Offenbach Post: Menze fordert Team zur Selbsthilfe auf
Freies Wort: Die Bundesliga im Sturm erobert
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TA: Zu Hause im Glück
Die Mannschaft hinter den Kulissen, die Profis privat - TA stellt die Fußballer des FC Rot-Weiß und des FC Carl Zeiss in ihrer Serie vor. Heute: Erfurts Sturmtalent Carsten Kammlott (19).
Von Marco ALLES
NAUSITZ. Er ist der Kronprinz bei Rot-Weiß - und das passende Anwesen befindet sich in Sichtweite. Nur wenige Gehminuten von seinem Elternhaus entfernt thront das "Schloss Münchhausen", das Wahrzeichen seines Heimatdorfes im östlichen Kyffhäuserkreis. Und es steht sogar leer. Doch der berühmteste Sohn des 180-Einwohner-Ortes braucht kein Rittergut, um glücklich zu sein. Er genießt es, an freien Tagen nach Hause zu kommen; dem Trubel um seine Person in Erfurt zu entgehen. Nach dem rasanten Aufstieg ins Drittliga-Team, das heute zum Jahresabschluss in Offenbach antritt (18.30 Uhr), taucht er an den trainingsfreien Tagen immer wieder in Nausitz ab.
"Hier hat sich gar nichts verändert", sagt Carsten Kammlott. Nicht in seinem Zimmer, nicht im Umgang mit den alten Freunden. Nur angesprochen wird er immer häufiger. "Das macht einen schon stolz", sagt er und erinnert sich an die ersten Schritte mit dem Fußball. Die kleinen Tore auf dem Spielplatz am Ortsrand waren seine ersten Ziele. Mit vier Jahren schloss sich der Steppke Fortuna Gehofen an, einem kleinen Verein im Nachbardorf. "Wenn ich mal viel 'Jeld' verdiene, würde 'Jehofen' ganz sicher etwas abkriegen", sagt er im auffälligen Dialekt. Anstelle des "G" rückt stets das "J".
Hätte sein Kumpel Robin eines Morgens nicht einen Zeitungsausschnitt mitgebracht, in dem der FC Rot-Weiß Talente aus der Region zum Probetraining einlud, würde der 19-Jährige heute wohl für Gehofen in der Kreisklasse Tore schießen. Er bestand jedoch sämtliche Tests mit Bravour, wurde von Mutter Bärbel und Bruder Christian die 60 Kilometer zum Training gefahren, wechselte später aufs Sportgymnasium und hatte schnell einen Spitznamen weg. Da seine Wangen beim Training kräftig leuchteten, nannte ihn Jugendtrainer Wolfgang Klein bald "Chip", in Anlehnung an die Figur aus der US-Zeichentrickserie "Chip & Chap - Ritter des Rechts".
Eine Bezeichnung, die ihm gefällt. Ohnehin gibt es wenig, was ihn aufregt. Hausarbeit oder frühes Aufstehen gehören zwar nicht zu seinen großen Stärken. Aber auch das müsse eben gemacht werden. In der vierköpfigen WG am Erfurter Herrenberg, die er unter anderem mit Ersatztorwart Jonas Heidrich bewohnt, funktioniert das fast reibungslos. Da wird öfters gemeinsam gekocht als auswärts gegessen; regelmäßig "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" geguckt und durchaus auch Ordnung gehalten. Umso lieber düst die neue Sturmhoffnung mit dem weinroten Citroen nach Hause. Weil sich Vater Roland um Haus, Garten und die Tiere inklusive Schäferhund "Luna" kümmert, kann er meistens die Beine hochlegen. "Die körperliche Umstellung ist am schwierigsten", nennt Kammlott den größten Unterschied zwischen Junioren- und Männerbereich. Die Pause kommt gelegen.
Da hat er auch mehr Zeit für die neue Liebe. Mit Katrin (17) ist er seit sechs Wochen zusammen. Er freut sich auf die Playstation- Abende mit Cousin Steve oder die Treffen mit den alten Freunden. Und wird es ihm mal langweilig, steht hinterm Haus ein Tor bereit. Dann kickt er mit seinem jüngeren Bruder Justin (9) um die Wette. Diese Bodenständigkeit macht ihn stark. Gelassen, aber zielorientiert plant der Stürmer seine Zukunft. Der Weg von Miroslav Klose macht ihm Mut: "Der spielte noch mit 22 in der Bezirksliga und schaffte es bis zu den Bayern und in die Nationalmannschaft."
Er selbst ist mit 19 schon deutlich weiter. Seine Leistungen haben sich herumgesprochen, dennoch will Kammlott seinen bis 2011 datierten Vertrag bei Rot- Weiß erfüllen und sich lieber mit kleinen Schritten dem großen Traum Bundesliga nähern. Dabei die Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation in der Tasche zu wissen, wäre beruhigend. "Verletzungen kann man ja nie ausschließen", sagt er und versucht, durch zusätzliche Kraft- und Stabilisationseinheiten härteverträglicher zu werden. Und dann gibt es noch die kleine (namenlose) Kuh in seiner Waschtasche. "Mein Glücksbringer", sagt Kammlott. Bislang hat sie ihren Auftrag erfüllt.
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
Freies Wort: Die Bundesliga im Sturm erobert
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TA: Zu Hause im Glück
Die Mannschaft hinter den Kulissen, die Profis privat - TA stellt die Fußballer des FC Rot-Weiß und des FC Carl Zeiss in ihrer Serie vor. Heute: Erfurts Sturmtalent Carsten Kammlott (19).
Von Marco ALLES
NAUSITZ. Er ist der Kronprinz bei Rot-Weiß - und das passende Anwesen befindet sich in Sichtweite. Nur wenige Gehminuten von seinem Elternhaus entfernt thront das "Schloss Münchhausen", das Wahrzeichen seines Heimatdorfes im östlichen Kyffhäuserkreis. Und es steht sogar leer. Doch der berühmteste Sohn des 180-Einwohner-Ortes braucht kein Rittergut, um glücklich zu sein. Er genießt es, an freien Tagen nach Hause zu kommen; dem Trubel um seine Person in Erfurt zu entgehen. Nach dem rasanten Aufstieg ins Drittliga-Team, das heute zum Jahresabschluss in Offenbach antritt (18.30 Uhr), taucht er an den trainingsfreien Tagen immer wieder in Nausitz ab.
"Hier hat sich gar nichts verändert", sagt Carsten Kammlott. Nicht in seinem Zimmer, nicht im Umgang mit den alten Freunden. Nur angesprochen wird er immer häufiger. "Das macht einen schon stolz", sagt er und erinnert sich an die ersten Schritte mit dem Fußball. Die kleinen Tore auf dem Spielplatz am Ortsrand waren seine ersten Ziele. Mit vier Jahren schloss sich der Steppke Fortuna Gehofen an, einem kleinen Verein im Nachbardorf. "Wenn ich mal viel 'Jeld' verdiene, würde 'Jehofen' ganz sicher etwas abkriegen", sagt er im auffälligen Dialekt. Anstelle des "G" rückt stets das "J".
Hätte sein Kumpel Robin eines Morgens nicht einen Zeitungsausschnitt mitgebracht, in dem der FC Rot-Weiß Talente aus der Region zum Probetraining einlud, würde der 19-Jährige heute wohl für Gehofen in der Kreisklasse Tore schießen. Er bestand jedoch sämtliche Tests mit Bravour, wurde von Mutter Bärbel und Bruder Christian die 60 Kilometer zum Training gefahren, wechselte später aufs Sportgymnasium und hatte schnell einen Spitznamen weg. Da seine Wangen beim Training kräftig leuchteten, nannte ihn Jugendtrainer Wolfgang Klein bald "Chip", in Anlehnung an die Figur aus der US-Zeichentrickserie "Chip & Chap - Ritter des Rechts".
Eine Bezeichnung, die ihm gefällt. Ohnehin gibt es wenig, was ihn aufregt. Hausarbeit oder frühes Aufstehen gehören zwar nicht zu seinen großen Stärken. Aber auch das müsse eben gemacht werden. In der vierköpfigen WG am Erfurter Herrenberg, die er unter anderem mit Ersatztorwart Jonas Heidrich bewohnt, funktioniert das fast reibungslos. Da wird öfters gemeinsam gekocht als auswärts gegessen; regelmäßig "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" geguckt und durchaus auch Ordnung gehalten. Umso lieber düst die neue Sturmhoffnung mit dem weinroten Citroen nach Hause. Weil sich Vater Roland um Haus, Garten und die Tiere inklusive Schäferhund "Luna" kümmert, kann er meistens die Beine hochlegen. "Die körperliche Umstellung ist am schwierigsten", nennt Kammlott den größten Unterschied zwischen Junioren- und Männerbereich. Die Pause kommt gelegen.
Da hat er auch mehr Zeit für die neue Liebe. Mit Katrin (17) ist er seit sechs Wochen zusammen. Er freut sich auf die Playstation- Abende mit Cousin Steve oder die Treffen mit den alten Freunden. Und wird es ihm mal langweilig, steht hinterm Haus ein Tor bereit. Dann kickt er mit seinem jüngeren Bruder Justin (9) um die Wette. Diese Bodenständigkeit macht ihn stark. Gelassen, aber zielorientiert plant der Stürmer seine Zukunft. Der Weg von Miroslav Klose macht ihm Mut: "Der spielte noch mit 22 in der Bezirksliga und schaffte es bis zu den Bayern und in die Nationalmannschaft."
Er selbst ist mit 19 schon deutlich weiter. Seine Leistungen haben sich herumgesprochen, dennoch will Kammlott seinen bis 2011 datierten Vertrag bei Rot- Weiß erfüllen und sich lieber mit kleinen Schritten dem großen Traum Bundesliga nähern. Dabei die Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation in der Tasche zu wissen, wäre beruhigend. "Verletzungen kann man ja nie ausschließen", sagt er und versucht, durch zusätzliche Kraft- und Stabilisationseinheiten härteverträglicher zu werden. Und dann gibt es noch die kleine (namenlose) Kuh in seiner Waschtasche. "Mein Glücksbringer", sagt Kammlott. Bislang hat sie ihren Auftrag erfüllt.
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de