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TA: Hooligan-Gewalt im Fußball nimmt in Thüringen ab
187 Gewalttaten am Rande von Fußballspielen im Freistaat in zwei Jahren. Das klingt viel. Der Trend ist rückläufig. Fan-Projekte in der 3. Liga und Vereine, die sich um friedliche Zuschauer bemühen, ermöglichen diese Entwicklung. Andere sehen dem gewaltsamen Treiben aber auch hilflos zu.
Erfurt. Wilfried Mohren muss sich um eine Zuschrift kümmern. Einem verärgerten Zuschauer war vergangenen Samstag beim Heimspiel des FC Rot-Weiß Erfurt gegen Saarbrücken Gewalt angedroht worden. Er hatte sich darüber beschwert, dass ihm ein Fan Bier über die Kleidung kippte. Passiert war diesmal zum Glück nichts weiter.
Probleme, mit denen sich der Pressesprecher des Erfurter Fußballklubs auch beschäftigen muss. Fan-Gewalt ist bundesweit ein Thema. In Thüringen registrierte die Polizei in den vergangenen zwei Jahren 187 Gewalttaten bei Fußballspielen. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums an die Links-Fraktion hervor. Waren es vor zwei Jahren noch 105 derartige Straftaten, so zählte die Polizei im Vorjahr 82.
Leider ist der Rückgang kein wirklicher Grund zur Freude. Denn die Fälle von Körperverletzung nahmen von 40 auf 72 zu und bestätigen eine gestiegene Gewaltbereitschaft. Betroffen davon sind im gleichen Maß vor allem die beiden Vereine in Jena und Erfurt.
So existieren im Umfeld des FC Carl Zeiss Jena und des FC Rot-Weiß Erfurt mehrere Hooligan-Zusammenschlüsse. Für die Landeshauptstadt listet das Ministerium etwa 30 Personen der "Erfurter Althooligan" auf, sowie weitere 30 Mitglieder der "Kategorie EF". Dort haben sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zusammengefunden. Das Gros der in Erfurt registrierten Fußballstraftaten sollen Mitglieder dieser Gruppierung begangen haben.
Die Hooligans im Umfeld des Jenaer Vereins rekrutieren sich vor allem aus dem "Türsteher- beziehungsweise Security-Milieu der Städte Weimar, Apolda, Gera und Jena". Etwa 80 Personen werden zu dieser zumeist losen Vereinigung gezählt.
Hooligans sind nach Angaben des Innenministeriums und der beiden Fan-Projekte in Jena und Erfurt nicht einmal mehr mit Sozialarbeit und Betreuung zu erreichen.
Wacker Nordhausen spricht die Hooligan-Szene trotzdem aktiv an. "Wir hatten bereits mehrere Gesprächsrunden mit einer für die Region bekannten Gruppierung, erzählt Vereinspräsident Nico Kleofas. Das sei in der Vergangenheit sicherlich versäumt worden, sodass sich bei den Jugendlichen auch Frust aufgebaut habe. Zudem setzt der Verein auf eine intensive Zusammenarbeit mit der Polizei in der Region. Da der Vereinspräsident auch Chef einer Sicherheitsfirma ist, stellt er bei Heimspielen zusätzliche Ordner. "Das muss sein", erklärt Nico Kleofas, "um die geltenden Stadionverbote durchzusetzen". Laut Polizei bestehen Verbindungen zwischen der Nordhäuser Szene und Hooligans in Erfurt und Halle.
Wolfhardt Tomaschewski, Präsident des Thüringer Fußball-Verbandes, reagiert beim Thema Gewalt und Fußball etwas genervt. "Wir haben jedes Wochenende gut 2000 Fußballspiele", erklärt er. Zumeist sei es anspruchsvoller Sport, der Zuschauern und Spielern auch Spaß mache, fügt er an und bittet darum, die Zahlen über Gewalt richtig einzuordnen.
Beim Thüringer Fußballbund engagiert sich inzwischen mit Torsten Abicht ein erfahrener Experte, wenn es um die Arbeit mit gewaltbereiten Jugendlichen und Fans geht.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) reagierte im Vorjahr mit einem Zehn-Punkte-Programm auf Gewalt rund um den Fußball. Die Initiative reicht von Präventionsmaßnahmen, einer Verbesserung der Kommunikation bis hin zu einem Ehrenkodex für Fans. Um die Polizei zu entlasten, finden am 1. Mai keine Spiele mehr statt. Von den Aktivitäten des DFB profitieren auch die beiden Fan-Projekte in Thüringen.
Im Nationalen Konzept Sport und Sicherheit ist geregelt, dass ein Teil des Geldes aus dem Profifußball für die Fan-Arbeit aufgewendet wird. Ein weiterer Teil der Mittel kommt in Thüringen von den Kommunen der Vereine und aus dem Sozialministerium.
Das Jenaer Fan-Projekt feiert im Herbst 20-jähriges Bestehen und ist damit in Ostdeutschland das älteste. Das direkte Ansprechen und Betreuen der Gruppierungen sieht Chef Matthias Stein als wichtigste Aufgabe. Dafür gebe es Treffen im Fan-Gebäude, die Betreuer und Sozialarbeiter würden die Fans aber auch aufsuchen. "Wir versuchen, bei Konflikten zu vermitteln, fahren zu Auswärtsspielen mit, beraten aber auch bei Problemen", erklärt er. Wichtigster Termin für die Arbeit sind aber die Spiele des Vereins. Das Jenaer Fan-Projekt ist eng mit Trägern der Jugendarbeit und der Stadt Jena sowie dem Fußballklub vernetzt.
Auch das Fan-Projekt des FC Rot-Weiß Erfurt betreut mit seiner Arbeit Anhänger im Alter bis Ende 20. "Wenn wir die Jugendlichen frühzeitig erreichen, bestehen gute Chancen, dass sie sich keiner Hooligan-Gruppierung anschließen", erklärt Nico Besecke, der das Projekt leitet.
Wie in Jena gibt es in Erfurt einen Fan-Treff. Zudem ist das Projekt an Schulen aktiv und unterstützt öffentliche Veranstaltungen, beispielsweise kleine Fußballturniere.
Von der Arbeit der Fan-Projekte profitieren dürfte auch Wilfried Mohren. Briefe, wie der nach dem jüngsten Spiel, sollten künftig ausbleiben wenn es gelingt die Gewalt weiter einzudämmen.
Thüringer Hooligans in Zahlen
- Rund um Erfurt soll es etwa 60 Mitglieder in zwei Hooligan-Gruppen geben.
- Zum Jenaer Umfeld gehören etwa 80 Hooligans.
- Zur Nordhäuser Szene zählen 30 Hooligans.
- An die Datei "Gewalttäter Sport" hat Thüringen in den letzten fünf Jahren 344 Personen gemeldet.
- Im Vorjahr hat die Thüringer Polizei 126 bekannte Gewalttäter vor Fußballspielen belehrt.
Kai Mudra / 15.04.11 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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TA: Hooligan-Gewalt im Fußball nimmt in Thüringen ab
187 Gewalttaten am Rande von Fußballspielen im Freistaat in zwei Jahren. Das klingt viel. Der Trend ist rückläufig. Fan-Projekte in der 3. Liga und Vereine, die sich um friedliche Zuschauer bemühen, ermöglichen diese Entwicklung. Andere sehen dem gewaltsamen Treiben aber auch hilflos zu.
Erfurt. Wilfried Mohren muss sich um eine Zuschrift kümmern. Einem verärgerten Zuschauer war vergangenen Samstag beim Heimspiel des FC Rot-Weiß Erfurt gegen Saarbrücken Gewalt angedroht worden. Er hatte sich darüber beschwert, dass ihm ein Fan Bier über die Kleidung kippte. Passiert war diesmal zum Glück nichts weiter.
Probleme, mit denen sich der Pressesprecher des Erfurter Fußballklubs auch beschäftigen muss. Fan-Gewalt ist bundesweit ein Thema. In Thüringen registrierte die Polizei in den vergangenen zwei Jahren 187 Gewalttaten bei Fußballspielen. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums an die Links-Fraktion hervor. Waren es vor zwei Jahren noch 105 derartige Straftaten, so zählte die Polizei im Vorjahr 82.
Leider ist der Rückgang kein wirklicher Grund zur Freude. Denn die Fälle von Körperverletzung nahmen von 40 auf 72 zu und bestätigen eine gestiegene Gewaltbereitschaft. Betroffen davon sind im gleichen Maß vor allem die beiden Vereine in Jena und Erfurt.
So existieren im Umfeld des FC Carl Zeiss Jena und des FC Rot-Weiß Erfurt mehrere Hooligan-Zusammenschlüsse. Für die Landeshauptstadt listet das Ministerium etwa 30 Personen der "Erfurter Althooligan" auf, sowie weitere 30 Mitglieder der "Kategorie EF". Dort haben sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zusammengefunden. Das Gros der in Erfurt registrierten Fußballstraftaten sollen Mitglieder dieser Gruppierung begangen haben.
Die Hooligans im Umfeld des Jenaer Vereins rekrutieren sich vor allem aus dem "Türsteher- beziehungsweise Security-Milieu der Städte Weimar, Apolda, Gera und Jena". Etwa 80 Personen werden zu dieser zumeist losen Vereinigung gezählt.
Hooligans sind nach Angaben des Innenministeriums und der beiden Fan-Projekte in Jena und Erfurt nicht einmal mehr mit Sozialarbeit und Betreuung zu erreichen.
Wacker Nordhausen spricht die Hooligan-Szene trotzdem aktiv an. "Wir hatten bereits mehrere Gesprächsrunden mit einer für die Region bekannten Gruppierung, erzählt Vereinspräsident Nico Kleofas. Das sei in der Vergangenheit sicherlich versäumt worden, sodass sich bei den Jugendlichen auch Frust aufgebaut habe. Zudem setzt der Verein auf eine intensive Zusammenarbeit mit der Polizei in der Region. Da der Vereinspräsident auch Chef einer Sicherheitsfirma ist, stellt er bei Heimspielen zusätzliche Ordner. "Das muss sein", erklärt Nico Kleofas, "um die geltenden Stadionverbote durchzusetzen". Laut Polizei bestehen Verbindungen zwischen der Nordhäuser Szene und Hooligans in Erfurt und Halle.
Wolfhardt Tomaschewski, Präsident des Thüringer Fußball-Verbandes, reagiert beim Thema Gewalt und Fußball etwas genervt. "Wir haben jedes Wochenende gut 2000 Fußballspiele", erklärt er. Zumeist sei es anspruchsvoller Sport, der Zuschauern und Spielern auch Spaß mache, fügt er an und bittet darum, die Zahlen über Gewalt richtig einzuordnen.
Beim Thüringer Fußballbund engagiert sich inzwischen mit Torsten Abicht ein erfahrener Experte, wenn es um die Arbeit mit gewaltbereiten Jugendlichen und Fans geht.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) reagierte im Vorjahr mit einem Zehn-Punkte-Programm auf Gewalt rund um den Fußball. Die Initiative reicht von Präventionsmaßnahmen, einer Verbesserung der Kommunikation bis hin zu einem Ehrenkodex für Fans. Um die Polizei zu entlasten, finden am 1. Mai keine Spiele mehr statt. Von den Aktivitäten des DFB profitieren auch die beiden Fan-Projekte in Thüringen.
Im Nationalen Konzept Sport und Sicherheit ist geregelt, dass ein Teil des Geldes aus dem Profifußball für die Fan-Arbeit aufgewendet wird. Ein weiterer Teil der Mittel kommt in Thüringen von den Kommunen der Vereine und aus dem Sozialministerium.
Das Jenaer Fan-Projekt feiert im Herbst 20-jähriges Bestehen und ist damit in Ostdeutschland das älteste. Das direkte Ansprechen und Betreuen der Gruppierungen sieht Chef Matthias Stein als wichtigste Aufgabe. Dafür gebe es Treffen im Fan-Gebäude, die Betreuer und Sozialarbeiter würden die Fans aber auch aufsuchen. "Wir versuchen, bei Konflikten zu vermitteln, fahren zu Auswärtsspielen mit, beraten aber auch bei Problemen", erklärt er. Wichtigster Termin für die Arbeit sind aber die Spiele des Vereins. Das Jenaer Fan-Projekt ist eng mit Trägern der Jugendarbeit und der Stadt Jena sowie dem Fußballklub vernetzt.
Auch das Fan-Projekt des FC Rot-Weiß Erfurt betreut mit seiner Arbeit Anhänger im Alter bis Ende 20. "Wenn wir die Jugendlichen frühzeitig erreichen, bestehen gute Chancen, dass sie sich keiner Hooligan-Gruppierung anschließen", erklärt Nico Besecke, der das Projekt leitet.
Wie in Jena gibt es in Erfurt einen Fan-Treff. Zudem ist das Projekt an Schulen aktiv und unterstützt öffentliche Veranstaltungen, beispielsweise kleine Fußballturniere.
Von der Arbeit der Fan-Projekte profitieren dürfte auch Wilfried Mohren. Briefe, wie der nach dem jüngsten Spiel, sollten künftig ausbleiben wenn es gelingt die Gewalt weiter einzudämmen.
Thüringer Hooligans in Zahlen
- Rund um Erfurt soll es etwa 60 Mitglieder in zwei Hooligan-Gruppen geben.
- Zum Jenaer Umfeld gehören etwa 80 Hooligans.
- Zur Nordhäuser Szene zählen 30 Hooligans.
- An die Datei "Gewalttäter Sport" hat Thüringen in den letzten fünf Jahren 344 Personen gemeldet.
- Im Vorjahr hat die Thüringer Polizei 126 bekannte Gewalttäter vor Fußballspielen belehrt.
Kai Mudra / 15.04.11 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de