TA: Orlishausen: Nur kein Stillstand
Die Mannschaft hinter den Kulissen, die Profis privat. TA stellt die Fußballer des FC Rot-Weiß und des FC Carl Zeiss in ihrer Serie vor. Heute: Erfurts Torhüter Dirk Orlishausen.
ERFURT. Auch heute wird es sein wie immer. Nach dem gemeinsamen Mittagessen stimmt sich Dirk Orlishausen mit alternativem Rock von "Emigrate" ein. Immer die gleiche Scheibe. Seit einem halben Jahr. Laut und aufrüttelnd. "Das hilft gegen das Lampenfieber", sagt der Rot-Weiß-Torwart vor dem heutigen Spiel gegen die Stuttgarter Kickers (14 Uhr).
Rituale sind ihm wichtig. Bei der Erwärmung setzt er auf die gleichen Abläufe. Sogar die Anzahl der Übungen bleiben unverändert. Sechs Flanken, erst von rechts, dann von links; und stets zehn Torschüsse. Es gäbe ihm Sicherheit, wenn alles wie gewohnt läuft.
Die Spielvorbereitung bildet allerdings die Ausnahme. Ansonsten muss bei dem gebürtigen Sömmerdaer immer etwas passieren. Seit 2005 ist er innerhalb Erfurts schon drei Mal umgezogen. Kracht es im Fernsehen nicht richtig, verliert er schnell das Interesse. Dann greift er lieber zu einem guten Buch. Derzeit lässt ihn Becketts "Chemie des Todes" kaum los. Aber auch Biografien interessieren den 26-Jährigen. Von Typen mit Ecken und Kanten - wie Rocchigiani, Bohlen oder Effenberg.
Nur keine Langeweile. Keinen Stillstand. Selbst an den trainingsfreien Tagen sucht er die Abwechslung, tigert in der Innenstadt herum und quält sich beim Krafttraining unter Anleitung von Michael Siegner. "Fällt das aus, bin ich ungenießbar", sagt Orlishausen. Auszeiten seien wichtig, aber bitte nicht zu lange. . .
Nun ist der 1,96-m-Mann alles andere als Ausdauerläufer. Einen Marathon würde er niemals freiwillig in Angriff nehmen. Doch vermutlich liegt es an seiner Position als Torwart, die ihn nicht auslastet. Während die Feldspieler froh sind, mal die Füße hochzulegen, ist zu viel Ruhe nichts für "Orle". Zocken an der "Playstation 3"; Pokerabende mit den Kollegen Schnetzler, Hauswald und Stenzel oder ein spannendes Tennisduell: der "Rammstein"-Fan braucht "Action".
Bei der Hausarbeit hört der Tatendrang allerdings auf. Da täuscht der Frühaufsteher gern eine Zerrung vor und überlässt Freundin Monique (23) allein das Terrain. Die Wohnung in der Johannesvorstadt hat zwar zwei Etagen, sei mit 66 Quadratmetern jedoch überschaubar. "Wenn ich etwas für nicht so wichtig halte oder es macht keinen Spaß", sagt Orlishausen, "lasse ich es schleifen - oder auch ganz sein." Denn Geduld zählt nicht zu seinen Stärken. Einmal, erzählt der Mann, den sie früher aufgrund seiner Nervosität am Ball sogar "Hektor" riefen, habe er sich an einem Puzzle versucht. Und sei kläglich gescheitert. Weil es nicht vorwärts ging, flogen die Teile in die Ecke. "Das ist nichts für mich."
Gut zureden und Appelle an seine Gelassenheit nutzten da auch nichts. Wenn etwas nicht klappt, wird er grantig. "Was nicht passt, wird passend gemacht", ist sein Motto. Seine Einbauküche hatte Glück. Da sich ihre Montage länger hinzog als geplant, drohte ihr der Rauswurf - über den Balkon.
Umso zufriedener ist Orlishausen, wenn alles reibungslos funktioniert. Die Mittlere Reife hat er in der Tasche, "obwohl ich kein besonders begeisterter Schüler war", seine Lehre als Fahrzeug-Lackierer ebenso. Und auch den Zivildienst als Platzwart im Sömmerdaer Stadion hat er hinter sich gebracht. Die berufliche Basis war gelegt, mit seinem Wechsel zum FC Rot-Weiß vor gut drei Jahren rückte der Fußball in den Mittelpunkt.
Mit dem Regionalliga-Debüt am 1. Oktober 2005 gegen Hertha BSC II (2:0) ging für den Bayern-Anhänger ein Traum in Erfüllung. Jetzt ist sein Ziel die zweite Liga. Dafür will er künftig mit einem Berater zusammenarbeiten. Sein neuer Vertrag soll ihn voranbringen. "2009 wird es Zeit für den nächsten Schritt", sagt Orlishausen voller Ungeduld. Eine Eigenschaft, die Haustier "Fritzi" immer wieder verwundert.
Als griechische Landschildkröte kennt sie keine Eile.
Mehr Fotos finden Sie unter http://www.thueringer-allgemeine.de/sport
19.09.2008 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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Bild: Kickers: Wer soll Minkwitz retten?
Die Mannschaft hinter den Kulissen, die Profis privat. TA stellt die Fußballer des FC Rot-Weiß und des FC Carl Zeiss in ihrer Serie vor. Heute: Erfurts Torhüter Dirk Orlishausen.
ERFURT. Auch heute wird es sein wie immer. Nach dem gemeinsamen Mittagessen stimmt sich Dirk Orlishausen mit alternativem Rock von "Emigrate" ein. Immer die gleiche Scheibe. Seit einem halben Jahr. Laut und aufrüttelnd. "Das hilft gegen das Lampenfieber", sagt der Rot-Weiß-Torwart vor dem heutigen Spiel gegen die Stuttgarter Kickers (14 Uhr).
Rituale sind ihm wichtig. Bei der Erwärmung setzt er auf die gleichen Abläufe. Sogar die Anzahl der Übungen bleiben unverändert. Sechs Flanken, erst von rechts, dann von links; und stets zehn Torschüsse. Es gäbe ihm Sicherheit, wenn alles wie gewohnt läuft.
Die Spielvorbereitung bildet allerdings die Ausnahme. Ansonsten muss bei dem gebürtigen Sömmerdaer immer etwas passieren. Seit 2005 ist er innerhalb Erfurts schon drei Mal umgezogen. Kracht es im Fernsehen nicht richtig, verliert er schnell das Interesse. Dann greift er lieber zu einem guten Buch. Derzeit lässt ihn Becketts "Chemie des Todes" kaum los. Aber auch Biografien interessieren den 26-Jährigen. Von Typen mit Ecken und Kanten - wie Rocchigiani, Bohlen oder Effenberg.
Nur keine Langeweile. Keinen Stillstand. Selbst an den trainingsfreien Tagen sucht er die Abwechslung, tigert in der Innenstadt herum und quält sich beim Krafttraining unter Anleitung von Michael Siegner. "Fällt das aus, bin ich ungenießbar", sagt Orlishausen. Auszeiten seien wichtig, aber bitte nicht zu lange. . .
Nun ist der 1,96-m-Mann alles andere als Ausdauerläufer. Einen Marathon würde er niemals freiwillig in Angriff nehmen. Doch vermutlich liegt es an seiner Position als Torwart, die ihn nicht auslastet. Während die Feldspieler froh sind, mal die Füße hochzulegen, ist zu viel Ruhe nichts für "Orle". Zocken an der "Playstation 3"; Pokerabende mit den Kollegen Schnetzler, Hauswald und Stenzel oder ein spannendes Tennisduell: der "Rammstein"-Fan braucht "Action".
Bei der Hausarbeit hört der Tatendrang allerdings auf. Da täuscht der Frühaufsteher gern eine Zerrung vor und überlässt Freundin Monique (23) allein das Terrain. Die Wohnung in der Johannesvorstadt hat zwar zwei Etagen, sei mit 66 Quadratmetern jedoch überschaubar. "Wenn ich etwas für nicht so wichtig halte oder es macht keinen Spaß", sagt Orlishausen, "lasse ich es schleifen - oder auch ganz sein." Denn Geduld zählt nicht zu seinen Stärken. Einmal, erzählt der Mann, den sie früher aufgrund seiner Nervosität am Ball sogar "Hektor" riefen, habe er sich an einem Puzzle versucht. Und sei kläglich gescheitert. Weil es nicht vorwärts ging, flogen die Teile in die Ecke. "Das ist nichts für mich."
Gut zureden und Appelle an seine Gelassenheit nutzten da auch nichts. Wenn etwas nicht klappt, wird er grantig. "Was nicht passt, wird passend gemacht", ist sein Motto. Seine Einbauküche hatte Glück. Da sich ihre Montage länger hinzog als geplant, drohte ihr der Rauswurf - über den Balkon.
Umso zufriedener ist Orlishausen, wenn alles reibungslos funktioniert. Die Mittlere Reife hat er in der Tasche, "obwohl ich kein besonders begeisterter Schüler war", seine Lehre als Fahrzeug-Lackierer ebenso. Und auch den Zivildienst als Platzwart im Sömmerdaer Stadion hat er hinter sich gebracht. Die berufliche Basis war gelegt, mit seinem Wechsel zum FC Rot-Weiß vor gut drei Jahren rückte der Fußball in den Mittelpunkt.
Mit dem Regionalliga-Debüt am 1. Oktober 2005 gegen Hertha BSC II (2:0) ging für den Bayern-Anhänger ein Traum in Erfüllung. Jetzt ist sein Ziel die zweite Liga. Dafür will er künftig mit einem Berater zusammenarbeiten. Sein neuer Vertrag soll ihn voranbringen. "2009 wird es Zeit für den nächsten Schritt", sagt Orlishausen voller Ungeduld. Eine Eigenschaft, die Haustier "Fritzi" immer wieder verwundert.
Als griechische Landschildkröte kennt sie keine Eile.
Mehr Fotos finden Sie unter http://www.thueringer-allgemeine.de/sport
19.09.2008 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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Bild: Kickers: Wer soll Minkwitz retten?
