TLZ: Baumann-Debüt mit Schützenfest
Erfurt. (tlz) Als Trainerneuling Karsten Baumann am Sonnabend punkt 13.58 Uhr den Innenraum des Steigerwaldstadions betrat, wird es nicht wenige auf den Rängen gegeben haben, die Erfurts neuen Chef mit skeptischen Blicken betrachteten. Rot-Weiß ohne Pavel Dotchev, der die Mannschaft in zweieinhalb Jahren vom Fast-Absteiger zum Aufstiegskandidaten zur 2. Liga geformt hat, mit diesem Fakt konnten sich auch gut zwei Wochen nach dessen überraschender Flucht Richtung Paderborn wohl nur wenige anfreunden.
15.17 Uhr aber schlug die Stimmung im weiten Rund auch stimmlich tausendfach um. "Wir steigen auf, und Dotchev ab", hallte es da zuerst aus der Südkurve, ehe sich der Rest in der Arena den Gesängen anschloss. Gerade hatte Albert Bunjaku mit seinem 13. Saisontreffer auf 3:0 erhöht, in einer Phase, in der sich Rot-Weiß ähnlich in einen Rausch spielte, wie bei den klaren Heimsiegen gegen Ahlen (6:3), Emden (3:0) oder Wuppertal (5:1). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das Kapitel Dotchev in Erfurt abgeschlossen und Karsten Baumann endgültig angekommen bei seinem ersten Verein als Cheftrainer - vor allem bei den Fans.
"Mir hat er noch keine Flügel verliehen. Ich bin ja auch weder Vogel noch Engel", gab Schlussmann Dirk Orlishausen später schmunzelnd zum Besten. Dass er nach diesem Kantersieg überhaupt zu irgendwas befragt wurde, hatte seine Gründe. Denn Orlishausen parierte beim Stand von 1:0 zehn Minuten vor der Pause nicht nur den Foulelfmeter von Thomas Brechler (Baumann: "Da stand das Spiel fast auf der Kippe."), sondern hielt auch in der Schlussphase, als die Gastgeber mit Mann und Maus nach vorn spielten und dabei die Defensive vernachlässigten, drei Mal fast schon sensationell gegen gefährlich konternde Wolfsburger. Während sich Dotchev nach der Vorbereitung schon auf André Maczkowiak als Nummer eins festgelegt hatte, hielt Baumann nach dem Emden-Spiel am früheren Sömmerdaer fest. "Zwei, drei Dinge macht Karsten Baumann im Training anders als sein Vorgänger. Für ihn steht das Team als Ganzes mehr im Mittelpunkt", sagt Orlishausen.
Der neue Chefcoach der Rot-Weißen blieb an der Linie erstaunlich ruhig, als seine Mannen eine eher durchwachsene erste Halbzeit ablieferten. Bunjaku hatte zwar zeitig für die Führung gesorgt (18.), doch konsequent nach vorne ging es erst nach der Pause ab. Die Folge waren vier weitere Tore vom Feinsten, beispielsweise Kevin Hampfs direkt verwandelter Freistoß aus 18 Metern direkt in den Winkel zum 5:0-Schlusspunkt (90.).
Herausragend in diesen 45 Minuten die Glanzleistung von Daniel Brückner auf der linken Seite, der in dieser Form sogar bei manchem Zweitligisten erste Wahl wäre. Einen besseren Einstand hätte sich Baumann nicht wünschen können. Doch der 38-Jährige ließ sich vom jubelnden Rot-Weiß-Volk angesichts des schwachen Gegners nicht davor blenden, dass auf ihn noch eine Menge Arbeit wartet, soll es wirklich klappen mit dem Aufstieg.
"Wir müssen das schnell abstellen, dass wir so viele Chancen zulassen. Andere Gegner nutzen die cleverer aus", sagt er. Ähnlich angespannt, wie er das Spielfeld vor dem Anpfiff betreten hatte, verließ er es auch wieder - trotz des 5:0-Erfolges, der ihn feiernden Fans und der zahlreichen Autogrammjäger im Stadion-Innenraum.
Erfurt: Orlishausen - Stenzel, Rrustemi, Kohlmann (62. Hampf), Holst - Peßolat, Wolf (56. Hauswald), Rockenbach da Silva (70. Peßolat), D. Brückner - Jabiri, Bunjaku.
Wolfsburg II: Deumeland - Schulze, Hansen, Reiche, Kempe (62. Öztürk) - Jens Wemmer, Kreuels, Maek, Rama, Karimow (70. Riemer) - Brechler.
Schiedsr.: Lupp (Zossen) - Zusch.: 5812 - Tore: 1:0 Bunjaku (18.), 2:0 Rockenbach da Silva (47.), 3:0 Bunjaku (59.), 4:0 Brückner (81.), 5:0 Hampf (88.).
Dia-Show zum Spiel unter:
http://www.tlz.de /sport
24.02.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: "Ich bleibe lieber weiter beim Sie"
Erfurt. (tlz) Zwei Tore erzielt, dazu eine Vorlage gegeben, das nennt man effektiv. Mit 13 Treffern gehört Albert Bunjaku zu den Top-Torjägern der Regionalliga Nord. Die TLZ sprach mit ihm.
Karsten Baumann hat bei seinem Antritt jenen Spielern das Du für den Fall erlaubt, dass sie Top-Leistungen bringen. Dürfen Sie Ihren Trainer nun duzen?
(Lacht) Wenn er das so gesagt hat, dann könnte ich mir das nach dem Spiel heute ja überlegen. Aber ich glaube, ich bleibe dann doch lieber beim Sie, denn jeder Trainer ist eine Respektperson.
Was hat er in den drei Tagen, in denen er in Erfurt ist, bei den Spielern bewirkt?
Viel konnte er ja in der kurzen Zeit noch nicht bewirken. Aber man merkt bei ihm sofort, dass er eine unglaubliche Ahnung vom Fußball hat. Auch im Training macht er zwei, drei Sachen anders als sein Vorgänger Pavel Dotchev.
Was denn zum Beispiel?
Neu ist zum Beispiel, dass wir uns vor jedem Training in der Kabine versammeln und gemeinsam beraten, was bei den Übungen ansteht. Er legt viel Wert auf Teamarbeit.
Auf Sie muss das unheimlich anstachelnd wirken. Mit den beiden Treffern heute wäre die Torjägerkrone ja nun ein persönlich lohnenswertes Ziel für Sie. Oder?
Ich habe mir da kein Ziel gesetzt. Wenn ich mit meinen Treffern dazu beitrage, dass wir unser Saisonziel erreichen, ist mir das viel wichtiger als die Torjägerkrone.
5:0 klingt klar und deutlich. Das Spiel hätte aber auch anders laufen können, wenn Wolfsburg mit dem Elfmeter den Ausgleich gemacht hätte. Wie haben Sie die Szene gesehen?
Gar nicht, weil ich mich da weggedreht habe.
Dirk Orlishausen hat nicht nur in der Szene sensationell gehalten. Seine Vorderleute haben ihn das ein oder andere Mal ja etwas im Stich gelassen ...
Also ich fand, dass wir in der Defensive so schlecht nicht gestanden haben. Und das wir zwei gute Torhüter haben, das wissen wir alle.
Braunschweig nutzt aber solche Aussetzer am nächsten Sonnabend sicher eiskalter aus als die Wolfsburger.
Das ist richtig. Die Trainer werden das in der Woche sicher ansprechen und wir werden üben, jeden kleinsten Fehler abzustellen. Ich freue mich auf das Spiel in Braunschweig. Das wird eine geile Sache. Wenn wir dort an die Leistung von heute anknüpfen, hat es die Eintracht sehr schwer, uns zu schlagen.
24.02.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
Erfurt. (tlz) Als Trainerneuling Karsten Baumann am Sonnabend punkt 13.58 Uhr den Innenraum des Steigerwaldstadions betrat, wird es nicht wenige auf den Rängen gegeben haben, die Erfurts neuen Chef mit skeptischen Blicken betrachteten. Rot-Weiß ohne Pavel Dotchev, der die Mannschaft in zweieinhalb Jahren vom Fast-Absteiger zum Aufstiegskandidaten zur 2. Liga geformt hat, mit diesem Fakt konnten sich auch gut zwei Wochen nach dessen überraschender Flucht Richtung Paderborn wohl nur wenige anfreunden.
15.17 Uhr aber schlug die Stimmung im weiten Rund auch stimmlich tausendfach um. "Wir steigen auf, und Dotchev ab", hallte es da zuerst aus der Südkurve, ehe sich der Rest in der Arena den Gesängen anschloss. Gerade hatte Albert Bunjaku mit seinem 13. Saisontreffer auf 3:0 erhöht, in einer Phase, in der sich Rot-Weiß ähnlich in einen Rausch spielte, wie bei den klaren Heimsiegen gegen Ahlen (6:3), Emden (3:0) oder Wuppertal (5:1). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das Kapitel Dotchev in Erfurt abgeschlossen und Karsten Baumann endgültig angekommen bei seinem ersten Verein als Cheftrainer - vor allem bei den Fans.
"Mir hat er noch keine Flügel verliehen. Ich bin ja auch weder Vogel noch Engel", gab Schlussmann Dirk Orlishausen später schmunzelnd zum Besten. Dass er nach diesem Kantersieg überhaupt zu irgendwas befragt wurde, hatte seine Gründe. Denn Orlishausen parierte beim Stand von 1:0 zehn Minuten vor der Pause nicht nur den Foulelfmeter von Thomas Brechler (Baumann: "Da stand das Spiel fast auf der Kippe."), sondern hielt auch in der Schlussphase, als die Gastgeber mit Mann und Maus nach vorn spielten und dabei die Defensive vernachlässigten, drei Mal fast schon sensationell gegen gefährlich konternde Wolfsburger. Während sich Dotchev nach der Vorbereitung schon auf André Maczkowiak als Nummer eins festgelegt hatte, hielt Baumann nach dem Emden-Spiel am früheren Sömmerdaer fest. "Zwei, drei Dinge macht Karsten Baumann im Training anders als sein Vorgänger. Für ihn steht das Team als Ganzes mehr im Mittelpunkt", sagt Orlishausen.
Der neue Chefcoach der Rot-Weißen blieb an der Linie erstaunlich ruhig, als seine Mannen eine eher durchwachsene erste Halbzeit ablieferten. Bunjaku hatte zwar zeitig für die Führung gesorgt (18.), doch konsequent nach vorne ging es erst nach der Pause ab. Die Folge waren vier weitere Tore vom Feinsten, beispielsweise Kevin Hampfs direkt verwandelter Freistoß aus 18 Metern direkt in den Winkel zum 5:0-Schlusspunkt (90.).
Herausragend in diesen 45 Minuten die Glanzleistung von Daniel Brückner auf der linken Seite, der in dieser Form sogar bei manchem Zweitligisten erste Wahl wäre. Einen besseren Einstand hätte sich Baumann nicht wünschen können. Doch der 38-Jährige ließ sich vom jubelnden Rot-Weiß-Volk angesichts des schwachen Gegners nicht davor blenden, dass auf ihn noch eine Menge Arbeit wartet, soll es wirklich klappen mit dem Aufstieg.
"Wir müssen das schnell abstellen, dass wir so viele Chancen zulassen. Andere Gegner nutzen die cleverer aus", sagt er. Ähnlich angespannt, wie er das Spielfeld vor dem Anpfiff betreten hatte, verließ er es auch wieder - trotz des 5:0-Erfolges, der ihn feiernden Fans und der zahlreichen Autogrammjäger im Stadion-Innenraum.
Erfurt: Orlishausen - Stenzel, Rrustemi, Kohlmann (62. Hampf), Holst - Peßolat, Wolf (56. Hauswald), Rockenbach da Silva (70. Peßolat), D. Brückner - Jabiri, Bunjaku.
Wolfsburg II: Deumeland - Schulze, Hansen, Reiche, Kempe (62. Öztürk) - Jens Wemmer, Kreuels, Maek, Rama, Karimow (70. Riemer) - Brechler.
Schiedsr.: Lupp (Zossen) - Zusch.: 5812 - Tore: 1:0 Bunjaku (18.), 2:0 Rockenbach da Silva (47.), 3:0 Bunjaku (59.), 4:0 Brückner (81.), 5:0 Hampf (88.).
Dia-Show zum Spiel unter:
http://www.tlz.de /sport
24.02.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: "Ich bleibe lieber weiter beim Sie"
Erfurt. (tlz) Zwei Tore erzielt, dazu eine Vorlage gegeben, das nennt man effektiv. Mit 13 Treffern gehört Albert Bunjaku zu den Top-Torjägern der Regionalliga Nord. Die TLZ sprach mit ihm.
Karsten Baumann hat bei seinem Antritt jenen Spielern das Du für den Fall erlaubt, dass sie Top-Leistungen bringen. Dürfen Sie Ihren Trainer nun duzen?
(Lacht) Wenn er das so gesagt hat, dann könnte ich mir das nach dem Spiel heute ja überlegen. Aber ich glaube, ich bleibe dann doch lieber beim Sie, denn jeder Trainer ist eine Respektperson.
Was hat er in den drei Tagen, in denen er in Erfurt ist, bei den Spielern bewirkt?
Viel konnte er ja in der kurzen Zeit noch nicht bewirken. Aber man merkt bei ihm sofort, dass er eine unglaubliche Ahnung vom Fußball hat. Auch im Training macht er zwei, drei Sachen anders als sein Vorgänger Pavel Dotchev.
Was denn zum Beispiel?
Neu ist zum Beispiel, dass wir uns vor jedem Training in der Kabine versammeln und gemeinsam beraten, was bei den Übungen ansteht. Er legt viel Wert auf Teamarbeit.
Auf Sie muss das unheimlich anstachelnd wirken. Mit den beiden Treffern heute wäre die Torjägerkrone ja nun ein persönlich lohnenswertes Ziel für Sie. Oder?
Ich habe mir da kein Ziel gesetzt. Wenn ich mit meinen Treffern dazu beitrage, dass wir unser Saisonziel erreichen, ist mir das viel wichtiger als die Torjägerkrone.
5:0 klingt klar und deutlich. Das Spiel hätte aber auch anders laufen können, wenn Wolfsburg mit dem Elfmeter den Ausgleich gemacht hätte. Wie haben Sie die Szene gesehen?
Gar nicht, weil ich mich da weggedreht habe.
Dirk Orlishausen hat nicht nur in der Szene sensationell gehalten. Seine Vorderleute haben ihn das ein oder andere Mal ja etwas im Stich gelassen ...
Also ich fand, dass wir in der Defensive so schlecht nicht gestanden haben. Und das wir zwei gute Torhüter haben, das wissen wir alle.
Braunschweig nutzt aber solche Aussetzer am nächsten Sonnabend sicher eiskalter aus als die Wolfsburger.
Das ist richtig. Die Trainer werden das in der Woche sicher ansprechen und wir werden üben, jeden kleinsten Fehler abzustellen. Ich freue mich auf das Spiel in Braunschweig. Das wird eine geile Sache. Wenn wir dort an die Leistung von heute anknüpfen, hat es die Eintracht sehr schwer, uns zu schlagen.
24.02.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de