TA: Ex-Erfurter Carsten Kammlott: "Bespuckt und beleidigt"
Vier Monate nach seinem Wechsel vom FC Rot-Weiß zu RB Leipzig ist Carsten Kammlott erst jetzt beim Regionalligisten richtig angekommen. Gegen Hertha II (2:0) erzielte er am Sonntag sein erstes Pflichtspiel-Tor. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen als RB-Spieler, die nicht immer angenehm sind.
Haben Sie sich schon rasiert?
Oh ja, Sonntagabend gleich. Es wurde auch langsam Zeit.
Weil der Bart gejuckt hat?
Auch. Aber vor allem, weil ich endlich treffen wollte. Dass es so lange nicht klappen wollte, hat mehr genervt als das Krabbeln.
Wie kam es überhaupt dazu, den Bart wachsen zu lassen?
Das war nach dem HSV-Spiel vor sechs Wochen. Da habe ich Daniel Frahn und Stefan Kutschke gefragt, was ich nur machen kann, um wieder zu treffen. Die haben aus Jux gesagt, ich solle mich nicht mehr rasieren.
Wie groß war nun die Befreiung nach dem ersten Tor?
Unbeschreiblich. Ich denke, jeder Stürmer kann nachvollziehen, wie schwer so eine Zeit ist.
Gab es Momente, in denen Sie an sich gezweifelt haben?
Eigentlich nicht. Ich habe mich zwar oft gefragt, woran es liegen könnte. Aber ich habe mich davon nicht runterziehen lassen. Ich bin ja noch jung. Da ist ein Leistungs-Loch normal. Außerdem hat der Trainer immer wieder gesagt, ich soll locker bleiben.
Erhielten Sie auch Aufmunterungen aus der Heimat?
Ja, von Freunden oder aus der Familie. Auch über einige SMS aus Erfurt habe ich mich gefreut.
Wer waren die Absender?
Martin Pohl, Jens Möckel und Tino Semmer. Sie haben mir immer wieder Mut gemacht.
Hatten Sie, als Sie sich häufig auf der Bank wiederfanden, Ihren Wechsel bereits bereut?
Nein. Der Trainer hat mir immer wieder gesagt, dass er auf mich baut. Deshalb gab es keinen Grund zu resignieren.
Aber die Situation muss doch ungewohnt gewesen sein. In Erfurt sind Sie vom A-Junior zur Stammkraft aufgestiegen. . .
Sicher will man immer spielen. Doch es war eine Erfahrung, die einen stärker machen kann.
Worin unterscheiden sich RB Leipzig und der FC Rot-Weiß aus Ihrer Sicht am meisten?
Im Stadion ... Was das Sportliche betrifft, war es in der 3. Liga einfacher. Da hatte man mehr Platz zum Spielen. Und in Erfurt war nicht jeder gegen uns.
Welches war Ihr bisher negativstes Erlebnis dieser Art?
Das war in Lübeck. Als wir dort aus dem Bus stiegen, wurden wir von den Fans bespuckt und übel beleidigt. Man lernt hier ja, Beschimpfungen zu ignorieren. Aber was in Lübeck ablief, ging weit unter die Gürtellinie.
Können Sie die Antipathie gegenüber RB nachvollziehen?
Ich weiß, dass dem Verein vorgeworfen wird, keine Tradition zu haben und mit dem Geld um sich zu werfen. Doch das Konzept ist für den Osten eine Riesen-Sache. In zwei, drei Jahren wird in Leipzig Bundesliga-Fußball live zu sehen sein.
Ein Selbstläufer scheint der Durchmarsch in Liga drei allerdings nicht zu werden.
Ja, die Chemnitzer spielen eine richtig gute Runde und sind bereits sechs Punkte weg. Es wird schwer, sie noch einzufangen. Wenn wir jedoch das Heimspiel Ende November gegen sie gewinnen, sieht es gleich besser aus.
Wie sehr haben Sie die Äußerungen jener Kritiker geärgert, die mit Unverständnis auf Ihren Weg in die 4. Liga reagierten?
Ich habe sie zur Kenntnis genommen mehr nicht. Ich kann auch in der Regionalliga noch viel lernen. Außerdem sehe ich in Leipzig die große Chance, einmal Bundesliga zu spielen. Und ich konnte in der Nähe meiner Heimat bleiben. In einer Stunde bin ich zu Hause in Nausitz.
Und das viele Geld?
Wenn man sich finanziell verbessern kann, macht man es sicherlich nicht ungern. Aber das war nicht mein Hauptgrund.
Wann waren Sie das letzte Mal im Steigerwaldstadion?
Beim 0:1 gegen Rostock. Danach gab es nur noch Siege für Rot-Weiß. Ich hoffe, dass sie mich trotzdem wieder reinlassen.
Marco Alles / 03.11.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
Vier Monate nach seinem Wechsel vom FC Rot-Weiß zu RB Leipzig ist Carsten Kammlott erst jetzt beim Regionalligisten richtig angekommen. Gegen Hertha II (2:0) erzielte er am Sonntag sein erstes Pflichtspiel-Tor. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen als RB-Spieler, die nicht immer angenehm sind.
Haben Sie sich schon rasiert?
Oh ja, Sonntagabend gleich. Es wurde auch langsam Zeit.
Weil der Bart gejuckt hat?
Auch. Aber vor allem, weil ich endlich treffen wollte. Dass es so lange nicht klappen wollte, hat mehr genervt als das Krabbeln.
Wie kam es überhaupt dazu, den Bart wachsen zu lassen?
Das war nach dem HSV-Spiel vor sechs Wochen. Da habe ich Daniel Frahn und Stefan Kutschke gefragt, was ich nur machen kann, um wieder zu treffen. Die haben aus Jux gesagt, ich solle mich nicht mehr rasieren.
Wie groß war nun die Befreiung nach dem ersten Tor?
Unbeschreiblich. Ich denke, jeder Stürmer kann nachvollziehen, wie schwer so eine Zeit ist.
Gab es Momente, in denen Sie an sich gezweifelt haben?
Eigentlich nicht. Ich habe mich zwar oft gefragt, woran es liegen könnte. Aber ich habe mich davon nicht runterziehen lassen. Ich bin ja noch jung. Da ist ein Leistungs-Loch normal. Außerdem hat der Trainer immer wieder gesagt, ich soll locker bleiben.
Erhielten Sie auch Aufmunterungen aus der Heimat?
Ja, von Freunden oder aus der Familie. Auch über einige SMS aus Erfurt habe ich mich gefreut.
Wer waren die Absender?
Martin Pohl, Jens Möckel und Tino Semmer. Sie haben mir immer wieder Mut gemacht.
Hatten Sie, als Sie sich häufig auf der Bank wiederfanden, Ihren Wechsel bereits bereut?
Nein. Der Trainer hat mir immer wieder gesagt, dass er auf mich baut. Deshalb gab es keinen Grund zu resignieren.
Aber die Situation muss doch ungewohnt gewesen sein. In Erfurt sind Sie vom A-Junior zur Stammkraft aufgestiegen. . .
Sicher will man immer spielen. Doch es war eine Erfahrung, die einen stärker machen kann.
Worin unterscheiden sich RB Leipzig und der FC Rot-Weiß aus Ihrer Sicht am meisten?
Im Stadion ... Was das Sportliche betrifft, war es in der 3. Liga einfacher. Da hatte man mehr Platz zum Spielen. Und in Erfurt war nicht jeder gegen uns.
Welches war Ihr bisher negativstes Erlebnis dieser Art?
Das war in Lübeck. Als wir dort aus dem Bus stiegen, wurden wir von den Fans bespuckt und übel beleidigt. Man lernt hier ja, Beschimpfungen zu ignorieren. Aber was in Lübeck ablief, ging weit unter die Gürtellinie.
Können Sie die Antipathie gegenüber RB nachvollziehen?
Ich weiß, dass dem Verein vorgeworfen wird, keine Tradition zu haben und mit dem Geld um sich zu werfen. Doch das Konzept ist für den Osten eine Riesen-Sache. In zwei, drei Jahren wird in Leipzig Bundesliga-Fußball live zu sehen sein.
Ein Selbstläufer scheint der Durchmarsch in Liga drei allerdings nicht zu werden.
Ja, die Chemnitzer spielen eine richtig gute Runde und sind bereits sechs Punkte weg. Es wird schwer, sie noch einzufangen. Wenn wir jedoch das Heimspiel Ende November gegen sie gewinnen, sieht es gleich besser aus.
Wie sehr haben Sie die Äußerungen jener Kritiker geärgert, die mit Unverständnis auf Ihren Weg in die 4. Liga reagierten?
Ich habe sie zur Kenntnis genommen mehr nicht. Ich kann auch in der Regionalliga noch viel lernen. Außerdem sehe ich in Leipzig die große Chance, einmal Bundesliga zu spielen. Und ich konnte in der Nähe meiner Heimat bleiben. In einer Stunde bin ich zu Hause in Nausitz.
Und das viele Geld?
Wenn man sich finanziell verbessern kann, macht man es sicherlich nicht ungern. Aber das war nicht mein Hauptgrund.
Wann waren Sie das letzte Mal im Steigerwaldstadion?
Beim 0:1 gegen Rostock. Danach gab es nur noch Siege für Rot-Weiß. Ich hoffe, dass sie mich trotzdem wieder reinlassen.
Marco Alles / 03.11.10 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de