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10.03.2011
TA: Facebook wird bei Thüringer Sportvereinen immer beliebter

Viele Menschen nutzen heute ganz selbstverständlich soziale Netzwerke wie die Internetplattform Facebook. Thüringer Sportler und Sportvereine sind da keine Ausnahme. Die meisten sehen darin eine große Chance, negative Erfahrungen sind die Ausnahme.

Erfurt/Jena. Umwälzung, Epochenwandel, Revolution: Egal wie man es bezeichnen möchte, der Aufstieg von Facebook schreitet rasant voran. Fast 650 Millionen Nutzer sind weltweit registriert. Der Hamburger Sportwissenschaftler Thomas Horky spricht gar vom "drittgrößten Land der Erde." Zwischen Juli 2010 und Januar 2011 stieg allein in Deutschland die Nutzerzahl von 10 auf 15 Millionen.

Auch die Sportwelt kann sich der Möglichkeit, im Internet Nachrichten, Bilder und andere Informationen mit Fans auszutauschen, nicht länger verschließen. Jüngst stellte selbst Felix Magath, dem lange mangelnde Kommunikation mit seinem Umfeld vorgeworfen wurde, ein eigenes Profil online. Binnen weniger Wochen hat die Seite des knorrigen Schalke-Trainers schon 150.000 Anhänger begeistert oder eben gereizt - die meisten wohl wesentlich jünger als der 57-Jährige, der sich im Sommer offenbar von seiner Position verabschieden wird.

Für die Facebook-Generation ist der Austausch im Internet fast genau so wichtig wie jener im "richtigen Leben". Etwa für Kerstin Wohlbold vom Handball-Bundesligisten Thüringer HC. "Es ist schon toll, wenn mir nach einem erfolgreichen Spiel Fans auf Facebook gratulieren und die Leistung der Mannschaft anerkennen", sagt die Spielführerin. Unter ihren Mannschaftskolleginnen gebe es nur eine einzige Facebook-Verweigerin. Der offiziellen Vereinsgruppe gehören knapp 200 Mitglieder an.

Beim derzeit erfolgreichsten Thüringer Fußball-Verein, dem FC Rot-Weiß Erfurt, wird die offizielle Facebook-Gruppe seit einem Jahr vom Bachelor-Studenten Markus Schäfer betreut. Der 21-Jährige ist im Rahmen seines Betriebswirtschafts-Studiums drei Tage die Woche beim FC Rot-Weiß tätig. "Etwa eine Stunde am Tag muss ich mir dafür Zeit nehmen", erklärt Schäfer. "Ich beantworte Fananfragen, verwalte die Diskussionsforen und trage neue Veranstaltungen ein." Die Arbeit im Internet, ist Schäfer sicher, werde den Kommunikationsgewohnheiten der heutigen Fangeneration gerecht.

Beim Carl Zeiss Jena kümmert sich Pressesprecher Andreas Trautmann um die von weit mehr als 1400 Nutzern verfolgte Seite. 15 bis 30 Minuten täglich. "Facebook hat großes Potenzial", zeigt sich Trautmann vom Angebot des von Jungunternehmer Mark Zuckerberg gegründeten US-Konzerns begeistert. Gerade zum Lancieren kleiner Details und Anekdoten sei es perfekt geeignet. "Eine Kurzinfo über das Wetter im Trainingslager wäre für die Vereins-Webseite unangemessen", so der 36-Jährige. Facebook lebt aber gerade von solchen Randgeschichten, an denen viele Fans großes Interesse zeigen. Und dem kürzeren Draht zum Verein, mit dem man nun plötzlich auf einfachem Wege selber in Dialog treten kann.

Was hat es aber mit den häufig diskutierten Schattenseiten des Internets auf sich? Verführt die virtuelle Anonymität nicht doch den einen oder anderen zu beleidigenden Äußerungen oder anderen aufdringlichen Verhaltensweisen?

Kerstin Wohlbold weiß einen solchen Fall zu berichten. "Ein THC-Fan hat mir immer wieder Nachrichten geschickt. Das wurde mir irgendwann zu viel - ich fand das merkwürdig", so die 27-Jährige. Freunde hätten ihr dann gezeigt, wie man bei den "Privatsphäre-Einstellungen" den Kontakt zu anderen Facebook-Nutzern dauerhaft beendet. Auf die Vorzüge der Plattform will die Baden-Württembergerin dennoch nicht verzichten.

Bei Carl Zeiss Jena und dem FC Rot-Weiß Erfurt hat man derlei Erfahrungen bislang nicht gemacht. "Ich musste noch nie einen Beitrag entfernen", versichert Andreas Trautmann. Auch RWE-Facebooker Markus Schäfer verweist höchstens auf die eine oder andere ironische Bemerkung von Jena-Anhängern, aber "nichts unter der Gürtellinie".
Vorsicht ist aber auch aus anderen Gründen geboten. Dr. Katharina Wiese, Erfurter Anwältin mit Schwerpunkt Medien-, Urheber und Onlinerecht, gibt zu bedenken, dass das im kalifornischen Palo Alto ansässige Unternehmen rein werbefinanziert ist und sein Geld auch mit dem Verkauf von Nutzerdaten an Drittfirmen verdient. "Wer dort Informationen einspeist", so die 27-Jährige, "sollte sich dessen bewusst sein." Wiese stellt die Vorzüge, die Facebook im Hinblick auf Kommunikation und Kontaktpflege mit sich bringt, nicht in Abrede. Zugleich weist sie aber auf die im Vergleich zum deutschen Recht eher laxen Datenschutzbestimmungen hin.

Risiken, so Wiese, bestünden allerdings schon in der Anmeldung an sich -weniger im Beitritt zu Fußball-Fangruppen. Dem pflichten auch die Vertreter der Vereine bei. "Auf den Umgang der Nutzer mit ihren persönlichen Daten", meint Markus Schäfer, "haben wir keinen Einfluss."

Die andauernde Datenschutz-Debatte steht dem positiven Image des sozialen Netzwerkes unter den Sportvereinen nicht im Wege. Die Verlockung, auf einfachem Wege neue Fangruppen zu erschließen, ist groß. Wie genau, ist derzeit noch offen. Mit einem Online-Konzept können beide Vereine nicht aufwarten. "Dafür ist alles zu neu", meint Andreas Trautmann. "Wir verlassen uns erstmal auf die Selbstverbreitungskräfte des Internets."

Selbstverbreitung scheint mitunter gleichbedeutend mit Grenzüberschreitung zu sein. "Die Analyse der Wohnorte unserer virtuellen Anhänger hat zu einer kleinen Überraschung geführt", berichtet Trautmann schmunzelnd. "Die Stadt mit den meisten Carl Zeiss-Sympathisanten ist - mit großem Abstand - Erfurt."

Thomas Fritz / 10.03.11 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de

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