Ich war in Sandhausen. Sandhausen? Gibt es überhaupt eine Ortschaft gleichen Namens? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, irgendetwas von einer Ansiedlung gesehen zu haben.
In diesem Zusammenhang zunächst herzlichen Dank an die Macher des RWE-Express für ihre Routenbeschreibung nach Sandhausen - "Nach Abfahrt von der Autobahn der Beschilderung Richtung Sandhausen folgen..." - ja klar! "Links, rechts, gradeaus?" (Zitat aus "Labyrinth" von Oomph!) - DAS war die Frage! Von Sandhausen war da aber nichts zu lesen. Wie wäre es mit "zunächst der Beschilderung Richtung Schwetzingen folgen" gewesen? Egal. Heutzutage weist einem ja "Susi" aus dem Navi den Weg...
Und ehe wir uns versahen, standen wir vor einem Vertreter vom "Team Green", der uns in schroffen Ton fragte: "Zum Fußball?!!" Jaaaa - war unsere freundliche Antwort. "Dann da lang!!" Ups, der hatte wohl versalzene Spätzle von seiner Alten zum Mittag aufgetischt bekommen. Öhm - hat der uns verarschen wollen? Wir fuhren gefühlte mehrere Kilometer auf einem asphaltierten Feldweg zwischen (ich glaube Mais-) Feldern entlang. Pampa pur! Hat ja auch mal was für sich, aber wir waren relativ spät dran und wollten eigentlich zum Fußball. Keine Panik - auf unserer Schnitzeljagd begegneten wir einer Gruppe Einheimischer, die uns den Weg zu einem riesigen mit Schotter aufgeschütteten Areal wies. Wow! Das nenne ich mal "Parkplatzprobleme - was bitteschön ist das denn?" Hier waren wir richtig, was wir an einer erquicklichen Anzahl einheimischer thüringer Kennzeichen erkannten. Geschafft! Nur, wo ist das Stadion? Ein Wald war zu sehen - dort muss es wohl lang gehen. Wo "Hardtwald" draufsteht, ist auch "Hardtwald" drin. Nun denn. Also weiter auf der Schnitzeljagd durch den Wald, Richtung vernehmbarer Kirmesmusik. "Wenn hier mal mit einem Schlag tausend Fans aufschlagen - völlig unübersichtliches Gelände...", philosophierten wir, ehe wir endlich das heimeliche kleine Stadion erblickten. An der ersten Gästekasse wurden wir abgewiesen, die Karten seien alle. An der zweiten gab es nur noch Kinderkarten zu 3 €. Die Mutti im Häuschen lamentierte, dass so wenig Kinder mitgekommen seien. Aber freundlich wie Hardtwälder nunmal sind, kam sie auf die glorreiche Idee, die 3 auf den Eintrittskarten mit ihrem original schwäbischen Bleistift durchzustreichen und durch eine 10 zu ersetzen. "Man muss sich nur zu helfen wissen", plauderte sie aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz, ohne aber zu vergessen, die Security am Einlass von ihrem eigenmächtigen Tun zu informieren. Die hätten ja dort auf den Gedanken kommen können, die bösen Ossis seien Kartenfälscher. Die Mutti denkt mit! Als alles soweit geregelt schien, kam Kartennachschub und sogar noch einige Exemplare des Programmheftes "Hardtwald-Live". Also, Kommando zurück. Nach einer gefühlten halben Stunde durften wir uns endlich mit ordnungsgemäßen Eintrittskarten und Programmheft "bewaffnet" dem (lächerlichen) Sicherheitscheck am Einlass unterziehen.
Das Programmheft ist richtig dick, mit 80% farbiger Werbung und 20% Fußballanteil mit schwarz-weiß Bildern. Zufall oder Marketingstrategie? Schwarz-Weiß sind ja die Vereinsfarben...
Der Gästeblock besteht aus der gesamten Gegengerade - lang gezogen, aber höchstens 5 bis 6 Stufen. Dafür aber nah am Spielfeld, was ja auch was für sich hat. Trotz Sonnenschein standen wir im Schatten - eine Vorahnung auf das spätere Spiel unserer Helden?
Der "Ground" erinnerte mich irgendwie an unser erstes Gastspiel in Hoffenheim in der Saison 2000/01, als dort die Welt "noch in Ordnung" war - sympathischer Dorfverein. Stolz wie Oskar präsentierten sie ihre neue Videoleinwand in ihrem "Schmuckkästchen", wie sie es nennen. Ich habe schon blödere "Grounds" gesehen.
Ach ja - Fußball wurde auch gespielt. Es soll schon Mannschaften gegeben haben, die völlig unverdient Punkte entführt haben. Und deshalb ist es schlicht eine Riesensauerei, wenn uns ein glasklarer Handelfmeter verwehrt wird. Pinto wäre mit Rot vom Platz geflogen, Albert hätte den Elfer versenkt und Massimo hätte seine Chance (zum völlig unverdienten 2:2) genutzt...
Aber egal. Wie heißt es in einem Song von Oomph! sinngemäß auf ihrem neuen Album...
Wir sind für kurze Zeit hier eingefädelt,
und verlieren (uns)
und fahren wieder...
Passt zur Zeit wie die Faust aufs Auge für unsere Auswärtsspiele!
Klar, auch ich habe über die neuerliche Auswärtsniederlage und schwache Leistung unserer Helden gekotzt. Aber Fansein definiere ich nicht nur über Sieg und Niederlage. Ein gelungener Ausflug in den Hardtwald, wobei ich immer noch nicht weiß, ob es Sandhausen wirklich gibt...
In diesem Sinne...
...vorwärts, vorwärts FC Rot-Weiß Erfurt - duuu bist mein Verein...