TA: Thüringer Fußball-Talente wollen in der Bundesliga spielen
Clemens Fritz ist derzeit der einzige Thüringer in der Fußball-Bundesliga. Doch wer könnte der Nächste sein? Unsere Zeitung hat fünf Talente unter die Lupe genommen und schätzt ihre künftigen Chancen auf einen Einsatz in der Eliteklasse ein.
Christian Bickel (19, SC Freiburg II)
Der Bad-Langensalzaer, der von den A-Junioren des FC Rot-Weiß zum SC Freiburg wechselte, spielt bei der Bundesliga-Reserve in der Regionalliga Süd. "Freiburg ähnelt Erfurt, deshalb fühle ich mich hier sehr wohl", sagt Bickel, der den Sprung von den Junioren in den Männerbereich gut überstanden hat und im neuen Team eine feste Größe ist. "Christian besticht durch gute Schusstechnik und hohe Kreativität", lobt Trainer Sorg den Mittelfeldspieler, der entweder auf der linken Seite oder im Zentrum eingesetzt wird. Seine guten Leistungen wurden nicht nur mit Einladungen zur U-20-Nationalmannschaft honoriert, sondern auch von Freiburgs Cheftrainer Robin Dutt positiv aufgenommen. So trainiert Bickel des Öfteren bei den Profis mit.
Fazit: Bickel könnte noch in dieser Saison sein Profidebüt geben. Im idyllischen Freiburg genießt er das Vertrauen der Trainer und passt in das Breisgauer Konzept, eigenen Talenten eine Chance zu geben. Sollte Freiburg frühzeitig den Klassenerhalt schaffen, ist ein Einsatz sicher keine Utopie.
Florian Trinks (18, Werder Bremen)
Unvergessen bleibt sein Tor bei der U-17-Europameisterschaft, als dem gebürtigen Geraer das 2:1-Siegtor per Freistoß gegen die Niederlande gelang. Bei seinem Verein Werder Bremen hatte der 18-Jährige zuletzt aber mit einer hartnäckigen Schambeinverletzung zu kämpfen. "Ich hoffe, dass ich bis zur Rückrunde wieder fit bin", sagt Trinks, der pro forma zum Profikader Bremens gehört, in dieser Spielzeit aber bisher weder für die Erste noch für die Drittliga-Reserve ein Spiel bestritt. Trinks gilt als hochtalentiert und spielstark, aber auch als Spieler, der ein besonders harmonisches Umfeld braucht, um seine volle Leistungsstärke abzurufen. Ihm gefällt es in Bremen, und er steht auch ab und zu mit Clemens Fritz in Kontakt, sei es, um Tipps zu bekommen oder über den Fußball in Thüringen zu reden. "Leider ist er sehr beschäftigt, sodass wir nur selten sprechen können", sagt Trinks, der hofft, noch in dieser Saison für Werders Erste auf dem Platz zu stehen.
Fazit: Trinks bringt fußballerisch alles mit, um Bundesligaspieler zu werden. Zudem gibt man in Bremen, ähnlich wie in Freiburg,
Eigengewächsen immer eine Chance. Drei Umstände lassen aber einen Einsatz in naher Zukunft unwahrscheinlich erscheinen. Zum ersten muss Trinks erst vollständig genesen, um eine Alternative zu sein. Zudem ist die aktuelle sportliche Misere nicht förderlich. Es ist schwer vorstellbar, dass Trainer Thomas Schaaf in gerade dieser schwierigen Zeit auf seine Talente setzt. Drittens muss er sich, wenn wieder alle verletzten Spieler an Bord sind, harter Konkurrenz erwehren. Kein leichtes Unterfangen für den Geraer, der einst von Carl Zeiss Jena nach Bremen wechselte.
Fabian Schnellhardt (16, Köln U-17)
Der Eichsfelder im Diensten des 1. FC Köln hat sich im zweiten Jahr gleich zum Stammspieler und Leistungsträger bei den B-Junioren entwickelt. Auch dank seiner Treffer führen sie zurzeit die Bundesliga-Tabelle West an. Für Schnellhardt, der zusammen mit seinem Bruder in einer WG wohnt, "läuft es richtig gut", auch wenn er zu Beginn länger verletzt war. Trotzdem fand er rasch in die Mannschaft zurück, stabilisierte sich schnell und feilte an seiner Technik. "Mit Thomas Häßler zu trainieren macht viel Spaß", sagt er über die Zusammenarbeit mit dem Techniktrainer der Kölner. Auch bei der Deutschen U-17 ist der frühere Rot-Weiß-Akteur fester Bestandteil. Seine guten Leistungen werden auch vom Verein gewürdigt. Dem Linksfuß winkt in absehbarer Zeit sein erster Profivertrag.
Fazit: Viele Experten sind sich einig, dass Schnellhardt irgendwann in der Bundesliga spielen wird. Übersicht und Torgefährlichkeit sind seine großen Stärken. Allerdings will man ihn in Köln behutsam auf eine Karriere vorbereiten. Es muss sich noch zeigen, wie der Sprung vom Junioren- in den Männerbereich verläuft. Bleibt zu hoffen, dass er verletzungsfrei bleibt.
Sven Bernsdorf (16, Hertha BSC U-17)
Mit großen Hoffnungen war der Nordhäuser vom FC Rot-Weiß in die Hauptstadt gewechselt. Zwar hat er sich in Berlin gut eingelebt, sportlich läuft es für ihn aber noch nicht wie gewünscht. Grund hierfür sind die Verletzungen, die den talentierten Stürmer immer wieder zurückwerfen. So setzte ihn ein Leistenbruch für lange Zeit außer Gefecht. "Ich habe viel nachzuholen, versuche mich, über Einzeltraining zurückzukämpfen", sagt Bernsdorf, der auch wegen der großen Auswahl des Kaders zumeist noch die Bank drückt.
Fazit: Ähnlich wie Schnellhardt zog es auch Bernsdorf relativ früh aus Thüringen weg. Zwar hat er in Berlin, einer "Traumstadt", wie er sagt, Wurzeln geschlagen. Auf dem Platz verlief es jedoch noch nicht nach seinen Vorstellungen. Sein größter Gegner scheint die Gesundheit zu sein. Nur wenn er wirklich fit bleibt, scheint ein Sprung zu den Profis realistisch.
Carsten Kammlott (20, RB Leipzig)
Mit etwas Glück hätte Kammlott sein Bundesliga-Debüt schon gegeben. So war unter anderem Hoffenheim am talentierten Stürmer interessiert. Doch der 20-Jährige sagte ab, um nur kurze Zeit später beim Regionalliga-Aufsteiger RB Leipzig zu unterschreiben. Dort läuft es für ihn nach einer Durststrecke und vorübergehendem Bankdrücken wieder besser. Ob er die hohen Ziele mit Leipzig, jedes Jahr aufzusteigen, erreichen kann, bleibt aber mehr als fraglich.
Fazit: Der frühere Erfurter hat trotz aller Beteuerungen sportlich einen Rückschritt gemacht. Der Aufstieg in die dritte Liga scheint aufgrund der Konstanz von Chemnitz zumindest diese Saison unrealistisch. So könnte es länger als vier Jahre dauern, bis Kammlott mit Rasen-Ballsport in der Bundesliga angekommen ist - es sei denn, er wechselt vorher den Verein.
Thomas Rudolph / 07.12.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
Clemens Fritz ist derzeit der einzige Thüringer in der Fußball-Bundesliga. Doch wer könnte der Nächste sein? Unsere Zeitung hat fünf Talente unter die Lupe genommen und schätzt ihre künftigen Chancen auf einen Einsatz in der Eliteklasse ein.
Christian Bickel (19, SC Freiburg II)
Der Bad-Langensalzaer, der von den A-Junioren des FC Rot-Weiß zum SC Freiburg wechselte, spielt bei der Bundesliga-Reserve in der Regionalliga Süd. "Freiburg ähnelt Erfurt, deshalb fühle ich mich hier sehr wohl", sagt Bickel, der den Sprung von den Junioren in den Männerbereich gut überstanden hat und im neuen Team eine feste Größe ist. "Christian besticht durch gute Schusstechnik und hohe Kreativität", lobt Trainer Sorg den Mittelfeldspieler, der entweder auf der linken Seite oder im Zentrum eingesetzt wird. Seine guten Leistungen wurden nicht nur mit Einladungen zur U-20-Nationalmannschaft honoriert, sondern auch von Freiburgs Cheftrainer Robin Dutt positiv aufgenommen. So trainiert Bickel des Öfteren bei den Profis mit.
Fazit: Bickel könnte noch in dieser Saison sein Profidebüt geben. Im idyllischen Freiburg genießt er das Vertrauen der Trainer und passt in das Breisgauer Konzept, eigenen Talenten eine Chance zu geben. Sollte Freiburg frühzeitig den Klassenerhalt schaffen, ist ein Einsatz sicher keine Utopie.
Florian Trinks (18, Werder Bremen)
Unvergessen bleibt sein Tor bei der U-17-Europameisterschaft, als dem gebürtigen Geraer das 2:1-Siegtor per Freistoß gegen die Niederlande gelang. Bei seinem Verein Werder Bremen hatte der 18-Jährige zuletzt aber mit einer hartnäckigen Schambeinverletzung zu kämpfen. "Ich hoffe, dass ich bis zur Rückrunde wieder fit bin", sagt Trinks, der pro forma zum Profikader Bremens gehört, in dieser Spielzeit aber bisher weder für die Erste noch für die Drittliga-Reserve ein Spiel bestritt. Trinks gilt als hochtalentiert und spielstark, aber auch als Spieler, der ein besonders harmonisches Umfeld braucht, um seine volle Leistungsstärke abzurufen. Ihm gefällt es in Bremen, und er steht auch ab und zu mit Clemens Fritz in Kontakt, sei es, um Tipps zu bekommen oder über den Fußball in Thüringen zu reden. "Leider ist er sehr beschäftigt, sodass wir nur selten sprechen können", sagt Trinks, der hofft, noch in dieser Saison für Werders Erste auf dem Platz zu stehen.
Fazit: Trinks bringt fußballerisch alles mit, um Bundesligaspieler zu werden. Zudem gibt man in Bremen, ähnlich wie in Freiburg,
Eigengewächsen immer eine Chance. Drei Umstände lassen aber einen Einsatz in naher Zukunft unwahrscheinlich erscheinen. Zum ersten muss Trinks erst vollständig genesen, um eine Alternative zu sein. Zudem ist die aktuelle sportliche Misere nicht förderlich. Es ist schwer vorstellbar, dass Trainer Thomas Schaaf in gerade dieser schwierigen Zeit auf seine Talente setzt. Drittens muss er sich, wenn wieder alle verletzten Spieler an Bord sind, harter Konkurrenz erwehren. Kein leichtes Unterfangen für den Geraer, der einst von Carl Zeiss Jena nach Bremen wechselte.
Fabian Schnellhardt (16, Köln U-17)
Der Eichsfelder im Diensten des 1. FC Köln hat sich im zweiten Jahr gleich zum Stammspieler und Leistungsträger bei den B-Junioren entwickelt. Auch dank seiner Treffer führen sie zurzeit die Bundesliga-Tabelle West an. Für Schnellhardt, der zusammen mit seinem Bruder in einer WG wohnt, "läuft es richtig gut", auch wenn er zu Beginn länger verletzt war. Trotzdem fand er rasch in die Mannschaft zurück, stabilisierte sich schnell und feilte an seiner Technik. "Mit Thomas Häßler zu trainieren macht viel Spaß", sagt er über die Zusammenarbeit mit dem Techniktrainer der Kölner. Auch bei der Deutschen U-17 ist der frühere Rot-Weiß-Akteur fester Bestandteil. Seine guten Leistungen werden auch vom Verein gewürdigt. Dem Linksfuß winkt in absehbarer Zeit sein erster Profivertrag.
Fazit: Viele Experten sind sich einig, dass Schnellhardt irgendwann in der Bundesliga spielen wird. Übersicht und Torgefährlichkeit sind seine großen Stärken. Allerdings will man ihn in Köln behutsam auf eine Karriere vorbereiten. Es muss sich noch zeigen, wie der Sprung vom Junioren- in den Männerbereich verläuft. Bleibt zu hoffen, dass er verletzungsfrei bleibt.
Sven Bernsdorf (16, Hertha BSC U-17)
Mit großen Hoffnungen war der Nordhäuser vom FC Rot-Weiß in die Hauptstadt gewechselt. Zwar hat er sich in Berlin gut eingelebt, sportlich läuft es für ihn aber noch nicht wie gewünscht. Grund hierfür sind die Verletzungen, die den talentierten Stürmer immer wieder zurückwerfen. So setzte ihn ein Leistenbruch für lange Zeit außer Gefecht. "Ich habe viel nachzuholen, versuche mich, über Einzeltraining zurückzukämpfen", sagt Bernsdorf, der auch wegen der großen Auswahl des Kaders zumeist noch die Bank drückt.
Fazit: Ähnlich wie Schnellhardt zog es auch Bernsdorf relativ früh aus Thüringen weg. Zwar hat er in Berlin, einer "Traumstadt", wie er sagt, Wurzeln geschlagen. Auf dem Platz verlief es jedoch noch nicht nach seinen Vorstellungen. Sein größter Gegner scheint die Gesundheit zu sein. Nur wenn er wirklich fit bleibt, scheint ein Sprung zu den Profis realistisch.
Carsten Kammlott (20, RB Leipzig)
Mit etwas Glück hätte Kammlott sein Bundesliga-Debüt schon gegeben. So war unter anderem Hoffenheim am talentierten Stürmer interessiert. Doch der 20-Jährige sagte ab, um nur kurze Zeit später beim Regionalliga-Aufsteiger RB Leipzig zu unterschreiben. Dort läuft es für ihn nach einer Durststrecke und vorübergehendem Bankdrücken wieder besser. Ob er die hohen Ziele mit Leipzig, jedes Jahr aufzusteigen, erreichen kann, bleibt aber mehr als fraglich.
Fazit: Der frühere Erfurter hat trotz aller Beteuerungen sportlich einen Rückschritt gemacht. Der Aufstieg in die dritte Liga scheint aufgrund der Konstanz von Chemnitz zumindest diese Saison unrealistisch. So könnte es länger als vier Jahre dauern, bis Kammlott mit Rasen-Ballsport in der Bundesliga angekommen ist - es sei denn, er wechselt vorher den Verein.
Thomas Rudolph / 07.12.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de