TA: RWE-Stürmer darf trotz Ramadan Fasten unterbrechen
Der FC Rot-Weiß ist an diesem Wochenende spielfrei. Für Fikri El Haj Ali - dem einzigen Moslem im Team - der ideale Zeitpunkt, um die Gebote des Ramadan zu befolgen. Das wird in den nächsten Wochen zwar selten der Fall sein. Doch der 24-Jährige muss trotzdem kein schlechtes Gewissen haben.
Erfurt. Keine Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitszufuhr zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang: Das gibt der Ramadan vor. Dieses Jahr dauert er vom 11. August bis zum 9. September. Doch da der Körper durch intensives Training viele Energiereserven verliert, kann sich eine Vielzahl von muslimischen Profisportlern nicht an die Vorgabe halten. Weil sie sonst in einen Zustand völliger Erschöpfung geraten.
Das sorgt für Gewissensbisse. Auch bei Fikri El Haj Ali. Der Stürmer mit marokkanischen Wurzeln ist Moslem. Er muss die Regeln des Ramadan, der zu den fünf Säulen des Islam zählt, eigentlich streng befolgen. Doch spätestens seit er mit 19 Profi geworden ist, falle es ihm immer schwieriger, Religion und Sport zu vereinbaren. "Zweimal am Tag trainieren geht ohne Essen und Trinken einfach nicht", erklärt der Anfang Juli von Wacker Burghausen verplichtete Stürmer. Vor zwei Jahren habe er es zuletzt versucht. In der Reha nach einer Verletzung wurde ihm aber schwindelig. "Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Da habe ich gemerkt, dass mir das Fasten schadet."
Der 24-Jährige ist einer von zahlreichen Spielern im deutschen Profi-Fußball, die vom Ramadan betroffen sind. Dazu gehören solch namhafte Akteure wie Bayer-Star Franck Ribery oder die deutschen Nationalspieler Serdar Tasci und Mesut Özil. Für sie bedeutet der Inhalt eines im Juli von der anerkannten Kairoer Al-Azhar-Universität veröffentlichten Rechtsgutachtens eine große Erleichterung: Jeder Moslem, der sich und seine Familie vom Sport ernährt, darf das Fasten unterbrechen, so das Ergebnis der Untersuchung. Tage, an denen mit dem Fasten pausiert wird, können nach Ende des Ramadan nachgeholt werden. Viele muslimische Profis atmen auf. Auch RWE-Kicker El Haj Ali. "Das ist wichtig für mich. Jetzt muss ich mir beim Essen und Trinken keine Vorwürfe mehr machen."
Der Kairoer Entscheidung war eine Kontroverse beim SSV Frankfurt, El Haj Alis früheren Verein, vorausgegangen. Drei Spieler des Zweitligisten erhielten im Oktober 2009 eine Abmahnung, darunter Landsmann Qualid Mokhtari. Der Grund: Sie hatten entgegen einer im Arbeitsvertrag vereinbarten Klausel gefastet. Gespräche zwischen dem Zentralrat der Muslime in Deutschland, der Deutschen Fußball-Liga und dem Deutschen Fußball-Bund folgten. Die Ergebnisse der Kairoer Universität haben für eine gewisse Klarheit gesorgt. Ein unabhängiges Gutachten von Rechtsanwalt Dr. Jörg Michael Günther stütze die Erkenntnisse laut "Kicker" noch. Dort wird erwähnt, dass es für einen Profisportler "unvereinbar ist, dem Körper trotz hoher Belastungen Flüssigkeit und Energiezufuhr für den Tag zu verweigern".
Seit Mittwoch, dem Beginn des Ramadan, standen für die RWE-Profis vier Trainingstage hintereinander auf dem Programm. Tage, an denen El Haj Ali nicht gefastet hat. Morgen und am Montag ist spiel- und trainingsfrei. Dann wird sich der Moslem an die Gebote halten. "Ich stelle mir den Wecker auf 4 oder 5 Uhr morgens und schlage mir vor Sonnenaufgang ordentlich den Bauch voll."
Die verpassten Fastentage will er später nachholen. Für seine Familie sei das kein Problem. "Meine Eltern und sechs Geschwister halten den Ramadan streng ein, aber sie verstehen meine Situation", sagt El Haj Ali.
Thomas Fritz / 14.08.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
Der FC Rot-Weiß ist an diesem Wochenende spielfrei. Für Fikri El Haj Ali - dem einzigen Moslem im Team - der ideale Zeitpunkt, um die Gebote des Ramadan zu befolgen. Das wird in den nächsten Wochen zwar selten der Fall sein. Doch der 24-Jährige muss trotzdem kein schlechtes Gewissen haben.
Erfurt. Keine Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitszufuhr zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang: Das gibt der Ramadan vor. Dieses Jahr dauert er vom 11. August bis zum 9. September. Doch da der Körper durch intensives Training viele Energiereserven verliert, kann sich eine Vielzahl von muslimischen Profisportlern nicht an die Vorgabe halten. Weil sie sonst in einen Zustand völliger Erschöpfung geraten.
Das sorgt für Gewissensbisse. Auch bei Fikri El Haj Ali. Der Stürmer mit marokkanischen Wurzeln ist Moslem. Er muss die Regeln des Ramadan, der zu den fünf Säulen des Islam zählt, eigentlich streng befolgen. Doch spätestens seit er mit 19 Profi geworden ist, falle es ihm immer schwieriger, Religion und Sport zu vereinbaren. "Zweimal am Tag trainieren geht ohne Essen und Trinken einfach nicht", erklärt der Anfang Juli von Wacker Burghausen verplichtete Stürmer. Vor zwei Jahren habe er es zuletzt versucht. In der Reha nach einer Verletzung wurde ihm aber schwindelig. "Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Da habe ich gemerkt, dass mir das Fasten schadet."
Der 24-Jährige ist einer von zahlreichen Spielern im deutschen Profi-Fußball, die vom Ramadan betroffen sind. Dazu gehören solch namhafte Akteure wie Bayer-Star Franck Ribery oder die deutschen Nationalspieler Serdar Tasci und Mesut Özil. Für sie bedeutet der Inhalt eines im Juli von der anerkannten Kairoer Al-Azhar-Universität veröffentlichten Rechtsgutachtens eine große Erleichterung: Jeder Moslem, der sich und seine Familie vom Sport ernährt, darf das Fasten unterbrechen, so das Ergebnis der Untersuchung. Tage, an denen mit dem Fasten pausiert wird, können nach Ende des Ramadan nachgeholt werden. Viele muslimische Profis atmen auf. Auch RWE-Kicker El Haj Ali. "Das ist wichtig für mich. Jetzt muss ich mir beim Essen und Trinken keine Vorwürfe mehr machen."
Der Kairoer Entscheidung war eine Kontroverse beim SSV Frankfurt, El Haj Alis früheren Verein, vorausgegangen. Drei Spieler des Zweitligisten erhielten im Oktober 2009 eine Abmahnung, darunter Landsmann Qualid Mokhtari. Der Grund: Sie hatten entgegen einer im Arbeitsvertrag vereinbarten Klausel gefastet. Gespräche zwischen dem Zentralrat der Muslime in Deutschland, der Deutschen Fußball-Liga und dem Deutschen Fußball-Bund folgten. Die Ergebnisse der Kairoer Universität haben für eine gewisse Klarheit gesorgt. Ein unabhängiges Gutachten von Rechtsanwalt Dr. Jörg Michael Günther stütze die Erkenntnisse laut "Kicker" noch. Dort wird erwähnt, dass es für einen Profisportler "unvereinbar ist, dem Körper trotz hoher Belastungen Flüssigkeit und Energiezufuhr für den Tag zu verweigern".
Seit Mittwoch, dem Beginn des Ramadan, standen für die RWE-Profis vier Trainingstage hintereinander auf dem Programm. Tage, an denen El Haj Ali nicht gefastet hat. Morgen und am Montag ist spiel- und trainingsfrei. Dann wird sich der Moslem an die Gebote halten. "Ich stelle mir den Wecker auf 4 oder 5 Uhr morgens und schlage mir vor Sonnenaufgang ordentlich den Bauch voll."
Die verpassten Fastentage will er später nachholen. Für seine Familie sei das kein Problem. "Meine Eltern und sechs Geschwister halten den Ramadan streng ein, aber sie verstehen meine Situation", sagt El Haj Ali.
Thomas Fritz / 14.08.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de