TA: Fußballvereine hoffen auf Ostderbys ohne Krawalle
Mit dem Zweitliga-Spiel Dresden gegen Rostock und der Drittliga-Partie Erfurt gegen Jena stehen am Wochenende gleich zwei Risikospiele auf dem Programm des Ostfußballs. Die Verantwortlichen haben vorgesorgt.
Berlin. Die Polizei hat personell aufgestockt, der DFB schickt seine Ermittler: Der Spielplan beschert dem Ost-Fußball am Wochenende gleich zwei Spiele mit erhöhtem Krawall-Potenzial. Vor den Derbys zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock in der 2. Liga und der Drittliga-Partie zwischen Rot-Weiß Erfurt und Carls Zeiss Jena haben sich die Verantwortlichen auf Ausschreitungen eingestellt.
"Wir haben beide Spiele als Risikospiele eingestuft und entsprechende Maßnahmen umgesetzt", sagte Sicherheitschef Helmut Spahn vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der DFB schickt einen Ermittler, der die Entwicklung vor Ort bewertet. Anschließend erhalten die Klubs eine Beurteilung. Im Vorfeld wurden Gespräche mit den Klubs über mögliche Gefahrenherde geführt. Bislang sei die Zusammenarbeit gut. "Die Vereine haben ihre Hausaufgaben gemacht", sagte Spahn.
Besonders in Dresden ist die Polizei vor der Heimspiel-Premiere der Dynamos, die mit knapp 29.000 Zuschauern ausverkauft sein wird, in der 2. Liga am Sonntag (15.30 Uhr) gewarnt. Beim letzten Aufeinandertreffen der Klubs in der 3. Liga im vergangenen Oktober geriet die Lage kurz außer Kontrolle. Ein Bus und ein PKW der rivalisierenden Fanlager stießen aus unerklärten Gründen zusammen. Insgesamt gab es 19 Festnahmen. Die Rivalität beider Anhänger-Gruppen hat Tradition. "Wir sind vorbereitet", sagte ein Sprecher der Polizei in Dresden.
Die Beamten gingen gründlich vor. In 40 Fällen wurden sogenannte Gefährderansprachen vorgenommen. Dabei wurden Fans, die in der Vergangenheit polizeilich aufgefallen waren, im persönlichen Gespräch vorsorglich gewarnt. Mehrere hundert Beamte sind am Sonntag rund ums Spiel im Einsatz, aus Rostock wurde Verstärkung angefordert. "Wir raten von einer Anreise ohne Ticketnachweis für das Spiel ab. Schon bei Vorkontrollen werden wir Gästefans ohne gültigen Ticketnachweis nicht ins nähere Stadionumfeld lassen", sagte Dresdens Polizeidirektor Bernd Pätzold.
Insgeheim besteht bei allen Beteiligten die Hoffnungen, dass es ähnlich zugeht wie am ersten Spieltag. Zum Auftakt hatte es mit der Partie Energie Cottbus gegen Dynamo Dresden (2:1) ebenfalls ein Risikospiel gegeben, doch es blieb ruhig. "Wir wünschen uns, dass die gesamte Saison so verläuft wie der erste Spieltag", sagte Reiner Wendt, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
In besonderer Bereitschaft ist auch die Polizei in Erfurt. Vor dem Thüringen-Derby zwischen Erfurt und Jena am Samstag (14.00 Uhr) hat die Polizei die Anzahl der Einsatzkräfte deutlich erhöht. Rund 2500 Anhänger soll der Gäste-Klub mitbringen. Es werden ganze Straßenzüge abgesperrt, um ein Aufeinandertreffen beider Fanlager zu vermeiden. "Aus der Vergangenheit wissen wir, dass bei diesen Spielen viel los ist", sagte ein Polizeisprecher.
Unterdessen hat Rot-Weiß Erfurt darauf hingewiesen, dass für das Thüringenderby die Tribüne, das Marathontor und der Gästeblock restlos ausverkauft sind. Heimfans können allerdings noch Stehplatzkarten erwerben - in den bekanntgegebenen Vorverkaufsstellen sowie am Spieltag an den Tageskassen.
21.07.11 / sid/tag
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TLZ: Wie sich Carl-Zeiss-Kicker Landeka aufs Derby vorbereitet
Die Gitarre hat er fest im Griff. "Ich hab das früher mal geübt", sagt Josip Landeka. "Aber ich bin voll schlecht." Schwester Marijana sei in der Familie für die Musik zuständig. "Sie singt und spielt in einer Band. Das sieht immer so leicht aus", sagt der Linksfuß des FC Carl Zeiss Jena.
Jena. Dann packt er sich die Klampfe und legt los, seichte Klänge. "Das einzige, was ich spielen kann." Von Metallica: Nothing else matters Nichts anderes ist von Bedeutung. Es ist schließlich Derbyzeit.
"Zwei Monate habe ich gebraucht, bis ich das drauf hatte", erzählt der 24-Jährige. Gern würde er mehr Lieder spielen können, vielleicht auch auf dem Klavier. Doch der Aufwand sei einfach zu hoch. "Deshalb bleibe ich lieber beim Fußball", sagt Josip und lacht.
Auch da ist er in seiner Familie in guter Gesellschaft. Vetter Davor spielt bei Grashoppers Zürich. Es kickt auch Iva, die Cousine. Auf sie ist man besonders stolz, sie ist die Spielführerin Kroatiens und mit Radibor gerade polnischer Meister geworden. "Früher haben wir alle bei uns im Heimatdorf zusammengespielt", berichtet Landeka.
Auch Schwester Marijana, die daher gut mit dem Ball umgehen kann. In Posusje bewohnt der Landeka-Clan noch heute eine ganze Häusergruppe. "Dort verdient man sein Geld noch in Deutscher Mark", sagt Landeka.
Als er fünf Jahre alt war, hat einer seiner Onkels einen Fußballplatz bauen lassen. Luka Modric, der heute für Tottenham Hotspurs spielt, begann auf diesem Geläuf genauso mit der Hatz nach dem Leder wie die Landekas. Die Wirren des Balkankrieges sind auch nicht an ihnen vorbeigegangen. "Unsere Gemeinde liegt in Bosnien-Herzegowina, aber dort leben fast nur Kroaten", sagt Landeka.
Wer in die Dorfkirche will, darf seinen Pass nicht vergessen. "Denn die steht auf der anderen Seite in Kroatien." Deshalb hat auch Josip Landeka einen bosnischen und einen kroatischen Pass. "Geboren bin ich aber in Deutschland." Juniorenländerspiele absolvierte er für Kroatien. "Besonders heiß waren die Duelle gegen Serbien."
Dann wurde es eben auch mal schnell politisch. "Da wurde von allen ständig provoziert. Jeder konnte mehr laufen, als er es je getan hat. Das war echt krank." Die Thüringer Derbys seien da zum Glück nicht ganz so brisant. "Hier geht es ja nicht um Leben und Tod, hier geht es darum, am Samstag gut in die Saison zu starten", sagt Landeka.
Der Titel der Thüringer Nummer eins werde nicht in diesen 90 Minuten vergeben. "Ich glaube, René van Eck hat mal gesagt, dass die Jungs in Erfurt noch hundert Jahre spielen können, sie werden nie die Nummer eins in Thüringen. Sagen wir es mal so, ich werde dem nicht widersprechen", sagt Landeka und grinst.
Dann schnappt er sich wieder die Gitarre. "Ich muss jetzt üben." Er will ein neues Lied lernen. "Bis Samstagabend will ich es können", sagt er und summt leise los: "Die Nummer eins im Land sind wir ..." Und nichts anderes ist von Bedeutung.
Michael Ulbrich / 21.07.11 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
Mit dem Zweitliga-Spiel Dresden gegen Rostock und der Drittliga-Partie Erfurt gegen Jena stehen am Wochenende gleich zwei Risikospiele auf dem Programm des Ostfußballs. Die Verantwortlichen haben vorgesorgt.
Berlin. Die Polizei hat personell aufgestockt, der DFB schickt seine Ermittler: Der Spielplan beschert dem Ost-Fußball am Wochenende gleich zwei Spiele mit erhöhtem Krawall-Potenzial. Vor den Derbys zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock in der 2. Liga und der Drittliga-Partie zwischen Rot-Weiß Erfurt und Carls Zeiss Jena haben sich die Verantwortlichen auf Ausschreitungen eingestellt.
"Wir haben beide Spiele als Risikospiele eingestuft und entsprechende Maßnahmen umgesetzt", sagte Sicherheitschef Helmut Spahn vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der DFB schickt einen Ermittler, der die Entwicklung vor Ort bewertet. Anschließend erhalten die Klubs eine Beurteilung. Im Vorfeld wurden Gespräche mit den Klubs über mögliche Gefahrenherde geführt. Bislang sei die Zusammenarbeit gut. "Die Vereine haben ihre Hausaufgaben gemacht", sagte Spahn.
Besonders in Dresden ist die Polizei vor der Heimspiel-Premiere der Dynamos, die mit knapp 29.000 Zuschauern ausverkauft sein wird, in der 2. Liga am Sonntag (15.30 Uhr) gewarnt. Beim letzten Aufeinandertreffen der Klubs in der 3. Liga im vergangenen Oktober geriet die Lage kurz außer Kontrolle. Ein Bus und ein PKW der rivalisierenden Fanlager stießen aus unerklärten Gründen zusammen. Insgesamt gab es 19 Festnahmen. Die Rivalität beider Anhänger-Gruppen hat Tradition. "Wir sind vorbereitet", sagte ein Sprecher der Polizei in Dresden.
Die Beamten gingen gründlich vor. In 40 Fällen wurden sogenannte Gefährderansprachen vorgenommen. Dabei wurden Fans, die in der Vergangenheit polizeilich aufgefallen waren, im persönlichen Gespräch vorsorglich gewarnt. Mehrere hundert Beamte sind am Sonntag rund ums Spiel im Einsatz, aus Rostock wurde Verstärkung angefordert. "Wir raten von einer Anreise ohne Ticketnachweis für das Spiel ab. Schon bei Vorkontrollen werden wir Gästefans ohne gültigen Ticketnachweis nicht ins nähere Stadionumfeld lassen", sagte Dresdens Polizeidirektor Bernd Pätzold.
Insgeheim besteht bei allen Beteiligten die Hoffnungen, dass es ähnlich zugeht wie am ersten Spieltag. Zum Auftakt hatte es mit der Partie Energie Cottbus gegen Dynamo Dresden (2:1) ebenfalls ein Risikospiel gegeben, doch es blieb ruhig. "Wir wünschen uns, dass die gesamte Saison so verläuft wie der erste Spieltag", sagte Reiner Wendt, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
In besonderer Bereitschaft ist auch die Polizei in Erfurt. Vor dem Thüringen-Derby zwischen Erfurt und Jena am Samstag (14.00 Uhr) hat die Polizei die Anzahl der Einsatzkräfte deutlich erhöht. Rund 2500 Anhänger soll der Gäste-Klub mitbringen. Es werden ganze Straßenzüge abgesperrt, um ein Aufeinandertreffen beider Fanlager zu vermeiden. "Aus der Vergangenheit wissen wir, dass bei diesen Spielen viel los ist", sagte ein Polizeisprecher.
Unterdessen hat Rot-Weiß Erfurt darauf hingewiesen, dass für das Thüringenderby die Tribüne, das Marathontor und der Gästeblock restlos ausverkauft sind. Heimfans können allerdings noch Stehplatzkarten erwerben - in den bekanntgegebenen Vorverkaufsstellen sowie am Spieltag an den Tageskassen.
21.07.11 / sid/tag
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TLZ: Wie sich Carl-Zeiss-Kicker Landeka aufs Derby vorbereitet
Die Gitarre hat er fest im Griff. "Ich hab das früher mal geübt", sagt Josip Landeka. "Aber ich bin voll schlecht." Schwester Marijana sei in der Familie für die Musik zuständig. "Sie singt und spielt in einer Band. Das sieht immer so leicht aus", sagt der Linksfuß des FC Carl Zeiss Jena.
Jena. Dann packt er sich die Klampfe und legt los, seichte Klänge. "Das einzige, was ich spielen kann." Von Metallica: Nothing else matters Nichts anderes ist von Bedeutung. Es ist schließlich Derbyzeit.
"Zwei Monate habe ich gebraucht, bis ich das drauf hatte", erzählt der 24-Jährige. Gern würde er mehr Lieder spielen können, vielleicht auch auf dem Klavier. Doch der Aufwand sei einfach zu hoch. "Deshalb bleibe ich lieber beim Fußball", sagt Josip und lacht.
Auch da ist er in seiner Familie in guter Gesellschaft. Vetter Davor spielt bei Grashoppers Zürich. Es kickt auch Iva, die Cousine. Auf sie ist man besonders stolz, sie ist die Spielführerin Kroatiens und mit Radibor gerade polnischer Meister geworden. "Früher haben wir alle bei uns im Heimatdorf zusammengespielt", berichtet Landeka.
Auch Schwester Marijana, die daher gut mit dem Ball umgehen kann. In Posusje bewohnt der Landeka-Clan noch heute eine ganze Häusergruppe. "Dort verdient man sein Geld noch in Deutscher Mark", sagt Landeka.
Als er fünf Jahre alt war, hat einer seiner Onkels einen Fußballplatz bauen lassen. Luka Modric, der heute für Tottenham Hotspurs spielt, begann auf diesem Geläuf genauso mit der Hatz nach dem Leder wie die Landekas. Die Wirren des Balkankrieges sind auch nicht an ihnen vorbeigegangen. "Unsere Gemeinde liegt in Bosnien-Herzegowina, aber dort leben fast nur Kroaten", sagt Landeka.
Wer in die Dorfkirche will, darf seinen Pass nicht vergessen. "Denn die steht auf der anderen Seite in Kroatien." Deshalb hat auch Josip Landeka einen bosnischen und einen kroatischen Pass. "Geboren bin ich aber in Deutschland." Juniorenländerspiele absolvierte er für Kroatien. "Besonders heiß waren die Duelle gegen Serbien."
Dann wurde es eben auch mal schnell politisch. "Da wurde von allen ständig provoziert. Jeder konnte mehr laufen, als er es je getan hat. Das war echt krank." Die Thüringer Derbys seien da zum Glück nicht ganz so brisant. "Hier geht es ja nicht um Leben und Tod, hier geht es darum, am Samstag gut in die Saison zu starten", sagt Landeka.
Der Titel der Thüringer Nummer eins werde nicht in diesen 90 Minuten vergeben. "Ich glaube, René van Eck hat mal gesagt, dass die Jungs in Erfurt noch hundert Jahre spielen können, sie werden nie die Nummer eins in Thüringen. Sagen wir es mal so, ich werde dem nicht widersprechen", sagt Landeka und grinst.
Dann schnappt er sich wieder die Gitarre. "Ich muss jetzt üben." Er will ein neues Lied lernen. "Bis Samstagabend will ich es können", sagt er und summt leise los: "Die Nummer eins im Land sind wir ..." Und nichts anderes ist von Bedeutung.
Michael Ulbrich / 21.07.11 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de