TLZ: "Wir waren einfach schlecht"
Erfurt. (tlz) Noch 20 Minuten nach dem Spiel stand Dirk Orlishausen beim Smalltalk mit einigen Anhängern vor dem Zaun unterhalb der Anzeigetafel. Es herrschte Redebedarf nach dem 1:2 gegen Neuling Heidenheim. Redebedarf nach einer Leistung, die in dieser Saison ihresgleichen gesucht und bei der sich selbst Präsident Rolf Rombach kopfschüttelnd vorzeitig vom Spielfeldrand Richtung Katakomben der Tribüne verabschiedet hatte. Ausgerechnet Orlishausen stellte sich den fassungslosen Fans. Ausgerechnet er, der mit zahlreichen Glanztaten seine Mannschaft bis zum Abpfiff noch im Spiel gehalten hatte.
Ausgerechnet er, der wie in der Woche zuvor Jenas Carsten Nulle als Torwart Sekunden vor dem Ende in den gegnerischen Strafraum geeilt war, dort nach Freistoß von Rockenbach da Silva per Kopf tatsächlich noch fast das 2:2 markiert hätte, aber am bärenstarken Eric Sabanov gescheitert war. Es wäre unverdient gewesen!
Doch Erfurts Bester an diesem Tag stellte sich den Fragen einer handvoll Wissbegieriger. Dabei hätte nach den 90 Minuten das ganze Stadion gern erfahren, was mit den Rot-Weißen los war. "Wir haben schwach gespielt", gab Rainer Hörgl zu, nachdem das Dilemma für seine Kicker schon nach sechs Minuten seinen Lauf genommen hatte, als Patrick Mayer mit einem einzigen langen Pass aus dem Mittelfeld Erfurts Defensivzentrum alt aussehen ließ und sich Andreas Spann bei seinem Treffer einen regelrechten Spaß draus machte, die Pohl und Co. vorzuführen. "Wenn wie bei diesem frühen Treffer ein Spieler allein auf unser Tor zuläuft, dann stimmt etwas nicht", meinte Hörgl. Es stimmte gegen Heidenheim eine Menge nicht. Und das zog sich nach dem Rückstand wie ein roter Faden durch das Team.
Die Gäste dominierten die erste halbe Stunde, hätten durch Mayer, der an Orlishausen scheiterte, nachlegen können und müssen (15.). Auch als Heidenheim später das Spiel etwas aus der Hand gab, brachte Rot-Weiß gegen gut gestaffelte Baden-Württemberger wenig Konstruktives zustande. Abgesehen vom Ausgleich durch Rockenbach da Silva, der nach Flanke von Dennis Hillebrand mit dem Kopf zur Stelle war (37.). Minuten zuvor wurde Hörgl wegen Reklamierens auf die Tribüne verbannt, schwor seine Kicker aber zur Halbzeit eindringlich darauf ein, nun endlich näher am Gegenspieler zu stehen und endlich mehr Kampfgeist zu zeigen.
Den konnte man den Gastgebern nach dem Wechsel zwar nicht absprechen, dennoch wirkten die Aktionen nur halbherzig. Wie die Bälle nun gewonnen wurden, wurden sie meist auch gleich wieder verloren. Zudem landeten die Flanken von den Außenbahnen zu achtzig Prozent beim Gegner. "Natürlich trainieren wir das alles", stellte Hörgl klar und gestand: "Mit dieser Form heute hätte ich nicht gerechnet."
Auch der glücklose Carsten Kammlott, der in der zweiten Hälfte einem an ihm verwirkten und nicht gegebenen Strafstoß nachtrauerte, hob nach dem Abpfiff ratlos die Schulter: "Unseren Auftritt hatten wir uns anders vorgestellt." Vielleicht war der Geist ja tatsächlich willig, in guten Aktionen aber schlug sich das nicht nieder. Mit fortlaufender Spielzeit konnte Heidenheim auf fremdem Geläuf, kam so durch Marc Schnatterer - der Martin Pohl, Jens Möckel und Orlishausen alt aussehen ließ - zum 1:2 (62.). Erfurts Keeper rettete später noch großartig gegen Mayers Schuss aus 14 Metern (78.) und musste in der Schlussphase mit ansehen wie Rockenbach (86.) und Tino Semmer (89.) beste Einschussmöglichkeiten regelrecht verstolperten. Dass ausgerechnet ihm der Ausgleich kurz vor Schluss versagt blieb, war tragisch und für Rainer Hörgl aber eine logische Schlussfolgerung eines grauenhaften Auftritts seiner Mannschaft: "Wir stehen zurecht mit leeren Händen da, weil wir einfach schlecht waren."
Erfurt: Orlishausen - Malura, Pohl, Möckel, Hillebrand - Cinaz (70. Stenzel) - Bölstler, Rockenbach, Becker (80. Pagenburg) - Semmer, Kammlott (76. Lüttmann).
Heidenheim: Sabanov - Meier, Krebs, Göhlert, Feistle - Weil (78. Beisel), Gül (86. Heidenfelder), Bagceci, Schnatterer - Spann (88. Jarosch), Mayer.
Schiedsrichter: Tim Sönder (Lübeck). Tore: 0:1 Spann (6.), 1:1 Rockenbach (37.), 1:2 Schnatterer (62.). Zuschauer: 4778.
Fotogalerie unter:
http://www.tlz.de/startseite
28.02.2010 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Der nette Herr Hörgl zieht die Zügel an
Erfurt. (tlz) Der letzte Rest vom Lächeln gefror ihm im Gesicht, als Heidenheims Trainer Frank Schmidt auf die Frage eines Reporters, ob man denn im Falle eines Aufstiegs für die 2. Liga gewappnet sei, antwortete, dass man das zumindest in Sachen Sportstätte sei. Gerade werde das Stadion für 14 Millionen Euro umgebaut, gerade habe man zwei neue Trainingsplätze erhalten. Diesen Luxus pur wie im Ländle kennt Rainer Hörgl in der Landeshauptstadt Erfurt nicht. Als wenn dem 52-Jährigen am Sonnabend nicht schon genug die Laune verdorben war.
Da war das 1:2 seiner Mannschaft beim ersten Heimauftritt nach fast drei Monaten Pause. Da war seine Verbannung auf die Tribüne nach einer halben Stunde, nur weil er sich gewagt hatte, nach einem Foul an Manuel Bölstler - dem mehrere kleine ungeahndete Nicklichkeiten gegen seine Spieler vorausgingen - den Linienrichter zu fragen, was denn hier los sei. "Ich habe niemanden beleidigt", schwört Hörgl, der nun wahrlich nicht als Fußball-Lautsprecher bekannt ist. Dennoch schickte ihn Tim Sönder auf die Tribüne. 27 Jahre jung ist der Mann aus Lübeck, der am Sonnabend sein achtes Drittligaspiel in dieser Saison gepfiffen hat und der mit acht gelben Karten sein Konto auf stattliche 42 erhöhte.
"Ich moniere es von Anfang an", sagt Hörgl, "dass die Schiedsrichter in dieser Liga, in der es für die Vereine um so viel geht, viel zu jung sind sind. Das sind Jungs, die oftmals überfordert sind." So kannte man Rainer Hörgl bis zum Sonnabend nicht. Doch Recht hatte er: "Ein erfahrener Schiedsrichter hätte in dieser Situation mehr Fingerspitzengefühl gezeigt und mich gebeten, mich einfach wieder auf meine Bank zu setzen."
Freilich hatte die traurige Vorstellung seiner Mannschaft nichts mit seiner Roten Karte zu tun. "Wir waren einfach schlecht", stellte der Bayer klar, der in den kommenden Tagen seine nette Seite wohl komplett ablegen wird. "Wir werden jetzt Gas geben", kündigt er schonmal an, und sagt: "Meine Ansprache an die Spieler wird sich verändern. Vielleicht ging es einigen bis jetzt zu gut, hatten einige geglaubt, ihren Stammplatz sicher zu haben."
Erfurts Sportchef Rainer Hörgl stieß die Art und Weise der Niederlage sauer auf. Es war ein gequältes Lächeln, das er seinem Kollegen Frank Schmidt zollte, als der über den möglichen Aufstieg philosophierte. "Es verbietet sich ab jetzt, nach oben zu schauen", sagt Hörgl. Ab dem nächsten Spiel in Wuppertal beginnt für Rot-Weiß der Abstiegskampf (und das ohne die gesperrten Jens Möckel und Kapitän Samil Cinaz). Das hatte sich Hörgl so nicht vorgestellt.
28.02.2010 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TA: Hörgls Wutrede
Er gilt als der nette Herr Hörgl. Als besonnener Mann, der auch in hektischen Situationen die Ruhe behält. Doch nach der 1:2-Niederlage gegen Heidenheim beim diesjährigen Heimauftakt platzte dem Rot-Weiß-Sportchef der Kragen. Aus gutem Grund.
ERFURT. Rolf Rombach hatte genug. Zehn Minuten vor dem Abpfiff verließ der Rot-Weiß-Präsident seinen Platz auf der Tribüne. Kopfschüttelnd. Er verpasste dadurch die aufregendste Szene des Spiels: In der Nachspielzeit war Torhüter Dirk Orlishausen nach vorn geeilt und hatte mit einem platzierten Kopfball sein Heidenheimer Pendant Sabanov zu einer Glanztat gezwungen. Es wäre ein unverdienter Ausgleich und allenfalls Orlishausens Belohnung für eine starke Leistung gewesen. Er allein hatte mit einigen tollen Paraden in der Endphase dafür gesorgt, dass seine Mannschaft gegen den frechen Aufsteiger kein Heimdebakel erlebte.
Bis auf wenige Ansätze und ein schön herausgespieltes Tor zum 1:1 (37./Rockenbach) blieben die Erfurter so ziemlich alles schuldig. Sie leisteten sich haarsträubende Schnitzer im Spielaufbau, konnten sich im Angriff nur selten durchsetzen und offenbarten in der zuletzt hochgelobten Defensive eklatante Schwächen. So reichte Heidenheim beim 0:1 ein Steilpass, um die Rot-Weiß-Abwehr auszuhebeln. Das 1:2 fiel nach einem Doppelpass mitten durch das Zentrum. Aber auch die Außenverteidiger Malura und Hillebrand fielen von einer Verlegenheit in die andere.
"Das war eine sehr schwache Leistung von uns", sagte Sportchef Rainer Hörgl und holte anschließend zum verbalen Rundumschlag aus. "Vielleicht ging es dem einen oder anderen zuletzt einfach zu gut. Ich werde meine Ansprache an die Mannschaft jetzt sicher verändern." Statt moderater Töne bekamen die Akteure bereits gestern harsche Kritik zu hören. "So geht es nicht weiter. Wir werden jetzt die Schlagzahl erhöhen und mehr Gas geben", kündigte Hörgl an. "Manche fühlen sich wahrscheinlich zu sicher." Eine klare Ansage an seine vermeintlichen Leistungsträger. Sie müssen nun um ihren Stammplatz bangen.
Wen es treffen wird, ließ der 52-Jährige noch nicht durchblicken. Fehlen werden am Samstag in Wuppertal auf jeden Fall aber Cinaz und Möckel. Der mit einer Leistenzerrung ausgewechselte Kapitän sah ebenso seine zehnte Gelbe Karte wie der Verteidiger. Beide sind nun gesperrt. "Das wird heikel", so Hörgl.
Einmal in Rage knöpfte er sich auch Schiedsrichter Sönder vor. Dieser hatte ihn nach einer halben Stunde ohne Vorwarnung von seiner Trainerbank verbannt. Vorausgegangen war ein lautstarker Protest Hörgls über einen ausgebliebenen Pfiff nach einem Foul. "Anstatt mich zu ermahnen, nicht aufzuspringen, schickt er mich gleich auf die Tribüne. Das ist fehlende Größe", sagte der Erfurter Sportchef. "Aber das werfe ich ihm nicht einmal vor. In diesem Alter kann man noch gar keine Persönlichkeit sein." Schon lange ärgere er sich über "viel zu junge und überforderte Schiedsrichter" in der dritten Liga. Und sah sich bestätigt: Der 27-jährige Sönder versuchte, sich mit Theatralik und (acht) Verwarnungen Respekt zu verschaffen.
Die Niederlage hatten sich die Rot-Weißen allerdings ganz allein zuzuschreiben. An ihren Gesichtern nach der Partie war abzulesen, dass sie das auch wussten. Während sie deprimiert von dannen schlichen, stimmten die Heidenheimer in der Kabine ein Lied nach dem anderen an. Es schien, als würden sie nach ihrem Sprung auf Tabellenplatz zwei bereits den Aufstieg feiern. Davon wollte jedoch ihr Trainer Frank Schmidt nichts wissen und stapelte selbst nach dem achten Sieg in den letzten zehn Spielen tief. "Wir brauchen noch ein paar Punkte für den Klassenerhalt."
Rot-Weiß noch einige mehr.
01.03.2010 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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OTZ: Verdiente Niederlage
Der FC Rot-Weiß Erfurt verliert im ersten Heimspiel des Jahres 1:2 gegen Heidenheim
Von Uli Klemm Erfurt (OTZ/uli). Als Dirk Orlishausen in der 90. Minute zum Kopfball hochstieg, hielten die 4778 Zuschauer den Atem an. Sollte der Erfurter Torwart seinem Jenaer Kollegen Carsten Nulle, der vorige Woche in der Nachspielzeit das 1:1 gegen den VfL Osnabrück erzielt hatte, nacheifern und seiner Mannschaft einen Punkt retten?
Nein, denn Heidenheims Keeper Sabanov war mit einem Blitzreflex zur Stelle. Ehrlicherweise muss man hinzufügen, dass der FC Rot-Weiß ein Remis auch nicht verdient gehabt hätte. Das 1:2 gegen den nunmehrigen Tabellenzweiten aus Baden-Württemberg im ersten Heimspiel 2010 war ein gerechtes Resultat. "Wir waren einfach schlecht und müssen nun unsere Wunden lecken", redete Sportchef Rainer Hörgl Klartext. Den größten Teil des Spiels verfolgte Hörgl aus ungewohnter Position, denn der Bayer wurde nach 30 Minuten von der Bank verwiesen. Zuvor hatte er sich über eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters aufgeregt.
Ob der Sportchef von der Bank aus einen größeren Einfluss auf sein verunsichertes Team gehabt hätte, lässt sich nicht beweisen. Nötig wäre es gewesen, denn vor allem im Defensivverhalten taten sich große Lücken auf. Die erste nutzte Spann bereits nach fünf Minuten. Er nahm ein Zuspiel von Gül auf, schob den Ball unter Orlishausen hindurch in die Maschen.
Auf das große Erfurter Aufbäumen wartete man vergeblich, auch wenn die Rot-Weißen nun etwas konzentrierter zu Werke gingen. Dennoch fiel der Ausgleich quasi aus dem Nichts. Dennis Hillebrand schlug eine gefühlvolle Flanke auf Thiago Rockenbach da Silva, und der Brasilianer vollendete per Hechtflugkopfball (38.). Nur fünf Minuten später lag sogar die RWE-Führung in der Luft, als Hillebrand über das Tor köpfte. Im Gegenzug hätte Spann seinen zweiten Treffer markieren müssen, schoss aber frei stehend aus acht Metern über den Querbalken.
Auch im zweiten Durchgang wirkte Heidenheim frischer. Während sich die Erfurter durch Fehlpässe und durchschaubare Spielzüge in Bedrängnis brachten, agierten die Gäste zielstrebig. So auch beim 1:2 (63.), als Schnatterer und Spann mit einem Doppelpass die Deckung der Hausherren matt setzten. Schnatterer umkurvte noch Orlishausen und versenkte den Ball im leeren Tor.
Danach kam Erfurt über Bemühungen nicht mehr hinaus und musste sich gellende Pfiffe der Fans gefallen lassen. Während die Gäste weiter von der 2. Bundesliga träumen dürfen, steckt RWE im breiten Mittelfeld fest.Wir werden in den kommenden Tagen die Schlagzahl erhöhen.
Sportchef Rainer Hörgl
28.02.2010
Quelle: http://www.otz.de
Erfurt. (tlz) Noch 20 Minuten nach dem Spiel stand Dirk Orlishausen beim Smalltalk mit einigen Anhängern vor dem Zaun unterhalb der Anzeigetafel. Es herrschte Redebedarf nach dem 1:2 gegen Neuling Heidenheim. Redebedarf nach einer Leistung, die in dieser Saison ihresgleichen gesucht und bei der sich selbst Präsident Rolf Rombach kopfschüttelnd vorzeitig vom Spielfeldrand Richtung Katakomben der Tribüne verabschiedet hatte. Ausgerechnet Orlishausen stellte sich den fassungslosen Fans. Ausgerechnet er, der mit zahlreichen Glanztaten seine Mannschaft bis zum Abpfiff noch im Spiel gehalten hatte.
Ausgerechnet er, der wie in der Woche zuvor Jenas Carsten Nulle als Torwart Sekunden vor dem Ende in den gegnerischen Strafraum geeilt war, dort nach Freistoß von Rockenbach da Silva per Kopf tatsächlich noch fast das 2:2 markiert hätte, aber am bärenstarken Eric Sabanov gescheitert war. Es wäre unverdient gewesen!
Doch Erfurts Bester an diesem Tag stellte sich den Fragen einer handvoll Wissbegieriger. Dabei hätte nach den 90 Minuten das ganze Stadion gern erfahren, was mit den Rot-Weißen los war. "Wir haben schwach gespielt", gab Rainer Hörgl zu, nachdem das Dilemma für seine Kicker schon nach sechs Minuten seinen Lauf genommen hatte, als Patrick Mayer mit einem einzigen langen Pass aus dem Mittelfeld Erfurts Defensivzentrum alt aussehen ließ und sich Andreas Spann bei seinem Treffer einen regelrechten Spaß draus machte, die Pohl und Co. vorzuführen. "Wenn wie bei diesem frühen Treffer ein Spieler allein auf unser Tor zuläuft, dann stimmt etwas nicht", meinte Hörgl. Es stimmte gegen Heidenheim eine Menge nicht. Und das zog sich nach dem Rückstand wie ein roter Faden durch das Team.
Die Gäste dominierten die erste halbe Stunde, hätten durch Mayer, der an Orlishausen scheiterte, nachlegen können und müssen (15.). Auch als Heidenheim später das Spiel etwas aus der Hand gab, brachte Rot-Weiß gegen gut gestaffelte Baden-Württemberger wenig Konstruktives zustande. Abgesehen vom Ausgleich durch Rockenbach da Silva, der nach Flanke von Dennis Hillebrand mit dem Kopf zur Stelle war (37.). Minuten zuvor wurde Hörgl wegen Reklamierens auf die Tribüne verbannt, schwor seine Kicker aber zur Halbzeit eindringlich darauf ein, nun endlich näher am Gegenspieler zu stehen und endlich mehr Kampfgeist zu zeigen.
Den konnte man den Gastgebern nach dem Wechsel zwar nicht absprechen, dennoch wirkten die Aktionen nur halbherzig. Wie die Bälle nun gewonnen wurden, wurden sie meist auch gleich wieder verloren. Zudem landeten die Flanken von den Außenbahnen zu achtzig Prozent beim Gegner. "Natürlich trainieren wir das alles", stellte Hörgl klar und gestand: "Mit dieser Form heute hätte ich nicht gerechnet."
Auch der glücklose Carsten Kammlott, der in der zweiten Hälfte einem an ihm verwirkten und nicht gegebenen Strafstoß nachtrauerte, hob nach dem Abpfiff ratlos die Schulter: "Unseren Auftritt hatten wir uns anders vorgestellt." Vielleicht war der Geist ja tatsächlich willig, in guten Aktionen aber schlug sich das nicht nieder. Mit fortlaufender Spielzeit konnte Heidenheim auf fremdem Geläuf, kam so durch Marc Schnatterer - der Martin Pohl, Jens Möckel und Orlishausen alt aussehen ließ - zum 1:2 (62.). Erfurts Keeper rettete später noch großartig gegen Mayers Schuss aus 14 Metern (78.) und musste in der Schlussphase mit ansehen wie Rockenbach (86.) und Tino Semmer (89.) beste Einschussmöglichkeiten regelrecht verstolperten. Dass ausgerechnet ihm der Ausgleich kurz vor Schluss versagt blieb, war tragisch und für Rainer Hörgl aber eine logische Schlussfolgerung eines grauenhaften Auftritts seiner Mannschaft: "Wir stehen zurecht mit leeren Händen da, weil wir einfach schlecht waren."
Erfurt: Orlishausen - Malura, Pohl, Möckel, Hillebrand - Cinaz (70. Stenzel) - Bölstler, Rockenbach, Becker (80. Pagenburg) - Semmer, Kammlott (76. Lüttmann).
Heidenheim: Sabanov - Meier, Krebs, Göhlert, Feistle - Weil (78. Beisel), Gül (86. Heidenfelder), Bagceci, Schnatterer - Spann (88. Jarosch), Mayer.
Schiedsrichter: Tim Sönder (Lübeck). Tore: 0:1 Spann (6.), 1:1 Rockenbach (37.), 1:2 Schnatterer (62.). Zuschauer: 4778.
Fotogalerie unter:
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28.02.2010 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TLZ: Der nette Herr Hörgl zieht die Zügel an
Erfurt. (tlz) Der letzte Rest vom Lächeln gefror ihm im Gesicht, als Heidenheims Trainer Frank Schmidt auf die Frage eines Reporters, ob man denn im Falle eines Aufstiegs für die 2. Liga gewappnet sei, antwortete, dass man das zumindest in Sachen Sportstätte sei. Gerade werde das Stadion für 14 Millionen Euro umgebaut, gerade habe man zwei neue Trainingsplätze erhalten. Diesen Luxus pur wie im Ländle kennt Rainer Hörgl in der Landeshauptstadt Erfurt nicht. Als wenn dem 52-Jährigen am Sonnabend nicht schon genug die Laune verdorben war.
Da war das 1:2 seiner Mannschaft beim ersten Heimauftritt nach fast drei Monaten Pause. Da war seine Verbannung auf die Tribüne nach einer halben Stunde, nur weil er sich gewagt hatte, nach einem Foul an Manuel Bölstler - dem mehrere kleine ungeahndete Nicklichkeiten gegen seine Spieler vorausgingen - den Linienrichter zu fragen, was denn hier los sei. "Ich habe niemanden beleidigt", schwört Hörgl, der nun wahrlich nicht als Fußball-Lautsprecher bekannt ist. Dennoch schickte ihn Tim Sönder auf die Tribüne. 27 Jahre jung ist der Mann aus Lübeck, der am Sonnabend sein achtes Drittligaspiel in dieser Saison gepfiffen hat und der mit acht gelben Karten sein Konto auf stattliche 42 erhöhte.
"Ich moniere es von Anfang an", sagt Hörgl, "dass die Schiedsrichter in dieser Liga, in der es für die Vereine um so viel geht, viel zu jung sind sind. Das sind Jungs, die oftmals überfordert sind." So kannte man Rainer Hörgl bis zum Sonnabend nicht. Doch Recht hatte er: "Ein erfahrener Schiedsrichter hätte in dieser Situation mehr Fingerspitzengefühl gezeigt und mich gebeten, mich einfach wieder auf meine Bank zu setzen."
Freilich hatte die traurige Vorstellung seiner Mannschaft nichts mit seiner Roten Karte zu tun. "Wir waren einfach schlecht", stellte der Bayer klar, der in den kommenden Tagen seine nette Seite wohl komplett ablegen wird. "Wir werden jetzt Gas geben", kündigt er schonmal an, und sagt: "Meine Ansprache an die Spieler wird sich verändern. Vielleicht ging es einigen bis jetzt zu gut, hatten einige geglaubt, ihren Stammplatz sicher zu haben."
Erfurts Sportchef Rainer Hörgl stieß die Art und Weise der Niederlage sauer auf. Es war ein gequältes Lächeln, das er seinem Kollegen Frank Schmidt zollte, als der über den möglichen Aufstieg philosophierte. "Es verbietet sich ab jetzt, nach oben zu schauen", sagt Hörgl. Ab dem nächsten Spiel in Wuppertal beginnt für Rot-Weiß der Abstiegskampf (und das ohne die gesperrten Jens Möckel und Kapitän Samil Cinaz). Das hatte sich Hörgl so nicht vorgestellt.
28.02.2010 Von Thomas Czekalla
Quelle: http://www.tlz.de
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TA: Hörgls Wutrede
Er gilt als der nette Herr Hörgl. Als besonnener Mann, der auch in hektischen Situationen die Ruhe behält. Doch nach der 1:2-Niederlage gegen Heidenheim beim diesjährigen Heimauftakt platzte dem Rot-Weiß-Sportchef der Kragen. Aus gutem Grund.
ERFURT. Rolf Rombach hatte genug. Zehn Minuten vor dem Abpfiff verließ der Rot-Weiß-Präsident seinen Platz auf der Tribüne. Kopfschüttelnd. Er verpasste dadurch die aufregendste Szene des Spiels: In der Nachspielzeit war Torhüter Dirk Orlishausen nach vorn geeilt und hatte mit einem platzierten Kopfball sein Heidenheimer Pendant Sabanov zu einer Glanztat gezwungen. Es wäre ein unverdienter Ausgleich und allenfalls Orlishausens Belohnung für eine starke Leistung gewesen. Er allein hatte mit einigen tollen Paraden in der Endphase dafür gesorgt, dass seine Mannschaft gegen den frechen Aufsteiger kein Heimdebakel erlebte.
Bis auf wenige Ansätze und ein schön herausgespieltes Tor zum 1:1 (37./Rockenbach) blieben die Erfurter so ziemlich alles schuldig. Sie leisteten sich haarsträubende Schnitzer im Spielaufbau, konnten sich im Angriff nur selten durchsetzen und offenbarten in der zuletzt hochgelobten Defensive eklatante Schwächen. So reichte Heidenheim beim 0:1 ein Steilpass, um die Rot-Weiß-Abwehr auszuhebeln. Das 1:2 fiel nach einem Doppelpass mitten durch das Zentrum. Aber auch die Außenverteidiger Malura und Hillebrand fielen von einer Verlegenheit in die andere.
"Das war eine sehr schwache Leistung von uns", sagte Sportchef Rainer Hörgl und holte anschließend zum verbalen Rundumschlag aus. "Vielleicht ging es dem einen oder anderen zuletzt einfach zu gut. Ich werde meine Ansprache an die Mannschaft jetzt sicher verändern." Statt moderater Töne bekamen die Akteure bereits gestern harsche Kritik zu hören. "So geht es nicht weiter. Wir werden jetzt die Schlagzahl erhöhen und mehr Gas geben", kündigte Hörgl an. "Manche fühlen sich wahrscheinlich zu sicher." Eine klare Ansage an seine vermeintlichen Leistungsträger. Sie müssen nun um ihren Stammplatz bangen.
Wen es treffen wird, ließ der 52-Jährige noch nicht durchblicken. Fehlen werden am Samstag in Wuppertal auf jeden Fall aber Cinaz und Möckel. Der mit einer Leistenzerrung ausgewechselte Kapitän sah ebenso seine zehnte Gelbe Karte wie der Verteidiger. Beide sind nun gesperrt. "Das wird heikel", so Hörgl.
Einmal in Rage knöpfte er sich auch Schiedsrichter Sönder vor. Dieser hatte ihn nach einer halben Stunde ohne Vorwarnung von seiner Trainerbank verbannt. Vorausgegangen war ein lautstarker Protest Hörgls über einen ausgebliebenen Pfiff nach einem Foul. "Anstatt mich zu ermahnen, nicht aufzuspringen, schickt er mich gleich auf die Tribüne. Das ist fehlende Größe", sagte der Erfurter Sportchef. "Aber das werfe ich ihm nicht einmal vor. In diesem Alter kann man noch gar keine Persönlichkeit sein." Schon lange ärgere er sich über "viel zu junge und überforderte Schiedsrichter" in der dritten Liga. Und sah sich bestätigt: Der 27-jährige Sönder versuchte, sich mit Theatralik und (acht) Verwarnungen Respekt zu verschaffen.
Die Niederlage hatten sich die Rot-Weißen allerdings ganz allein zuzuschreiben. An ihren Gesichtern nach der Partie war abzulesen, dass sie das auch wussten. Während sie deprimiert von dannen schlichen, stimmten die Heidenheimer in der Kabine ein Lied nach dem anderen an. Es schien, als würden sie nach ihrem Sprung auf Tabellenplatz zwei bereits den Aufstieg feiern. Davon wollte jedoch ihr Trainer Frank Schmidt nichts wissen und stapelte selbst nach dem achten Sieg in den letzten zehn Spielen tief. "Wir brauchen noch ein paar Punkte für den Klassenerhalt."
Rot-Weiß noch einige mehr.
01.03.2010 Von Marco ALLES
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de
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OTZ: Verdiente Niederlage
Der FC Rot-Weiß Erfurt verliert im ersten Heimspiel des Jahres 1:2 gegen Heidenheim
Von Uli Klemm Erfurt (OTZ/uli). Als Dirk Orlishausen in der 90. Minute zum Kopfball hochstieg, hielten die 4778 Zuschauer den Atem an. Sollte der Erfurter Torwart seinem Jenaer Kollegen Carsten Nulle, der vorige Woche in der Nachspielzeit das 1:1 gegen den VfL Osnabrück erzielt hatte, nacheifern und seiner Mannschaft einen Punkt retten?
Nein, denn Heidenheims Keeper Sabanov war mit einem Blitzreflex zur Stelle. Ehrlicherweise muss man hinzufügen, dass der FC Rot-Weiß ein Remis auch nicht verdient gehabt hätte. Das 1:2 gegen den nunmehrigen Tabellenzweiten aus Baden-Württemberg im ersten Heimspiel 2010 war ein gerechtes Resultat. "Wir waren einfach schlecht und müssen nun unsere Wunden lecken", redete Sportchef Rainer Hörgl Klartext. Den größten Teil des Spiels verfolgte Hörgl aus ungewohnter Position, denn der Bayer wurde nach 30 Minuten von der Bank verwiesen. Zuvor hatte er sich über eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters aufgeregt.
Ob der Sportchef von der Bank aus einen größeren Einfluss auf sein verunsichertes Team gehabt hätte, lässt sich nicht beweisen. Nötig wäre es gewesen, denn vor allem im Defensivverhalten taten sich große Lücken auf. Die erste nutzte Spann bereits nach fünf Minuten. Er nahm ein Zuspiel von Gül auf, schob den Ball unter Orlishausen hindurch in die Maschen.
Auf das große Erfurter Aufbäumen wartete man vergeblich, auch wenn die Rot-Weißen nun etwas konzentrierter zu Werke gingen. Dennoch fiel der Ausgleich quasi aus dem Nichts. Dennis Hillebrand schlug eine gefühlvolle Flanke auf Thiago Rockenbach da Silva, und der Brasilianer vollendete per Hechtflugkopfball (38.). Nur fünf Minuten später lag sogar die RWE-Führung in der Luft, als Hillebrand über das Tor köpfte. Im Gegenzug hätte Spann seinen zweiten Treffer markieren müssen, schoss aber frei stehend aus acht Metern über den Querbalken.
Auch im zweiten Durchgang wirkte Heidenheim frischer. Während sich die Erfurter durch Fehlpässe und durchschaubare Spielzüge in Bedrängnis brachten, agierten die Gäste zielstrebig. So auch beim 1:2 (63.), als Schnatterer und Spann mit einem Doppelpass die Deckung der Hausherren matt setzten. Schnatterer umkurvte noch Orlishausen und versenkte den Ball im leeren Tor.
Danach kam Erfurt über Bemühungen nicht mehr hinaus und musste sich gellende Pfiffe der Fans gefallen lassen. Während die Gäste weiter von der 2. Bundesliga träumen dürfen, steckt RWE im breiten Mittelfeld fest.Wir werden in den kommenden Tagen die Schlagzahl erhöhen.
Sportchef Rainer Hörgl
28.02.2010
Quelle: http://www.otz.de