Keiner steht im Regen: Erfurter Multifunktionsarena im Stadtrat
Der Titel der Drucksache ist so sperrig, wie die Erwartungen hoch sind: "Errichtung einer multifunktionalen polyvalenten Veranstaltungsstätte durch Komplexmodernisierung des Steigerwaldstadions in Erfurt" - am 5. November wird das Papier mit umfänglichen Anlagen im Stadtrat diskutiert.
Erfurt. Nicht-öffentlich. Schließlich geht es um den Beschluss zur Auftragsvergabe an einen Generalunternehmer. Der soll Köster Bau GmbH (Osnabrück) und HPP Architekten Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH & Co KG (Düsseldorf) heißen, wie aus dem Beschlussvorschlag hervorgeht, der der TLZ vorliegt. Verbunden mit einer Investitionssumme von mehr als 27 Millionen Euro netto. Der Eigenanteil der Stadt betrage nach heutigem Stand rund 5,8 Millionen Euro brutto. Im Juli 2011 hatte der Stadtrat grundsätzlich den Umbau des Stadions beschlossen und seine Nutzung als Multifunktionsarena für Konzerte, Musiktheater, Ausstellungen, Firmen- und Produktveranstaltungen, Freilichtkino, Tagungen, Fußball, Leichtathletik und weiteren Sport befürwortet.
Um auf die Investitionssumme zu kommen, musste Verzicht geübt werden: Statt Parkett kommt Vinylbelag im Veranstaltungsbereich zum Einsatz, statt 12 gibt es nur 8 Kioske zur Versorgung; und die Anzahl der WCs wurde reduziert, um nur einige Beispiele zu nennen.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, sagt dazu FDP-Stadtrat Thomas Kemmerich, aber das Konzept und die Beauftragung erschienen als gute Grundlage für eine erfolgreiche Realisierung der Multifunktionsarena. Er widerspricht damit Gegenargumenten von Freien Wählern, die mit der FDP zur bunten Fraktion zählen, und denen der CDU-Fraktion, für die noch viele Fragen offen scheinen.
Ein Stadionumbau dieser Größenordnung mag für Erfurt Neuland sein, für Köster Bau stehen diverse auf der Referenzliste, beispielsweise die BayArena in Leverkusen, die Volkswagen Arena in Wolfsburg oder das Westfalenstadion in Dortmund. Das Architekturbüro war am Frankenstadion Nürnberg, der SAP Arena Mannheim und der Arena "Auf Schalke" Gelsenkirchen beteiligt. Im Detail geben die Pläne darüber Auskunft, dass die Westtribüne des Steigerwaldstadions erhalten werden soll. An Nord-, Süd- und Ostseite entstehen komplett neue Sitzplatzbereiche.
Der Haupteingang soll von der Arnstädter Straße auf die Ostseite gegenüber des Südparks verlegt werden. Ein Punkt, der vermutlich Teil des neuen Stadion-Sicherheitskonzeptes ist. So werde die Kontrolle der Besucher an den Zugängen der äußeren Umfriedung vorgenommen. Bei Risikospielen im Fußball ist die Arena zudem in fünf spezielle Sektoren unterteilt. Die Gästefan-Trennung ist bis zu den Zu- und Abgängen mit direkter Zufahrt für Busse vorgesehen.
Der Zuschauerbereich wird komplett überdacht mit einer Glas-Beton-Konstruktion. Die Farbgebung ist bewusst in Rot-Weiß gehalten - den Farben des Freistaats Thüringen, Erfurts, des Deutschen Leichtathletikverbandes und nicht zuletzt der Fußballer des FC Rot-Weiß Erfurt.
Rund 18.600 Fans soll das Stadion aufnehmen können - wobei den Erfurter Fans die angestammte Südkurve zugedacht ist. Gästefans ist die Nordkurve zugedacht. "Der Weg zu den Tribünen führt in leichtem Zickzack durch eine sanfte Hügellandschaft aus leicht geneigten Rasenflächen", heißt es in den Umbauplänen, wo von einem "grünen Band" die Rede ist, das sich um das Stadion lege. Die Neigung sei so gewählt, dass der Rasen mit dem Sitzrasenmäher gemäht werden kann, heißt es detailliert weiter.
Die Osttribüne mit dem neuen Hauptgebäude soll Umkleidekabinen, Büros des noch zu findenden Stadionbetreibers, die Presse- und Businessbereiche bis hin zu einem Cateringbereich für die künftige Kongressnutzung beherbergen. Die Ausschreibung für eine Betreibung des Stadions ist erfolgt, Bewerbungen ungenannter Zahl liegen vor. Sicher gilt, dass die Messe AG darunter ist, die sich als geeigneter Betreiber in Zeitungsanzeigen bereits präsentiert hat. Messe-Chef Wieland Kniffka hatte zuvor bereits immer auf Synergie-Effekte mit der Erfurter Messe hingewiesen, die an manchen Tagen aus allen Nähten platze.
Veranstaltungen bis zu einer Größe von rund 2000 Teilnehmern können künftig im Tagungsbereich des Steigerwaldstadions durchgeführt werden. Eine Größe, für die es bislang an Räumlichkeiten in Erfurt mangelt, und die durch Trennwände individuell in der Größe angepasst werden kann.
Als Termin für den Beginn des Umbaus ist das Jahresende vorgesehen, zunächst mit einem Teilabriss. Der Stadtrat muss in seiner November-Sitzung dem Angebot des besten Bieters noch zustimmen - womit im jetzigen Stadium des Stadionumbaus wohl zu rechnen ist.
Kommentar
Es ist ein Trick, mit Mitteln der Tourismusförderung den Stadionumbau zu finanzieren. Dieser Trick ist gewieft, aber mit Risiken verbunden: Rückzahlungen drohen, wenn Besucherzahlen nicht erreicht werden. Wer Großes will, darf sich davor wohl nicht scheuen.
Inzwischen scheint eine gelungene bauliche Lösung gefunden, da sind sich die Experten einig. Nun kommt es noch darauf an, einen geeigneten Betreiber zu finden. Denn ohne ein gutes Konzept taugt auch das beste Stadion nichts. Damit es aufgeht, sind nicht nur im Fußball und in der Leichtathletik in der neuen Arena künftig Glanzleistungen gefordert.
quelle
Der Titel der Drucksache ist so sperrig, wie die Erwartungen hoch sind: "Errichtung einer multifunktionalen polyvalenten Veranstaltungsstätte durch Komplexmodernisierung des Steigerwaldstadions in Erfurt" - am 5. November wird das Papier mit umfänglichen Anlagen im Stadtrat diskutiert.
Erfurt. Nicht-öffentlich. Schließlich geht es um den Beschluss zur Auftragsvergabe an einen Generalunternehmer. Der soll Köster Bau GmbH (Osnabrück) und HPP Architekten Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH & Co KG (Düsseldorf) heißen, wie aus dem Beschlussvorschlag hervorgeht, der der TLZ vorliegt. Verbunden mit einer Investitionssumme von mehr als 27 Millionen Euro netto. Der Eigenanteil der Stadt betrage nach heutigem Stand rund 5,8 Millionen Euro brutto. Im Juli 2011 hatte der Stadtrat grundsätzlich den Umbau des Stadions beschlossen und seine Nutzung als Multifunktionsarena für Konzerte, Musiktheater, Ausstellungen, Firmen- und Produktveranstaltungen, Freilichtkino, Tagungen, Fußball, Leichtathletik und weiteren Sport befürwortet.
Um auf die Investitionssumme zu kommen, musste Verzicht geübt werden: Statt Parkett kommt Vinylbelag im Veranstaltungsbereich zum Einsatz, statt 12 gibt es nur 8 Kioske zur Versorgung; und die Anzahl der WCs wurde reduziert, um nur einige Beispiele zu nennen.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, sagt dazu FDP-Stadtrat Thomas Kemmerich, aber das Konzept und die Beauftragung erschienen als gute Grundlage für eine erfolgreiche Realisierung der Multifunktionsarena. Er widerspricht damit Gegenargumenten von Freien Wählern, die mit der FDP zur bunten Fraktion zählen, und denen der CDU-Fraktion, für die noch viele Fragen offen scheinen.
Ein Stadionumbau dieser Größenordnung mag für Erfurt Neuland sein, für Köster Bau stehen diverse auf der Referenzliste, beispielsweise die BayArena in Leverkusen, die Volkswagen Arena in Wolfsburg oder das Westfalenstadion in Dortmund. Das Architekturbüro war am Frankenstadion Nürnberg, der SAP Arena Mannheim und der Arena "Auf Schalke" Gelsenkirchen beteiligt. Im Detail geben die Pläne darüber Auskunft, dass die Westtribüne des Steigerwaldstadions erhalten werden soll. An Nord-, Süd- und Ostseite entstehen komplett neue Sitzplatzbereiche.
Der Haupteingang soll von der Arnstädter Straße auf die Ostseite gegenüber des Südparks verlegt werden. Ein Punkt, der vermutlich Teil des neuen Stadion-Sicherheitskonzeptes ist. So werde die Kontrolle der Besucher an den Zugängen der äußeren Umfriedung vorgenommen. Bei Risikospielen im Fußball ist die Arena zudem in fünf spezielle Sektoren unterteilt. Die Gästefan-Trennung ist bis zu den Zu- und Abgängen mit direkter Zufahrt für Busse vorgesehen.
Der Zuschauerbereich wird komplett überdacht mit einer Glas-Beton-Konstruktion. Die Farbgebung ist bewusst in Rot-Weiß gehalten - den Farben des Freistaats Thüringen, Erfurts, des Deutschen Leichtathletikverbandes und nicht zuletzt der Fußballer des FC Rot-Weiß Erfurt.
Rund 18.600 Fans soll das Stadion aufnehmen können - wobei den Erfurter Fans die angestammte Südkurve zugedacht ist. Gästefans ist die Nordkurve zugedacht. "Der Weg zu den Tribünen führt in leichtem Zickzack durch eine sanfte Hügellandschaft aus leicht geneigten Rasenflächen", heißt es in den Umbauplänen, wo von einem "grünen Band" die Rede ist, das sich um das Stadion lege. Die Neigung sei so gewählt, dass der Rasen mit dem Sitzrasenmäher gemäht werden kann, heißt es detailliert weiter.
Die Osttribüne mit dem neuen Hauptgebäude soll Umkleidekabinen, Büros des noch zu findenden Stadionbetreibers, die Presse- und Businessbereiche bis hin zu einem Cateringbereich für die künftige Kongressnutzung beherbergen. Die Ausschreibung für eine Betreibung des Stadions ist erfolgt, Bewerbungen ungenannter Zahl liegen vor. Sicher gilt, dass die Messe AG darunter ist, die sich als geeigneter Betreiber in Zeitungsanzeigen bereits präsentiert hat. Messe-Chef Wieland Kniffka hatte zuvor bereits immer auf Synergie-Effekte mit der Erfurter Messe hingewiesen, die an manchen Tagen aus allen Nähten platze.
Veranstaltungen bis zu einer Größe von rund 2000 Teilnehmern können künftig im Tagungsbereich des Steigerwaldstadions durchgeführt werden. Eine Größe, für die es bislang an Räumlichkeiten in Erfurt mangelt, und die durch Trennwände individuell in der Größe angepasst werden kann.
Als Termin für den Beginn des Umbaus ist das Jahresende vorgesehen, zunächst mit einem Teilabriss. Der Stadtrat muss in seiner November-Sitzung dem Angebot des besten Bieters noch zustimmen - womit im jetzigen Stadium des Stadionumbaus wohl zu rechnen ist.
Kommentar
Es ist ein Trick, mit Mitteln der Tourismusförderung den Stadionumbau zu finanzieren. Dieser Trick ist gewieft, aber mit Risiken verbunden: Rückzahlungen drohen, wenn Besucherzahlen nicht erreicht werden. Wer Großes will, darf sich davor wohl nicht scheuen.
Inzwischen scheint eine gelungene bauliche Lösung gefunden, da sind sich die Experten einig. Nun kommt es noch darauf an, einen geeigneten Betreiber zu finden. Denn ohne ein gutes Konzept taugt auch das beste Stadion nichts. Damit es aufgeht, sind nicht nur im Fußball und in der Leichtathletik in der neuen Arena künftig Glanzleistungen gefordert.
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