschäftsführer Sport verantwortlich - mit vielfältigen Tätigkeitsbereichen.

Erfurt. Ob gewollt oder nicht - das Ambiente besaß symbolischen Charakter. In der "Bayerischen Stube" des Victor's Residenz Hotels erkor der FC Rot-Weiß gestern den Bayern Rainer Hörgl zum neuen (alten) starken Mann. Was längst kein Geheimnis mehr war, wurde nun auch offiziell bestätigt: Der im März als Trainer beurlaubte und mit einem Vertrag bis 2011 ausgestattete Hörgl amtiert ab sofort als Sportlicher Geschäftsführer. Gleichzeitig wird er die Geschäftsstelle, die Scouting-Abteilung sowie das Nachwuchs-Leistungszentrum leiten. Und um die Machtfülle zu komplettieren, wurden ihm auch Management-Aufgaben übertragen.

"Wir wollen unsere strukturellen Schwächen im sportlichen und im administrativen Bereich beheben. Dafür ist Rainer Hörgl der beste Mann", begründet Präsident Rolf Rombach die Beförderung des ehemaligen Trainers. Dass diese in Erfurt auf wenig Zuneigung stieß, macht die neue Konstellation umso schwieriger. Allerdings, betont Rombach, soll die Entscheidungsgewalt für die Drittliga-Mannschaft allein bei Stefan Emmerling liegen. "Beide sollen sich auf Augenhöhe begegnen", sagt Rombach. Eine Hierarchie gäbe es nicht. Emmerling sei ausschließlich dem Präsidium rechenschaftspflichtig.

Der Cheftrainer begrüßt die Absicht, professionellere Strukturen zu schaffen, dämpft aber schon einmal die Erwartungen für die kommende Saison: "Realistisch ist wieder ein Platz im einstelligen Bereich. Mit diesem Kader werden wir nicht oben angreifen können", sagt er - und hegt die Hoffnung, dass sich perspektivlose Spieler (u. a. Smisek, Pagenburg, Becker, Lüttmann, Humbert) trotz bestehender Verträge zu einem Weggang entschließen. Nur wenn Platz in dem 20-köpfigen aktuellen Aufgebot geschaffen würde, wären die dringend benötigten Neuzugänge zu finanzieren. Emmerling sucht vor allem für die Außenbahnen und den Angriff nach Verstärkungen.

Doch nicht nur die Mannschaft soll ein neues Gesicht erhalten. So stehen auch bauliche Veränderungen im Steigerwaldstadion an. Am 17. Mai beginnt die Installation der Rasenheizung. Parallel startet der Umbau der Geschäftsstelle im altehrwürdigen "Steinhaus". Wie Hörgl verkündete, bekommt das Profiteam einen eigenen, exklusiven Trakt - mit Trainerzimmern, dem Profifußball angemessenen physiotherapeutischen Bedingungen und einem Untersuchungs-Raum für die Mannschaftsärzte. Die jeweiligen Abteilungen "entstauben" nennt dies der Präsident.

Weil man sich in Erfurt "nie eine Aufstiegsmannschaft zusammenkaufen kann", genießt der Aufbau einer Scouting-Abteilung hohe Priorität. So wurde Wolfgang Kayser als Spielerbeobachter engagiert. Dieser kann, laut Hörgl, auf eine zwölfjährige Erfahrung als Scout des 1. FC Köln verweisen. "Wir müssen uns unabhängig und ganzjährig im gesamten Osten informieren statt auf DVD's oder Spielerberater zu setzen", sagt Rombach.

Ziel sei es, die Führungsrolle in Thüringen zu übernehmen und in drei bis fünf Jahren aufzusteigen. Moderate Töne, nachdem die Vereinsführung mit ihrer offensiven Aufstiegsformulierung in der abgelaufenen Saison jäh gescheitert war. Ein Fehler, aus dem offenbar gelernt wurde.

Marco Alles / 12.05.10 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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