TLZ: Geisterspiel als Strafe
Karsten Baumann (re.) und Co-Trainer Heiko Nowak freuen sich darüber nicht. Foto: Bild13 Erfurt. (tlz) Lange hatten sie gebangt in Erfurt. Gestern fiel das Urteil: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Rot-Weiß wegen antisemitischer und rassistischer Hasstiraden seiner Fans während des Drittliga-Derbys gegen Carl Zeiss Jena (2:1) am vergangenen Freitag hart bestraft. Erfurt muss 10 000 Euro Geldstrafe zahlen und zusätzlich sein nächstes Heimspiel am 30. August unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen.
Brisant dabei: Am 31. August kommt es in der Oberliga in Jena zum kleinen Derby zwischen FC Carl Zeiss II und FC Rot-Weiß II ... RWE-Fanprojektleiter Danilo Knieling zur TLZ: "Beide Vereine sind jetzt intensiv gefordert, damit das Spiel sauber über die Bühne gehen kann."
Die Erfurter, deren etwa 50 Anhänger "Juden Jena" skandiert hatten, haben das Urteil des DFB-Sportgerichts akzeptiert. "Es ist annehmbar", sagte Vorstandsvorsitzender Rolf Rombach der TLZ. Trotz der Erleichterung, schimpft Rombach noch immer über jene Fans, die den Verein deutschlandweit in ein schlechtes Licht gerückt haben: "Der Verein verliert durch diese etwa 50 Chaoten inklussive Geldstrafe und fehlender Zuschauereinnahmen im nächsten Heimspiel gegen Bremens Zweite 80 000 Euro."
Das Sportgericht wies außerdem ausdrücklich darauf hin, dass der Verein bei erneuten "gravierenden Vorfällen" zusätzlich zu einer Wiederholung der jetzigen Strafe mit einem Punktabzug rechnen muss. Der für Rechts-, Satzungs- und Sicherheitsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch (Poing) nahm das Urteil zum Anlass, um noch einmal die grundsätzliche Position des DFB zu verdeutlichen: "Wir zeigen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Fußballspielen die Rote Karte - ohne Ausnahme."
Unterdessen geht beim FC Rot-Weiß die Suche nach den "Juden-Jena"-Rufern weiter. Nach Rombachs Worten habe die Polizei Videoaufzeichnungen vom betreffenden Tribünenblock. "Teilweise konnten einige dieser Chaoten schon identifiziert werden", so Rombach, der ähnliche Vorfälle für die Zukunft mit konkreten Maßnahmen verhindern will. So plant Rot-Weiß die Installierung von Videokameras im Steigerwaldstadion und will zivile Sicherheitstruppen beauftragen, gegen Randalierer und Krakeeler vorzugehen.
Im Nachgang auf die Vorkommnise vom Thüringenderby arbeiten nun auch beide Vereine zusammen. So hat Rombach mit Jenas Präsident Peter Schreiber ein Treffen ausgemacht, das in den nächsten zwei Wochen stattfindet: "Rivalität soll künftig nur noch sportlich auf dem Rasen ausgetragen werden."
Am Nachmittag hatte Erfurts Cheftrainer Karsten Baumann die Mannschaft beim Training vom DFB-Urteil unterrichtet. "Für die Mannschaft war es für die Moral wichtig", sagt der 39-Jährige im TLZ-Gespräch, "dass wir die drei Punkte behalten. Trotzdem haben die Spieler nur mit dem Kopf geschüttelt, dass sie wegen einzelner Chaoten gegen Bremen vor leeren Rängen spielen müssen. Damit werden die Spieler und die wahren Fans bestraft."
Heute Vormittag wird sich Baumann mit seinem Kader auf den Weg nach Aalen machen. Dort soll es morgen endlich den ersten Auswärtssieg des Jahres geben. "Wir haben", so Baumann, "zuletzt viel Selbstvertrauen getankt und wissen, was wir können. Wir sind endlich einmal dran." Personell gibt es gegen "spielstarke Aalener" (O-Ton Baumann) keine Sorgen. Gut möglich, dass diesmal Torjäger Albert Bunjaku von Beginn an spielt.
Mit einem Sieg hätte dann in Erfurt eine Woche voller Bangen vielleicht doch noch so etwas wie ein kleines Happy End.
21.08.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Zivilcourage zeigen
Nicht einmal zwei Wochen ist es her, dass der FC Rot-Weiß Erfurt beim Pokal-Hit gegen die Bayern ganz Fußball-Deutschland verzückt hatte. Tolles Spiel, schöne Tore, prima Stimmung im Steigerwaldstadion. Beste Werbung für den Fußball!
Gerade einmal fünf Tage später, beim Drittliga-Derby gegen Jena, ist Rot-Weiß wieder in aller Munde. In negativer Hinsicht diesmal, weil etwa 50 Krakeeler mit "Jena Juden"-Rufen und gewissen Liedern Antisemitismus und Rassismus der übelsten Sorte von sich gaben. Natürlich ist darüber die Öffentlichkeit in höchstem Maße empört. Und natürlich muss solches hart bestraft werden. Der DFB hat das gestern getan.
Rot-Weiß wird nun finanziell büßen - und steht vor der Frage, wie ähnliche Vorkommnisse für die Zukunft zu verhindern sind. Als Verein wird man da aber alleine machtlos sein. Hier ist auch die Politik gefordert. Wirksame Fanarbeit kostet Geld. In Erfurt aber arbeitet das Fanprojekt ohne Zuschüsse ehrenamtlich. Gefordert aber sind auch die normalen Fans. Zeigt jeder von ihnen Zivilcourage, wenn der Nebenmann ausfällig wird, kann Fußball in Erfurt bald wieder beste Werbung sein.
21.08.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TA: Geisterspiel und Geldstrafe
Morgen spielt der FC Rot-Weiß in Aalen, doch das Thüringenderby wirkt nach. Und wie. Gestern kam das Urteil des DFB-Kontrollausschusses. Der Verein muss 10 000 Euro zahlen und das Heimspiel kommende Woche gegen Werder Bremen II unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. Grund dafür waren antisemitische Parolen von rund 50 Erfurter Anhängern, die unter anderem "Juden-Jena" gerufen hatten.
ERFURT. Wie Rolf Rombach gegenüber TA bekannt gab, hat der Verein der Entscheidung nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss schon zugestimmt. Damit ist sie rechtskräftig. Der Präsident hatte mit einer unangenehmeren Bestrafung gerechnet, zumal ein Teil der Anhänger erst Ende der letzten Saison bei der Regionalliga-Partie in Berlin auffällig geworden sei. "Ja, ich habe angesichts des harten Paragrafen 9 sogar einen Punkteabzug befürchtet", gesteht Rombach. Er beziffert den Schaden für Rot-Weiß durch das verordnete Geisterspiel auf rund 80 000 Euro. "Es ist schlimm, was einige wenige Chaoten angerichtet haben." Rigoros werde der Verein künftig gegen Randalierer und Provokateure vorgehen, "so etwas darf sich nicht wiederholen".
Der für Rechts-, Satzungs- und Sicherheitsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch nahm die Vorkommnisse in Erfurt zum Anlass, noch einmal die grundsätzliche Position des Verbandes deutlich zu machen: "Wir zeigen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Fußballspielen die rote Karte - ohne Ausnahme." Der DFB würde sich jeder Form von gewalttätigen und rassistischen Ausschreitungen in aller Entschiedenheit entgegenstellen. Koch: "Unsere Stadien dürfen weder von Gewalttätern noch von politischen Extremisten im Gewande von Fußballfans als Kampfbahn missbraucht werden." Krawallmacher müssten entschieden verdrängt werden.
Der RWE-Chef hofft weiterhin darauf, dass die Ermittlungen der Polizei betreffs der Vorfälle beim Thüringenderby Erfolg haben und schuldige Personen identifiziert werden können. Zeugenaussagen und Videos, so seine Information, würden noch ausgewertet werden. Logisch, das auch bei der Mannschaft gestern erst einmal die gestrige Entscheidung diskutiert wurde. "Klar sind wir enttäuscht darüber, nächste Woche vor leeren Rängen spielen zu müssen. Aber wir sind zugleich froh, dass es bei den bisherigen vier Zählern auf dem Punktekonto bleibt", so Kapitän Alexander Schnetzler, der das Urteil auch als Warnschuss für unbelehrbare Chaoten ansieht. Jedenfalls muss sich der FC Rot-Weiß erst einmal an kleinere Kulissen gewöhnen, nachdem in den ersten Pflichtspielen 19 000, 22 000 sowie 16 000 Besucher anwesend waren. Und bevor es am nächsten Wochenende gegen Bremen II zum Spiel ohne Zuschauer kommt, wird es auch morgen in Aalen beschaulicher zugehen. Aber deshalb ist es nicht einfacher. "Uns erwartet eine spielstarke Mannschaft", sagt Trainer Karsten Baumann und verweist auf die 64 Treffer, die Aalen in der vergangenen Saison erzielt hatte. Alle Stammkräfte konnten gehalten werden, allerdings unterstützen im Schnitt nur 4000 Zuschauer das Team. Statt Atmosphäre wie zuletzt erwartet Rot-Weiß also eher ruhige Stimmung. Bei den noch ungeschlagenen Gastgebern kommt es zum Wiedersehen mit zwei früheren Erfurtern. Trotz seiner fast 40 Jahre ist Branko Okic weiter eine feste Größe beim VfR. Der Regisseur hat es zwischen 2002 und 2004 auf 69 Einsätze (neun Tore) im Rot-Weiß-Trikot gebracht. Nach dem damaligen Zweitliga-Aufstieg wurde er jedoch von Trainer René Müller aussortiert. Ein Schicksal, das Verteidiger Torsten Traub zwar nicht ereilte, doch nach dem Abstieg ein Jahr später und 63 Partien (ein Tor) war auch für ihn Schluss in Erfurt.
Während Okic und Traub den zweiten Saisonsieg anstreben, will Rot-Weiß den ersten Auswärtserfolg. Allerdings hat Erfurt noch nie beim VfB gewonnen. Zwischen 2001 und 2004 reichte es zu zwei Unentschieden, zwei Mal wurde verloren. zuletzt 1:4 im Juni 2004.
Der FC Carl Zeiss empfängt morgen 14 Uhr Spitzenreiter Emden und hat personell kaum Alternativen zum Erfurt-Spiel: Tim Petersen (Verletzung Fußunterseite) und Naoya Kikuchi (alte Innenband-Geschichte) fallen aus. Ralf Schmidt ist nach Leisten-OP noch nicht fit. Dafür könnte aber Patrick Amrhein, wegen pomadigen Testspiels lange auf die Bank verbannt, debütieren. Emden-Angreifer Enrico Neitzel, einst Erfurt, sitzt in Jena eine Gelb-Rot-Sperre ab. Zwei Mal trafen die Vereine bisher in einem Pflichtspiel aufeinander. In beiden Fällen hatte Jena das bessere Ende für sich.
Voraussichtliche Aufstellung Erfurt: Orlishausen - Schnetzler, Pohl, Loose, Pinske - Hauswald, Cinaz, Rockenbach da Silva, Judt - Cannizzaro, Semmer (Bunjaku).
Voraussichtliche Aufstellung Jena: Nulle - Riemer, Bochud, Müller, Sträßer - Amrhein, Ziegner, Hansen - Schembri - Amirante (N. Petersen), Hähnge.
KOMMENTAR EINSAM: So geisterhaft wie einst in Aachen wird es dann auf den Erfurter Rängen.
21.08.2008 Von Gerald MÜLLER
und Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA: Reaktion
Glück gehabt. Es hätte für Rot-Weiß schlimmer kommen können wie das Beispiel Halle schon gezeigt hat.
Schlimm ist allerdings, dass einige wenige Personen dafür gesorgt haben, dass nächste Woche mehrere Tausend nicht zum Fußball ins Steiger-waldstadion gehen können. Wenn sich deren Wut künftig gegen die Minderheit richtet, wäre das wunderbar. Denn erst, wenn die Mehrheit auf Entgleisungen von Einzelnen reagiert, wird es Stadionfrieden geben. Klar, dafür bedarf es Mut. Und in Erfurt einer engen Zusammenarbeit des Vereins mit dem Fanprojekt und dem Sicherheitsdienst. Hinschauen statt Weggucken, Reden statt Schweigen müsste künftig die Devise sein, wenn sich Ähnliches wie im Derby wiederholen sollte. Egal, ob beim FC Rot-Weiß oder beim FC Carl Zeiss. Egal, in welchem Stadion in Deutschland. Aber warum nicht zuerst in Thüringen?
21.08.2008 Von Gerald MÜLLER
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA Erfurt: Fußball-Oberliga: Die hohe Kunst des Zweikampfs
Dem 3:6 von Leipzig folgte eine kritische Trainer-Analyse der Mängel. Gegen Zwickau gilt es zwingend, sie auszumerzen. Denn nichts als ein Sieg zählt für die Rot-Weiß-Zweite.
ERFURT. Zweifelsfrei hat der Zusammenbruch der Rot-Weißen nach einer Stunde, als es noch 3:3 stand, viel mit der die Erfurter sichtlich beeindruckenden Präsenz der rund 4000 Fans zu tun. Sie trieben ihre spielerisch klar unterlegenen, aber ungeahnte Kräfte freisetzenden Akteure frenetisch nach vorn. Genau da wurden die Nachteile der Rot-Weißen eklatant sichtbar. Sie verstanden es nicht, gegen nie zurücksteckende Leipziger im Zwei- und Luftkampf gegenzuhalten. Rot-Weiß-Trainer Albert Krebs, in seiner aktiven Zeit nie ein Kind von Traurigkeit, hatte in der Trainingswoche alle Hände voll (manchmal im wahrsten Wortsinne) zu tun, seine Männern die hohe und nicht immer feine Kunst des Zweikampfes zu erschließen.
Er hofft darauf, gegen Zwickau nicht nur spielerisch überzeugende, sondern auch "griffige" Rot-Weiße auf den Rasen der Grubenstraße schicken zu können. Er weiß, dass Zwickau, das zum Start 1:1 gegen Eilenburg gespielt hat, ähnlich robust wie Leipzig zu Werke geht. Und die Westsachsen bauen in Erfurt auf das Pfund der Erfahrung. Mit dem früheren Rot-Weißen Helbig im Angriff und dem Ex-Jenaer und -Auer Günther in der Abwehr besitzen sie Strategen, die mit allen Wassern gewaschen sind.
Die Rot-Weißen werden in etwa in gleicher Besetzung wie in Leipzig auflaufen. "Von oben" sind neben Angreifer Ströhl (für Montabell), Handke, Nowak, Carolus und Dausel dabei, also vier Defensivakteure. Problematisch für Innendecker Heim. "Ein Härtefall", gesteht Krebs. Der Vizekapitän hatte alle Einheiten und Spiele in der Vorbereitung mit gutem Erfolg absolviert und musste in Leipzig dennoch mit der Bank vorlieb nehmen. Es hätte schon einen Anflug von Tragik, ereilte ihn gegen Zwickau erneut das gleiche Schicksal.
21.08.2008 Von Manfred HÖNER
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
Karsten Baumann (re.) und Co-Trainer Heiko Nowak freuen sich darüber nicht. Foto: Bild13 Erfurt. (tlz) Lange hatten sie gebangt in Erfurt. Gestern fiel das Urteil: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Rot-Weiß wegen antisemitischer und rassistischer Hasstiraden seiner Fans während des Drittliga-Derbys gegen Carl Zeiss Jena (2:1) am vergangenen Freitag hart bestraft. Erfurt muss 10 000 Euro Geldstrafe zahlen und zusätzlich sein nächstes Heimspiel am 30. August unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen.
Brisant dabei: Am 31. August kommt es in der Oberliga in Jena zum kleinen Derby zwischen FC Carl Zeiss II und FC Rot-Weiß II ... RWE-Fanprojektleiter Danilo Knieling zur TLZ: "Beide Vereine sind jetzt intensiv gefordert, damit das Spiel sauber über die Bühne gehen kann."
Die Erfurter, deren etwa 50 Anhänger "Juden Jena" skandiert hatten, haben das Urteil des DFB-Sportgerichts akzeptiert. "Es ist annehmbar", sagte Vorstandsvorsitzender Rolf Rombach der TLZ. Trotz der Erleichterung, schimpft Rombach noch immer über jene Fans, die den Verein deutschlandweit in ein schlechtes Licht gerückt haben: "Der Verein verliert durch diese etwa 50 Chaoten inklussive Geldstrafe und fehlender Zuschauereinnahmen im nächsten Heimspiel gegen Bremens Zweite 80 000 Euro."
Das Sportgericht wies außerdem ausdrücklich darauf hin, dass der Verein bei erneuten "gravierenden Vorfällen" zusätzlich zu einer Wiederholung der jetzigen Strafe mit einem Punktabzug rechnen muss. Der für Rechts-, Satzungs- und Sicherheitsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch (Poing) nahm das Urteil zum Anlass, um noch einmal die grundsätzliche Position des DFB zu verdeutlichen: "Wir zeigen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Fußballspielen die Rote Karte - ohne Ausnahme."
Unterdessen geht beim FC Rot-Weiß die Suche nach den "Juden-Jena"-Rufern weiter. Nach Rombachs Worten habe die Polizei Videoaufzeichnungen vom betreffenden Tribünenblock. "Teilweise konnten einige dieser Chaoten schon identifiziert werden", so Rombach, der ähnliche Vorfälle für die Zukunft mit konkreten Maßnahmen verhindern will. So plant Rot-Weiß die Installierung von Videokameras im Steigerwaldstadion und will zivile Sicherheitstruppen beauftragen, gegen Randalierer und Krakeeler vorzugehen.
Im Nachgang auf die Vorkommnise vom Thüringenderby arbeiten nun auch beide Vereine zusammen. So hat Rombach mit Jenas Präsident Peter Schreiber ein Treffen ausgemacht, das in den nächsten zwei Wochen stattfindet: "Rivalität soll künftig nur noch sportlich auf dem Rasen ausgetragen werden."
Am Nachmittag hatte Erfurts Cheftrainer Karsten Baumann die Mannschaft beim Training vom DFB-Urteil unterrichtet. "Für die Mannschaft war es für die Moral wichtig", sagt der 39-Jährige im TLZ-Gespräch, "dass wir die drei Punkte behalten. Trotzdem haben die Spieler nur mit dem Kopf geschüttelt, dass sie wegen einzelner Chaoten gegen Bremen vor leeren Rängen spielen müssen. Damit werden die Spieler und die wahren Fans bestraft."
Heute Vormittag wird sich Baumann mit seinem Kader auf den Weg nach Aalen machen. Dort soll es morgen endlich den ersten Auswärtssieg des Jahres geben. "Wir haben", so Baumann, "zuletzt viel Selbstvertrauen getankt und wissen, was wir können. Wir sind endlich einmal dran." Personell gibt es gegen "spielstarke Aalener" (O-Ton Baumann) keine Sorgen. Gut möglich, dass diesmal Torjäger Albert Bunjaku von Beginn an spielt.
Mit einem Sieg hätte dann in Erfurt eine Woche voller Bangen vielleicht doch noch so etwas wie ein kleines Happy End.
21.08.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Zivilcourage zeigen
Nicht einmal zwei Wochen ist es her, dass der FC Rot-Weiß Erfurt beim Pokal-Hit gegen die Bayern ganz Fußball-Deutschland verzückt hatte. Tolles Spiel, schöne Tore, prima Stimmung im Steigerwaldstadion. Beste Werbung für den Fußball!
Gerade einmal fünf Tage später, beim Drittliga-Derby gegen Jena, ist Rot-Weiß wieder in aller Munde. In negativer Hinsicht diesmal, weil etwa 50 Krakeeler mit "Jena Juden"-Rufen und gewissen Liedern Antisemitismus und Rassismus der übelsten Sorte von sich gaben. Natürlich ist darüber die Öffentlichkeit in höchstem Maße empört. Und natürlich muss solches hart bestraft werden. Der DFB hat das gestern getan.
Rot-Weiß wird nun finanziell büßen - und steht vor der Frage, wie ähnliche Vorkommnisse für die Zukunft zu verhindern sind. Als Verein wird man da aber alleine machtlos sein. Hier ist auch die Politik gefordert. Wirksame Fanarbeit kostet Geld. In Erfurt aber arbeitet das Fanprojekt ohne Zuschüsse ehrenamtlich. Gefordert aber sind auch die normalen Fans. Zeigt jeder von ihnen Zivilcourage, wenn der Nebenmann ausfällig wird, kann Fußball in Erfurt bald wieder beste Werbung sein.
21.08.2008 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TA: Geisterspiel und Geldstrafe
Morgen spielt der FC Rot-Weiß in Aalen, doch das Thüringenderby wirkt nach. Und wie. Gestern kam das Urteil des DFB-Kontrollausschusses. Der Verein muss 10 000 Euro zahlen und das Heimspiel kommende Woche gegen Werder Bremen II unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. Grund dafür waren antisemitische Parolen von rund 50 Erfurter Anhängern, die unter anderem "Juden-Jena" gerufen hatten.
ERFURT. Wie Rolf Rombach gegenüber TA bekannt gab, hat der Verein der Entscheidung nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss schon zugestimmt. Damit ist sie rechtskräftig. Der Präsident hatte mit einer unangenehmeren Bestrafung gerechnet, zumal ein Teil der Anhänger erst Ende der letzten Saison bei der Regionalliga-Partie in Berlin auffällig geworden sei. "Ja, ich habe angesichts des harten Paragrafen 9 sogar einen Punkteabzug befürchtet", gesteht Rombach. Er beziffert den Schaden für Rot-Weiß durch das verordnete Geisterspiel auf rund 80 000 Euro. "Es ist schlimm, was einige wenige Chaoten angerichtet haben." Rigoros werde der Verein künftig gegen Randalierer und Provokateure vorgehen, "so etwas darf sich nicht wiederholen".
Der für Rechts-, Satzungs- und Sicherheitsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch nahm die Vorkommnisse in Erfurt zum Anlass, noch einmal die grundsätzliche Position des Verbandes deutlich zu machen: "Wir zeigen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Fußballspielen die rote Karte - ohne Ausnahme." Der DFB würde sich jeder Form von gewalttätigen und rassistischen Ausschreitungen in aller Entschiedenheit entgegenstellen. Koch: "Unsere Stadien dürfen weder von Gewalttätern noch von politischen Extremisten im Gewande von Fußballfans als Kampfbahn missbraucht werden." Krawallmacher müssten entschieden verdrängt werden.
Der RWE-Chef hofft weiterhin darauf, dass die Ermittlungen der Polizei betreffs der Vorfälle beim Thüringenderby Erfolg haben und schuldige Personen identifiziert werden können. Zeugenaussagen und Videos, so seine Information, würden noch ausgewertet werden. Logisch, das auch bei der Mannschaft gestern erst einmal die gestrige Entscheidung diskutiert wurde. "Klar sind wir enttäuscht darüber, nächste Woche vor leeren Rängen spielen zu müssen. Aber wir sind zugleich froh, dass es bei den bisherigen vier Zählern auf dem Punktekonto bleibt", so Kapitän Alexander Schnetzler, der das Urteil auch als Warnschuss für unbelehrbare Chaoten ansieht. Jedenfalls muss sich der FC Rot-Weiß erst einmal an kleinere Kulissen gewöhnen, nachdem in den ersten Pflichtspielen 19 000, 22 000 sowie 16 000 Besucher anwesend waren. Und bevor es am nächsten Wochenende gegen Bremen II zum Spiel ohne Zuschauer kommt, wird es auch morgen in Aalen beschaulicher zugehen. Aber deshalb ist es nicht einfacher. "Uns erwartet eine spielstarke Mannschaft", sagt Trainer Karsten Baumann und verweist auf die 64 Treffer, die Aalen in der vergangenen Saison erzielt hatte. Alle Stammkräfte konnten gehalten werden, allerdings unterstützen im Schnitt nur 4000 Zuschauer das Team. Statt Atmosphäre wie zuletzt erwartet Rot-Weiß also eher ruhige Stimmung. Bei den noch ungeschlagenen Gastgebern kommt es zum Wiedersehen mit zwei früheren Erfurtern. Trotz seiner fast 40 Jahre ist Branko Okic weiter eine feste Größe beim VfR. Der Regisseur hat es zwischen 2002 und 2004 auf 69 Einsätze (neun Tore) im Rot-Weiß-Trikot gebracht. Nach dem damaligen Zweitliga-Aufstieg wurde er jedoch von Trainer René Müller aussortiert. Ein Schicksal, das Verteidiger Torsten Traub zwar nicht ereilte, doch nach dem Abstieg ein Jahr später und 63 Partien (ein Tor) war auch für ihn Schluss in Erfurt.
Während Okic und Traub den zweiten Saisonsieg anstreben, will Rot-Weiß den ersten Auswärtserfolg. Allerdings hat Erfurt noch nie beim VfB gewonnen. Zwischen 2001 und 2004 reichte es zu zwei Unentschieden, zwei Mal wurde verloren. zuletzt 1:4 im Juni 2004.
Der FC Carl Zeiss empfängt morgen 14 Uhr Spitzenreiter Emden und hat personell kaum Alternativen zum Erfurt-Spiel: Tim Petersen (Verletzung Fußunterseite) und Naoya Kikuchi (alte Innenband-Geschichte) fallen aus. Ralf Schmidt ist nach Leisten-OP noch nicht fit. Dafür könnte aber Patrick Amrhein, wegen pomadigen Testspiels lange auf die Bank verbannt, debütieren. Emden-Angreifer Enrico Neitzel, einst Erfurt, sitzt in Jena eine Gelb-Rot-Sperre ab. Zwei Mal trafen die Vereine bisher in einem Pflichtspiel aufeinander. In beiden Fällen hatte Jena das bessere Ende für sich.
Voraussichtliche Aufstellung Erfurt: Orlishausen - Schnetzler, Pohl, Loose, Pinske - Hauswald, Cinaz, Rockenbach da Silva, Judt - Cannizzaro, Semmer (Bunjaku).
Voraussichtliche Aufstellung Jena: Nulle - Riemer, Bochud, Müller, Sträßer - Amrhein, Ziegner, Hansen - Schembri - Amirante (N. Petersen), Hähnge.
KOMMENTAR EINSAM: So geisterhaft wie einst in Aachen wird es dann auf den Erfurter Rängen.
21.08.2008 Von Gerald MÜLLER
und Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA: Reaktion
Glück gehabt. Es hätte für Rot-Weiß schlimmer kommen können wie das Beispiel Halle schon gezeigt hat.
Schlimm ist allerdings, dass einige wenige Personen dafür gesorgt haben, dass nächste Woche mehrere Tausend nicht zum Fußball ins Steiger-waldstadion gehen können. Wenn sich deren Wut künftig gegen die Minderheit richtet, wäre das wunderbar. Denn erst, wenn die Mehrheit auf Entgleisungen von Einzelnen reagiert, wird es Stadionfrieden geben. Klar, dafür bedarf es Mut. Und in Erfurt einer engen Zusammenarbeit des Vereins mit dem Fanprojekt und dem Sicherheitsdienst. Hinschauen statt Weggucken, Reden statt Schweigen müsste künftig die Devise sein, wenn sich Ähnliches wie im Derby wiederholen sollte. Egal, ob beim FC Rot-Weiß oder beim FC Carl Zeiss. Egal, in welchem Stadion in Deutschland. Aber warum nicht zuerst in Thüringen?
21.08.2008 Von Gerald MÜLLER
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA Erfurt: Fußball-Oberliga: Die hohe Kunst des Zweikampfs
Dem 3:6 von Leipzig folgte eine kritische Trainer-Analyse der Mängel. Gegen Zwickau gilt es zwingend, sie auszumerzen. Denn nichts als ein Sieg zählt für die Rot-Weiß-Zweite.
ERFURT. Zweifelsfrei hat der Zusammenbruch der Rot-Weißen nach einer Stunde, als es noch 3:3 stand, viel mit der die Erfurter sichtlich beeindruckenden Präsenz der rund 4000 Fans zu tun. Sie trieben ihre spielerisch klar unterlegenen, aber ungeahnte Kräfte freisetzenden Akteure frenetisch nach vorn. Genau da wurden die Nachteile der Rot-Weißen eklatant sichtbar. Sie verstanden es nicht, gegen nie zurücksteckende Leipziger im Zwei- und Luftkampf gegenzuhalten. Rot-Weiß-Trainer Albert Krebs, in seiner aktiven Zeit nie ein Kind von Traurigkeit, hatte in der Trainingswoche alle Hände voll (manchmal im wahrsten Wortsinne) zu tun, seine Männern die hohe und nicht immer feine Kunst des Zweikampfes zu erschließen.
Er hofft darauf, gegen Zwickau nicht nur spielerisch überzeugende, sondern auch "griffige" Rot-Weiße auf den Rasen der Grubenstraße schicken zu können. Er weiß, dass Zwickau, das zum Start 1:1 gegen Eilenburg gespielt hat, ähnlich robust wie Leipzig zu Werke geht. Und die Westsachsen bauen in Erfurt auf das Pfund der Erfahrung. Mit dem früheren Rot-Weißen Helbig im Angriff und dem Ex-Jenaer und -Auer Günther in der Abwehr besitzen sie Strategen, die mit allen Wassern gewaschen sind.
Die Rot-Weißen werden in etwa in gleicher Besetzung wie in Leipzig auflaufen. "Von oben" sind neben Angreifer Ströhl (für Montabell), Handke, Nowak, Carolus und Dausel dabei, also vier Defensivakteure. Problematisch für Innendecker Heim. "Ein Härtefall", gesteht Krebs. Der Vizekapitän hatte alle Einheiten und Spiele in der Vorbereitung mit gutem Erfolg absolviert und musste in Leipzig dennoch mit der Bank vorlieb nehmen. Es hätte schon einen Anflug von Tragik, ereilte ihn gegen Zwickau erneut das gleiche Schicksal.
21.08.2008 Von Manfred HÖNER
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de