TLZ: In Unterzahl den Faden verloren
Paderborn. (tlz) Eine Umarmung mit Thiago Rockenbach da Silva, ein Plausch mit Erfurts Co-Trainer Heiko Nowak nach dem Spiel - hinterher war Trainer Pavel Dotchev nach einer für ihn nach diversen Interviews selbst ausgelösten turbulenten Woche froh, dass die Partie seines SC Paderborn gegen seinen früheren Verein gelaufen war. 2:0 gewann der Zweitliga-Absteiger gestern gegen die Thüringer.
Freude sah man in Dotchevs Gesicht nicht. Wohl auch, weil der Sieg seiner Mannen erst in der Schlussphase gegen in Unterzahl spielende Rot-Weiße (Hauswald sah nach grobem Foulspiel Rot/78.) sichergestellt wurde. "Der Glücklichere hat heute gewonnen", stellte Erfurts Trainer Karsten Baumann später fest. Recht hatte er, denn seine Mannschaft ließ bis zum späten 0:1, als sich Lindemanns als Flanke gedachter Ball über Orlishausen in die Maschen senkte, kaum eine zwingende Chance der Ostwestfalen zu.
Rot-Weiß begann stark, kam in der Anfangsphase zu einigen Eckbällen. Nach einem dieser Standards köpfte Bunjaku am Paderborner Tor vorbei (12.). In den ersten 25 Minuten war vom hoch dotierten Gastgeber kaum etwas zu sehen. Da rettete Jensen nach einem Rockenbach-Freistoß mit der Faust (18.).
Paderborn bekam erst im zweiten Durchgang der ersten Hälfte etwas Oberwasser, ohne sich aber klare Möglichkeiten herauszuspielen. Einmal musste Orlishausen sein Können zeigen, als er nach Freistoß von Lindemann gegen Güvenisik parierte (45.).
Nach dem Wechsel ging es dann auf dem Platz auf und ab. Zunächst verfehlte Bunjaku auf der einen Seite (48.), während Loose im letzten Moment auf der anderen Seite gegen Alushi klärte (50.). Mit der Hereinnahme des früheren Erfurters Kumbela, erhöhte Paderborn den Druck und kam auch durch Lindemanns Glücksaktion zur Führung (73.). Nachdem Hauswald wenig später vom Platz gestellt wurde, nutzte Paderborn sein Überzahlspiel nun clever aus. Löning war es, der nach Wemmer-Zuspiel zum Endstand erhöhte (83.).
"In dieser Phase", so Karsten Baumann, "hatten wir sogar Glück, dass die Niederlage nicht noch deutlicher ausfiel." Für das Lob von Pavel Dotchev, dass Rot-Weiß eine sehr gute Mannschaft habe, konnte sich gestern im Lager der Gäste allerdings keiner etwas kaufen.
So blieb am Ende wenigstens der Fakt, dass die anwesenden RWE-Fans außer ein paar Rufen Richtung Dotchev friedlich blieben, erfreulich.
Paderborn: Jensen Halfar, Mohr, Holst, Gonther Krösche Wemmer, Alushi, Lindemann (85. Brandy) Damjanovic (60. Kumbela), Güvenisik (74. Löning).
Erfurt: Orlishausen Schnetzler, Pohl, Loose, Pinske Hauswald, Cinaz, Rockenbach da Silva (77. Semmer), Judt (77. Wolf) Cannizzaro, Bunjaku (85. Peßolat).
Schiedsrichter: Fischer (Leer) - Zuschauer: 9963 - Tore: 1:0 Lindemann (73.), 2:0 Löning (83.). Rote Karte: Hauswald (78./grobes Foulspiel).
14.09.2008 Von René Arand
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Alexander Schnetzler: "Wir stehen wieder auf"
Bis zum 0:1 hat Erfurt gut mitgespielt. Wieso ging danach nichts mehr?
Wir waren da in Unterzahl. Und Paderborn ist ja keine blinde Mannschaft. Die haben uns schön laufen lassen.
Wie fanden Sie die Rote Karte?
Grenzwertig. Aber ich schiebe das nicht auf den Schiedsrichter, weil das nach Alibi klingen würde.
War es ein besonderes Spiel, weil es gegen den Ex-Trainer Pavel Dotchev ging?
Ich habe in den 90 Minuten überhaupt nicht an ihn gedacht. Es ist egal, wie der gegnerische Trainer heißt. Ich weiß auch, dass Thomas Wolter der Trainer von Werder Bremens Zweiter ist.
Haben Sie nach dem Spiel Ihr Trikot getauscht? Wenn ja, mit wem denn?
Ich habe mit Matthias Holst getauscht. Wir pflegen noch immer eine enge Freundschaft. Auch unsere Frauen verstehen sich hervorragend.
Haben Sie mit ihm vor dem Spiel irgendwas gewettet?
Nein, weil das verboten ist.
Das nächste Spiel geht gegen Schlusslicht Stuttgarter Kickers. Fürchten Sie, dass Rot-Weiß mit der Favoritenrolle dann ähnlich schlecht zurecht kommt, wie im Vorjahr gegen Cottbus II?
Angst ist im Fußball ein schlechter Ratgeber. In dieser Saison zeichnet uns aus, dass wir wieder aufstehen können, wenn wir wie heute hingefallen sind.
14.09.2008 Von Fabian Zacharias
Quelle: http://www.tlz.de
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TA: Schmerzhafter Glückstreffer
So ungerecht kann Fußball sein. Da hielt der FC Rot-Weiß das Spitzenspiel 70 Minuten lang offen, war dem Tor sogar näher als Paderborn - und fuhr dennoch mit leeren Händen nach Hause.
PADERBORN. Dirk Orlishausen zuckte mit den Schultern: "Ich würde immer wieder so stehen", sagte der Erfurter Torhüter und spielte auf die entscheidende Szene in der 73. Minute an. Da erwartete er eine Flanke von Paderborns Lindemann und sah den Ball plötzlich über sich hinweg an den hinteren Innenpfosten segeln. "Der rutscht ihm völlig ab, ein absolutes Glückstor", beschrieb Orlishausen und wusste im ersten Moment gar nicht, dass er den Ball erst hinter der Linie aus dem Tor geschlagen hatte. "Ich denke, dass er gar nicht drin war", sagte er nach Abpfiff.
Doch das war nicht der einzige Aufreger, zumal die Fernsehbilder klar bewiesen, dass es ein Treffer war. Einige seiner Vorderleute reklamierten vehement, weil der Linienrichter zuvor die Fahne gehoben hatte. "Daher hatte ich die Situation schob abgehakt", meint Kapitän Alexander Schnetzler. Eine Erklärung für die kuriose Szene besaß Karsten Baumann nicht. Pavel Dotchev ging davon aus, "dass der Assistent vielleicht Abseits angezeigt und - da es ein direkter Torschuss war - die Fahne wieder herunter genommen hatte".
Letztlich zählte das Tor und entschied eine Partie, die keinen Sieger verdient hatte. Beide Mannschaften ließen dem Gegner wenig Raum zum Kombinieren, jeder Zweikampf wurde mit großem Einsatz geführt. So blieben Strafraumszenen Mangelware. Orlishausen musste nur dreimal eingreifen (Wemmer/21., Damjanovic/24., Güvenisik/45.). Auf Erfurter Seite besaßen Bunjaku (12./48.) und Hauswald (71.) die wenigen Möglichkeiten, da es dabei vor allem an der Präzision des finalen Passes haperte.
"Ein 0:0 wäre gerecht - und mir auch lieber gewesen", bekannte der starke Matthias Holst nach dem Schlusspfiff. "Weil ich noch immer an Rot-Weiß hänge, aber auch weil die Erfurter kaum etwas zugelassen haben", sagte der einstige Kapitän. Das sah Ex-Trainer Dotchev nicht anders: "Erfurt ist eine sehr gute Mannschaft. Wir hatten diesmal das nötige Glück", sagte er und gab zu, "dass für mich eine aufregende Woche einen schönen Abschluss gefunden hat."
Die Anfeindungen von Seiten der Erfurter Anhänger wären nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Auch Angst spielte wohl mit, denn sein Haus in Paderborn stand seit gestern Morgen unter Polizeischutz. Umsomehr war der Bulgare nach dem Sieg um Sachlichkeit bemüht: "Ich hoffe, dass sich das Verhältnis normalisiert, denn egal ist mir der FC Rot-Weiß noch immer nicht." Zumindest der Handschlag mit Rolf Rombach war ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Der Glückwunsch, den der Erfurter Präsident hinterherschickte, ein weiterer.
Während Orlishausen erklärte, "dass wir nie auf Rache oder Ähnliches aus waren", fand Rombach trotz der "unverdienten Niederlage" (Baumann) positive Ansätze: "Wir haben bewiesen, dass wir gegen Spitzenteams der Liga absolut mithalten können", sagte er und ärgerte sich nur über die Rote Karte von Hauswald. Mit dem Mittelfeldrenner schienen kurz nach dem Rückstand die Nerven durchgegangen zu sein. Für das rüde Foul an Gonther in Höhe Mittellinie wurde er folgerichtig vom Platz gestellt (79.).
"Danach konnten wir froh sein, nicht noch höher verloren zu haben", meinte ein geknickter Trainer Baumann. Weil seine Mannschaft alles nach vorn geworfen und damit den Abwehrverbund aufgelöst hatte, besaß Paderborn einige hochkarätige Konterchancen. Eine davon nutzte Löning zum 0:2.
14.09.2008 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA: Kommentar: Trainerfragen
Ob in Jena oder Paderborn: Gestern standen die Trainer im Mittelpunkt.
Für Henning Bürger hieß es vor dem Anpfiff gegen Stuttgart: siegen oder fliegen. Die blamable Heimniederlage ließ für die Vereinsspitze letztlich keine andere Entscheidung als die Beurlaubung zu. Wenn einem Zweitliga-Absteiger der Absturz in die Viertklassigkeit droht, muss reagiert werden. Den Bonus bei den Anhängern hatte der einstige Profi schon vor dem peinlichen Auftritt verspielt. Allerdings stehen auch die überhöhten Erwartungen des Jenaer Umfeldes in keinem Verhältnis zur Qualität der Mannschaft. Das müssen sich auch Sportdirektor und Präsidium ankreiden lassen.
Eine Beurlaubung hat Karsten Baumann trotz der Niederlage nicht zu befürchten. 70 Minuten lang war in Paderborn nicht zu erkennen, welches Team als Topfavorit der Liga gilt. Das musste auch Pavel Dotchev konstatieren, der von den mitgereisten Rot-Weiß-Fans als "Verräter" und "Zigeuner" beschimpft wurde. Unschöne Begleiterscheinungen, die nicht sein mussten. Zumal der Bulgare vor seinem plötzlichen Wechsel im Februar zweieinhalb Jahre erfolgreich in Erfurt gearbeitet hatte.
Die Flucht bedeutete schließlich auch die Chance für Baumann. Bisher hat er sie genutzt. Trotz gestriger Niederlage.
14.09.2008 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA Erfurt: Fußball, A-Junioren-Bundesliga: Schneller als "normal"
ERFURT (hö). Die Rot-Weißen sind mit ihrem zweiten Sieg in Folge, dem 2:1-Erfolg in Cottbus, weit schneller als "normal" im Alltag angekommen. ´
"Der Sieg gegen Hannover hat uns das Selbstbewusstsein gegeben, das wir in Cottbus für den Erfolg gebraucht haben", erklärte Trainer Gruew den, obwohl in Toren knapp, ungefährdeten Auftritt seiner Jungs in der Lausitz.
Natürlich kam ihnen entgegen, dass die Einheimischen vor der Partie noch ohne jeden Punkt und dementsprechend respektvoll und verunsichert waren. Dennoch überraschte schon, mit welcher Selbstverständlichkeit die Rot-Weißen mit einem herausragenden Kiebert über exzellentes Forechecking die Regie über die Partie übernahmen. Zudem wurde rasch sichtbar, dass der Gast über indivi- duell bessere Akteure verfügte. Da er diesmal infolge der Dominanz auf jeden Anflug von Überheblichkeit verzichtete, konnte der Sieger am Ende nur Rot-Weiß heißen. Er hieß so!
Nach vertaner Eingangschance, als nach Bickel-Pass Goalgetter Kammlott völlig frei per Kopf aus Nahdistanz nur den Cottbus-Keeper getroffen hatte (12.), veredelte kurz darauf Brandau am langen Pfosten einen Ruckzuck-Zug zwischen Bickel und Kammlott zur Führung (19.). Mit Kammlotts 2:0, einen Cottbuser Stellungsschnitzer eiskalt nutzend (39.), schien die Partie früh entschieden. Sie blieb es dank der Erfurter Dominanz, obwohl der überraschende Anschlusstreffer Straiths nach Bickels Tändel-Lapsus im Mittelfeld direkt vor der Pause fiel (45.). Rot-Weiß kam nach der Pause keine Sekunde in Verlegenheit und brachte den Sieg, der mit nun sechs Zählern einen Platz im Tabellen-Mittelfeld beschert, mühelos nach Hause.
14.09.2008
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
Paderborn. (tlz) Eine Umarmung mit Thiago Rockenbach da Silva, ein Plausch mit Erfurts Co-Trainer Heiko Nowak nach dem Spiel - hinterher war Trainer Pavel Dotchev nach einer für ihn nach diversen Interviews selbst ausgelösten turbulenten Woche froh, dass die Partie seines SC Paderborn gegen seinen früheren Verein gelaufen war. 2:0 gewann der Zweitliga-Absteiger gestern gegen die Thüringer.
Freude sah man in Dotchevs Gesicht nicht. Wohl auch, weil der Sieg seiner Mannen erst in der Schlussphase gegen in Unterzahl spielende Rot-Weiße (Hauswald sah nach grobem Foulspiel Rot/78.) sichergestellt wurde. "Der Glücklichere hat heute gewonnen", stellte Erfurts Trainer Karsten Baumann später fest. Recht hatte er, denn seine Mannschaft ließ bis zum späten 0:1, als sich Lindemanns als Flanke gedachter Ball über Orlishausen in die Maschen senkte, kaum eine zwingende Chance der Ostwestfalen zu.
Rot-Weiß begann stark, kam in der Anfangsphase zu einigen Eckbällen. Nach einem dieser Standards köpfte Bunjaku am Paderborner Tor vorbei (12.). In den ersten 25 Minuten war vom hoch dotierten Gastgeber kaum etwas zu sehen. Da rettete Jensen nach einem Rockenbach-Freistoß mit der Faust (18.).
Paderborn bekam erst im zweiten Durchgang der ersten Hälfte etwas Oberwasser, ohne sich aber klare Möglichkeiten herauszuspielen. Einmal musste Orlishausen sein Können zeigen, als er nach Freistoß von Lindemann gegen Güvenisik parierte (45.).
Nach dem Wechsel ging es dann auf dem Platz auf und ab. Zunächst verfehlte Bunjaku auf der einen Seite (48.), während Loose im letzten Moment auf der anderen Seite gegen Alushi klärte (50.). Mit der Hereinnahme des früheren Erfurters Kumbela, erhöhte Paderborn den Druck und kam auch durch Lindemanns Glücksaktion zur Führung (73.). Nachdem Hauswald wenig später vom Platz gestellt wurde, nutzte Paderborn sein Überzahlspiel nun clever aus. Löning war es, der nach Wemmer-Zuspiel zum Endstand erhöhte (83.).
"In dieser Phase", so Karsten Baumann, "hatten wir sogar Glück, dass die Niederlage nicht noch deutlicher ausfiel." Für das Lob von Pavel Dotchev, dass Rot-Weiß eine sehr gute Mannschaft habe, konnte sich gestern im Lager der Gäste allerdings keiner etwas kaufen.
So blieb am Ende wenigstens der Fakt, dass die anwesenden RWE-Fans außer ein paar Rufen Richtung Dotchev friedlich blieben, erfreulich.
Paderborn: Jensen Halfar, Mohr, Holst, Gonther Krösche Wemmer, Alushi, Lindemann (85. Brandy) Damjanovic (60. Kumbela), Güvenisik (74. Löning).
Erfurt: Orlishausen Schnetzler, Pohl, Loose, Pinske Hauswald, Cinaz, Rockenbach da Silva (77. Semmer), Judt (77. Wolf) Cannizzaro, Bunjaku (85. Peßolat).
Schiedsrichter: Fischer (Leer) - Zuschauer: 9963 - Tore: 1:0 Lindemann (73.), 2:0 Löning (83.). Rote Karte: Hauswald (78./grobes Foulspiel).
14.09.2008 Von René Arand
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Alexander Schnetzler: "Wir stehen wieder auf"
Bis zum 0:1 hat Erfurt gut mitgespielt. Wieso ging danach nichts mehr?
Wir waren da in Unterzahl. Und Paderborn ist ja keine blinde Mannschaft. Die haben uns schön laufen lassen.
Wie fanden Sie die Rote Karte?
Grenzwertig. Aber ich schiebe das nicht auf den Schiedsrichter, weil das nach Alibi klingen würde.
War es ein besonderes Spiel, weil es gegen den Ex-Trainer Pavel Dotchev ging?
Ich habe in den 90 Minuten überhaupt nicht an ihn gedacht. Es ist egal, wie der gegnerische Trainer heißt. Ich weiß auch, dass Thomas Wolter der Trainer von Werder Bremens Zweiter ist.
Haben Sie nach dem Spiel Ihr Trikot getauscht? Wenn ja, mit wem denn?
Ich habe mit Matthias Holst getauscht. Wir pflegen noch immer eine enge Freundschaft. Auch unsere Frauen verstehen sich hervorragend.
Haben Sie mit ihm vor dem Spiel irgendwas gewettet?
Nein, weil das verboten ist.
Das nächste Spiel geht gegen Schlusslicht Stuttgarter Kickers. Fürchten Sie, dass Rot-Weiß mit der Favoritenrolle dann ähnlich schlecht zurecht kommt, wie im Vorjahr gegen Cottbus II?
Angst ist im Fußball ein schlechter Ratgeber. In dieser Saison zeichnet uns aus, dass wir wieder aufstehen können, wenn wir wie heute hingefallen sind.
14.09.2008 Von Fabian Zacharias
Quelle: http://www.tlz.de
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TA: Schmerzhafter Glückstreffer
So ungerecht kann Fußball sein. Da hielt der FC Rot-Weiß das Spitzenspiel 70 Minuten lang offen, war dem Tor sogar näher als Paderborn - und fuhr dennoch mit leeren Händen nach Hause.
PADERBORN. Dirk Orlishausen zuckte mit den Schultern: "Ich würde immer wieder so stehen", sagte der Erfurter Torhüter und spielte auf die entscheidende Szene in der 73. Minute an. Da erwartete er eine Flanke von Paderborns Lindemann und sah den Ball plötzlich über sich hinweg an den hinteren Innenpfosten segeln. "Der rutscht ihm völlig ab, ein absolutes Glückstor", beschrieb Orlishausen und wusste im ersten Moment gar nicht, dass er den Ball erst hinter der Linie aus dem Tor geschlagen hatte. "Ich denke, dass er gar nicht drin war", sagte er nach Abpfiff.
Doch das war nicht der einzige Aufreger, zumal die Fernsehbilder klar bewiesen, dass es ein Treffer war. Einige seiner Vorderleute reklamierten vehement, weil der Linienrichter zuvor die Fahne gehoben hatte. "Daher hatte ich die Situation schob abgehakt", meint Kapitän Alexander Schnetzler. Eine Erklärung für die kuriose Szene besaß Karsten Baumann nicht. Pavel Dotchev ging davon aus, "dass der Assistent vielleicht Abseits angezeigt und - da es ein direkter Torschuss war - die Fahne wieder herunter genommen hatte".
Letztlich zählte das Tor und entschied eine Partie, die keinen Sieger verdient hatte. Beide Mannschaften ließen dem Gegner wenig Raum zum Kombinieren, jeder Zweikampf wurde mit großem Einsatz geführt. So blieben Strafraumszenen Mangelware. Orlishausen musste nur dreimal eingreifen (Wemmer/21., Damjanovic/24., Güvenisik/45.). Auf Erfurter Seite besaßen Bunjaku (12./48.) und Hauswald (71.) die wenigen Möglichkeiten, da es dabei vor allem an der Präzision des finalen Passes haperte.
"Ein 0:0 wäre gerecht - und mir auch lieber gewesen", bekannte der starke Matthias Holst nach dem Schlusspfiff. "Weil ich noch immer an Rot-Weiß hänge, aber auch weil die Erfurter kaum etwas zugelassen haben", sagte der einstige Kapitän. Das sah Ex-Trainer Dotchev nicht anders: "Erfurt ist eine sehr gute Mannschaft. Wir hatten diesmal das nötige Glück", sagte er und gab zu, "dass für mich eine aufregende Woche einen schönen Abschluss gefunden hat."
Die Anfeindungen von Seiten der Erfurter Anhänger wären nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Auch Angst spielte wohl mit, denn sein Haus in Paderborn stand seit gestern Morgen unter Polizeischutz. Umsomehr war der Bulgare nach dem Sieg um Sachlichkeit bemüht: "Ich hoffe, dass sich das Verhältnis normalisiert, denn egal ist mir der FC Rot-Weiß noch immer nicht." Zumindest der Handschlag mit Rolf Rombach war ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Der Glückwunsch, den der Erfurter Präsident hinterherschickte, ein weiterer.
Während Orlishausen erklärte, "dass wir nie auf Rache oder Ähnliches aus waren", fand Rombach trotz der "unverdienten Niederlage" (Baumann) positive Ansätze: "Wir haben bewiesen, dass wir gegen Spitzenteams der Liga absolut mithalten können", sagte er und ärgerte sich nur über die Rote Karte von Hauswald. Mit dem Mittelfeldrenner schienen kurz nach dem Rückstand die Nerven durchgegangen zu sein. Für das rüde Foul an Gonther in Höhe Mittellinie wurde er folgerichtig vom Platz gestellt (79.).
"Danach konnten wir froh sein, nicht noch höher verloren zu haben", meinte ein geknickter Trainer Baumann. Weil seine Mannschaft alles nach vorn geworfen und damit den Abwehrverbund aufgelöst hatte, besaß Paderborn einige hochkarätige Konterchancen. Eine davon nutzte Löning zum 0:2.
14.09.2008 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA: Kommentar: Trainerfragen
Ob in Jena oder Paderborn: Gestern standen die Trainer im Mittelpunkt.
Für Henning Bürger hieß es vor dem Anpfiff gegen Stuttgart: siegen oder fliegen. Die blamable Heimniederlage ließ für die Vereinsspitze letztlich keine andere Entscheidung als die Beurlaubung zu. Wenn einem Zweitliga-Absteiger der Absturz in die Viertklassigkeit droht, muss reagiert werden. Den Bonus bei den Anhängern hatte der einstige Profi schon vor dem peinlichen Auftritt verspielt. Allerdings stehen auch die überhöhten Erwartungen des Jenaer Umfeldes in keinem Verhältnis zur Qualität der Mannschaft. Das müssen sich auch Sportdirektor und Präsidium ankreiden lassen.
Eine Beurlaubung hat Karsten Baumann trotz der Niederlage nicht zu befürchten. 70 Minuten lang war in Paderborn nicht zu erkennen, welches Team als Topfavorit der Liga gilt. Das musste auch Pavel Dotchev konstatieren, der von den mitgereisten Rot-Weiß-Fans als "Verräter" und "Zigeuner" beschimpft wurde. Unschöne Begleiterscheinungen, die nicht sein mussten. Zumal der Bulgare vor seinem plötzlichen Wechsel im Februar zweieinhalb Jahre erfolgreich in Erfurt gearbeitet hatte.
Die Flucht bedeutete schließlich auch die Chance für Baumann. Bisher hat er sie genutzt. Trotz gestriger Niederlage.
14.09.2008 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA Erfurt: Fußball, A-Junioren-Bundesliga: Schneller als "normal"
ERFURT (hö). Die Rot-Weißen sind mit ihrem zweiten Sieg in Folge, dem 2:1-Erfolg in Cottbus, weit schneller als "normal" im Alltag angekommen. ´
"Der Sieg gegen Hannover hat uns das Selbstbewusstsein gegeben, das wir in Cottbus für den Erfolg gebraucht haben", erklärte Trainer Gruew den, obwohl in Toren knapp, ungefährdeten Auftritt seiner Jungs in der Lausitz.
Natürlich kam ihnen entgegen, dass die Einheimischen vor der Partie noch ohne jeden Punkt und dementsprechend respektvoll und verunsichert waren. Dennoch überraschte schon, mit welcher Selbstverständlichkeit die Rot-Weißen mit einem herausragenden Kiebert über exzellentes Forechecking die Regie über die Partie übernahmen. Zudem wurde rasch sichtbar, dass der Gast über indivi- duell bessere Akteure verfügte. Da er diesmal infolge der Dominanz auf jeden Anflug von Überheblichkeit verzichtete, konnte der Sieger am Ende nur Rot-Weiß heißen. Er hieß so!
Nach vertaner Eingangschance, als nach Bickel-Pass Goalgetter Kammlott völlig frei per Kopf aus Nahdistanz nur den Cottbus-Keeper getroffen hatte (12.), veredelte kurz darauf Brandau am langen Pfosten einen Ruckzuck-Zug zwischen Bickel und Kammlott zur Führung (19.). Mit Kammlotts 2:0, einen Cottbuser Stellungsschnitzer eiskalt nutzend (39.), schien die Partie früh entschieden. Sie blieb es dank der Erfurter Dominanz, obwohl der überraschende Anschlusstreffer Straiths nach Bickels Tändel-Lapsus im Mittelfeld direkt vor der Pause fiel (45.). Rot-Weiß kam nach der Pause keine Sekunde in Verlegenheit und brachte den Sieg, der mit nun sechs Zählern einen Platz im Tabellen-Mittelfeld beschert, mühelos nach Hause.
14.09.2008
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de