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23.09.2010
TA: Rot-Weiß-Trainer Emmerling bat zwei Mal zum Training

Obwohl Stefan Emmerling nach der Pleite von Braunschweig gut geschlafen hat, war sein Ärger gestern noch nicht verraucht. Das bekamen die Spieler zu spüren.

Erfurt. Ja, der Ton bei der morgendlichen Auswertung sei rauer als sonst gewesen. "Wir haben die Dinge knallhart analysiert", sagt der Rot-Weiß-Trainer. Einzelkritik vor versammelter Belegschaft inklusive. "Ich stelle mich ja auch gern bei Niederlagen vor die Spieler, wenn die Leistung gestimmt hat - wie zuletzt in Burghausen. Doch jetzt war beides schlecht: die Leistung und das Ergebnis", sagt Emmerling.

Vage Erklärungsversuche habe er gar nicht erst zugelassen. Vielmehr wurde der freie Nachmittag gestrichen. So durften die Akteure nach dem Auslaufen am Vormittag ab 16 Uhr nochmals zum Training antreten. Die Wochen der Toleranz scheinen vorüber. Emmerling will keine Ausflüchte mehr gelten lassen, sondern eine Reaktion auf dem Platz sehen. "Wir müssen raus aus der Komfortzone - und das sollen die Spieler merken", sagt er.

Vor allem, weil am Samstag mit dem Prestigeduell gegen den FC Carl Zeiss kein normales Spiel bevorsteht. In der Mannschaft wüssten alle, welchen Stellenwert das Derby besitzt. Um es nicht auch zu verlieren, sei allerdings ein deutlich besseres Defensivverhalten unumgänglich. "In Braunschweig hat sich unsere Abwehr vermutlich noch selbst gefeiert, weil sie gegen Offenbach den Top-Torjäger ausgeschaltet hat", sagt Emmerling.

Eine ungewohnt harsche Kritik, mit der er die Spieler wohl an der Ehre packen will. Die zwei Gesichter seines Teams nerven ihn gewaltig: Zu Hause hui, auswärts pfui - der bisherige Saisonverlauf gleicht einer emotionalen Achterbahnfahrt. Die Bauchschmerzen gibt es gratis dazu. "Es ist wie in den letzten Wochen: Wir haben uns selbst in eine Drucksituation gebracht und stehen vor dem Heimspiel unter Zugzwang", sagt Emmerling.

Mit dem Unterschied, dass die Bedeutung dieses Duells weit über drei zu vergebende Punkte hinausgeht. Der Erfurter Trainer kennt die Derby-Besonderheiten - noch aus seiner aktiven Zeit: "Die Spiele mit Wattenscheid gegen Bochum waren immer voller Emotionen", erinnert er sich und erwartet dies auch von seiner Thüringenderby-Premiere.

Ob Emmerling den Versagern von Braunschweig die Chance zur Wiedergutmachung offeriert oder die Startelf munter durchmischt, lässt er noch offen. Einige Akteure haben trotz des beinahe körperlosen Spiels Blessuren davongetragen: Kapitän Zedi schmerzt der Fuß, Rückkehrer Weidlich die Wade, Verteidiger Möckel die Adduktoren.

Die Hoffnungen für Samstag ruhen nun auf Semmer, der wegen einer Gehirnerschütterung aus dem Offenbach-Spiel am Dienstag pausieren musste. Der Stürmer, der am Spieltag 25 Jahre alt wird, gilt als Derby-Spezialist. Er traf sowohl beim letzten Erfurter Heimsieg über Jena im August 2008 (2:1) als auch beim 3:0 im Abbe-Sportfeld ein Jahr später. In die Herzen der Fans köpfte sich Semmer aber vor allem mit dem 3:2-Siegtor im Thüringer Pokalfinale 2009.

Und die Botschaft, die die Anhänger noch in Braunschweig lautstark verkündet hatten, dürfte auch ihm übermittelt worden sein: "Wir wollen den Derbysieg!"

Marco Alles / 23.09.10 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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