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11.07.2009
Nürnberger Nachrichten: Club: Zur Erholung zwei Spiele in zwei Tagen

1. FC Nürnberg: Charisteas trifft zweimal beim 3:1 in Aue. Am Samstag bei Rot-Weiß Erfurt
TA Weimar: Kein Vertrauen mehr zu Rot-Weiß


Wohin führt der Weg des größten Weimarer Fußballtalentes der letzten Jahre? Jugend-Nationalspieler Julian Börner will weg von Rot-Weiß Erfurt, er ließ den Trainingsauftakt sausen. TA sprach mit dem 18-Jährigen.

Stimmt es, dass sie Rot-Weiß nach mehr als sieben Jahren verlassen wollen?

Ja, und dieser Schritt fällt mir nicht leicht. Aber mein Vertrauensverhältnis zu Rot-Weiß ist hinüber, da gibt es nichts zu kitten. Ein Vorfall als Trainer Heiko Nowak mich geschlagen hat, war nur das Tüpfelchen auf dem i.

Wie war es dazu überhaupt gekommen?

Ich habe den Fehler gemacht, am 21. Mai beim Landesliga-Spiel gegen Gotha in unserer A-Junioren-Zweiten mitzuspielen. Die Gegenspieler hatten es echt nur auf meine Knochen abgesehen. Ungefähr in der 70. Minute kam wieder einer angerauscht, mit beiden Beinen voran, zum Glück habe ich ihn rechtzeitig gesehen. Ich bin hochgesprungen, er grätscht unter mir durch, und beim Aufkommen habe ich ihn am Kopf erwischt. Das sah der Schiri als Tätlichkeit und gab mir Rot. Ich voll unter Adrenalin, sagte noch ein paar Worte zu ihm. Das gab acht Spiele Sperre – vier für das Foul, vier für die Schiri-Beleidigung.

Und dafür hat der Trainer der Bundesliga-A-Junioren Ihnen eine geklebt?

Am nächsten Tag, vor dem Training, in der Kabine, ziemlich unvermittelt. Ich habe ihn groß angeguckt, alle anderen, die es gesehen haben, auch. Als abends mein Kumpel Steve zu mir kam, hat er mich ausgelacht und gesagt: "Bist du gegen den Schrank gelaufen oder hast du dich gehauen?" So rot war meine Wange noch.

Welches Verhältnis hatten Sie bis dahin zu Nowak?

Er war so, wie man sich einen guten Trainer vorstellt. Immer ein offenes Ohr. Er hat jetzt seine Fußballlehrer-Lizenz gemacht, er wird seinen Weg sicher gehen.

Und durch den Vorfall ist das Verhältnis zerrüttet?

Ich habe keinen Hass auf ihn, sondern immer noch großen Respekt. Er kam ein paar Tage später zu mir und hat sich entschuldigt, nachdem die Geschichte schon irgendwie die Runde im Verein gemacht gemacht hatte.

Aber das hat Ihnen nicht genügt, um die Sache auf sich beruhen zu lassen?

Wie gesagt: Der Schlag war nur das i-Tüpfelchen. Rot-Weiß hatte einige Versprechungen nicht gehalten. Manager Stephan Beutel sagte vor der Saison zu mir, dass ich meine Chance in der Männer-Ersten bekommen würde, und dort regelmäßig mittrainieren darf. Aber die Einheiten, die es dann tatsächlich wurden, können Sie an einer Hand abzählen. Gerade das fand ich aber wichtig, weil man als 18-Jähriger von diesen alten Hasen so viel lernen kann.

Von Spielen in der Ersten also ganz zu schweigen?

Pfingst-Sonnabend bekam ich plötzlich einen Anruf, ob ich morgen Zeit habe. Da brauchten sie Leute für die Heimspiel-Tour in Behringen, bei einem Keisligisten. Das war mein einziger Einsatz. Mein Mitspieler in der Jugend-Nationalmannschaft haben da andere Möglichkeiten – viele trainieren schon mit den Bundesliga-Kadern ihrer Vereine, die müssen sich gegen Leute wie Lucio oder van Bommel behaupten. Mir gaben Sie in Erfurt nicht mal die Chance, gegen Marco Riemer von Carl-Zeiss Jena zu spielen.

Also gab es den Gedanken Rot-Weiß zu verlassen, doch schon vorher?

Nach dem Vorfall mit der Ohrfeige habe ich mit meinem Berater telefoniert, der sagte: "Wir können uns nicht alles gefallen lassen." Er gab mir zwei Tage Zeit mich zu entscheiden: Es auf sich beruhen zu lassen oder ein vorzeitiges Vertragsende erwirken. Ich habe diese zwei Tage wenig geschlafen und viel geheult, war nicht in der Schule. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen.

Wer ist dieser Berater?

Karl Michael Herzog aus München. Wir arbeiten seit ungefähr zwei Jahren zusammen. Als ich in die Jugend-Nationalmannschaft kam, gab es mehrere Angebote. Meine Eltern und ich entschieden uns für ihn. Er kam sympatisch rüber, hatte Ahnung vom Fußball. Und für mich ganz wichtig: Er hat einen ehemaligen Erfurter unter Vertrag.

Falls Sie Erfurt tatsächlich verlassen – was würde Ihnen am meisten fehlen?

Die Freunde natürlich! Ich müsste mir einen neuen Verein suchen und eine neue Schule, denn das Abi nächstes Jahr will ich auf jeden Fall machen. In Erfurt und Weimar kenne ich jede Gasse. Ich weiß, wo man günstig oder auch mal fein essen gehen kann. Wo die guten Parties steigen und um welche man eher einen Bogen macht. So Dinge eben, die für einen 18-Jährigen auch nicht ganz unwichtig sind.

Wann und wie fällt die Entscheidung darüber?

Am 20. Juli gibt es einen Schlichtungstermin mit mir und dem Verein in Frankfurt. Fußball spiele ich bis dahin nur noch auf der Xbox, fit halte ich mich mit Laufen.

Interview: M.GRÜBNER




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