TLZ: Der Fußball-Trainer mit dem schrägen Humor
Gotha/Weimar. (tlz) Er hätte auch Feuerwehrmann werden können, oder Entertainer: Hans Meyer haut mehr Sprüche raus als manche Torjäger Treffer erzielen können. 65 Jahre alt wird der gebürtige Briesener im November. Eigentlich wollte er da, wie er vor Jahren einmal sagte, längst seine Rosen im Garten verschneiden, an die ihn - wie Freunde behaupten - seine Frau in Wirklichkeit gar nicht heranlässt. Doch Meyer kann vom Fußball nicht lassen. 17 Monate nach seinem Abschied von Hertha BSC gab er am 9. November 2005 seinen Einstand beim 1. FC Nürnberg, sicherte mit dem Club am 32. Spieltag den Klassenerhalt und feierte ein Jahr später sensationell den Pokalsieg und die Uefa-Cup-Teilnahme.
Wie im falschen Film
"Ich will Champions League spielen", sagte Meyer am Dienstagabend beim Spiel seiner Mannen gegen Rot-Weiß Erfurt in Gotha - mit ernster Miene. Wer Meyer kennt, weiß, dass hinter solchen Sätzen stets ein Augenzwinkern steckt. Meyer lässt sich nicht leicht packen. Und manch ein Journalist, der ihm eine Frage stellt, glaubt bei der Antwort im falschen Film zu sein. Wie jener MDR-Reporter, der Meyer in Gotha nach dem Saisonfehlstart des FC Carl Zeiss Jena in der 2. Liga hinterfragt. "Ich habe noch nie gehört, dass ein Verein schon am vierten Spieltag abgestiegen ist. So ein Mist wird jetzt auch in Cottbus erzählt", sagt Meyer zürnig und stellt vor laufender Kamera die Gegenfrage: "Hat Neubarth dort an Spielern die bekommen, die er wollte? Ich stelle mich, im Gegensatz zu manchem Journalisten schützend vor die Trainer, die aus Sch... Butter machen." So kennt man den Trainerfuchs, der einst mit 29 Jahren in Jena jüngster Trainer der DDR-Oberliga wurde, der mit den Saalestädtern vier Mal Vizemeister, drei Mal Pokalsieger wurde, und der die Saalestädter 1981 in das Europacupfinale der Pokalsieger führte. Hans Meyer verfolgt das Thüringer Fußballgeschehen nur noch aus der Ferne. Doch er steht zu seiner Meinung, wenn er sagt: "Jena schafft mit seiner altbekannten Moral die Klasse. Ich würde Neubarth Zeit ohne Ende geben." Hans Meyer war einige Stunden in seiner Fußball-Heimat Thüringen. Zeit, dort Freunde zu treffen, sich mit ihnen über vergangene Zeiten zu unterhalten, die hatte er nicht viel. Nürnbergs Tross lehnte die Einladung des Wacker-Vorstandes, gemeinsam zu Abend zu essen, aus Termingründen ab.
"Überhaupt", sagt Meyer auf TLZ-Anfrage, "ich habe hier nicht nur Freunde. Mancher möchte mir hier gerne aus dem Wege gehen." Und fügt dann noch hinzu: "Am Wochenende bin ich wieder in Thüringen, gehe mit Freunden essen oder ins Kino. Aber wo ich da bin, das verrate ich Ihnen nicht."
Es ist seine Ausstrahlung, die ihn trotz aller Schrulligkeiten und seines schrägen Humors beliebt machen. Das ist in Jena so und auch in Erfurt, wo er von 1984 bis 1987 das Zepter führte. Insider von damals schwören noch heute, dass in seinem Trainerzimmer am Steigerwald täglich das Licht am längsten an war. "An Rot-Weiß", sagt er, "habe ich keine guten Erinnerungen. Ich hatte dort eine super Truppe, aber nichts erreicht." Was Meyer meint, waren Spieler wie Armin Romstedt, Martin Busse oder Jürgen Heun. Ein Paradesturm, um den ihn damals die ganze Oberliga beneidete. Und die er zu Nationalspielern formte. Doch das Team wurde national der Konkurrenz nie ebenbürtig. Nur vom Gruppensieg im Intertoto-Cup mit den spektakulären Siegen 1985 gegen Fortuna Düsseldorf (6:1, 3:0) und Twente Enschede (4:0/Meyers erste Station nach der Wende für fünf lange Jahre) sprechen sie heute noch in Erfurt.
Wiedersehen im Pokal
Heute spricht ganz Fußball-Deutschland über jenen Mann, der einst in Jena die Nachfolge von Trainer-Guro Georg Buschner angetreten hatte. Für den Pokalsieg 2007 beim "Club" wird man ihm irgendwann im fränkischen sicher ein Denkmal bauen. Hans Meyer wird das wenig interessieren, wenn er dereinst in Fußball-Rente ist. Lobhudeleien irgendwelcher Art hat er eh nie gemocht. "Im Fußball baut man dir schnell ein Denkmal. Aber genauso schnell pinkelt man es an", hat er mal gesagt. Ende Oktober ist Meyer wieder in Thüringen, diesmal höchst dienstlich, wenn sein 1. FCN beim FC Carl Zeiss als Pokalverteidiger die zweite Hauptrunde überstehen will.Hans Meyer, der einst auch Erfurt und Jena betreute, ist ein Fußball-Trainer mit Leib und Seele. Fotos (4): tlz/Peter Michaelis
05.09.2007 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
Gotha/Weimar. (tlz) Er hätte auch Feuerwehrmann werden können, oder Entertainer: Hans Meyer haut mehr Sprüche raus als manche Torjäger Treffer erzielen können. 65 Jahre alt wird der gebürtige Briesener im November. Eigentlich wollte er da, wie er vor Jahren einmal sagte, längst seine Rosen im Garten verschneiden, an die ihn - wie Freunde behaupten - seine Frau in Wirklichkeit gar nicht heranlässt. Doch Meyer kann vom Fußball nicht lassen. 17 Monate nach seinem Abschied von Hertha BSC gab er am 9. November 2005 seinen Einstand beim 1. FC Nürnberg, sicherte mit dem Club am 32. Spieltag den Klassenerhalt und feierte ein Jahr später sensationell den Pokalsieg und die Uefa-Cup-Teilnahme.
Wie im falschen Film
"Ich will Champions League spielen", sagte Meyer am Dienstagabend beim Spiel seiner Mannen gegen Rot-Weiß Erfurt in Gotha - mit ernster Miene. Wer Meyer kennt, weiß, dass hinter solchen Sätzen stets ein Augenzwinkern steckt. Meyer lässt sich nicht leicht packen. Und manch ein Journalist, der ihm eine Frage stellt, glaubt bei der Antwort im falschen Film zu sein. Wie jener MDR-Reporter, der Meyer in Gotha nach dem Saisonfehlstart des FC Carl Zeiss Jena in der 2. Liga hinterfragt. "Ich habe noch nie gehört, dass ein Verein schon am vierten Spieltag abgestiegen ist. So ein Mist wird jetzt auch in Cottbus erzählt", sagt Meyer zürnig und stellt vor laufender Kamera die Gegenfrage: "Hat Neubarth dort an Spielern die bekommen, die er wollte? Ich stelle mich, im Gegensatz zu manchem Journalisten schützend vor die Trainer, die aus Sch... Butter machen." So kennt man den Trainerfuchs, der einst mit 29 Jahren in Jena jüngster Trainer der DDR-Oberliga wurde, der mit den Saalestädtern vier Mal Vizemeister, drei Mal Pokalsieger wurde, und der die Saalestädter 1981 in das Europacupfinale der Pokalsieger führte. Hans Meyer verfolgt das Thüringer Fußballgeschehen nur noch aus der Ferne. Doch er steht zu seiner Meinung, wenn er sagt: "Jena schafft mit seiner altbekannten Moral die Klasse. Ich würde Neubarth Zeit ohne Ende geben." Hans Meyer war einige Stunden in seiner Fußball-Heimat Thüringen. Zeit, dort Freunde zu treffen, sich mit ihnen über vergangene Zeiten zu unterhalten, die hatte er nicht viel. Nürnbergs Tross lehnte die Einladung des Wacker-Vorstandes, gemeinsam zu Abend zu essen, aus Termingründen ab.
"Überhaupt", sagt Meyer auf TLZ-Anfrage, "ich habe hier nicht nur Freunde. Mancher möchte mir hier gerne aus dem Wege gehen." Und fügt dann noch hinzu: "Am Wochenende bin ich wieder in Thüringen, gehe mit Freunden essen oder ins Kino. Aber wo ich da bin, das verrate ich Ihnen nicht."
Es ist seine Ausstrahlung, die ihn trotz aller Schrulligkeiten und seines schrägen Humors beliebt machen. Das ist in Jena so und auch in Erfurt, wo er von 1984 bis 1987 das Zepter führte. Insider von damals schwören noch heute, dass in seinem Trainerzimmer am Steigerwald täglich das Licht am längsten an war. "An Rot-Weiß", sagt er, "habe ich keine guten Erinnerungen. Ich hatte dort eine super Truppe, aber nichts erreicht." Was Meyer meint, waren Spieler wie Armin Romstedt, Martin Busse oder Jürgen Heun. Ein Paradesturm, um den ihn damals die ganze Oberliga beneidete. Und die er zu Nationalspielern formte. Doch das Team wurde national der Konkurrenz nie ebenbürtig. Nur vom Gruppensieg im Intertoto-Cup mit den spektakulären Siegen 1985 gegen Fortuna Düsseldorf (6:1, 3:0) und Twente Enschede (4:0/Meyers erste Station nach der Wende für fünf lange Jahre) sprechen sie heute noch in Erfurt.
Wiedersehen im Pokal
Heute spricht ganz Fußball-Deutschland über jenen Mann, der einst in Jena die Nachfolge von Trainer-Guro Georg Buschner angetreten hatte. Für den Pokalsieg 2007 beim "Club" wird man ihm irgendwann im fränkischen sicher ein Denkmal bauen. Hans Meyer wird das wenig interessieren, wenn er dereinst in Fußball-Rente ist. Lobhudeleien irgendwelcher Art hat er eh nie gemocht. "Im Fußball baut man dir schnell ein Denkmal. Aber genauso schnell pinkelt man es an", hat er mal gesagt. Ende Oktober ist Meyer wieder in Thüringen, diesmal höchst dienstlich, wenn sein 1. FCN beim FC Carl Zeiss als Pokalverteidiger die zweite Hauptrunde überstehen will.Hans Meyer, der einst auch Erfurt und Jena betreute, ist ein Fußball-Trainer mit Leib und Seele. Fotos (4): tlz/Peter Michaelis
05.09.2007 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de