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07.06.2008
TA Arnstadt: Nochmals mit der 9


ARNSTADT. Jürgen Heun war als Spieler in Erfurt erfolgreich, nun ist er es als Trainer in Arnstadt.

Weil der schussstarke Ex-Stürmer vom FC Rot-Weiß erst vor wenigen Tagen seinen 50. Geburtstag feierte, lud sein Verein SG Rudisleben/BC 07 Arnstadt die Tra- ditionself des Erfurter Clubs mit vielen bekannten Namen zum Jubiläumsspiel nach Arnstadt ein.

Die Stimmung beim Verein könnte nicht besser sein. Nicht nur vorgestern, beim Geburtstagsspiel im Jahnstadion. Der vorzeitige Aufstieg in die Landesliga - und der auch noch zu Hause ungeschlagen - erinnert an alte, glorreiche Zeiten, damals noch als BSG Motor Ichtershausen-Rudisleben.

Das Glanzjahr war 1964/65, als die Mannschaft zum ersten Mal in die Liga, die damals zweithöchste Spielklasse in der Republik, aufstieg. Auch damals war eine beeindruckende Saison vorausgegangen: mit nur einer einzigen Punktspielniederlage. Heinz Weber war damals Trainer. Spieler wie Manfred Kügler, Werner Gernat, Werner Frank und Torhüter Gerhard König (Spitzname Stalin) prägten über viele Jahre das Gesicht der Mannschaft.

An diese Zeit kann sich so mancher noch gut erinnern: Eigentlich Rot-Weiß-Fan, ging der Sohn dennoch mit dem Vater oft in die Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn, wie sich das Stadion zwischen Arnstadt und Ichtershausen damals nannte. Als die DDR-Liga auf fünf Staffeln erweitert wurde, gab Rudisleben kein weiteres einjähriges Gastspiel mehr ab, sondern hatte dort in den 70er Jahren fast eine Art Stammplatz. Und dann kam es in einer Saison auch zu den einzigen beiden Punktspielen zwischen Rudisleben und dem FC Rot-Weiß Erfurt: Der 0 : 4-Auswärtsschlappe steht zu Hause immerhin ein stolzes 2 : 2 entgegen. 8500 Zuschauer sahen das Spiel - ein bis heute einzigartiger Zuschauerrekord. Nur als es in einem Aufstiegsspiel gegen Lokalrivalen Ilmenau ging, kamen mit 7000 annähernd so viele Besucher ins Stadion.

Die ganz großen Spielernamen konnte die BSG nicht hervorbringen, die Talente verließen oft schon jung an Jahren die Mannschaft. Einzig Harald Straubing und Hans Latsny schafften als gestandene Spieler den Sprung in die Höherklassigkeit, sie wurden zum FC Rot-Weiß "delegiert", wie das damals hieß.

Der wohl bekannteste Mann aber war Ralf Schulenberg. Als einstiger DDR-Nationalspieler (unter anderem gegen Uruguay) kam er vom umstrittenen BFC Dynamo aus Berlin nach Thüringen. "Es war der beste Spieler, den wir je hatten", meint Peter Stadermann. Der weiß es ganz genau, schließlich war er 41 Jahre lang Technischer Leiter für Fußball im Verein. Etwas mehr Prominenz erlebte er bei den Trainern. So wirkten hier der frühere Auswahlspieler Heinz Leib und Ex-Nationaltorwart Horst Weigang. Und seit rund zwei Jahren ist es Jürgen Heun: mehr als 23 Jahre beim FC Rot-Weiß und Rekordspieler mit 132 Toren in 399 Punktspielen. Natürlich hätte es auch Angebote gegeben, zum damaligen Leistungszentrum, dem FC Carl-Zeiss Jena, zu wechseln. "Doch ich stand immer zu Rot-Weiß", sagt er. Außerdem kamen sie zu einer Zeit, "als es mit Erfurt gerade wieder aufwärts ging". Der Höhepunkt: Platz drei in der letzten Oberliga-Saison und dann Aufstieg in die gesamtdeutsche zweite Bundesliga, dazu Europapokal.

"Aber das kam schon zu spät für mich." Da war er bereits 33. Nach einigen Trainerjahren in Bayern kehrte er 2000 zu RWE zurück. Mit Kindelbrück stieg er danach auf, auch mit Erfurt Nord lief es (sportlich) gut. Bis zur Insolvenz. "Dann kam Rudisleben/Arnstadt auf mich zu und fragte." Er hatte das Team in einem Relegationsspiel gesehen. "Viele junge, begabte Leute". Er sagte zu. "Das Umfeld hier stimmt, die Bedingungen sind gut." Berufsleben - er ist Kurierfahrer bei THPS - und Traineramt kann er gut verbinden.

Trainer Heun will weiter auf junge Leute setzen. Er selbst ist jetzt 50. Am Donnerstag streift er nochmal das Trikot mit seiner Nummer 9 über. 22 Minuten ist er im Einsatz. "Zu lange", wie er danach sagt. "Die Hüftgelenke spielen nicht mehr mit." Vielleicht braucht er sogar neue.

Aber Zeit zum Klagen bleibt nicht, die neue Liga wartet. Und zuvor beginnt heute die Fußball-EM. "Ich werde soviele Spiele wie möglich am Fernseher verfolgen." Wer wird Europameister? Kurze Pause: "Holland."

Trotz 0 : 2-Rückstands gewann am Ende sein Traditionsteam das Jubiläumsspiel. Ob das auch ein gutes Omen für die Niederländer ist?

Von Wolf-Dieter BOSE

06.06.2008

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA: Orlishausen: Goldhelm bleibt unberühr


Rot-Weiß-Torhüter Dirk Orlishausen wurde zum Thüringer Sportler des Monats Mai gewählt. Er erhält den ein Kilo schweren Goldhelm der gleichnamigen Schokoladenmanufaktur auf der Erfurter Krämerbrücke.

Essen Sie gern Schokolade?

Ja, schon. Abends gönne ich mir hin und wieder ein Stück. Doch den Goldhelm werde ich nicht anrühren. Er ist zu schön, er kriegt einen Ehrenplatz in meiner Schrankwand.

Über die Hälfte von mehr als 3000 TA-Lesern haben für Sie gestimmt. Überrascht?

Als Fußballer von Rot-Weiß hat man sicher einen Vorteil, weil eine große Fangemeinde hinter einem steht. Überrascht war ich eher darüber, dass ich überhaupt nominiert wurde.

Aber Sie sicherten dem Verein im Mai mit Klasse-Leistungen die dritte Liga und den Thüringer Pokalsieg.

In den Spielen habe ich gezeigt, was ich wirklich kann.

Ist die Wahl auch eine Genugtuung nach manch überzogenen Kritiken?

Ich weiß, dass mir nach der Winterpause ein paar Fehler unterlaufen sind, doch die mache ich ja nicht mit Absicht. Wichtig war mir der Rückhalt in der Mannschaft und der unserer Fans.


Sind Sie abgeklärter geworden?

Ich versuche, nicht alles an mich heranzulassen und mich auf die Leistung zu konzentrieren.

Haben Sie nach den guten Spielen einen Vorteil gegenüber André Maczkowiak im Kampf um die Nummer 1?

Sicher konnte ich damit eine Duftmarke setzen. Doch in der Vorbereitung geht es wieder bei Null los. Das wird ein spannender Zweikampf.

Mit Rennsteiglauf-Sieger Christian Seiler lieferten Sie sich in der Abstimmung auch ein spannendes Duell. Könnten Sie sich vorstellen, einen Marathon zu laufen?

Oh, nein. Ich bin nicht so der Läufertyp und habe deshalb gehörigen Respekt vor solch einer Leistung. Mir reicht schon unser Laufpensum in der Vorbereitung.

Wie viele Kilometer trauen Sie sich am Stück zu?

Höchstens den Halbmarathon - wenn das Tempo nicht allzu hoch sein muss.

Geht es jetzt in den Urlaub?

Kommt drauf an. Ich spiele heute bei der zweiten Mannschaft und werde auch in der Relegation dabei sein, wenn es mit dem Landesmeister-Titel nichts wird. Ich hatte ohnehin nicht vor, wegzufliegen.

Sondern in aller Ruhe die Europameisterschaft im Fernsehen zu verfolgen?

Na klar. Ich hoffe, dass es Deutschland packt - auch wenn es sehr schwer wird.

Wie schwer wird es, in der dritten Liga zu bestehen?

Wenn man sich das Starterfeld anguckt, weiß man, welches Niveau herrschen wird. Ich freue mich riesig auf die Liga, die Derbys und die vollen Stadien. Leider haben es mit Magdeburg und Essen zwei Traditionsvereine nicht geschafft. Ich denke, dass wir eine gute Rolle spielen können.

Gespräch: Marco ALLES

06.06.2008

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA: Erfurter Dominanz in der Super-Elf


Hans Meyer dürfte zufrieden sein. Sechs seiner Wunschkandidaten haben es in die beste Thüringer Mannschaft aller Zeiten geschafft - und er selbst auch.

ERFURT. Einmal Trainer sein. Die hohen Klickzahlen haben gezeigt, wie reizvoll es für die Fußballfans ist, eine eigene Traumelf zusammenzustellen. Unabhängig vom Alter oder der Vereinszugehörigkeit. Doch die unterschiedlichen Aufgebote bewiesen auch, wie schwierig es war, aus den 30 nominierten Spielern seine Favoriten heraus zu suchen. Zumal jeder dieser Stars seine Wahl verdient gehabt hätte - vom ersten Thüringer Nationalspieler Willy Krauß im Jahre 1911 bis zu Robert Enke, dem Reservetorwart bei der beginnenden Europameisterschaft..Am Ende entschieden sich die TA-Leser sowie die TA-Sportredaktion für eine Mannschaft, die durchaus um den EM-Titel mitspielen könnte. Im Tor steht Horst "Teddy" Weigang, der von 1967 bis 1973 ein glänzender Rückhalt des FC Rot-Weiß war. Sein Abwehrchef ist kein geringerer als der Kapitän des Erfurter DDR-Meister-Teams von 1954 und 1955, Helmut Nordhaus. Den Defensivblock bilden mit dem Erfurter Clemens Fritz ein aktueller EM-Starter, mit Konrad Weise aus Jena der Thüringer Rekord-Internationale (86 DDR-Länderspiele) und Thomas Linke. Der einstige Erfurter wurde Vizeweltmeister und mit dem FC Bayern Champions-League-Sieger. Im defensiven Mittelfeld sorgt Rüdiger Schnuphase für Stabilität. Von 1971 bis 1985 trug er sowohl das Trikot von Erfurt al auch Jena. Die Außenpositionen im Mittelfeld besetzen Reinhard Häfner aus Sonneberg, der über Erfurt 1971 zu Dresden delegiert wurde und dort große Erfolge feierte, sowie Jenas Bernd Schneider. Vielleicht lindert die Nominierung seinen Ärger über das verletzungsbedingte Fehlen bei der EM. Und im Sturm garantieren Peter Ducke und Eberhard Vogel aus Jena sowie der frühere Rot-Weiß-Stürmer Jürgen Heun Tore am Fließband.Hans Meyer kann sich freuen. Der Kulttrainer aus dem südthüringischen Dietlas darf dieses Team trainieren. Bei unserer Umfrage setzte er sich gegen seinen Lehrmeister Georg Buschner durch. Ein weiterer Erfolg: Mit Weise, Schnuphase, Linke, Häfner, Ducke und Vogel schafften es sechs seiner Favoriten in die Super-Elf.

Marco ALLES

06.06.2008

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA Erfurt: Fußball: Gruews Gesichter


Er hat keine Scheu, auf Menschen zuzugehen, kennt kein Lampenfieber. Angst vor Gegenspielern ohnehin nicht. Ilia Gruev mag die Herausforderung, das Neue. Dreht es sich ums runde Leder, blühen all seine Facetten erst richtig auf.

ERFURT. Der Countdown zur Fußball-Europameisterschaft liegt in den letzten Zügen. Klar, dass auch der frühere bulgarische Nationalspieler gespannt nach Österreich und der Schweiz schaut. Irgendwie scheint der 38-Jährige sowieso immer auf dem Sprung zu sein. Jetzt umso mehr. Das Mobiltelefon im Anschlag, den nächsten Termin vor Augen. Am Mittwoch Abschluss eines dreitägigen Lehrgangs in Sofia, am Donnerstag in Erfurt Trainingspläne für die Bundesliga-A-Junioren des FC Rot-Weiß ausarbeiten, gestern das Training mit Henri Fuchs leiten. Das Samstagsspiel gegen Hannover 96, das letzte in dieser Serie, steht vor der Tür. Mit den Kindern Ilia Junior, Kristiane und Frau Petia gestern noch etwas unternehmen, heute bei den Junioren und abends ins Flugzeug nach Sofia, morgen im Fernsehen. Bei dem Programm kann einem schwindelig werden. Ilia Gruew (mitunter auch Gruev) wirkt dennoch entspannt.

Wer den smarten Typ mit den gegelten Haaren etwas fragt, bekommt eine Antwort. Höflich, scheinbar nie genervt. So kennen ihn Freunde, Bekannte und vor allem auch bulgarische Journalisten, denen er in seinen 19 Profijahren immer ein gern gesehener Gesprächspartner war.

Nicht zuletzt deshalb steht er nun selbst vor der Kamera. Ab Sonntag analysiert der 38-Jährige die EM-Spiele für den bulgarischen Bezahlsender Rink TV, jeden zweiten Tag.

Das Positive herausfiltern, Schwachstellen benennen. Damit kennt sich der sprachgewandte Gruew aus. Nicht nur, weil er im Duett mit Fuchs Woche für Woche die Spiele der A-Junioren auswertet. 22 Länderspieleinsätze für seine Heimat kann der seit acht Jahren in Deutschland lebende Bulgare vorweisen. Er hat für Lewski Sofia gespielt, für Altay Izmir, Slawia und Lokomotive Sofia, für Burgas, den deutschen Zweitligisten Duisburg und die Regionalligisten Uerdingen und zuletzt Rot-Weiß Erfurt.

Der absolute Höhepunkt aber ist für den Allrounder die WM 1998 in Frankreich gewesen. "Das war schon toll", blickt der Mittelfeldmann begeistert zurück. Dass seine Mannschaft damals hinter Paraguay, Nigeria und Spanien in der Vorrunde ausgeschieden ist, nun ja, das grämt ihn ein wenig. Und ebenfalls, dass er in seiner Zeit als Nationalspieler (1997 bis 2000) keine EM miterleben durfte.

Leider hat sich sein Land nun nicht qualifiziert. In ihm schlägt jedoch ein zweites Herz - für Ballack und Co. Auch deshalb freut er sich auf das Spektakel und ebenso auf die Arbeit vor der Kamera.

Sie ist für ihn nicht ganz neu. "Bookmaker" heißt die freitägliche Sendung im bulgarischen Fernsehen, in der er seit einem Jahr die Ergebnisse eines jeden Bundesliga-Spieltags tippt. Gegen den Moderator. "Ich glaube, ich habe 26 von den 34 gewonnen", meint der schlanke Mann mit dem dunklen Teint. Prahlen wollte er damit nicht. Ein Zocker ist er gleich gar nicht. Einzig, wenn er gegen seinen achtjährigen Filius Ilia Junior antritt, geht es bei den allwöchentlichen Bundesliga-Tipps um Geld. 50 Cent muss der Verlierer berappen. "Aber er ist clever", weiß der Vater über den Sprössling, der nicht nur dabei oft den richtigen Riecher besitzt. Auf dem Feld eifert er ihm auch schon im großen Stil nach. Gehört er doch zu jener F1-Mannschaft des FC Rot-Weiß, die die zweite Staffel der Stadtklasse kräftig aufgemischt hat. 26 Spiele - 78 Punkte. Mehr geht nicht. Und dazu ein Torverhältnis, das den Kontrahenten Tränen in die Augen treiben müsste. 406 (!) Treffer haben die Steppkes um den Jüngsten in der Runde, Ilia Junior, erzielt. Und dabei nicht eines kassiert.

Dass die Brust schwillt, wenn er von den Erfolgen des Knirpses berichtet, wundert nicht. Doch ist er nicht derjenige, der ihn zwänge. "Ich freue mich, dass er Fußball liebt und von selber gerne spielt", meint Ilia Senior.

Mit derselben Leidenschaft hat es auch bei ihm begonnen. Zugegebenermaßen bei der wohl besten Adresse, die Bulgarien zu bieten hat.

Von 1979 bis 1993 trägt er das Trikot Lewski Sofias, das so etwas wie das bulgarische Bayern München darstellt. Zweimal holt er mit dem Abonnementmeister den Titel, 1991 gelingt sogar das Double mit dem Pokal. Doch die feine, auf Technik ausgerichtete Fußballausbildung ist nicht das einzige, was Spuren beim lernwilligen Gruew hinterlässt.

Vor allem auch die Sportschule hat den damals schon pfiffigen jungen Mann geprägt. Geschenkt bekommt dort niemand etwas. Mit Russisch, Serbisch und Deutsch drei Fremdsprachen nebst ein wenig Englisch zu beherrschen, kommt nicht von ungefähr.

"Protivnika ima seschtodwa kraka i igraje seschto c idinaicet Igratschi." Jener Satz, den der damalige U 21-Auswahltrainer Kristo Andonow oft zu seinen Jungs gesagt hat, wird freilich so nicht geschrieben, nur ausgesprochen. Ilia Gruew hat ihn genau im Ohr. "Der Gegner hat auch zwei Beine und ist auch zu elft", lautet die Übersetzung. "Er kocht auch nur mit Wasser", könnte man sagen. Oder, ganz frei gedeutet: "Alles ist schaffbar, sofern Motivation und Ehrgeiz stimmen."

Verwenden würde Ilia Gruew diesen Satz nie, weder vor den A-Junioren noch im Fernsehen. Aber verinnerlicht hat er ihn. Er ist motiviert und neugierig. Was er macht, hat Hand und Fuß. Ob als Trainer - er besitzt die A-Lizenz, absolviert aber in Sofia nun eine zusätzliche Ausbildung zum Fußballlehrer - oder Spieler. Deshalb ist er mit demselben Elan bei der Sache, wenn er für den Erfurter Zehntligisten FSV Harz 04 auf Torejagd geht. Dass der Stadtklässler gestern souverän den Aufstieg unter Dach und Fach gebracht hat, ist zu großen Teilen das Verdienst des intelligenten Mittelfeldmannes mit dem feinen rechten Fuß. 30 Tore schlagen zu Buche, 23 Torvorlagen. Peinlich wäre ihm das nicht, als früherer Profi nun in der untersten Liga, die es hierzulande gibt, zu kicken. Im Gegenteil: "Es ist eine gute Truppe und Fußball spielen macht einfach Spaß", sagt der 38-Jährige, der eine Linie gefahren ist und fährt. Die Sache ernst nehmen, sich vorbereiten, konzentrieren - er lebt es in all seinen verschiedenen Gesichtern. Nur fordern die auch ihren Tribut. Wenn sich Ilia Gruew etwas wünschte, dann ist es mehr Zeit für die Familie. Er wird es wohl schaffen, weil er will und sich zu disziplinieren versteht. "Fast wie die Deutschen", lächelt der 38-Jährige, "sie können Europameister werden".

06.06.2008 Von Steffen ESS

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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TA Ilmenau: Kühe hüten oder Fußball spielen


Einst kickten sie in der zweiten DDR-Liga und noch heute halten sie dem Fußball die Treue. Erhard Meyer und Karl Kutzer sind zwei lokale Fußballhelden, die Ilmenau und Erfurt auf dem grünen Rasen zu Ruhm und Ehre verholfen haben. Erinnerungen an Fußballkarrieren der alten Schule.

ILMENAU. Erhard Meyer, Jahrgang 1942, geboren in Pommern, aufgewachsen in Geraberg, wurde als "Youngster" mit "Empor Ilmenau" Bezirksmeister. Er wechselte dann für ein Jahr nach Rudisleben, das sich damals in den Aufstiegsspielen gegen Ilmenau durchgesetzt hatte. 1966 folgte der Wechsel zu "Turbine" Erfurt, wie Rot- Weiß damals noch hieß. Acht turbulente Jahre blieb er dort. "Wir waren eine echte Fahrstuhl-Mannschaft, drei Mal DDR-Liga und zurück", so der einstige Mittelfeldspieler, der als Linksaußen angefangen hatte, "dann musste ich ins Mittelfeld und für die anderen laufen".

Auf 145 Oberliga-Spiele kam der Geraberger für Rot-Weiß Erfurt und erzielte dabei 39 Tore. An das "mit Abstand wichtigste Tor" seiner Karriere kann sich Erhard Meyer noch bestens erinnern. Es geschah mitten im Winter, vor 28 000 Zuschauern, im Duell gegen den "Lieblingsrivalen" Carl-Zeiss Jena. "Wir lagen 1:0 hinten, Gerd Stieler erzielte den Ausgleich, mir gelang dann das 2:1", erzählt der Vollblutfußballer. "Die haben mich fast erdrückt, dieser Sieg war schon eine Sensation!" Noch heute ist dieses Tor Thema: "Das hat mir der Rainer Schlutter bis heute nicht verziehen", so Meyer nicht ohne Stolz.

In die Erfurter Zeit fiel auch ein B-Länderspiel für die DDR-Nationalmannschaft in Budapest gegen die ungarische Olympia-Auswahl. "Ein Riesen-Erlebnis! Aber auch die Lehrgänge für die Nationalmannschaft waren eine feine Sache", schwelgt Erhard Meyer in Erinnerungen. Eines der schönsten Erlebnisse in seiner Fußball-Karriere folgte am Ende der Saison 1967/68: In Vertretung der Nationalmannschaft, als Auszeichnung für "fair play", begaben sich die Rot-Weißen auf den längsten Trip, der je von einer Fußball-Equipe der Blumenstadt angetreten wurde. Sie beendeten die Saison mit einer Reise ins ferne Korea. "Dieses Spiel vor 80 000 Zuschauern in Pjöngjang war etwas ganz Besonderes!" Im Jahre 1974 wechselte Erhard Meyer nach Ilmenau, später wurde er Spieler und Trainer bei "Fortschritt" bzw. "Stahlbau" Geschwenda. Noch heute ist Erhard Meyer dem Fußball eng verbunden - als Nachwuchstrainer beim DFB-Stützpunkt in Ilmenau und als Coach der Bezirksliga-Mannschaft des ThSV Geschwenda.Der Mann mit den goldenen Händen stand schon im Tor, da hieß die Mannschaft noch "Empor Ilmenau": Karl Kutzer hat seine Fußballerkarriere mit fünf Jahren in Schleusinger-Neundorf begonnen. "Viele Alternativen hatten wir ja nicht: Im Sommer konnten wir wählen zwischen Kühe hüten und Fußball, im Winter wurde Ski gefahren", erinnert sich Kutzer, den die meisten Sportsfreunde immer nur "Karli" nennen.

Im Bezirk Suhl spielte er in der Auswahl der B-Jugend, 1956 begann er mit der Lehre als Glasschleifer bei der Firma Brückner in Ilmenau. Hier wurde Karl Kutzer schließlich mit seinem Beruf sesshaft. Tagsüber schliff er Glas - am Nachmittag peitschte er den Ball übers Gras und verhalf Ilmenau zusammen mit den Sportlern der Mannschaft in die Bezirksliga. Unter ihnen waren auch zwei Studenten, die heute Professoren an Universitäten sind - Professor Peter Kurz und Professor Erich Maut. Drei Mal schaffte die Elf, inzwischen unter dem Namen "Chemie Ilmenau", den Aufstieg in die zweite DDR-Liga.

Vor allem an ein Spiel kann sich Karl Kutzer noch bestens erinnern. 1965 sollte "Empor Ilmenau" gegen "Kali Werra" antreten. Die Südthüringer Mannschaft war nahe dran, Bezirksmeister zu werden. Im Hinspiel sah noch alles danach aus - 2:0 siegte die Kali-Elf über Ilmenau, doch im Rückspiel wendete sich das Blatt. Vor 5000 ju-belnden Zuschauern donnerten die Ilmenauer dem Gegner drei Tore ins Netz, "Kali Werra" kam mit null Treffern nicht zum Zug. Der Pokal stand schon in Tiefenort; das hatte sich nach der Auseinandersetzung erledigt. "In der Zeitung stand damals übrigens nicht ´Ilmenau hat gesiegt´, sondern ´Kali Werra hat verloren", schmunzelt Karl Kutzer.

Nach der Umbenennung zu "IW Ilmenau" wurde der Torwart zum Torwart-Trainer und dem Fußball noch mehr Bedeutung beigemessen. Und mit dem Angebot an Arbeit und Wohnungen in der Glas- und Porzellanstadt wurden weitere Spieler hinzugewonnen. "Das Niveau wurde seitdem professioneller", weiß der ehemalige Torwart.

1988 hängte Karl Kutzer den Trainingsjob an den Nagel und widmete sich den Alten Herren. Einmal wurden sie - darunter Erhard Meyer, Hansi Heyn, Manfred Dombrowski, Horst Brandl und Heiner Bonsack - sogar 2003 noch Thüringen-Meister in Rudolstadt. Für Karl Kutzer ist das der letzte fußballerische Triumph gewesen.

Dennoch: Der aktuelle Fußball in Ilmenau hat aus seiner Sicht nichts an Faszination eingebüßt. "Die heutige Mannschaft ist keinen Deut schlechter als unsere damals", findet Karl Kutzer. Schöner sei der Fußball grundsätzlich zwar nicht geworden, "aber schneller und athletischer", meint der heute 66-jährige Inhaber von "Rennsteigkristall" - dessen Vorbild übrigens konstant der Zwickauer Jürgen Croy war.

Von Tanja KÖHLER-FABIG und Arne MARTIUS

06.06.2008

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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