TLZ: Anspannung vor dem Anpfiff
Weimar. In wenigen Tagen rollt der Ball in der 3. Fußball-Liga. In Thüringen warten die Fans gespannt auf den Saisonstart beim FC Carl Zeiss Jena und dem FC Rot-Weiß Erfurt. Vor den ersten Spielen hat die TLZ die Sportdirektoren beider Vereine in die Zentralredaktion nach Weimar eingeladen.
Sie haben beide als Cheftrainer zuletzt den FC Rot-Weiß Erfurt betreut. Gibt es weitere Gemeinsamkeiten?
Rainer Hörgl: Wir haben uns zuletzt auf der Managertagung getroffen. Mehr Berührungspunkte gab es bislang nicht.
Lothar Kurbjuweit: Trainer in Erfurt war ich 1991. Das ist doch schon lange her. Aber es gibt immer noch zwei, drei Leute, die sich in Erfurt auf mich freuen. Dann hört es aber schon auf.
Herr Hörgl, freuen Sie sich eigentlich auf das nächste Thüringen-Derby? Das letzte Duell hat Jena gewonnen ...
Rainer Hörgl: Ja, es war auch gleichzeitig das letzte Spiel für mich als Cheftrainer. Das war für mich nicht so schön. Das erste Spiel haben wir in der Hinrunde gewonnen. Aber das macht die Sache ja so interessant, dass man vorher keine Prognosen abgeben kann.
War es ein Fehler, in der vergangenen Saison den Aufstieg als Ziel zu formulieren?
Rainer Hörgl: Wir wollten unter den besten sechs bis acht Mannschaften mitspielen. Und zu Weihnachten hatten wir 31 Punkte aus 21 Spielen geholt und nur fünf Punkte Rückstand zum Spitzenreiter. So weit weg waren wir gar nicht. Aber sicher wäre es besser gewesen, bei der Zielstellung mehr Zurückhaltung zu üben.
Woran liegt es, dass Erfurt stets im Frühjahr einige Probleme bekommt?
Rainer Hörgl: Sicher haben wir versucht, das in der Vergangenheit zu analysieren. Das werden wir auch intern diskutieren. Ein Punkt sind die nach wie vor mangelnden Trainingsbedingungen in Erfurt. Aber das ist sicher nicht der entscheidende Faktor.
Die Bedingungen in Jena sind offensichtlich besser. Nur die Fans sprechen davon, dass der FC Carl Zeiss in dieser Saison gegen den Abstieg spielt ...
Lothar Kurbjuweit: Es gibt kaum eine Mannschaft in der 3. Liga, die sich entscheidend verstärkt hat. Ich bin schon jetzt gespannt, was auf dem Feld abgeht.
Ist die Jenaer Mannschaft überhaupt reif für die 3. Liga?
Lothar Kurbjuweit: Wir haben vielleicht 13, 14 Spieler, die den Ansprüchen der 3. Liga genügen. Dahinter gibt es einige Spieler, die wir aus der 5. Liga geholt haben. Die müssen sich allerdings erst noch beweisen.
Also erwarten Sie eine extrem schwere Saison?
Lothar Kurbjuweit: Ich gehe jedenfalls nicht davon aus, dass es ein entspanntes Jahr wird.
Was glauben Sie, was in Erfurt passiert?
Rainer Hörgl: Unser Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz. Wir wollen eine entspannte Saison spielen und nie in Abstiegsgefahr geraten.
Glauben Sie nicht, dass den Fans dieses Saisonziel vielleicht zu wenig ist?
Rainer Hörgl: Wir müssen realistisch sein. Die unverbesserlichen Fans können wir sowieso nicht erreichen. Es ist einfach eine Frage des Anspruchsdenkens. Ich frage mich immer, warum dieses Anspruchsdenken so hoch ist. Schließlich ist ja auch der FC Rot-Weiß nicht das Non-Plus-Ultra im deutschen Fußball. Und auch zu DDR-Zeiten war Erfurt ja nicht der Top-Verein. Wir müssen schauen, was im Rahmen unserer Möglichkeiten machbar ist.
Lothar Kurbjuweit: In Jena ist das ja nicht viel anders. Wenn man über große Erfolge reden will, muss man ja schon das Geschichtsbuch aufschlagen.
Wiegt nicht in Erfurt der Weggang von Angreifer Carsten Kammlott ganz besonders schwer?
Rainer Hörgl: Wir waren ja nicht ganz unvorbereitet, wussten, dass Carsten Kammlott seit langem beobachtet wird. Wir haben mit Marcel Reichwein und Fikri El Haj Ali ja auch reagiert. Und niemand hätte ja garantieren können, dass Carsten Kammlott auch in der kommenden Saison wieder 13 Tore schießt. Bei einem jungen Mann im Alter von 19 Jahren muss man ja auch immer mit solchen Leistungsschwankungen rechnen.
Was ist mit Manuel Bölstler, der beim Zweitligisten Arminia Bielefeld ein Probetraining absolviert hat?
Rainer Hörgl: Es ist richtig, dass er von Bielefeld umworben wird. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.
Wird beim FC Carl Zeiss weiter mit Orlando Smeekes geplant, der ja zuletzt ein Probetraining bei Coventry City absolviert hat?
Lothar Kurbjuweit: Ich habe keine anderen Informationen und gehe einfach mal davon aus, dass er spätestens am Dienstag bei uns wieder zum Training erscheint.
Alles ist letztlich eine Frage des Geldes. Die 3. Liga ist so professionell wie die Bundesliga. Nur die TV-Gelder sind eindeutig niedriger. Ist das ein haltbarer Zustand?
Lothar Kurbjuweit: Nein. Es muss es das Ziel sein, die TV-Gelder für die 3. Liga anzuheben. Gerade im Nordosten Deutschlands sind die Einschaltquoten so hoch, da würde sich die ARD die Finger lecken. Selbst hat man aber nur einen sehr begrenzten Spielraum, etwas zu bewegen.
Rainer Hörgl: Die Situation wird nicht einfacher, gerade im Osten. Überregionale Sponsoren aufzutreiben, das ist nicht einfach.
Ist es deshalb nicht auch notwendig, dass Erfurt und Jena langfristig über ein gemeinsames Stadion nachdenken?
Rainer Hörgl: Jena hat bessere Bedingungen, was das Umfeld betrifft, die könnten auch in der 2. Liga spielen. Das kann man von Erfurt nicht sagen. Deshalb ist auch die Politik gefordert. Denn ein neues Stadion ist nicht mit zehn Millionen Euro zu stemmen. Da sind schon 40 Millionen Euro notwendig.
Lothar Kurbjuweit: Ich hätte nichts gegen ein gemeinsames Stadion. Das gibt es doch woanders auch. Entweder, es leuchtet blau oder rot, und jeder weiß, wer gerade spielt ...
Rainer Hörgl: Ein neues Stadion wirft ja auch die Frage der Auslastung auf. Es ist ein Unterschied, ob nur 19 oder eben 38 Heimspiele im Jahr dort ausgetragen werden.
Ein Politiker hat kürzlich sogar vorgeschlagen, beide Vereine zu vereinigen ...
Lothar Kurbjuweit: Das ist sicher nichts, worüber wir groß nachdenken müssen.
Ein weiteres Thema, mit dem die Fans hierzulande zu reizen sind, ist die erstmals bei der WM bekannt gewordene Vuvuzela. Werden Sie die Tröten wie es zum Beispiel Bayer Leverkusen tut, in ihren Stadien verbieten?
Lothar Kurbjuweit: Wir haben andere Sorgen. Ich glaube nicht, dass das ein Problem wird und setze auf die Selbstreinigung im unmittelbaren Umfeld auf der Tribüne.
Rainer Hörgl: Da überhaupt einen Ton rauszukriegen, ist gar nicht so einfach. Ich glaube auch nicht, dass das ein Problem darstellen wird.
Wie lautet Ihr Tipp für den Saisonstart am Samstag?
Lothar Kurbjuweit: Es gib im Fußball ja drei Möglichkeiten. Verlieren aber wollen wir natürlich nicht.
Rainer Hörgl: Solche Prognosen sind immer schwierig. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass wir erst auswärts antreten und dann zu Hause gegen Rostock spielen. Favorit sind wir da nicht, und auch der Druck ist da vielleicht nicht so groß.
19.07.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de
Weimar. In wenigen Tagen rollt der Ball in der 3. Fußball-Liga. In Thüringen warten die Fans gespannt auf den Saisonstart beim FC Carl Zeiss Jena und dem FC Rot-Weiß Erfurt. Vor den ersten Spielen hat die TLZ die Sportdirektoren beider Vereine in die Zentralredaktion nach Weimar eingeladen.
Sie haben beide als Cheftrainer zuletzt den FC Rot-Weiß Erfurt betreut. Gibt es weitere Gemeinsamkeiten?
Rainer Hörgl: Wir haben uns zuletzt auf der Managertagung getroffen. Mehr Berührungspunkte gab es bislang nicht.
Lothar Kurbjuweit: Trainer in Erfurt war ich 1991. Das ist doch schon lange her. Aber es gibt immer noch zwei, drei Leute, die sich in Erfurt auf mich freuen. Dann hört es aber schon auf.
Herr Hörgl, freuen Sie sich eigentlich auf das nächste Thüringen-Derby? Das letzte Duell hat Jena gewonnen ...
Rainer Hörgl: Ja, es war auch gleichzeitig das letzte Spiel für mich als Cheftrainer. Das war für mich nicht so schön. Das erste Spiel haben wir in der Hinrunde gewonnen. Aber das macht die Sache ja so interessant, dass man vorher keine Prognosen abgeben kann.
War es ein Fehler, in der vergangenen Saison den Aufstieg als Ziel zu formulieren?
Rainer Hörgl: Wir wollten unter den besten sechs bis acht Mannschaften mitspielen. Und zu Weihnachten hatten wir 31 Punkte aus 21 Spielen geholt und nur fünf Punkte Rückstand zum Spitzenreiter. So weit weg waren wir gar nicht. Aber sicher wäre es besser gewesen, bei der Zielstellung mehr Zurückhaltung zu üben.
Woran liegt es, dass Erfurt stets im Frühjahr einige Probleme bekommt?
Rainer Hörgl: Sicher haben wir versucht, das in der Vergangenheit zu analysieren. Das werden wir auch intern diskutieren. Ein Punkt sind die nach wie vor mangelnden Trainingsbedingungen in Erfurt. Aber das ist sicher nicht der entscheidende Faktor.
Die Bedingungen in Jena sind offensichtlich besser. Nur die Fans sprechen davon, dass der FC Carl Zeiss in dieser Saison gegen den Abstieg spielt ...
Lothar Kurbjuweit: Es gibt kaum eine Mannschaft in der 3. Liga, die sich entscheidend verstärkt hat. Ich bin schon jetzt gespannt, was auf dem Feld abgeht.
Ist die Jenaer Mannschaft überhaupt reif für die 3. Liga?
Lothar Kurbjuweit: Wir haben vielleicht 13, 14 Spieler, die den Ansprüchen der 3. Liga genügen. Dahinter gibt es einige Spieler, die wir aus der 5. Liga geholt haben. Die müssen sich allerdings erst noch beweisen.
Also erwarten Sie eine extrem schwere Saison?
Lothar Kurbjuweit: Ich gehe jedenfalls nicht davon aus, dass es ein entspanntes Jahr wird.
Was glauben Sie, was in Erfurt passiert?
Rainer Hörgl: Unser Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz. Wir wollen eine entspannte Saison spielen und nie in Abstiegsgefahr geraten.
Glauben Sie nicht, dass den Fans dieses Saisonziel vielleicht zu wenig ist?
Rainer Hörgl: Wir müssen realistisch sein. Die unverbesserlichen Fans können wir sowieso nicht erreichen. Es ist einfach eine Frage des Anspruchsdenkens. Ich frage mich immer, warum dieses Anspruchsdenken so hoch ist. Schließlich ist ja auch der FC Rot-Weiß nicht das Non-Plus-Ultra im deutschen Fußball. Und auch zu DDR-Zeiten war Erfurt ja nicht der Top-Verein. Wir müssen schauen, was im Rahmen unserer Möglichkeiten machbar ist.
Lothar Kurbjuweit: In Jena ist das ja nicht viel anders. Wenn man über große Erfolge reden will, muss man ja schon das Geschichtsbuch aufschlagen.
Wiegt nicht in Erfurt der Weggang von Angreifer Carsten Kammlott ganz besonders schwer?
Rainer Hörgl: Wir waren ja nicht ganz unvorbereitet, wussten, dass Carsten Kammlott seit langem beobachtet wird. Wir haben mit Marcel Reichwein und Fikri El Haj Ali ja auch reagiert. Und niemand hätte ja garantieren können, dass Carsten Kammlott auch in der kommenden Saison wieder 13 Tore schießt. Bei einem jungen Mann im Alter von 19 Jahren muss man ja auch immer mit solchen Leistungsschwankungen rechnen.
Was ist mit Manuel Bölstler, der beim Zweitligisten Arminia Bielefeld ein Probetraining absolviert hat?
Rainer Hörgl: Es ist richtig, dass er von Bielefeld umworben wird. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.
Wird beim FC Carl Zeiss weiter mit Orlando Smeekes geplant, der ja zuletzt ein Probetraining bei Coventry City absolviert hat?
Lothar Kurbjuweit: Ich habe keine anderen Informationen und gehe einfach mal davon aus, dass er spätestens am Dienstag bei uns wieder zum Training erscheint.
Alles ist letztlich eine Frage des Geldes. Die 3. Liga ist so professionell wie die Bundesliga. Nur die TV-Gelder sind eindeutig niedriger. Ist das ein haltbarer Zustand?
Lothar Kurbjuweit: Nein. Es muss es das Ziel sein, die TV-Gelder für die 3. Liga anzuheben. Gerade im Nordosten Deutschlands sind die Einschaltquoten so hoch, da würde sich die ARD die Finger lecken. Selbst hat man aber nur einen sehr begrenzten Spielraum, etwas zu bewegen.
Rainer Hörgl: Die Situation wird nicht einfacher, gerade im Osten. Überregionale Sponsoren aufzutreiben, das ist nicht einfach.
Ist es deshalb nicht auch notwendig, dass Erfurt und Jena langfristig über ein gemeinsames Stadion nachdenken?
Rainer Hörgl: Jena hat bessere Bedingungen, was das Umfeld betrifft, die könnten auch in der 2. Liga spielen. Das kann man von Erfurt nicht sagen. Deshalb ist auch die Politik gefordert. Denn ein neues Stadion ist nicht mit zehn Millionen Euro zu stemmen. Da sind schon 40 Millionen Euro notwendig.
Lothar Kurbjuweit: Ich hätte nichts gegen ein gemeinsames Stadion. Das gibt es doch woanders auch. Entweder, es leuchtet blau oder rot, und jeder weiß, wer gerade spielt ...
Rainer Hörgl: Ein neues Stadion wirft ja auch die Frage der Auslastung auf. Es ist ein Unterschied, ob nur 19 oder eben 38 Heimspiele im Jahr dort ausgetragen werden.
Ein Politiker hat kürzlich sogar vorgeschlagen, beide Vereine zu vereinigen ...
Lothar Kurbjuweit: Das ist sicher nichts, worüber wir groß nachdenken müssen.
Ein weiteres Thema, mit dem die Fans hierzulande zu reizen sind, ist die erstmals bei der WM bekannt gewordene Vuvuzela. Werden Sie die Tröten wie es zum Beispiel Bayer Leverkusen tut, in ihren Stadien verbieten?
Lothar Kurbjuweit: Wir haben andere Sorgen. Ich glaube nicht, dass das ein Problem wird und setze auf die Selbstreinigung im unmittelbaren Umfeld auf der Tribüne.
Rainer Hörgl: Da überhaupt einen Ton rauszukriegen, ist gar nicht so einfach. Ich glaube auch nicht, dass das ein Problem darstellen wird.
Wie lautet Ihr Tipp für den Saisonstart am Samstag?
Lothar Kurbjuweit: Es gib im Fußball ja drei Möglichkeiten. Verlieren aber wollen wir natürlich nicht.
Rainer Hörgl: Solche Prognosen sind immer schwierig. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass wir erst auswärts antreten und dann zu Hause gegen Rostock spielen. Favorit sind wir da nicht, und auch der Druck ist da vielleicht nicht so groß.
19.07.10 / TLZ
Quelle: http://www.tlz.de