AA am Sonntag
Goldfuß Bunjaku
von René Arand (Erfurt)
Schon am Mittag war in der Erfurter City zu vernehmen wer die Nummer eins in Thüringen ist. Stunden vor Spielbeginn stimmten die RWE-Fans vor dem Duell gegen den Rivalen aus der Saalestadt ihre Lieder an. Und der Stadionsprecher witzelte vor dem Anpfiff: "Ein herzliches Willkommen an unsere Gäste aus Jena, die sich als erste Mannschaft für die neue dritte Liga qualifiziert haben."
Die gute Laune hatte Bestand: Nach 90 Minuten stand dann das Steigerwaldstadion nach dem verdienten 2:1-Erfolg gegen Jena kopf. Alle lagen sich in den Armen.
Es passte fast alles vor der stattlichen Kulisse von fast 16 000 Zuschauern. Der Beginn war zwar schlecht mit einem Eigentor von Verteidiger Loose nach 30 Sekunden. Die Baumann-Elf schockte dies nicht. Wie ein Wecksignal wirkte der Gegentreffer, und am Ende wurden die Blumenstädter für ihren Einsatz belohnt und drehten die Partie zum Guten. Dieser Sieg war eine Genugtuung, ja ein Genuss für jeden Erfurter Anhänger. Nicht nur die Fans wurden beschenkt. Auch Torhüter Dirk Orlishausen, der am Derbytag seinen 26. Geburtstag feierte, konnte wohl kein besseres Geschenk gemacht werden. "Wir haben konzentriert gespielt und kaum Tormöglichkeiten zugelassen. Ich bin hochzufrieden mit meiner Mannschaft", befand Trainer Karsten Baumann.
Weniger schön war allerdings, als auf der Erfurter Tribüne gut fünfzehn Minuten vor Spielende ein paar Unbelehrbare "Juden Jena" anstimmten. Das dürfte eine Geldstrafe für den Club nach sich ziehen.
Genau zum richtigen Zeitpunkt in der Schlussminute erlöste Goldfuß Albert Bunjaku die Anhänger und versenkte die Kugel genial im Netz der Gäste. "Ich war mir 100 Prozent sicher und überzeugt, dass ich den mache", sagte der Stürmer.
Jena noch schwächer
Von Michael Ulbrich (Jena)
Dieses Derby war - aus Jenaer Sicht - ein Stimmungstöter. Das sportliche Niveau war erschreckend, das auf den Rängen noch viel erschreckender. Ein Pfefferspray-Einsatz am Einlass zur Gästekurve, Jagdszenen im Parkhaus, brennende rot-weiße Halswärmer und eine Silvsterrakete stehen den unzähligen Böllern, den "Juden-Jena"-Rufen und dem angestimmten "U-Bahn-Lied" gegenüber. Es dauerte eine halbe Stunde, ehe der sonst so gröhlende Stadionsprecher sich veranlasst sah, kleinlaut zu erläutern, dass man rassistische Sprüche nicht hören möchte.
Und das Spiel? Die Heimmannschaft schwach, Jena noch schwächer. Ohne Struktur, ohne Biss und lustlos trampelten die Blauen über den Rasen. Die Schwäche der Vorsaison - die löchrige Abwehr - ist immer allgegenwärtig. Obwohl man doch die Übeltäter ausmachte (Maul, Kühne, Omodiagbe) und sie samt ihrer Erfahrung und Kampfeskraft aus dem Paradies verjagte. Doch Sträßer ist auf der linken Seite als Rechtsfuß zu leicht ausrechenbar, Bochud überfordert, Müller der letzte Fels in der Brandung und Riemer als Rechtsverteidiger gerade noch Schnitt. Kurzum: Es reicht nicht. Nicht für dieses Derby, nicht für den angestrebten Aufstieg.
Nach dem Schlusspfiff grölte der Stadionsprecher wieder, irgendetwas von einer Nummer eins, die aus irgendeiner Hauptstadt kommen soll. Wie bitte? Jena hat weiterhin statistisch begelegt die Nase vorn, zum anderen vergisst die Blumenstadt wohl ihre ur-preußischen Wurzeln.
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Bild:
2:1! Bunjaku rettet den Derby-Depp
Von Stephan Krause
2:1! Erfurt siegt im Thüringen-Derby gegen Jena! Weil Rot-Weiß die Willenskraft aus dem Pokal mit in die 3. Liga nimmt. Carl-Zeiss nach Blitz-Führung nicht nachgesetzt! Der Reihe nach: Erfurt läuft mit der Pokal-Elf auf – also wie gegen die Bayern zunächst ohne Bunjaku. Trainer Baumann: "Semmer hat’s sich verdient. Außerdem ist Albert noch nicht bei 100 Prozent." Auch Jena mit einer Überraschung. Holzner darf auf der rechten Außenbahn ran. Obwohl der gegen Aue nach seiner Auswechslung (33.) noch einen Scheibenwischer Richtung Trainer geschickt hatte. Bürger: "Felix hat im Training die richtige Reaktion gezeigt."
Rein ins Spiel: Nach 39 Sekunden stockt den 15 722 Fans der Atem. Eine verunglückte Hansen-Flanke von links will Loose per Brust zum Keeper schubsen. Doch Orlishausen ist schon in die andere Ecke unterwegs. Der Ball trudelt über die Linie – 0:1 (1.). Der "Derby-Depp" ist so geschockt, dass er sich von seinem Aussetzer nicht mehr erholen kann – Loose ist fortan DER Unsicherheitsfaktor in der Erfurter Viererkette. Jena zieht sich nach der Führung weit zurück. Zu weit, statt weiter Druck zu machen. Erfurt kann zwar an die tollen Kombinationen aus dem Pokal anknüpfen – aber nur bis zum 16er. Danach ist Schluss am Carl-Zeiss-Abwehr-Bollwerk. Wenn wir nicht in den Strafraum kommen, ziehe ich eben aus 18 m ab, denkt sich Semmner und nimmt die Kugel volley. Die schlägt links oben im Winkel ein – 1:1 (27.). Alles richtig gemacht, freut sich Trainer Baumann. Wie im Pokal muss Semmer aber in der Kabine bleiben. Bunjaku kommt rein, hat gleich die erste Chance: Jena-Keeper Nulle schießt den RWE-Stürmer an. Der will schnell über Nulle heben. Zu flach, der Torwart pflückt das Ding runter (49.).
Der Schluss-Pfiff naht, beide Teams haben sich auf Remis ein eingerichtet. Da klaut Bunjaku Jenas Bochud den Ball an der Außenlinie, zieht in den Strafraum und ballert aus spitzem Winkel frech ins kurze Eck – 2:1 (90.)!
Bunjaku: "Das ist ein Traum"
"Es ist im Moment alles wie ein Traum. Privat läuft’s prima, mein Sohn wächst und gedeiht. Sportlich ist’s auch phantastisch", sprudelt es aus Torjäger Bunjaku nach dem Abpfiff. Dass er nur wieder eine Halbzeit ran durfte stört ihn nicht: "Das war mit mit dem Trainer abgesprochen." Die Erfurter müssen allerdings aufpassen. Aachen und Fürth haben ihre Fühler bereits nach Bunjaku ausgestreckt. Was ist, wenn das dicke Angebot bis zum 31. August kommt. Bunjaku: "Kein Kommentar." Präsident RolfRombach: "Deshalb wollen wir schnell mit Albert verlängern."
Schwallungen freut sich auf Erfurt – Jena muss nach Gotha
Das Derby Erfurt gegen Jena könnte es auch im Thüringer Landespokal geben. Aber noch nicht in Runde 2: Da spielt Rot-Weiß in Schwallungen (7. Liga). "Für unsere Gegner sicher das Spiel des Jahres", sagt Manager Stephan Beutel (42). "Obwohl Schwallungen nur Landesklasse spielt, werden wir die nicht unterschätzen." Jena kickt bei Thüringenligist SG Gotha/Friemar. Sportdirektor Carsten Linke (42): "Der Sieg im Landespokal ist finanziell reizvoll. Deshalb müssen wir auf dem Weg dorthin jeden Gegner ausschalten." Gespielt wird am Samstag, 6. September (14.30 Uhr).
(Artikel sind noch von gestern)
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TLZ-Fotogalerie (58 Bilder)
TA-Fotostrecke: (181 Bilder)
Bild: Rassistische Parolen in Erfurt!
Spiegel: Erfurt siegt im Derby gegen Jena
Spiegel: "Juden Jena"-Rufe überschatten Thüringen-Derby
Lok Leipzig: Spielbericht 1. FC Lok - RW Erfurt II 6:3
Lok Leipzig: 44 Bilder vom Spiel
Goldfuß Bunjaku
von René Arand (Erfurt)
Schon am Mittag war in der Erfurter City zu vernehmen wer die Nummer eins in Thüringen ist. Stunden vor Spielbeginn stimmten die RWE-Fans vor dem Duell gegen den Rivalen aus der Saalestadt ihre Lieder an. Und der Stadionsprecher witzelte vor dem Anpfiff: "Ein herzliches Willkommen an unsere Gäste aus Jena, die sich als erste Mannschaft für die neue dritte Liga qualifiziert haben."
Die gute Laune hatte Bestand: Nach 90 Minuten stand dann das Steigerwaldstadion nach dem verdienten 2:1-Erfolg gegen Jena kopf. Alle lagen sich in den Armen.
Es passte fast alles vor der stattlichen Kulisse von fast 16 000 Zuschauern. Der Beginn war zwar schlecht mit einem Eigentor von Verteidiger Loose nach 30 Sekunden. Die Baumann-Elf schockte dies nicht. Wie ein Wecksignal wirkte der Gegentreffer, und am Ende wurden die Blumenstädter für ihren Einsatz belohnt und drehten die Partie zum Guten. Dieser Sieg war eine Genugtuung, ja ein Genuss für jeden Erfurter Anhänger. Nicht nur die Fans wurden beschenkt. Auch Torhüter Dirk Orlishausen, der am Derbytag seinen 26. Geburtstag feierte, konnte wohl kein besseres Geschenk gemacht werden. "Wir haben konzentriert gespielt und kaum Tormöglichkeiten zugelassen. Ich bin hochzufrieden mit meiner Mannschaft", befand Trainer Karsten Baumann.
Weniger schön war allerdings, als auf der Erfurter Tribüne gut fünfzehn Minuten vor Spielende ein paar Unbelehrbare "Juden Jena" anstimmten. Das dürfte eine Geldstrafe für den Club nach sich ziehen.
Genau zum richtigen Zeitpunkt in der Schlussminute erlöste Goldfuß Albert Bunjaku die Anhänger und versenkte die Kugel genial im Netz der Gäste. "Ich war mir 100 Prozent sicher und überzeugt, dass ich den mache", sagte der Stürmer.
Jena noch schwächer
Von Michael Ulbrich (Jena)
Dieses Derby war - aus Jenaer Sicht - ein Stimmungstöter. Das sportliche Niveau war erschreckend, das auf den Rängen noch viel erschreckender. Ein Pfefferspray-Einsatz am Einlass zur Gästekurve, Jagdszenen im Parkhaus, brennende rot-weiße Halswärmer und eine Silvsterrakete stehen den unzähligen Böllern, den "Juden-Jena"-Rufen und dem angestimmten "U-Bahn-Lied" gegenüber. Es dauerte eine halbe Stunde, ehe der sonst so gröhlende Stadionsprecher sich veranlasst sah, kleinlaut zu erläutern, dass man rassistische Sprüche nicht hören möchte.
Und das Spiel? Die Heimmannschaft schwach, Jena noch schwächer. Ohne Struktur, ohne Biss und lustlos trampelten die Blauen über den Rasen. Die Schwäche der Vorsaison - die löchrige Abwehr - ist immer allgegenwärtig. Obwohl man doch die Übeltäter ausmachte (Maul, Kühne, Omodiagbe) und sie samt ihrer Erfahrung und Kampfeskraft aus dem Paradies verjagte. Doch Sträßer ist auf der linken Seite als Rechtsfuß zu leicht ausrechenbar, Bochud überfordert, Müller der letzte Fels in der Brandung und Riemer als Rechtsverteidiger gerade noch Schnitt. Kurzum: Es reicht nicht. Nicht für dieses Derby, nicht für den angestrebten Aufstieg.
Nach dem Schlusspfiff grölte der Stadionsprecher wieder, irgendetwas von einer Nummer eins, die aus irgendeiner Hauptstadt kommen soll. Wie bitte? Jena hat weiterhin statistisch begelegt die Nase vorn, zum anderen vergisst die Blumenstadt wohl ihre ur-preußischen Wurzeln.
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Bild:
2:1! Bunjaku rettet den Derby-Depp
Von Stephan Krause
2:1! Erfurt siegt im Thüringen-Derby gegen Jena! Weil Rot-Weiß die Willenskraft aus dem Pokal mit in die 3. Liga nimmt. Carl-Zeiss nach Blitz-Führung nicht nachgesetzt! Der Reihe nach: Erfurt läuft mit der Pokal-Elf auf – also wie gegen die Bayern zunächst ohne Bunjaku. Trainer Baumann: "Semmer hat’s sich verdient. Außerdem ist Albert noch nicht bei 100 Prozent." Auch Jena mit einer Überraschung. Holzner darf auf der rechten Außenbahn ran. Obwohl der gegen Aue nach seiner Auswechslung (33.) noch einen Scheibenwischer Richtung Trainer geschickt hatte. Bürger: "Felix hat im Training die richtige Reaktion gezeigt."
Rein ins Spiel: Nach 39 Sekunden stockt den 15 722 Fans der Atem. Eine verunglückte Hansen-Flanke von links will Loose per Brust zum Keeper schubsen. Doch Orlishausen ist schon in die andere Ecke unterwegs. Der Ball trudelt über die Linie – 0:1 (1.). Der "Derby-Depp" ist so geschockt, dass er sich von seinem Aussetzer nicht mehr erholen kann – Loose ist fortan DER Unsicherheitsfaktor in der Erfurter Viererkette. Jena zieht sich nach der Führung weit zurück. Zu weit, statt weiter Druck zu machen. Erfurt kann zwar an die tollen Kombinationen aus dem Pokal anknüpfen – aber nur bis zum 16er. Danach ist Schluss am Carl-Zeiss-Abwehr-Bollwerk. Wenn wir nicht in den Strafraum kommen, ziehe ich eben aus 18 m ab, denkt sich Semmner und nimmt die Kugel volley. Die schlägt links oben im Winkel ein – 1:1 (27.). Alles richtig gemacht, freut sich Trainer Baumann. Wie im Pokal muss Semmer aber in der Kabine bleiben. Bunjaku kommt rein, hat gleich die erste Chance: Jena-Keeper Nulle schießt den RWE-Stürmer an. Der will schnell über Nulle heben. Zu flach, der Torwart pflückt das Ding runter (49.).
Der Schluss-Pfiff naht, beide Teams haben sich auf Remis ein eingerichtet. Da klaut Bunjaku Jenas Bochud den Ball an der Außenlinie, zieht in den Strafraum und ballert aus spitzem Winkel frech ins kurze Eck – 2:1 (90.)!
Bunjaku: "Das ist ein Traum"
"Es ist im Moment alles wie ein Traum. Privat läuft’s prima, mein Sohn wächst und gedeiht. Sportlich ist’s auch phantastisch", sprudelt es aus Torjäger Bunjaku nach dem Abpfiff. Dass er nur wieder eine Halbzeit ran durfte stört ihn nicht: "Das war mit mit dem Trainer abgesprochen." Die Erfurter müssen allerdings aufpassen. Aachen und Fürth haben ihre Fühler bereits nach Bunjaku ausgestreckt. Was ist, wenn das dicke Angebot bis zum 31. August kommt. Bunjaku: "Kein Kommentar." Präsident RolfRombach: "Deshalb wollen wir schnell mit Albert verlängern."
Schwallungen freut sich auf Erfurt – Jena muss nach Gotha
Das Derby Erfurt gegen Jena könnte es auch im Thüringer Landespokal geben. Aber noch nicht in Runde 2: Da spielt Rot-Weiß in Schwallungen (7. Liga). "Für unsere Gegner sicher das Spiel des Jahres", sagt Manager Stephan Beutel (42). "Obwohl Schwallungen nur Landesklasse spielt, werden wir die nicht unterschätzen." Jena kickt bei Thüringenligist SG Gotha/Friemar. Sportdirektor Carsten Linke (42): "Der Sieg im Landespokal ist finanziell reizvoll. Deshalb müssen wir auf dem Weg dorthin jeden Gegner ausschalten." Gespielt wird am Samstag, 6. September (14.30 Uhr).
(Artikel sind noch von gestern)
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TLZ-Fotogalerie (58 Bilder)
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Bild: Rassistische Parolen in Erfurt!
Spiegel: Erfurt siegt im Derby gegen Jena
Spiegel: "Juden Jena"-Rufe überschatten Thüringen-Derby
Lok Leipzig: Spielbericht 1. FC Lok - RW Erfurt II 6:3
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